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THE NEW YEAR
 
Nähe und Distanz
The New Year
The New Year sind eine Band, in der Nähe und Distanz eine wichtige Rolle spielen. Ihre wichtigsten Mitglieder sind ein Brüderpaar und dennoch liegen zwischen ihnen gute 1.500 Meilen. Matt Kadane wohnt in Ithaca, New York, und Bubba Kadane in Dallas, Texas. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass der Rest der Band aus Vermont oder New York City kommt.
Doch stellt die Distanz für die Brüder kein Problem dar. Schon zu Zeiten ihrer ersten Band Bedhead zog Matt nach New York, so dass die beiden eine Methode des Songwritings entwickelten, bei dem lange Zeit die Post gut verdiente. Seit ein paar Jahren werden nun jedoch keine Tapes mehr hin und her geschickt, sondern nur noch Audiodateien, und wenn die beiden versichern, dass das ihre Arbeit spürbar erleichtert hat, so glaubt man es ihnen unbesehen. Erleichtert heißt aber nicht beschleunigt, denn seit der letzten Platte sind immerhin vier Jahre vergangen.

Das Resultat dieser Ping Pong-Methode fällt jedoch je nach Song immer wieder unterschiedlich aus. Mal bleibt ein Stück sehr persönlich, mal stammt der Anfang vom einen, das Ende vom anderen Bruder und manchmal mischen sich die Ideen auch so, dass keine klare Autorenschaft mehr definiert werden kann.

The New Year
Dennoch klingt das Ergebnis verblüffend homogen, selbst wenn man den Vergleich bis auf das erste Bedhead-Album erstreckt. Eine frappierende Kontinuität durchzieht das Werk der Brüder und auch der Besetzungswechsel, der den Namenswechsel von Bedhead zu The New Year nach sich zog, hinterließ keine deutlichen Spuren. Matt erklärt, dass dies an der gleichbleibenden Textur ihrer Musik liege. Mehrere Gitarren, Bass und Schlagzeug - die klassische Rockbesetzung - bilden die Grundlage des Sounds. Seit Anfang an spiele er die gleiche Gitarre und eigentlich auch mehr oder weniger die gleichen Verstärker. Alles sei daran klassisch, und es gefällt ihnen, sich als eine moderne Version des Streicherquartetts zu verstehen. Einer gegebenen Besetzung deren Möglichkeiten man zwar ausloten, aber nicht ausweiten könne. Die oben erwähnet Homogenität meint jedoch nicht, dass alle Stücke gleich klingen. Matt betont, dass für sie zu der Idee eines klassischen Rockalbum die Varianz gehört. Es muss lautere und leisere Stücke geben, schnellere und ruhigere. Und selbst das Klisché der Ballade mit Klavier wird nicht gescheut. Doch wer glaubt, The New Year klängen nun auch klassisch, irrt gewaltig. Dafür ist die Musik viel zu durchdacht, zu genau konstruiert und perfektioniert. Jeder Ton ist an seinem Platz. Sicherlich ein Resultat ihrer Arbeitsweise. Man fragt sich unwillkürlich, wie The New Year klängen, wenn sie spontan im Proberaum improvisieren würden. Doch die Frage ist müßig, es wird dazu nicht kommen, und wahrscheinlich hat auch keiner der Beteiligten daran ein Interesse. Denn Präzision ist ein elementares Ziel bei The New Year. Matt ist voll des Lobes über die freundlichen Umgangsformen der Band Silkworm, bei der er einige Zeit mitspielte, doch würde die Nettigkeit verhindert, dass über Stücke knallhart verhandelt wird. Dies wäre unter Brüdern viel einfacher, die Kommunikation sei einfach eine ganz andere. Man habe einfach eine völlig andere Basis des Verständnisses von- und füreinander. Und diese Kommunikation sei nicht nur auf verbaler sondern ebenso gut auf musikalischer Ebene vorhanden. Deshalb ist es für beide nicht vorstellbar ohne den anderen zu spielen.
The New Year
Seit 17 Jahren machen die Kadane Brüder nun schon mehr oder weniger die Art von Musik die sie heute machen - zusammen spielen tun sie ja bereits seit den frühen Achtzigern. Unwillkürlich drängt sich da die Frage auf, was sie dazu bewegt immer weiter zu machen. Es sei der Wunsch nach Verbesserung, sagt Bubba. In erster Linie natürlich der spielerischen Qualitäten, aber auch eine Verbesserung des Sounds ganz generell. Und da würden bessere Instrumente eine elementare Rolle spielen. Er gerät ins Schwärmen, als er vom neuen 1957er Precision Bass ihres Bassisten erzählt, den dieser bei den letzten Aufnahmen im Einsatz hatte. Oder seiner neuen Les Paul, deren Sound viel satter und reicher währe als früher. Er empfindet das Zurückliegende als eine Art Verpflichtung, Kommendes besser zu machen. Außerdem sei Musik so sehr Teil ihres Lebens, dass an ein Aufhören gar nicht zu denken wäre, unterstreicht Matt. Es sei eine Möglichkeit des persönlichen Ausdrucks, und so wenig er daran interessiert sei, Poesie zu schreiben, so sehr habe er das Bedürfnis, Lyrics zu schreiben. Deren großer selbstanalytischer Anteil ist für Matt persönliches Zeitdokument und der Punkt in dem das Ziel der Selbstverbesserung am stärksten zum tragen kommt.

Es bleibt also zu hoffen, dass die beiden auf ihrer Suche nach Perfektion nicht zu schnell fündig werden, und so immer wieder ins Studio gehen, um an ihrer Vision der perfekten Musik zu feilen.

Weitere Infos:
www.thenewyear.net
www.myspace.com/thenewyear
www.lastfm.de/music/The+New+Year
www.touchandgorecords.com/bands/band.php?id=25
Interview: -Stefan Claudius-
Fotos: -Stefan Claudius-
The New Year
Aktueller Tonträger:
The New Year
(Touch & Go/Soulfood)
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