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MAXIMO PARK
 
Gekommen, um zu bleiben
Maximo Park
Maximo Park sind anders. Um diese Behauptung zu beweisen, könnten wir auf ihre sensationellen Liveauftritte verweisen, auf ihre ganz hervorragenden Platten - die Ende März veröffentlichte zweite LP "Our Earthly Pleasures" kürten wir bereits zur Platte der Woche - oder aber auf die Interviews, die das Quintett aus Newcastle gibt. Vor zwei Jahren war es Sänger Paul Smith, der uns mit seinen intelligenten, scharfzüngigen und ganz einfach über das übliche Promo-Blahblah hinausgehenden Antworten begeisterte, obwohl wir ihm - wenn wir ganz ehrlich sind - kaum andere Fragen gestellt haben als jedem anderen x-beliebigen UK-Hype.
Letztes Jahr, bei unserem erneuten Aufeinandertreffen mit Maximo Park, war klar, dass die fünf Briten viel mehr sind als nur eine weitere Eintagsfliege. Mit Duncan Lloyd und Lukas Wooller wurden uns zwei Gesprächspartner zugeteilt, die als Gitarrist bzw. Keyboarder einer von einem alles überstrahlenden Frontman geführten Band eigentlich schon per Definition zur "Äh, ja gut, sicher..."-Fraktion gehören. Aber auch sie konnten uns überraschen, standen sie doch Smith in puncto Eloquenz und Cleverness in nichts nach. Jetzt, bei unserem Gespräch vor dem Auftritt in der seit Wochen restlos ausverkauften Zeche Bochum, wurden die Bedingungen ein weiteres Mal verschärft. Eine Mini-Pressekonferenz sollte es sein. Würden sich Paul, Lukas, Duncan und Bassist Archie Tiku (nur Drummer Tom English glänzte durch Abwesenheit) dabei ähnlich gut aus der Affäre ziehen können? Lest selbst!

Letzten Sommer habt ihr gesagt, dass eure Wahl auf Gil Norton als Produzent der neuen Platte gefallen sei, weil sie "rockiger" sein sollte als die erste. Für unsere Ohren ist sie das allerdings nur bedingt.

Lukas: Das kommt natürlich darauf an, was du unter "rockig" verstehst! Es gibt verschiedene Dinge, die es rocken lassen. Es gibt die Klischees: Die langen Haare, den Fuß auf der Monitorbox, aber das hat uns noch nie interessiert. Mit Klischees geben wir uns nicht ab, wir versuchen, sie aktiv zu vermeiden. Für uns ist es immer noch ein ziemlich rockiges Album. Die Gitarren sind riesig. Ich höre in den Aufnahmen mit Gil schon den Gitarren- und Schlagzeugsound der Foo Fighters! Paul [Epsworth, der Produzent des Debüts] hatte eine etwas verzwicktere Herangehensweise, während Gil ein sehr straighter Producer ist, der einfach deinen Sound einfängt und ihn so groß wie möglich klingen lässt. Manchmal mussten wir ihn etwas anstoßen, beim Umgang mit den Keyboards zum Beispiel, weil er mit Tasteninstrumenten vorher noch nicht besonders viel gearbeitet hatte. Es ist sicherlich keine Platte, zu der du moshen kannst, aber wir haben uns schon an den Bands orientiert, die wir mochten, als wir ein wenig jünger waren, Sonic Youth etwa oder Smashing Pumpkins. Wir alle mochten damals den amerikanischen Rocksound sehr, und ich denke, das kann man nun auf dieser Platte auch hören. Wir werden wohl allerdings nie auf dem Cover des Metal Hammer landen. Obwohl - wer weiß das schon?

Ihr also habt die unbändige Energie des ersten Albums nun in eine größere Dynamik kanalisiert...

Lukas: Das ist einfach eine Entwicklung. Wir wollten uns nicht wiederholen. Als die Tournee zum ersten Album zu Ende ging, spielten wir die Songs völlig anders. Es kamen mehr und mehr Menschen, um uns zu sehen, und unsere Herangehensweise, die Songs zu präsentieren, veränderte sich dementsprechend. Wir wollten ja auch mit dieser größeren Masse Menschen kommunizieren. Der Sound wurde härter, was uns sehr gefiel. Das war die Keimzelle des zweiten Albums.

Ist ein härterer Sound denn etwas, von dem ihr glaubt, dass er Maximo Park gut tut, gerade live?

Duncan: Ich denke, unsere Liveshow hat sich seit den frühen Tagen nicht großartig geändert. Wir investieren immer noch eine Menge Energie. Das Erste, was du siehst, ist Paul, der wirkt, als hätte er gerade einen Stromschlag bekommen, und du fragst dich, was denn da los ist. Dann schaust du auf die anderen Musiker, und bei denen ist es ähnlich. Die gesamte Band erzeugt diese große Energie! Wenn wir die Songs live spielen, entwickeln sie ein Eigenleben. Trotzdem werden wir jetzt nicht anfangen, uns als Rockband auszugeben. Wir haben immer noch den Punk Spirit aus den Anfangstagen. Wir leben immer noch in Newcastle, wir gehen in die gleichen Clubs und wenn wir nicht mit der Band beschäftigt sind, machen wir die gleichen Dinge wie früher. Auf der Bühne ist das nicht anders. Das wird sich nicht ändern, weil wir mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen.

Hat denn auch eine gewisse Veränderung in puncto Songschreiben oder allgemeine Herangehensweise bei euch stattgefunden? Schon alleine deswegen, weil ja das Debüt so erfolgreich war?

Paul: Ich spüre eine gewisse Verantwortlichkeit mir selbst und in zweiter Instanz unserem Publikum gegenüber. Zugegeben, wir sind ziemlich eigennützige, selbstsüchtige Menschen. Wir machen unsere Musik in erster Linie, weil wir sie selbst mögen. Nachdem wir allerdings einen Song fertig haben, fragen wir uns schon, ob auch jemand anders ihn mögen könnte. Manchmal kürzt du dann die Stellen heraus, die etwas zu leichtfertig sind, sei es textlich oder musikalisch. Ich kann mich zum Beispiel entsinnen, dass "Limassol" ursprünglich wesentlich länger war, als es nun ist. Nachdem wir die Schere angesetzt haben, ist die Nummer viel tighter, und das macht sie zu einem besseren Song. In gewisser Weise ist das zweite Album eine Ausdehnung dieses Prozesses. Ich bin davon überzeugt, dass die Lieder, die wir jetzt schreiben, anders als die des ersten Albums sein müssen, aber sie müssen auch die gleiche Energie und Intensität besitzen. Das erste Album sprang dir förmlich ins Gesicht. Dieses Mal haben wir ein wenig mehr Platz zum Atmen gelassen, da wir das, was man als "instant expression" bezeichnen könnte, bereits mit dem ersten Album aus dem Weg geräumt hatten. Als Songwriter beziehen wir die anderen vier inzwischen viel mehr ein. Das ist eine Reaktion darauf, dass wir die letzten zwei Jahre praktisch ständig zusammen verbracht haben. Wir wissen jetzt viel besser, was wir mögen und wie wir arbeiten. Ich denke, es ist diesmal dieser Mix aus Instinkt - dem wir vor allem auf der ersten Platte gefolgt sind - und Arbeit. Du weißt, dass du noch ein wenig mehr in den Song packen kannst und diese Idee wird dann auch ausgearbeitet.

Archie: Wir sind uns jetzt bewusster, was wir zu leisten imstande sind. Deshalb sind die Songs etwas vertrackter. Sie sind schwerer zu spielen, weil wir uns selbst stärker fordern und uns in verschiedene Richtungen vorgewagt haben. Aber wer weiß, wie das auf der nächsten Platte aussehen wird. Vielleicht gibt es dann die große Kehrtwende und alle unsere Songs haben nicht mehr als einen Akkord! Jetzt haben wir uns in diese Richtung bewegt, beim nächsten Mal wird es eine andere sein.

Paul: Genau! Wir sind ja immer noch eine neue Band, dies ist erst unsere zweite Platte. Allerdings bin ich mir sicher, dass wir noch das Potential für mindestens sechs oder sieben weitere haben. Auf dieser Platte wollten wir ein wenig mehr zeigen, und wir denken jetzt schon an die nächste - da machen wir uns Gedanken, was wir vielleicht verändern, was wir hinzufügen könnten und wie wir es immer noch in der Pop-Ecke halten können, denn wir lieben Choruses, Melodien, und daran wird sich auch nichts ändern! Ich persönlich kann auch etwas mit sehr krachiger Musik anfangen, und wenn ich das machen wollte, dann würde ich das selbst auf einem Label veröffentlichen, das da mitziehen würde. Oder wenn ich etwas in Richtung Jazz machen möchte, dann würde ich eine Möglichkeit dafür finden - übrigens habe ich letztes Jahr zu Weihnachten mit ein paar Freunden in einem Jazz Quintett gespielt, ich habe die Gitarre übernommen - aber ich war nicht besonders gut... Aber wir alle wissen, um was es bei Maximo Park geht: Wir wollen die Leute erreichen und wir wollen diese grundlegende, emotionale Verbindung herstellen. Und ich denke, wir haben da unseren ganz eigenen Weg, der uns von den anderen Bands unterscheidet.

Maximo Park
Um zum Schluss doch noch einmal auf ein altes Rock N Roll-Klischee zurückzukommen: War "Our Earthy Pleasures" denn rückblickend die schwierige, zweite Platte?

Duncan: Der Prozess im Hinblick auf die Entstehung und Herangehensweise war nicht schwierig - der einzige Druck kam von uns selbst, denn wir setzen uns selbst immer hohe Ansprüche und Standards. Es hat also keine Situationen gegeben, in denen wir uns ständig gefragt haben, ob die Leute da draußen die neuen Sachen mögen oder nicht - darüber denken wir nicht nach, denn sonst würden wir einfach nicht vorwärts kommen.

Paul: Ich denke, das ist eher so ein Musik-Industrie-Ding. Mir war gar nicht bewusst, dass es so etwas wie ein schwieriges, zweites Album gibt! Erst jetzt, nachdem wir es gemacht haben und uns alle darauf ansprechen, mache ich mir Gedanken darüber. Man geht ja davon aus, dass die zweite Platte sehr viel über die weitere Zukunft einer Band entscheidet, und wenn ich mal über Bands wie z.B. Radiohead oder R.E.M. nachdenke, die ja inzwischen auch kommerziell sehr erfolgreich sind, gibt es eine Reihe von Veröffentlichungen in deren Karriere und man nimmt z.B. Radioheads "OK Computer" und "Automatic For The People" von R.E.M. als die beiden wirklich tollen Platten dieser Bands, aber niemand hat doch R.E.M. damals bei ihrer zweiten Platte, "Reckoning", gesagt: "Jungs, jetzt kommt es drauf an! Entweder erreicht die Platte die Top 10, oder das wars!" Natürlich gibt es sowas heutzutage, besonders bei Bands auf Majorlabels, aber darüber denken wir nicht nach. Wir fühlen uns auf Warp Records sehr wohl, und die werden uns bestimmt nicht rausschmeißen - sie können nachvollziehen, dass wir künstlerisch etwas erreichen wollen und sie unterstützen uns dabei. Ich freue mich einfach darauf, noch weitere Platten zu veröffentlichen - die vielleicht etwas aus der Masse herausragen -, die Leute zu erreichen, viele Konzerte zu spielen und alles andere, was dabei auf dem Weg liegt, ist eher nebensächlich.

Maximo Park spielen Ende Mai Headline-Konzerte in Köln und Hannover, Anfang Juni sind sie bei Rock am Ring und Rock im Park zu Gast

Weitere Infos:
www.maximopark.com
www.myspace.com/maximopark
en.wikipedia.org/wiki/Maxïmo_Park
Interview: -David Bluhm / Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
Maximo Park
Aktueller Tonträger:
Our Earthly Pleasures
(Warp/Rough Trade)
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