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GHOST OF TOM JOAD
 
Indie, Punk und R&B
Ghost Of Tom Joad
Damit hätten wir jetzt ehrlich gesagt nicht gerechnet. Zwar wusste man seit "Matterhorn", dass sie mächtig was auf dem Kasten haben. Doch ein Album dieser Klasse? Eben waren sie doch noch die kleine Punkband, die sich im Hamburger Molotow vor Samiam mühte, heute sind Ghost Of Tom Joad mit das Beste, was derzeit so in der deutschen Indie-Landschaft zu finden ist. Auch deshalb, weil sich Sänger und Gitarrist Henrik Roger, Bassist Jens Mehring und Drummer Christoph Schneider den Punk bewahrt haben. Nicht unbedingt in ihren Liedern. Wohl aber in ihren Köpfen.
"Wir kennen uns seit zehn, zwölf Jahren und haben immer zusammen in Punkbands gespielt. Und irgendwann waren wir die letzten, die übrig geblieben sind", erinnert sich Henrik. "Die anderen haben alle angefangen zu studieren - und wir haben uns zusammen gerauft. Eigentlich ging es nur darum, die Musik zu machen, auf die wir Bock hatten. Damals waren Samiam unsere große Helden, wir mochten die Get Up Kids und so was, aber auch The Police fanden wir total super. Also haben wir drauf los gespielt und haben uns keine große Gedanken gemacht." Und das hat sich bis heute nicht geändert. Jedenfalls nicht, wenn es um die Erwartungen oder Wünsche von anderen geht. "Wir haben uns inzwischen von ein paar Sachen befreit und machen Sachen, die wir früher auf keinen Fall machen könnten. Weil man die in Punkerkreisen einfach nicht machte. Mittlerweise stehen wir aber da drüber."

"Man will sich ja weiter entwickeln", sagt er. Dazu gehört, dass man sich nicht mehr groß um Erwartungen, Regeln oder ungeschriebene Gesetze kümmert. Das man sein Wissen auslebt und aus Erfahrungen lernt. Henrik: "Bei uns ist es so, dass wir es total respektieren, wenn Bands sich verändern und auf einer Platte plötzlich anders klingen. Wir sind da immer Fans von gewesen und fanden das cool." Gesagt, getan. Auch Ghost Of Tom Joad haben sich von Platte zu Platte verändert. Niemals radikal, aber stets konsequent. Mit dem bisherigen Höhepunkt "Black Musik". Heute dominieren dunkle, synthetische Rocksongs, die so mitreißend wie verstörend wirken. Die tief in den 80er stecken und irgendwie Wave und ganz sicher auch Pop sind, die aber erschreckend modern und lebendig klingen. Von Samiam ist jede Spur verschwunden, etwas Police kann man bei genauer Suche und mit etwas gutem Willen vielleicht noch erkennen. Fakt ist, dass dem Trio etwas gelungen ist, was nicht viele schaffen. Sie haben eine Nische gefunden, sie setzen sich vom Rest ab und kümmern sich nicht drum. Punkrock also. "Wir haben gedacht, dass wir Leuten damit vor den Kopf stoßen werden", erzählt Henrik. "Aber die Leute finden das super und meinen, dass sich scheinbar irgendwas durch unsere Platten durchzieht, so das Ghost Of Tom Joad-Ding." Ob es das gibt, mag der Sänger selbst nicht beurteilen. Wir behaupten mal: Stimmt.

"Ich weiß, dass ich nicht Musik mache, um etwas zu reproduzieren. Wir machen das nicht, weil wir denken, wir wollen, dass das so und so klingt. Für uns ist das beim Musikmachen und Schreiben schon wichtig, dass das etwas Neues ist und dass wir selber denken, dass das total krass ist. Selbst, wenn es nur für uns neu ist. Aber das ist total wichtig und da darf man sich als Band auch nicht, ganz egal wie erfolgreich oder unerfolgreich man ist, das aus dem Auge verlieren. Man darf nie denken, wir machen das für Fans oder so. Denn die besten Alben kommen dabei heraus, wenn man einfach macht und drauf losspielt." Das weiß niemand besser als diese Band selbst. Denn bis das neue Werk überhaupt so klang, wie es jetzt klingt, muss man ein paar Jahre zurück schauen. Schon 2009 waren Ghost Of Tom Joad im Studio und haben eine Platte gemacht. Name: "Black Musik". Bis auf den Titeltrack hat es jedoch kein Song von damals auf die jetzige Platte geschafft. "Wir haben uns damals gedacht, wir machen eine lupenreine Pop-Platte", blickt Henrik zurück. "Und es waren auch fantastische Songs, die man sicher an Lena oder so verticken könnte und das machen wir bestimmt auch noch (lacht). Aber als wir aus dem Studio raus waren und die Mixe gehört haben, haben wir gesagt: 'Das ist super, aber das ist nichts, was auf Tour geht.' Denn wir müssen immer das Gefühl haben, dass man das immer noch wild spielen kann, wie so eine Punkband. Und wir haben bemerkt, dass es eben nicht klappt. Dann sind wir echt in ein Loch gefallen, haben ein paar Festivalshows gespielt und sind dann einfach in den Proberaum gegangen. Und zwar in eine zehn Quadratmeter große Butze im Keller der Eltern unseres Drummers. Wir haben einfach drauf losgeholzt und am Spaß an der Freude gespielt. Drei Kumpels, komplett ohne Konzept - und das war die beste Herangehensweise. Aus Spaß und nicht, weil es Zeit für eine neue Platte wäre. Und das rechnen wir unserem Produzenten sehr, sehr hoch an, der ja gleichzeitig auch Chef unseres Labels Richard Mohlmann Records ist und daher Interesse hätte, dass so eine Platte rauskommt, aber er hat gesagt 'Jungs, wenn ihr das nicht gut findet, macht euch keinen Stress, macht, was ihr gut findet und erstmal wieder Musik für euch.' Das war das Beste, was uns hätte passieren können, weil wir für uns entdeckt haben, was wir gut finden. Nämlich eine Indieband, die auf punkige Art und Weise R&B-Songs spielt. Das ist Ghost Of Tom Joad 2011."
Ghost Of Tom Joad
Hat er R&B gesagt? Hat er. Und er sagt noch viel mehr: "Die neue Platte lebt auch davon, dass wir sehr unterschiedliche Musik hören. Ich mag Soul und Hip Hop. Auch wenn wir natürlich keine Rap-Band oder Funkband sind. Dazu sind wir viel zu schlechte Musiker. Aber trotzdem beeinflusst mich die Musik, ihr Spirit. Wir haben die neue Platte auf dem Schlagzeug-Rhythmus aufgebaut, als wir Songs geschrieben haben. Wir saßen im Proberaum und Christoph hat verrückte Beats gespielt, dann meinten wir, er soll man schneller spielen oder so, und auf diese Weise sind ein paar magische Momente entstanden, die wir aufgenommen haben. Ausgehend von diesen Rhythmen haben wir das dann mit Melodien und Texten zusammengesetzt und so sind dann die Songs entstanden." Ob es jetzt an der Herangehensweise oder an der Soul-Leidenschaft, an der im positivsten Sinne an den Tag gelegten Ignoranz oder an der Konzeptlosigkeit liegt - Fakt ist, dass man zu den neuen Songs wunderbar tanzen und feiern, aber auch herrlich träumen und reden kann. Man kann ihnen zuhören oder sogar so laufen lassen. Oder sich wie ein Hund fühlen. "Die Stimmung ist so ein bisschen zwielichtig, etwas dreckig, ein bisschen das Gefühl, als Underdog durch die Straßen zu laufen. Und in der Situation höre ich die Platte tatsächlich manchmal selber. Wir haben die Platte ja im Oktober letzten Jahres aufgenommen, also ist das inzwischen auch eine gewisse Distanz, dass man sich die Platte auch wieder anhören kann und sich denken kann: Ey, coole Sache." Das sagt die Band, das sagen wir. Das sagen viele andere. Aber ja und? "Am wichtigsten ist es, dass wir drei das super finden. Es ist natürlich schwierig, wenn nur wir das geil finden, aber die ganze Welt das anders sehen würde. Wie kann man sich das vor sich selber noch rechtfertigen? Aber wir haben da in den letzten Jahren einen ganz guten Shit-Detektor entwickelt, dass wir einfach wissen, was wir cool finden und das ist für erstmal das allerwichtigste. Und es ist schwierig, dass wir drei auf einen Nenner kommen. Und dann ist natürlich wichtig, was unsere Freunde und unser Produzent davon halten. Wir haben bisher immer mit Dennis Scheider von Muff Potter produziert und seine Meinung ist uns total wichtig. Und ganz am Ende kommen Blogger und Schreiber. Ich erinnere mich noch, als wir teilweise verrissen wurden und das hat mich ganz schön mitgenommen. Irgendwann hab ich mir dann aufgehört solche Texte zu lesen, aber trotzdem ist es super, wenn du jetzt sagst, dass es dir gefällt. Das freut mich schon." Immer gerne.
Weitere Infos:
www.ghostoftomjoad.de
www.myspace.com/ghostoftomjoad
www.facebook.com/welovetomjoad
www.gracehellygraphics.de
de.wikipedia.org/wiki/Ghost_of_Tom_Joad
Interview: -Mathias Frank-
Fotos: -Pressefreigaben-
Ghost Of Tom Joad
Aktueller Tonträger:
Black Musik
(Richard-Mohlmann-Records/Universal)
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