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NICE MAN & THE BAD BOYS
 
The the nice, the bad and the pop
Nice Man & The Bad Boys
Wer sich mit der schottischen Indiepop-Szene nur ein kleines bisschen auskennt, weiß, dass Francis Macdonald zu den wichtigsten Persönlichkeiten in und um Glasgow zählt. Auf seinem Shoeshine-Label hat er Platten von Könnern wie Alex Chilton, Laura Cantrell, Schwervon! oder Kim Fowley veröffentlicht, und als Drummer von Teenage Fanclub (er spielte auf deren 1989er Debüt "A Catholic Education" und ist nach längerer Pause inzwischen wieder fester Bestandteil des Fanclubs auf der Bühne und im Studio) ist er auch als Performer bestens bekannt. Zudem hat er in der Vergangenheit mit den BMX Bandits, Ben Vaughn oder The Pastels gespielt, und weil er den Humor von Jonathan Richman und die präzisen Popqualitäten der Ramones bewundert, ist es keine Überraschung, dass all diese Künstler auch in Francis' Solokarriere anklingen. Zwei Platten mit knackigen Indiepopsongs hat er unter dem Pseudonym Nice Man aufgenommen. Die erste, "Sauchiehall And Hope (A Pop Opera)" aus dem Jahre 2002, war gleich ein völlig im Alleingang aufgenommenes Konzeptalbum, die neue, "The Art Of Hanging Out", besticht dagegen mehr durch Bandfeeling – seinen drei neuen, unter dem ulkigen Namen The Bad Boys firmierenden Begleitern sei Dank.
Eines ist allerdings etwas verwirrend. Das letzte Stück des neuen Albums heißt "Nice Man RIP". Ruhe in Frieden? Geht es dem Nice Man denn nicht gut? "Ich bin nicht sicher", erwidert Francis im Gespräch mit Gaesteliste.de lachend. "Ich habe nie wirklich eine Solokarriere angestrebt, und als ich die erste Platte machte, benutzte ich halt diesen albernen Namen, ein Witz, der dann mit Nice Man & The Bad Boys weitergeführt wurde. Inzwischen geht mir der Name allerdings etwas auf die Nerven. Es kann also gut sein, dass ich die nächste Platte unter einem anderen Namen mache, aber ich bin noch nicht sicher, welcher das sein wird." Zwei Veränderungen fallen auf dem neuen Album sofort ins Auge. Zum einen ist "The Art Of Hanging Out" anders als der Vorgänger kein Konzeptalbum, zum anderen spielt Francis nicht mehr alle Instrumente selbst, sondern hat drei Mitstreiter gefunden. "Die erste Platte habe ich als Herausforderung betrachtet, deshalb habe ich sie ganz alleine ohne Produzenten und ohne weitere Meinungen Außenstehender aufgenommen. Ich war irgendwie einsam und habe all diese Songs eingespielt. Als ich sie mir dann anhörte, war ich nicht sicher, ob sie überhaupt etwas taugten. Also dachte ich mir: Vielleicht sind sie für sich alleine genommen nicht gut genug, aber wenn ich daraus eine Geschichte forme und die einzelnen Songs dazu dienen, die Geschichte voranzutreiben, müsste es eigentlich funktionieren. Ein Konzeptalbum ist die Platte also erst im Nachhinein geworden, ich hatte diese Idee keinesfalls von Anfang an. Die neue Platte sollte anders sein, weil ich nicht in die Situation kommen wollte, dass jede Platte irgendeiner Art von Konzept untergeordnet sein müsste. Außerdem war es mir wichtig, dass mich bei einigen Songs eine Band begleitet. Das sind einfach Freunde, die die Songs mögen und mich zu den Aufnahmen begleitet haben. Wir haben die Platte in Spanien gemacht, insofern war es in gewisser Weise ein Arbeitsurlaub."

Auf der deutschen Fassung der Platte gibt es zusätzlich einige Demos von Francis, auf denen er nicht nur die Songs anspielt, sondern auch erklärt, wie er sich die fertige Aufnahme vorstellt. Seine Vorstellungen, was die Band zu spielen habe, waren also schon ziemlich speziell? "Natürlich habe ich mir die Vorschläge angehört, und wenn sie gut waren, auch umgesetzt, aber allen Beteiligten war von Anfang an klar, in was für einer Situation wir uns befanden. Zu viel Demokratie kann manchmal auch schädlich sein. Es gab zum Beispiel für Gitarrensolos ein paar Vorschläge, die von den Musikern kamen, aber im Großen und Ganzen lag die Last der Verantwortung auch dieses Mal auf meinen Schultern." Seitdem Teenage Fanclub auf ihrem eigenen Label veröffentlichen und sich selber managen, ist die Band wesentlich aktiver geworden als in den vorangegangenen Jahren. Damit ist auch Francis zeitlich ziemlich eingebunden, wenngleich Nice Man einen höheren Stellenwert für ihn hat. Schließlich schreibt und singt er dort alle Stücke selbst. "Das ist richtig. Bei Teenage Fanclub mache ich nur das, was mir gesagt wird. Dort habe ich sehr wenig Entfaltungsmöglichkeiten und versuche einfach, das Beste zu geben. Mein Soloprojekt ist etwas, das mir sehr viel Spaß macht, es ist etwas, das ich tun muss, schließlich schreibe ich all diese Songs, und wenn sie sonst niemand singt, muss ich es wohl tun! Manchmal passieren auch wirklich schöne Dinge. Zum Beispiel ist der Song 'Cayo' vom neuen Album für eine Werbung in Korea lizenziert worden. Das war ein glücklicher Zufall, und es kann gut sein, dass ich noch weitere Songs für Werbespots schreiben werde."

Interessant sicherlich auch, dass Francis mit Shoeshine ein Label sein Eigen nennt, "The Art Of Hanging Out" allerdings in Deutschland auf Firestation erscheint. "Die Platte wird eines Tages auf Shoeshine herauskommen, aber ich bin nicht in Eile. Wenn sie vorher jemand in Deutschland, Spanien oder Korea veröffentlichen will, soll er das tun, so kann man lokal eh bessere Arbeit leisten." Auf die Art haben wenigstens Francis' Freunde die Chance, die Platte schon zu hören, bevor sie im Vereinigten Königreich auf den Markt kommt. In den Liner Notes zu "Sauchiehall And Hope" hatte Duglas T. Stewart, Francis' langjähriger Weggefährte von den BMX Bandits, nämlich noch geschrieben, dass Francis sich geweigert habe, selbst seinen engsten Freunden die Platte vor der UK-Veröffentlichung vorzuspielen. "Dabei ging es nicht um fehlendes Selbstvertrauen, sondern alleine darum, dass ich auch bei der ersten Platte wusste, dass es eine lange Zeit dauern würde, bis die Platte bei uns herauskommt. Wenn ich also Kopien verteilt hätte und erst ein Jahr später das Album in die Läden gekommen wäre, hätte sich jeder schon seine Meinung dazu gebildet, und es wäre ein alter Hut gewesen. Deshalb sollten die Leute die Platte erst hören, als die Zeit reif dafür war."

Passend zur Veröffentlichung kommt Francis mit den Bad Boys auch für acht Konzerte nach Deutschland. Zu den anstehenden Dezemberdaten verriet er uns abschließend: "Ich spiele nicht sehr oft, deshalb versuche ich, wenn ich auftrete, meinen Spaß zu haben und mit meiner Band eine unterhaltsame Show auf die Beine zu stellen. Wenn du melodiösen Gitarrenpop magst und vier Menschen sehen möchtest, die ihr Bestes geben, wirst du eine gute Zeit haben. Es ist vermutlich nicht die großartigste Show auf diesem Planeten, aber diejenigen, die kommen, werden ihren Spaß haben!"

Weitere Infos:
www.shoeshine.co.uk
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
Nice Man & The Bad Boys
Aktueller Tonträger:
The Art Of Hanging Out
(Firestation/Shoeshine/Alive Records)
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