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NEW MODEL ARMY
 
Weiter mit Vollgas!
New Model Army
Mitte der 80er gab es Schimpfwörter wie Brit-Pop und Alternative-Rock noch gar nicht, aber New Model Army, die gab es schon. Nachdem sie - ihrer eigenen Meinung nach - jahrelang von diversen Majorlabels über den Tisch gezogen worden sind, haben sie nun endlich, nach ewig langer Anlaufphase, ihr eigenes Label (Attack Attack) gegründet, und das debutierte im Herbst letzten Jahres mit dem Doppel-Live-Album "... & Nobody Else". CD 1 ist (semi-) unplugged mit eher unbekannteren Songs, aus denen trotzdem sekündlich die Spielfreude herausquillt. CD 2 dagegen ist laut, roh und elektrisch und versammelt mit der Ausnahme von "Green And Grey" und "Vagabonds" wirklich alle New Model Army-Klassiker der letzten 16 Jahre: "Vengeance", "Here Comes The War", "Stupid Question", "Get Me Out" und sogar "51st State". Alles in ausgezeichneten Versionen und einem unerhört druckvollen, wenngleich manchmal etwas undifferenzierten Sound. Mit besonderer Empfehlung an alle, die Justin Sullivan und seine Gang als langweilige alte Säcke abgeschrieben hatten.
Ihr brandneues Studioalbum, das die Engländer im März auch ausgiebig auf deutschen Bühnen vorstellen, heißt ganz einfach "Eight". Der angenehme Minimalismus, den das neue Album verströmt, wird durch den schlichten Titel wirkungsvoll unterstützt, und wenn Justin die - mit ihm selbst am Mischpult im bandeigenen Studio in Bradford aufgenommene - LP ein "unproduziertes Album" nennt, heißt das nicht, dass die Hörer schrottiger Sound erwartet, sondern New Model Army pur: Offen, ehrlich, einfach und emotional. Dieses Mal sei nur eines wirklich wichtig gewesen, erklärt uns Justin beim Interview im Kölner Hotel Cristall: Die Songs.

Gästeliste: Kannst du mir zustimmen, wenn ich behaupten würde, "Eight" wäre ohne "...& Nobody Else" nur halb so gut?

Justin "Ja! Zuerst wollte niemand die Bänder von der '98er Tour anhören, denn wir hatten fast 100 Stunden mitgeschnitten, aber als wir uns doch dazu durchgerungen hatten, stellten wir sehr schnell fest, dass die Aufnahmen qualitativ sehr gut waren und man ein wirklich gutes Album daraus würde zusammenstellen können. Und das, obwohl ich Live-Alben hasse und auch unser erste Live-Platte 'Raw Melody Men' überhaupt nicht mag und heute noch finde, dass es ein Fehler war, sie zu veröffentlichen. Als dann die Frage aufkam, wer es denn produzieren und mixen sollte, sagte ich: Niemand. Wir lassen alles genau so, wie es ist! Und später habe ich dann auch 'Eight' selbst produziert."

GL: Wie schon "...& Nobody Else" erscheint "Eight" unter dem neuen, bandeigenen Markenzeichen...

Justin: "Attack Attack ist unser Label, aber das heißt nicht viel. Hauptsächlich bedeutet es, dass wir jetzt nichts mehr mit Majorlabels zu tun haben, denn davon haben wir die Schnauze voll", erklärt Justin. "Der Name an sich ist alt, denn so heißt auch unser Musikverlag. Als wir dann einen Namen für das Label suchten, sagte jemand nur kurz: 'Wie wär's mit Attack Attack'? Und die anderen meinten nur: 'Ja, okay', denn niemand hatte wirklich Lust, sich darüber Gedanken zu machen, haha. Ich habe kein großes Interesse am Business, deshalb werden wir auch keine anderen Bands für Attack Attack unter Vertrag nehmen, es ist nur der bequemste Weg, unsere eigenen Platten zu veröffentlichen."

GL: Die Idee des eigenen Labels ist auch nicht mehr ganz so taufrisch, denn eigentlich war ja geplant, bereits das letzte Studio-Album, das 1998 nach fünf Jahren Plattenpause erschienene "Strange Brotherhood", selbst auf den Markt zu bringen...

New Model Army
Justin: "Die Zeit in der Mitte der 90er war sehr schwierig für uns. In den späten 80ern hatte ich eine tolle Beziehung zu Robert, und alle Songs, die wir zusammen schrieben, funktionierten großartig. Aber wir kamen an den Punkt, an dem wir verschiedene Sachen machen wollten, und schon beim 'Impurity' und 'Love Of Hopeless Causes' kämpften wir gegeneinander, aber am schlimmsten war es bei 'Strange Brotherhood'. Wir haben uns wirklich Mühe gegeben und es war auch kein offener Streit, aber am Ende war klar, dass wir wirklich unterschiedliche Ideen hatten. 'Strange Brotherhood' war der Kompromiss, den wir schließen konnten, aber er hat uns drei Jahre und jeden Penny, den wir je verdient haben, gekostet."

GL: Während Dean White [keyboards] und Michael Dean [drums] erst zu einem Zeitpunkt zur Band stießen, in der du schon längst die alleinige treibende Kraft der Gruppe warst, hatten Nelson [bass] und Dave Blomberg [guitar] wohl doch einige Schwierigkeiten, mit der veränderten bandinternen Situation umzugehen. Denn inzwischen passiert bei NMA nichts mehr, mit dem du nicht hundertprozentig einverstanden bist, oder?

Justin: "Ich denke, unsere Problemchen haben vor allem geographische Gründe: Nelson und Dave leben eben 300 Meilen entfernt, da kann man einfach nicht täglich zusammenarbeiten. Michael and Dean wussten ja von Anfang an, auf was sie sich einlassen, obwohl sie natürlich auch nicht immer mit mir einer Meinung sind. Dazu kommt, dass Michael 15 Jahre jünger ist als ich. Als ich die Band gründete, war er noch in der Grundschule!"

GL: Dem neuen Album folgt auch dieses Mal wieder eine ausgiebige Tournee, der deutsche Teil startet am 9. März in Bremen. Können wir mit Überraschungen rechnen?

Justin: "Alle Songs brauchen irgendwann mal eine Pause. Zum einen ist da die Erwartung des Publikums, die mir nicht gefällt, dass du bestimmte Songs einfach spielen musst. Ich finde, es gibt keinen einzigen Song, den ich spielen muss. Zum anderen muss Feeling dahinter sein. Wir werden zum ersten Mal auf "Green & Grey" verzichten. Das ist der einzige Song, den wir jeden Abend gespielt hatten, seitdem wir ihn aufgenommen haben. Aber ich spürte, das ich das Gefühl für dieses Stück verliere, jetzt, nach zehn Jahren. Vielleicht spielen wir ihn ab und zu als Zugabe, wenn wir wollen, aber die Routine, "Green & Grey" ohne nachzudenken zu allererst als Schlusssong auf die Setlist zu setzen, muss aufhören. Aus dem gleichen Grund haben wir Mitte der 90er "51st State" nicht gespielt. Jetzt fühlt sich das Stück wieder frisch und aufregend an!"
Weitere Infos:
newmodelarmy.org
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Carsten Wohlfeld, Pressefreigabe-
New Model Army
Aktueller Tonträger:
Eight
(Zomba)

 
 

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