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BLACKMAIL
 
Die Leute
Blackmail
"Die machen eigentlich alles richtig - komisch, dass die immer noch nicht richtig bekannt sind", meinte unlängst jemand auf einem Blackmail-Konzert. Eine wahrlich treffende Aussage, denn als vor rund neun Jahren die erste Platte der Koblenzer Combo erschien und damals schon begeistern konnte, wurden mit den darauf folgenden drei Alben wirklich großartige Werke veröffentlicht, die jeden Rock-Fan aus der Indie- und Gitarren-Ecke begeistern sollte. Doch der richtig große Durchbruch wollte sich bislang nicht einstellen - unverständlicherweise. "Aerial View" nennt sich das fünfte Album, das an einem Freitag den 13. erscheint. Da kann doch eigentlich nichts mehr schiefgehen...
Es stellt sich natürlich die Frage, wo sich Aydo Abay, Kurt Ebelhäuser, Carlos Ebelhäuser und Mario Matthias eigentlich selbst sehen und wie das allgemeine Befinden ist. Kurt: "Ich sehe Blackmail in der Szene immer als eine eigene Band - so fühlt man sich als Blackmail immer mehr." - Carlos: "Wir fühlen auch deswegen wohl, weil wir uns bei unserer neuen Plattenfirma [City Slang] sehr gut aufgehoben fühlen, die Platte ist fertig, alles läuft wie am Schnürchen und als Blackmail ist es momentan eigentlich sehr schön!" Wegen der jahrelangen Erfahrung? "Besonders deswegen, weil alles so schön funktioniert hat", meint Carlos. "Wir sind im September kaum raus aus dem Studio und sitzen jetzt hier im November mit der fertig gepressten Platte und machen schon die Promo dafür - alles super schnell und super zuverlässig und das bestätigt natürlich auch die Entscheidung, dass wir labeltechnisch richtig gewechselt sind."

Blackmail haben einige Labels hinter sich - hat man eigentlich im Hinterkopf, für welches Label man die Platte jetzt aufnimmt, oder spielt das keine Rolle? Kurt: "Eigentlich ist das scheißegal. Aber beim Christof [Ellinghaus - Chef von City Slang] war es nicht scheißegal - er war der erste Mensch, der bei Blackmail das Recht hatte, bei einer Platte mitzureden. Er hat sich beim Aufnahme-Prozess rausgehalten, aber nach dem Mix hat er sich dazugesellt und hier und da seine Ideen und Vorschläge eingebracht, was z.B. die Song-Auswahl oder Reihenfolge anging. Das fand ich sehr gut, denn wir haben das jahrelang stur für uns gemacht." Ein anderer Einfluss von außen war sicherlich auch die Mitarbeit von Andi Jung, der sich um die Produktion gekümmert hat. Kurt: "Ich hatte ja schon vor einiger Zeit angekündigt, dass ich erstmal keine Blackmail-Platten mehr produzieren möchte - vielleicht die nächste wieder, aber ich brauchte mal eine Auszeit und wollte einfach nur als Musiker fungieren und mir nicht den Kopf über die Produktion zerbrechen. Dann war halt die Frage, welcher Produzent, die wollen ja alle sauviel Geld und dann finde doch mal einen, der mit uns klarkommt, weil wir ja sehr stur sind - da sind wir eben auf den Andi gekommen, weil wir ja schon in der Vergangenheit mit bei Dazerdoreal und Scumbucket zusammengearbeitet hatten."

Ganz rausgehalten aus dem Prozess hat sich Kurt natürlich nicht, vor allem nicht, was den Gitarren-Sound angeht, aber Dinge wie z.B. Stimmen-Arrangement wurde nahezu komplett in Andi Jungs Hände gegeben, und die Band sieht diese Entscheidung sehr positiv - Andi Jung war eine Bereicherung, so die einhellige Meinung. Kurt: "Die anderen Platten waren halt immer sehr monumental und sehr schwierig eigentlich, weil das halt mein Sturkopf ist und weil mir da auch keiner reinredet und die Band auch sowieso dafür ist. Aber durch den Andi ist das Ganze viel kompakter, eigentlich sogar kommerzieller geworden - das kann man für gut ansehen, manche Leute vielleicht auch als schlecht, aber ich finde es auch mal gut, dass wir nicht nur die Musiker bedienen, sondern diejenigen, um die es eigentlich geht: Die Leute. Das wird ja mittlerweile total vergessen, dass es nicht um den Musikmarkt geht, sondern um die Leute."

Zwischen der Scumbucket-Fertigstellung und Ken-Produktion Ende 2004 hat sich die Band mit einem kleinen finanziellen Vorschuss für zehn Tage nach Galizien, Nordspanien, verzogen, um dort gemeinsam an neuen Songs zu basteln, anschließend ging es dann in verschiedene Studios in Koblenz und Berlin, um dem neuen Material den richtigen Schliff zu verpassen. Eine völlig neue Herangehensweise für Blackmail. "Es sind zwar nur letztendlich vier Songs aus dieser Galizien-Session auf der Platte zu finden, aber die Tage haben sich schon gelohnt, man hat viele Dinge ausprobieren können, zu denen man sonst nie die Zeit gefunden hat", ergänzt Kurt. "Ich finde auch, dass wir in einer für uns fremden Umgebung inzwischen viel kreativer sind." - "Man kommt auf völlig andere Sachen. Wir haben uns dort aber auch nicht unter Druck gesetzt, so von wegen wir fahren da jetzt für zehn Tage runter und müssen pro Tag einen Song schaffen. Das war nicht Sinn und Zweck der Sache, es war einfach die Idee, mal weg, mal raus zu kommen, das Ambiente auf einen einfließen lassen und gucken, was dabei herumkommt", führt Mario aus. Was dabei als kleiner Bonus entstanden ist, nennt sich "Unterwegs mit Blackmail" und ist als DVD-Beilage zur Platte erhältlich. Mario: "Das sind Schnappschüsse, wo wir zum Teil selber gefilmt haben, Leute von der Crew haben andere Teile übernommen, das ist eigentlich Material, das sich so nebenbei im letzten Jahr angesammelt hat." - Carlos: "Unser so genanntes 'Songwriting im Exil', die Galizien-Sektion, hat ein eigenes Kapitel mit schönen Bildern und Eindrücken, einige Songs, die es nicht aufs Album geschafft haben, sind dort vollständig zu hören, es gibt außerdem Eindrücke von unserer Japan-Reise. Von Kurts Arbeit im Studio gibt es leider nicht so viel zu sehen, denn er ist dort lieber ungestört."

Blackmail
Apropos Arbeit - in den letzten rund neun Jahren hat vor allem Kurt bei unzähligen Platten seine Finger im Spiel gehabt, sei es bei seiner eigenen Band Scumbucket, sei es Aydos Projekt Ken, oder die vielen anderen Bands, die er produziert hat, und nicht zuletzt die insgesamt fünf Studio-Alben von Blackmail. "Wenn ich auf diesen Stapel jetzt mal zurückblicke, muss ich feststellen, dass ich keine Platte davon zuhause habe", meint Kurt. "Ich müsste praktisch jetzt damit beginnen, mir alle Platte zu besorgen, damit ich irgendwann mal irgendwelchen Leuten im hohen Alter zeigen kann, was ich alles gemacht habe." Solch ein Rückblick ist allerdings nicht so wirklich nach Carlos' Geschmack: "Immer ewig zurückblicken macht keinen Sinn, das nervt fast schon. Nostalgie ist okay, aber nur gut dosiert. Ich glaube, wenn man Blackmail über die Jahre hinweg verfolgt, dann kann man feststellen, dass vielleicht einige Leute bei der 'Bliss, Please'-Platte ausgestiegen sind - weil sie vielleicht einfach etwas aus der Vergangenheit vermisst haben. Das ist natürlich okay, wenn die Leute so reagieren, aber immer im Prinzip das Gleiche zu erwarten, macht doch keinen Sinn. Wiederholung ist für uns sowieso kein Thema, denn wir wollen immer etwas Neues machen." - "Es wird aber auch immer schwieriger, etwas Neues zu finden, denn ist alles sehr gefestigt. Alles was du spielst, schreibst oder machst, das ist alles inzwischen so gefestigt. Es gibt natürlich auch Bands wie z.B. die Toten Hosen, die jedes Jahr das gleiche Album herausbringen, so vom Stil und Gesang her..." - "...die erheben aber auch nicht den Anspruch, sich großartig zu verändern. Das ist halt deren Ding, und so sind sich z.B. AC/DC über die Jahre hinweg treu geblieben. Bei dem einen passt es, bei dem anderen nicht", meint Mario. Was war denn diesmal die grundlegend neue Idee, die man unbedingt mal machen wollte? Kurt: "Für mich war es wichtig, dass wir diese Männer-Chöre eingebaut haben, einen auf 'Moonpigs' und den anderen auf 'Away With The Fairies'. Ich bin auf die Chor-Idee durch Polyphonic Spree gekommen - das war zwar alles mit richtigem Kirchen-Chor und so, aber das war so interessant, dass ich das in abgespeckter Form unbedingt mal bei Blackmail machen wollte." - Carlos: "Das fing doch eigentlich schon an, als du mit Dylan Kennedy die EP für The Royal We aufgenommen hast - da hattest du ja schon einen 16-stimmigen 'Quer durchs Beet"-Männerchor, die alle irgendwie die Töne treffen, muss nicht perfekt sein, hauptsache es klingt gut. Das ist jetzt wohl dein Motto, Chor-Kurt!" - "Das ist bei mir aber immer so - ich behalte eine Idee so lange bei, bis sie ausgereizt ist. So war das, als ich z.B. die Gitarre durch den Moog-Synthie gejagt habe, jetzt der Männer-Chor, und wer weiß, was als nächstes kommt - Steptanz oder so..."
Weitere Infos:
www.blackmail.de
www.cityslang.com/artist/21
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Blackmail
Aktueller Tonträger:
Aerial View
(CitySlang/Rough Trade)
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