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17.11.2023
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CULK

Das Gefühl einer Generation

Culk
"Generation Maximum" ist das dritte Album der österreichischen Band Culk. Nachdem man sich mit dem Debüt-Album "Culk" erst mal eine eigene stilistische Nische aufbauen musste, indem sich die vier Musiker entschlossen hatten, ihre gemeinsamen Pfunde in die Waagschale zu werfen, konnte man sich auf dem zweiten Album "Zerstreuen über euch" auch einig über eine inhaltliche Marschrichtung werden und machte die soziale Ungerechtigkeit der Geschlechter bzw. den Kampf gegen patriarchalische Strukturen - nicht nur, aber auch im Musik-Business - zum Thema. Dieses Thema vertiefte im Anschluss Sophie Löw - die Frontfrau und Texterin des Quartetts - auf höchst persönliche Weise mit ihrem Solo-Projekt Sophia Blenda auf dem Album "Die neue Heiterkeit". Obwohl Sophie sagt, dass sie dieses Projekt gerne von den Culk-Aktivitäten trennen möchte, deutete sich damals aber vielleicht schon eine thematische Erweiterung an, die auf dem nun vorliegenden, dritten Culk-Album "Generation Maximum" deutlich wird. Denn hier weitet sich das inhaltliche Blickfeld aus, indem neben der nach wie vor präsenten Sozialkritik auf persönlicher Ebene eine ganze Generation mit in die Betrachtung einbezogen wird. Ist die besungene "Generation Maximum" also jene, die auf die Generation Z folgt?

"'Generation Maximum' steht eher für so ein Gefühl von unserer Generation und der danach", erklärt Sophie Löw - ihres Zeichens ja nicht nur Sängerin, sondern auch Texterin von Culk, "es geht um das Gefühl, als Gesellschaft irgendwo hinten anzustehen und jenes, dass sich etwas radikal ändern muss. Es geht uns dabei aber mehr um das Aufzeigen von Zuständen und weniger um eine Kritik an unserer Generation. Es geht darum, dass die 'über uns' uns zuhören und etwas ändern sollen - was Politik betrifft und was Klima-Fragen betrifft." Ist das Album dann vielleicht Culks gewaltlose Alternative zum Klimakleber-Protest der Letzten Generation? "Wie ist denn jetzt der Sprung vom Klima-Kleben zur Gewalt gekommen?", fragt Culk-Gitarrist Johannes Blindhofer erstaunt, "das ist doch keine Gewalt." Sophie springt ihm argumentativ bei: "Die AutofahrerInnen, die mit ihren SUVs alleine durch die Gegend fahren und unser ganzes Klima zerstören, wären dann ja so gesehen auch eine Art von Gewalt, weil das das Leben von allen Menschen verschlechtert. Und wenn man den Politiker(inne)n keine Reibung gibt, dann werden sie nie etwas ändern. Fridays For Future ist jetzt schon seit Jahren Thema und seit dem hat sich basically nichts geändert." "Genau - lieb gebeten wurde jetzt einfach schon lange - und es hat sich überhaupt nichts getan", ergänzt Johannes. Nun ja - eigentlich ging es ja nur darum, den Hintergrund des neuen Culk-Albums besser zu verstehen. Wäre es dann fair zu sagen, dass es um eine Art Bestandsaufnahme geht? Darauf deuten zumindest Stücke wie "2000" hin - in denen Sophie auf lyrische Weise die letzten 23 Jahre mit ihren anfänglich zu euphorischen und dann vielfach enttäuschten Erwartungen Revue passieren lässt? "Ja genau", bestätigt Sophie, "und darum, zu beschreiben, wie die Situationen immer schlimmer wurde."

Auf der anderen Seite sind da persönliche Songs wie "Dein Gehen", die ohne politischen Hintergrund auskommen. "'Dein Gehen' ist ja der letzte Song'", führt Sophie aus, "die Lieder davor behandeln ja zeitgenössische politische Themen - aber 'Dein Gehen' ist dann ein Song über die Vergänglichkeit und die Idee, was von uns bleibt, wenn wir nicht mehr sind. Der Song führt die Sache dann eher auf eine persönlichere Ebene zurück." Gab es denn ein bestimmtes Ziel, das im Studio auf der musikalischen Seite verfolgt verfolgt werden sollte? "Ja. Nachdem der Titel 'Generation Maximum' erst ein Mal ausgesprochen war, hatten wir unausgesprochen auch was das Musikalische betrifft das Gefühl, dass es auf der einen Seite irgendwie zeitgenössisch klingen sollte - was immer das auch ist", formuliert Johannes, "wir wollten also nicht dem Sound einer gewissen Ära nacheifern. Es sollte auch musikalisch irgendwie ein Kommentar an die jetzige Zeit sein." "Wir haben uns aber nicht irgendwelche musikalischen Ziele gesetzt", gibt Sophie zu bedenken, "wir machen so etwas schon sehr intuitiv." "Wir gehen meistens mit sehr vielen Proben und fertigen Arrangements ins Studio", ergänzt Johannes, "dann ist die Studiozeit sehr kurz. Das funktioniert immer sehr gut und da wollen wir uns auch gar nicht so viele Gedanken drüber machen. Bisher haben wir es immer geschafft, dass die Alben alle einen eigenen Vibe haben - aber wo das genau passiert, forschen wir gar nicht so besonders nach, so lange es funktioniert. Das ist eher so ein Bauchgefühl.

Atmosphäre ist ja sehr wichtig bei Culk. Ist das eine Sache, die auch schon beim Songwriting in Betracht gezogen werden muss? "Ich glaube, wir arbeiten komplett intuitiv und ich bringe Textpassagen oder ganze Texte mit", erklärt Sophie, "um die Atmosphäre mussten wir uns noch nie bemühen, die kam immer von ganz alleine. Das war von Anfang unser Ding, wo wir uns blind drauf verlassen konnten. Das eigentliche Transportmedium ist ja die Emotion." Sodass sich Culk-Songs erfühlen lassen, also? "Ja, auf jeden Fall", bestätigt Johannes, "so ebnen dir die ersten zehn Sekunden auch gleich den Weg in die Geschichte hinein. Das ist für mich der perfekte Song. Allerdings muss ich sagen, dass ich über diese Fragen jetzt zum ersten Mal nachdenke, wo du sie mir gestellt hast. Wir machen uns über so etwas wirklich keine Gedanken. Am Ende sollte man so etwas auch gar nicht so besonders gewichten, denn es geht ja letztlich auch einfach um Musik - und die muss nicht unbedingt aus einem hohen Gefühl heraus entstehen. Es ist auch okay, wenn ein Song einfach nur Spaß macht. Wir wollten somit ein Album machen, was uns selbst gefällt und was uns glücklich macht - und die Arbeit daran auch." Mal anders gefragt: Worüber machen sich Culk denn dann Gedanken, wenn das meiste auf der intuitiven Ebene passiert? "Hauptsächlich über die Aussage der Lieder", meint Sophie, während Johannes ergänzt: "Tempo und Rhythmus, denn das sind Dinge, die wir steuern können."

Im nächsten Jahr werden Culk auch wieder auf Tour gehen und die Songs des neuen Albums dann im Verbund mit den älteren Culk-Stücken live präsentieren. Eine weitere Sophie Blenda-LP ist für die Zukunft dann auch wieder angedacht - jedoch möchte Sophie Löw die beiden Projekte getrennt voneinander behandeln.

Weitere Infos:
culk1000.bandcamp.com
www.facebook.com/culkmusic
www.instagram.com/culkmusic
www.youtube.com/watch?v=YCAknYKSm48
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Sophie Löw-
Culk
Aktueller Tonträger:
Generation Maximum
(Siluh/Cargo)
 

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