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Interview-Archiv

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POPTONES / ALAN MCGEE
 
Alan McGee's new Creation
Poptones / Alan McGee
1982/83 war der britische Fanzine-Schreiber und Fan von Mod-Pop-Legenden wie den Television Personalities und The Times 22 Jahre alt und startete ohne einen Pfennig Geld ein kleines Label namens Creation Records, das genauso belächelt wurde wie seine Tätigkeit als Manager von Bands wie The Jesus And Mary Chain, mit deren Krach anscheinend wirklich kein Geld zu verdienen war. Jetzt ist Alan McGee 40, darf sich als Erfinder der erfolgreichsten Independent-Schallplattenfirma Englands bezeichnen, als Förderer von legendären Bands wie Primal Scream, The House Of Love, Ride, Teenage Fanclub, Sugar, The Boo Radleys und, und, und, darf sich "Entdecker von Oasis" nennen und ist durch letztere in kürzester Zeit zum Multimillionär geworden. Doch anstatt mit seiner Frau Kate den Rest seiner Tag am Strand einer Südseeinsel zu verbringen, hat der Mann mit dem liebenswert kantigen schottischen Akzent Ende 1999 bei Creation alles hingeworfen und noch einmal von vorne angefangen. Creation war gestern, heute ist Poptones!
Poptones / Alan McGee
"Für mich schließt sich jetzt ein Kreis. Natürlich ist es toll, eine Band zu haben, die fünf Millionen Platten verkauft, die vielleicht größte Band der Welt, und das größte Indielabel seit Factory zu führen, aber irgendwann kommst du an den Punkt, an dem du merkst: Das war's, das hab ich erreicht, aber jetzt liegt es hinter mir und ich möchte wieder zurück zu meinen Wurzeln", erklärt McGee der Gästeliste, als er Ende November sein super-durchgestyltes Büro, die Popart Mansions in London, gegen ein Kölner Hotelzimmer tauschte, um die Ideen hinter seinem neuen Projekt unter die Leute zu bringen. Obwohl die Audienz bei McGee eher einer Fragestunde seinerseits gleichkam, wollte er doch von der versammelten Journaille auch wissen, wie bekannt die Poptones-Idee schon ist und was man noch verbessern könnte.

Doch was ist eigentlich der Hauptunterschied des Starts bei Creation und nun in der Anfangsphase von Poptones, die paar Millionen auf der hohen Kante mal außen vor gelassen? "Ich denke, dieses Mal haben wir von Anfang an viel mehr Leute gegen uns, hahaha", antwortet McGee und muss schallend lachen. "Viele Leute kommen nicht damit klar, dass ich mit der größten Band der Welt zusammengearbeitet habe, und auch der Börsengang hat ziemlich viele Leute gegen uns aufgebracht. Bei Creation haben ja damals auch alle gedacht, dass wir es nie schaffen würden. Poptones war kaum eine Woche im Geschäft, da haben schon alle über uns hergezogen. Inzwischen beginnt der Wind sich zu drehen. Über die Cosmic Rough Riders ist zum Beispiel abgesehen vom NME in England nur Gutes geschrieben worden."

Poptones / Alan McGee
Apropos Bands: Wer gedacht hat, dass sich auf Poptones jede Menge Superstars wiederfinden, der irrt. Es sind vornehmlich junge und unbekannte Bands, die uns McGee zu Gehör bringen will, und wenn Creation zuletzt doch ein relativ eingeschränktes Spektrum abgedeckt hat, ist der Bogen bei McGees neuester Unternehmung doch wesentlich weiter gespannt, ob es nun die kosmischen Grooves der, ähm, Cosmic Rough Riders, der Parodie-Pop von El Vez oder der Elektro-Punk der Ping Pong Bitches oder der bewährte Sound von Dub-Legende Mad Professor ist - McGee beweist Interesse an einem möglichst breiten Spektrum, in dem natürlich auch die genialen Retro-Rocker Oranger einen Platz verdient haben und mit dem Pop-Experimentalisten Trashmonk sogar noch ein Creation-Veteran ein neues Zuhause gefunden hat. "Wir haben eine ganze Menge Angebote von großen Stars bekommen, die bei Poptones unter Vertrag genommen werden wollten, aber wir haben alle abgelehnt, denn ich halte es für viel interessanter, das Label mit unbekannten Bands zu starten und aufzubauen."
Poptones / Alan McGee
Knapp ein Jahr ist Poptones jetzt im Geschäft, ein guter Zeitpunkt für den Workaholic McGee, der selbst während des Interviews ständig mit einem Auge in seinen prall gefüllten Terminkalender linst, eine erste Bilanz zu ziehen: "In Großbritannien ist Neid an der Tagesordnung, aber mit der Zeit wird sich die Aufregung schon legen. Vor allem, weil Poptones ja nicht nur eine einfache Plattenfirma ist, wie Creation eine war. Poptones ist ein Multimedia-Konzept, auch wenn es immer noch vornehmlich um Musik geht. Wir nehmen jede Menge Bands unter Vertrag, aber es gibt ja auch die Website und einen Club namens Radio 4. Dazu habe ich gerade einen Film, "The Baby", fertiggestellt, und in Kürze wird es auch eine Poptones-Radioshow auf XFM geben und auch Webcasts. Die Multimedia-Idee ist nicht neu, ich wollte sie eigentlich schon in den letzten Jahren des Bestehens von Creation verwirklichen, weil es mich einfach gelangweilt hat, ein Geschäft zu führen, in dem es nur darum geht, dass weiße Jungs Gitarren spielen. Das ist doch unfassbar langweilig."

Recht hat er. So erfolgreich Oasis auch gewesen sein mögen, selbst eingefleischte Creation-Anhänger konnten mit dem schlaffen Retro-Sound von Bands wie Heavy Stereo, Hurricane #1 oder eben sogar Oasis nicht mehr allzu viel anfangen. Wie kommt also der frische musikalische Wind bei Poptones zustande, Mister McGee? "Die Mischung kommt durch das Kollektiv zustande. Im Großen und Ganzen ist Poptones mein Label, aber Leute wie mein langjähriger Freund Joe Foster von den Television Personalities, oder Mark Brown aus unserem Büro, meine Frau Kate oder sogar Ian, der Typ der unsere Platten presst, haben Bands vorgeschlagen, die letztendlich gesigned wurden." Aha. Also hat es McGee wirklich über's Herz gebracht und seinen alten Sessel als Diktator mit den unfehlbaren Ohren geräumt? "Poptones ist ein Kollektiv, das Creation nie gewesen ist. 1984 bis 1989 gab es bei Creation eigentlich nur mich", blickt der Schotte zurück. "Dann habe ich ein wenig den Faden verloren, und auf einmal war ich von unzähligen Sony-Buchhaltern umgeben, die das Geschäft führten, und jeder wollte ein Stück von Creation haben, eigentlich konnte man es gar nicht mehr als Plattenfirma bezeichnen. Ich begann mich fürchterlich zu langweilen, aber ich wurde für meine Langeweile fürstlich entlohnt, also hab ich den Mund gehalten. Für ein paar Jahre hatte ich komplett das Interesse an der Musik verloren. Creation hatte ein weltweites Vertriebsnetz, Büros in New York und all das. Es war ein reines Geschäft geworden und das langweilte mich zu Tode."

Bei Creation wurden ein paar Jahre nach der Gründung diverse Sublabel ins Leben gerufen, von denen Elevation schnell vom Pleitegeier geholt wurde und Rev-Ola ein wenig beachtetes, aber gut geführtes Reissue-Label war. Ähnliches gibt es bei Poptones direkt von Beginn an. So erscheint die Mad-Professor-Scheibe bei Poptones In Dub, und einige 60s-Wiederveröffentlichungen (immer noch eine heimliche Liebe McGees) stehen bei Poptones From The Vaults an. Irgendwann hofft McGee, den Großteil seiner Geschäfte über's Internet abwickeln zu können. "Sobald man die Basis geschaffen hat und zum Beispiel die Kosten für Ortsgespräche wegfallen, wird das Internet ein noch viel wichtigerer Markt sein", ist sich McGee sicher, der derzeit von seinen Platten, "ganz einfach, weil der Markt noch so funktioniert", erst 1% über Mailorder auf www.poptones.co.uk verkauft und noch 99% regulär im Plattenladen.

Während McGee kräftig an seinen Verkaufstrategien bastelt, hat an der Börse eine äußerst prominente Kundin ordentlich bei den Poptones-Anteilen zugelangt - die englische Queen! "Das ist die beste Punkrock-Aktion, die mir seit langem passiert ist", lacht McGee. "Da hat die Queen also wirklich Aktien einer anti-monarchistischen Gesellschaft gekauft, das ist wirklich zu witzig! Da sieht man mal wieder: Man kann sich seine Freunde aussuchen, aber nicht seine Aktionäre!" Anfang 2001 will McGee seine in England inzwischen zum Selbstläufer gewordene Clubnacht Radio 4 auch nach Deutschland bringen, eventuell sogar zusammen mit seiner derzeitigen Lieblingsband Ping Pong Bitches, deren Debut im Februar erscheinen soll. Und egal wie es mit McGee und Poptones weitergeht, eine ewige Weisheit verdanken wir dem schlauen Schotten auf jeden Fall. War er es doch, der richtigerweise festgestellt hat: "Your girlfriend can leave you, but the Rolling Stones are there forever!"

Weitere Infos:
www.poptones.co.uk
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
Poptones / Alan McGee


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