Fenster schließen
 
10.06.2005
http://www.gaesteliste.de/texte/show.html?_nr=971
 
DEATH BY STEREO

Attraktiver Zwitter

Death By Stereo
Metalcore ist die Musik der Stunde und die Welt mag harte Musik. Also wird die Welt auch Death By Stereo mögen. Spielen also Death By Stereo Metalcore? Natürlich nicht! Sie spielen Metal, sie spielen Hardcore und sie spielen Punk. Sie spielen eine Musik, die nur Death By Stereo spielen. Manche mögen das nicht, behaupten, es wäre ein in Frankensteins Labor gehaltener Zwitter aus unter anderem Refused, Madball, Hammerfall und Iron Maiden. Die Summanden stimmen, die Summe nicht. Denn was Death By Stereo auf "Death For Life" spielen ist zwar ein Zwitter - aber ein äußerst atraktiver.

"Die Platte ist dunkel und heftig, aber gleichzeitig auch optimistisch", beschreibt ein äußert wortkarger Dan Palmer, seines Zeichen Gitarrist bei DBS, die Stimmung der Platte und trifft den Nagel damit auf den Kopf. Zehn der elf Songs versprühen eine Engerie, der man sich nicht entziehen kann. Wütende Hardcore-Screamings treffen auf glasklare, überraschend passende Metal-Vocals und voll in den Magen tretende Bassläufe vermischen sich mich Soli und Bombast. Das alles ist typisch Death By Stereo, und doch ist einiges neu auf dem "Into The Valley Of Death"-Nachfolger. Zum einen steht der Hardcore mehr im Vordergrund, was die Platte noch aggressiver macht, zum anderen singt Efrem besser und öfter, als er es in der Vergangenheit getan hat. Produziert hat diesmal nicht wie sonst Basist Paul, sondern Fred Archambault, der schon mit Deftones gearbeitet hat. Weil "Paul nicht mehr in der Band ist. Er wollte sich anderen Sachen widmen", lässt sich Dan die Informationen nur mühsam aus der Nase ziehen. "Unser neuer Bassist heißt Tyler Rebbe, er ist ein toller Musiker und ein pretty bad ass." Und Dan lacht am anderen Ende des Telefons. Er ist sehr nett. Und kein Freund von langen Sätzen.

"Wir haben uns diesmal viel Zeit gelassen, weil wir einfach die beste Platte machen wollten, zu der wir fähig waren. Die Songs mussten schon perfekt sein, bevor wir ins Studio gingen und auch beim Aufnehmen haben wir so lange gearbeitet, bis wir alle völlig zufrieden waren." Außerdem achtete man auch auf die Chemie und einen angenehmen Alltag: "Wir hatten noch nie so viel Spaß, wie bei dieser Platte", erinnert sich der Gitarrist. "Wir haben alle gemeinsam an den Songs gesessen, eine Menge gejammt und einfach eine gute, stressfreie Zeit gehabt. So sind manche Songs innerhalb weniger Tage fertig gewesen, an anderen haben wir dagegen kräftig getüftelt. Es war ein sehr gesundes Arbeiten und das war denke ich auch der Grund, warum manche Songs sehr heftig und wütend, andere aber sehr melodisch geworden sind." Stichwort melodisch, mit "Forever And A Day" haben Death By Stereo eine wundervolle Ballade geschaffen, die die einen als - um mal wieder die Kollegen zu zitieren - "Kackballade zwischen Phil Collins, Bonfire und Vanilla Ninja, die selbst in einschlägigen Großraum-Diskos höchstens dazu taugt, die letzten sehnsüchtigen Hoffnungen der ausharrenden Gesichts-Vierzigjährigen auf einen One Night Stand in Trümmer zu hacken" beschreiben, anderen aber eine Gänsehaut beschert. Der Song ist ein Kracher, Efrem singt anfangs herzergreifend schön, das ist Pop in Reinkultur und alles scheint gut. Doch dann schreit er sich langsam in Rage, Phil Collins liegt längst schwitzend in der Ecke und am Ende kotzt sich der Sänger nur noch aus, die Stimmung des Songs ist eine völlig andere, die Großraum-Disko brennt und alle suchen das Weite.

Death By Stereo sind musikalisch weit mehr Metal als Punk und finden trotzdem hauptsächlich in der Punk- und Hardcore-Szene statt. Sie touren mit den entsprechenden Bands, veröffentlichen auf Epitaph und nur wenige Metalheads verirren sich auf ihre Konzerte. "Wir haben eben einen eindeutigen Punkrock-Background und spielen gerne mit ähnlichen Bands zusammen. Aber wir touren auch mit Soulfly und Mastodon und da werden sicher auch Metalfans kommen. Wir selbst sehen uns weder als Metal- noch als Hardcore-Band, wir sind beides und von beiden Stilen beeinflusst, daher sollten uns auch beide Gruppierungen mögen. Napalm Death sind im Herzen ja auch Punks und tragen Dead Kennedys-Shirts, das Ganze liegt also gar nicht so weit auseinander."

Death By Stereo
Death By Stereo veröffentlichen schon ihr fünftes Album, aber den wirklichen Durchbruch haben sie noch nicht geschafft. Sie werden von vielen gemocht, von fast allen gekannt, gelten als starke Live-Band und sind trotzdem Underground. "Wir sind mit unserem Status trotzdem zufrieden", gibt sich Dan gelassen. "Aber natürlich sollten wir mehr Platten verkaufen [lacht], was wir hoffentlich mit dieser Scheibe erreichen. Wir wollen stets ein weiteres Level und damit auch mehr Leute erreichen. Sollten wir es nicht schaffen, haut es uns auch nicht um, aber wir glauben, dass das Album das Potential hat und wir sind wirklich stolz." Stolz ist Dan auch, dass es Death By Stereo immer noch gibt. Trotz Line Up-Wechsel und Anklagen. "Wir haben immer weiter gemacht, konsequent unser Ding durchgezogen und sind nach sieben Jahren immer noch dabei. Natürlich haben wir in der Zeit auch eine Menge Fehler gemacht, aber aus diesen haben wir gelernt und auch diese haben uns dahin gebracht, wo wir heute stehen." Demnächst stehen sie in den Staaten mit unter anderem Rise Against, Alkaline Trio und Bad Religion auf der Bühne. Im August wollen Death By Stereo nach Deutschland kommen, um ihren Zwitter live vorzustellen. Punks und Metalheads sind willkommen.

Weitere Infos:
www.deathbystereo.com
Interview: -Mathias Frank-
Fotos: -Pressefreigaben-
Death By Stereo
Aktueller Tonträger:
Death For Life
(Epitaph/SPV)
 

Copyright © 2005 Gaesteliste.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de