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Interview-Archiv

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WILLARD GRANT CONSPIRACY
 
Der Nicht-Erfinder
Willard Grant Conspiracy
Als Robert Fisher die vorläufige WGC-Retrospektive "There But For The Grace Of God" vorlegte, wurde manchem Zuhörer erst so richtig bewusst, wie wenig das Projekt (und auf diese Bezeichnung besteht Robert) Willard Grant Conspiracy eigentlich mit üblichen Maßstäben zu messen ist. Immer wieder brechen Robert und seine jeweiligen Mitstreiter aus den jeweiligen Erwartungshaltungen aus und kommen mit neuen Ansätzen zu Tage. So war das letzte Album, "Let It Roll", z.B. eine polternde, treibende Rock-Scheibe - die so gar nichts mit dem Vorgänger "Regard The End" zu tun hatte, auf dem Robert mit Versatzstücken der Folklore hantierte. Das neue Album, "Pilgrim Road" ist nun - rein musikalisch gesehen, mit seinen transparenten, freistiligen Arrangements und den aufgebrochenen Songstrukturen - wieder eine Art Antithese zu "Let It Roll". Obwohl Robert selbst das gar nicht so sieht. Er wehrt sich auch vehement gegen die Frage, ob es zu seinem Konzept gehöre, sich ständig neu erfinden zu müssen.
"Ich sehe das nicht als Neuerfindung, sondern als Element dessen, was wir sowieso tun", meint Robert dazu. Worin liegt denn - aus Roberts Sicht - der Unterschied? "Strukturell ist die neue Scheibe voller Songs, die bewusst Anti-Pop sind. Es gibt z.B. einerseits Songs ohne Refrains. Andererseits gibt es Verfeinerungen in Sachen Arrangements oder Gesang. Nimm z.B. 'Painter Blue' - mit einem anderen Arrangement hätte der Song auch auf einer anderen WGC-Scheibe erscheinen können." Wie kam es denn überhaupt zu dem Projekt - an dem nicht weniger als 22 Musiker beteiligt sind? "Ich habe diesen schottischen Komponisten Malcom Lindsay kennengelernt und er hatte mal vorgeschlagen, etwas zusammen zu machen. Es brauchte eine ganze Weile herauszufinden, was das sein könnte, aber am Ende blieb die Idee, seine Ideen mit meinen zu kombinieren und zusammen etwas zu erschaffen. Es fing alles an mit einem Stück, das er für das Moscow String Quartett geschrieben hatte, zu der Zeit als ich mit Jackie Leven zusammen an 'Elegy For Johnny Cash' in Wales arbeitete. Er spielte es uns vor und da gab es eine Nuance in diesem Stück, die mich wirklich berührte. Ich fand es interessant, mit jemand zusammen zu arbeiten, der dieses Händchen für orchestrale Komposition hat, das ich nicht habe. Wir haben dann die Songs zusammen geschrieben. Und es macht Spaß mit ihm zusammenzuarbeiten, weil Malcom ein spaßiger Typ ist." Malcom Lindsay ist sowohl ein klassischer Komponist, wie auch der Gitarrist der Band Deacon Blue. Und er hat mit den Delgados auf der "Hate"-Scheibe zusammengearbeitet und die Streicherarrangements auf David Byrnes "Young Adam" geschrieben. Dennoch ist "Pilgrim Road" keine plüschige Orchester-Scheibe geworden. "Ja, denn ich wollte auch meinem Prinzip 'weniger ist mehr' treu bleiben", erklärt Robert, "warum soll man zehn Dinge verwenden, wenn man auch mit zwei hinkommen könnte. Warum laut sein, wenn es auch leise funktioniert. Es geht immer darum, herauszufinden, was der Song wirklich braucht. Eine weitere Vorgabe war dann die, die Grenzen ein wenig auszuloten, Gebiete zu betreten, die sich nicht wirklich komfortabel anfühlten, etwas zu wagen." Das Ergebnis stellt dann so einiges auf den Kopf, oder? "Ja, es gibt Songs, die ziemlich weit entfernt von dem sind, was man als Folk- oder Pop-Song betrachten würde - 'Jerusalem Bells' oder 'Vespers' zum Beispiel." Ist das auch der Grund, warum es so gut wie keine Rhythmusgruppe auf dem Album gibt? "Nein, denn der Gedanke war ein anderer", erklärt Robert, "es gibt auf der Scheibe überall rhythmische Elemente, aber ich wollte - wie bei 'Regard The End' - nicht ein Drum-Kit als Rhythmus-Instrument, sondern lieber andere Dinge, wie z.B. die Harfe auf 'Painter Blue' oder ein Piano - denn ein Piano ist ein sehr rhythmisches Instrument. Dazu darf es dann auch mal eine Marschkapelle geben oder eine Drumloop - aber keine typische Rhythmusgruppe."
Ist das ein klassischer Ansatz? Und woher kommen die Jazz-Einflüsse? "Nun, Malcom ist ein klassischer Komponist, also wird er auch so arbeiten", überlegt Robert, "woher die Jazz-Einflüsse kommen weiß ich gar nicht so genau. Das ist eine gute Frage. Ich habe aber fast mein ganzes Leben lang Jazz gehört. Jazz ist offen - das wird ein Grund sein. Wenn man sich als Musiker öffnet, dann gelangt man schnell zum Jazz - zum Beispiel beim Gesang, wie bei 'Jerusalem Bells', wo der Gesang sich nicht am Rhythmus orientiert, sondern seinen eigenen Weg findet." Robert erwähnte ja sein Credo "Weniger ist mehr". Davon singt er sogar im Opener der Scheibe. Ist diese autobiographischer als seine letzten? "Ich weiß nicht", zweifelt er, "das meiste, was ich selbst schreibe, hat irgendwie mit dem zu tun, was ich selbst erlebe. Ich suche mir sogar Cover-Versionen aus, die irgendeinen Bezug zu mir haben könnten. Und die Sache mit dem Credo ist so eine Art Ausrufezeichen für mich. Diese Idee kannst du auf viele Dinge anwenden und liegst damit häufig richtig. Exzessive Dinge können zwar kurzfristig unterhaltsam sein - aber sie sind auch gefährlich." Wovon singt Robert in dem zentralen "Gospel-Stück" "The Great Deceiver" - das gleich zwei Mal zu finden ist? "Das ist ein kleiner Spaß", erklärt Robert, "das ist ein auf den Kopf gestellte Country Hymne. Da geht es um diesen Typen, der den Teufel sehen will, um zum Licht zu gelangen. Ich denke, das ist ein interessanter Ansatz. Hier arbeite ich auch mit diesem Chor. Der besteht aus Nicht-Sängern. Diesen Ansatz habe ich verfolgt, weil ich glaube, dass das dem Ganzen eine Art allgemeine Menschlichkeit verleiht. Und hinzu kommt, dass ein Chor die einzige Möglichkeit ist, Menschen in der Öffentlichkeit zusammen singen zu hören - mal abgesehen davon, dass das auch toll klingt. Der Song 'The Pugilist' - was ein anderes Wort für Boxer ist - basiert auf Malcoms Folk-Traditionen - der ist inhaltlich ähnlich gelagert."
Willard Grant Conspiracy
Überhaupt gibt es einige spirituelle Themen auf dem neuen Album. "Das war aber nicht so beabsichtigt", zögert Robert, "ich weiß nicht, was zuerst kam. Hier entstanden die Texte vor der Musik. Es gibt aber einige Reise-Songs auf der neuen Scheibe, in denen es um den Glauben oder das spirituelle Verstehen der Welt geht - die große Reise also. Deswegen heißt das Album auch 'Pilgrim Road' - ein Pilger schaut ja auch immer zurück auf sein Leben, um zu schauen, ob es erfolgreich war." Dann gibt es zwei Cover-Versionen auf dem Album. "Ja, 'Phoebe' von Lal Waterson und 'Miracle On 8th Street' von Mark Eitzel. Das Original von 'Phoebe' ist eine A-Cappella-Nummer. Es ist ein interessanter Song, der viel Raum für Interpretationen offen lässt - so wie meine eigenen Nummern. Meine Freundin Charlene Graig hat ein Tribute Album namens 'Migrating Bird' gemacht, wobei sie mich bat, mitzumachen. Ich habe 'Phoebe' ausgewählt, weil das Stück auch auf meinem Album gut passte - obwohl ich eine andere Version als jene für 'Migrating Bird' aufnahm. Ähnlich ist es mit 'Miracle'. Das ist ein Song, den ich seit einiger Zeit live spiele und der thematisch gut zu meinen Sachen passte. Das sind Songs, die ich an einem sehr guten Tag vielleicht selbst geschrieben hätte - und wenn du solche Songs findest, dann solltest du vielleicht versuchen, sie zu spielen." Wie hat denn bei diesem Album die Zusammenarbeit mit den Musikern funktioniert? "Nun, in dem Fall war alles ziemlich exakt geplant. Ich habe die Musiker gebeten, sich an das zu halten, was Malcom und ich vorgegeben haben. Nicht, dass sie keine Freiheiten gehabt hätten, nur bat ich sie, vorher mit mir zu reden, wenn sie Ideen hatten. Chris Eckman z.B. meinte, er höre nur vier Noten, die er hinzufügen wolle - was wir dann auch gemacht haben. Jackie Leven sollte ursprünglich nur auf einem Stück mitsingen - nun ist er fast auf jedem zu hören, auch als Gitarrist. Das tolle daran ist, dass das sehr inspirierend ist. Nimm z.B. 'Vespers'. Dies ist der letzte Song, den wir geschrieben haben. Malcom brachte dieses Stück Musik, ich ging nach oben, und plötzlich hatte ich den ganzen Text dazu im Kopf. Als ich wieder ins Studio zurück kam, haben wir das ganze Ding gleich in einem Take eingespielt. Weißt du, das ist auch der Grund, warum ich diesen Beruf liebe. Es wird niemals langweilig und es macht immer Spaß, man ist immer überrascht und immer erleuchtet. Man muss nur darauf achten, dass man sich selber herausfordert. Man muss Sachen tun, die zwar möglich sind, aber die auch ein wenig Anstrengung von dir selbst verlangen."
Weitere Infos:
www.willardgrantconspiracy.com
de.wikipedia.org/wiki/Willard_Grant_Conspiracy
www.myspace.com/willardgrantconspiracy
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Willard Grant Conspiracy
Aktueller Tonträger:
Pilgrim Road
(Glitterhouse/Indigo)
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