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Interview-Archiv

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WILLARD GRANT CONSPIRACY
 
Flachfliegende Couchkartoffeln
Willard Grant Conspiracy
Die Willard Grant Conspiracy ist eine jener wenigen Bands, die man nicht so richtig beleidigt, wenn man sie als Couch-Potatoes bezeichnet. Als sie vor zwei Jahren plötzlich im Gefolge der Walkabouts und dann später mit Come und Walter Salas Humara auf unseren Bühnen auftauchten, waren sie der Live-Überraschungshit für ein ganzes Genre. Und das ist schon ein wenig komisch. Denn da gibt's eigentlich kaum augenscheinlichen Unterhaltungswert. Robert Fisher, der teddybärige Frontmann und seine Jungs sitzen nämlich auf der Bühne, als wäre es ihr Wohnzimmer. Und das ist auch so gedacht, denn ihren damaligen Zweitling, "Flying Low", nahmen sie im Wohnzimmer besagten Herrn Fishers auf. Und dies emulierten sie denn eben auch live. Das ging sogar so weit, daß Fisher das Publikum ins heimische Wohnzimmer einlud.
Dieses liegt übrigens in Boston. Und da kommt die WGC auch her. Der Name der Band bezieht sich hierbei auf die Straße, an der dieses Wohnzimmer liegt - keine tiefere Bedeutung also und Willard Grant heißt auch niemand. Ansonsten aber, ist die Musik der WGC voll von Anspielungen. Meist Beobachtungen Fishers, kunstvoll in sparsame, düstere, und raumgreifende Amerikana Arrangements eingewoben - getragen von akustischer Gitarre und allerlei wechselnden Zutaten wie Geige oder Cello. "Wir kommen aus einer Gegend, in der man eigentlich nur dasitzen kann und die Enten und die Natur anschauen kann. Das ist schön, wenn man's als Tourist erlebt, aber langweilig wenn man dort wohnt", sagt er. Ein schönes Beispiel für dieses Szenario ist der Song "Front Porch" auf der neuen Scheibe, wo eben jenes beschrieben wird. Und so leben seine Texte dann auch weniger von wilden Stories, sondern von Stimmungen oder Szenen oder Charakteren. Da drängt sich die Frage auf, ob die Frau auf dem Cover denn ein solcher Charakter sein könnte.

"Wer glaubst Du denn, wer die Frau ist?", fragt er zurück, "ja, ich versuche immer, irgendwelche Fotos zu finden, die eine Beziehung zu den Stücken assoziieren, und die gleichzeitig viel Raum für Interpretationen lassen, was auch das Ziel unserer Musik ist."

Und das braucht Zeit. Und deswegen sind die Stücke alle lang. Und langsam. Meist gar ohne Drums. Gleichwohl spielen Chris Brokaw und Walter Salas Humara auf der Platte mit - und beide rekrutierten die WGC auf der letzten Tour als Drummer.

"Da hattest Du aber Glück, daß Du das mitbekommen hast", antwortet Fisher, "wir mögen es aber tatsächlich, Musiker anderer Bands auf die Bühne zu holen (so z.B. auch Chris & Carla oder Stefan Prange von "nolte.") Wir betrachten uns auch weniger als Band, sondern als loses Projekt, zu dem wir auch immer wieder gerne Leute einladen. Und Chris ist in der Tat ein ziemlich guter Drummer."

Auf der neuen Platte finden sich immer wieder kleine Intrumental-Parts - keine richtigen Stücke, sondern eher Vignetten. Was hat es damit auf sich?

"Das haben wir früher auch gemacht. Es sind dies kleine Stücke aus Improvisationen, die wir zwischen den eigentlichen Aufnahmen mitgeschnitten haben. Diese Instrumental-Parts haben die Funktion von einem Stück zum anderen, von einer Geschichte zur nächsten überzuleiten."

Fisher's Songs beschäftigen sich mit der "American-Angst" des kleinen Mannes - sehr schön herausgearbeitet in dem Track "Work Song" - proletarischer geht's nun kaum mehr. Auch das paßt ins triste Neuengland-Ambiente. Warum zum Teufel heißt die Scheibe aber ausgerechnet "Mojave"?

"Dort bin ich aufgewachsen", erklärt Fisher, "das ist ein wunderschöner Ort, an den man immer wieder gerne zurückkehren möchte - nicht nur im übertragenen Sinne. Und das war ein schönes Motto für die Platte, denke ich. Darüberhinaus assoziiert unsere Musik ja auch immer Weite und Größe - wie die Wüste auch."

Während die letzte Scheibe ja, wie erwähnt, eine eher intime Wohnzimmerangelegenheit gewesen ist, klingt die vorliegende CD etwas fülliger. Was war denn anders diesmal?

Willard Grant Conspiracy
"Der wesentliche Unterschied ist der, daß wir mehr Zeit hatten und die CD auf einer 24-Spur-Maschine aufgenommen haben. Das allerdings nicht deswegen, um ein glattes Studio-Album zu produzieren, sondern weil das Bandmaterial besser ist und ich mehr Optionen soundtechnischer Natur hatte. Z.B. konnte ich ein Raummikro mitlaufen lassen und nachher entscheiden, ob das Sinn machte oder nicht. Diese Möglichkeiten hatten wir auf den letzten beiden Alben nicht."

In der Tat ist der Sound des neuen Albums auch eher graduell unterschiedlich - eben bezogen auf feine Nuancen in der Atmosphäre. Da gibt's denn mal hier ein wenig Hall, da ein wenig Noise oder mal eine verzerrte Stimme wie etwa in "Sticky".

"Dieser Song verlangte einfach danach", beschreibt dies Fisher, "er hat diese klaustrophobische Atmoshäre, eben in der Art, wie wenn Du nachts schweißgebadet (sticky) aufwachst. Da paßte dies einfach gut."

Eine erstaunliche Weiterentwicklung deutet sich da bei der Musik an. Es finden sich poppige, gar rockige Elemente und mit der Punk-Schrammel- Attacke "Go Jimmy Go" sogar sowas wie eine Provokation.

Robert erklärt das so: "Wir werden immer als diese ruhige, stille Band angesehen. Dabei sind wir zum Teil gar nicht so ruhig. Unsere Songs leben ja auch von Spannungen. Und da wollten wir mit "Jimmy" einmal zeigen, daß wir auch so richtig losrocken können."

Dies ist in der Tat erstaunlich, denn bei der Tour mit Chris & Carla zeigte sich Chris Eckmann weiland noch regelrecht erstaunt, als die WGC bei einem Song tatsächlich von ihren Stühlen aufstanden. Vielleicht bricht sich diese neue Seite der Band ja auch bei der anstehenden Tour mit den Walkabouts im Herbst Bahn. Warten wir's ab.

Weitere Infos:
www.popnews.com/wgc
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Willard Grant Conspiracy
Aktueller Tonträger:
Mojave
(Rykodisc/Zomba)
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