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CRISTOBAL AND THE SEA
 
Zucker für die Seele
Cristobal And The Sea
Als uns der letzte Winter noch eisig um die Ohren pfiff und wir uns innerlich nach einem Hauch Wärme sehnten, schickte das Quartett Cristobal And The Sea mit seiner "Peach Bells"-EP genau die erhoffte Dosis Leichtigkeit, Sonnenschein und Geborgenheit zu uns. Jetzt folgt mit ihrem Debüt "Sugar Now" eine ähnliche süße Verlockung, die mit ihren musikalisch komplexen Reizen spielt, aber keineswegs klebrig alles unter sich begräbt. Während des Interviews kauten die vier Musiker derweil gerne auf den in Reichweite stehenden Süßigkeiten herum und sprachen mit uns im Zuckerrausch angeregt über ihr Debüt.
Vor nicht allzu langer Zeit hätten sie es sich nie träumen lassen, einmal in Lissabon zusammen im Studio zu stehen und ein Album aufzunehmen. Mit Uni-Abchlüssen in den Taschen war die Musik lange Zeit ein vergnügliches Hobby, wenn auch mit ernstzunehmenden Charakter und durchaus den nötigen Ambitionen, um von London ausgehend die Fühler nach mehr auszustrecken. Für Schlagzeuger Joshua Oldershaw gleicht die Entwicklung der Band einem plötzlichen Sprung nach vorne, den selbst die Musiker so nicht hervorgesehen haben: "Die Vorstellung ein Album aufzunehmen, erschien uns zunächst als sehr abwegig. Innerhalb eines Monats lief auf einmal wirklich gut für die Band. Wir hatten sehr viel Glück, denn natürlich passiert das eher selten, wenn man noch unbekannt ist. Wir haben in kurzer Zeit so viel dazu gelernt. Vor allem wie viel Arbeit in gewissen Dingen steckt und was man alles tun muss, um seine Ideen voranzutreiben. Der Arbeitsaufwand ist enorm. Man bekommt sofort einen noch viel größeren Respekt vor Künstlern, die ihre Alben völlig auf sich allein gestellt aufnehmen und veröffentlichen."

Dank eines Vertrags beim Label-Liebling City Slang wurde aus den Träumen schließlich eine Realität, in der sie ihre ersten Schritte wohlbehütet im Musikbusiness gehen konnten, wie Bassist Alejandro Romero resümiert: "Mit einem Plattenvertrag und einem guten Team um einen herum ist es bedeutend einfacher, auf sich aufmerksam zu machen. Das Do-It-Yourself-Prinzip mag zwar seine Vorzüge haben, benötigt allerdings auch den längeren Atem." Dass dieser im Band-Kosmos einiges an Frische beinhaltet, machen die romantisch-lieblichen Songs schnell deutlich, die dabei mindestens ebenso nach Weltmusik klingen wie es das internationale Line-Up der Band verspricht. Aus Portugal, Spanien, Frankreich und UK stammend, fanden die Freunde ihren gemeinsamen Nenner in England, in dessen Hauptstadt London die musikalische Konkurrenz bekanntlich niemals schläft. Von der Wohngemeinschaft hin zum lebendig-fröhlichen Bandgefüge.

Rückblickend ist es dem Freundeskreis des Taktgebers Joshua zu verdanken, dass sich ihre Wege kreuzten: "Ein guter Freund von mir hing immer mit den anderen herum, weil sie auf dieselbe Uni gingen. Ich lernte sie kennen, wenn ich für Partys oder einfach so bei ihm vorbeischaute. Das war in meinem letzten Jahr an der Uni. Dann wollte es der Zufall, dass ich bei ihnen einzog, weil ich auf der Suche nach einer Bleibe in London war", stellt Joshua fest. Obwohl der Umzug für alle eine logische Konsequenz war, um ihrer Leidenschaft bestmöglich nachzugehen, ist die Metropole London längst nicht mehr so reizvoll wie zu Beginn der Bandgeschichte, fügt Joshua mit rationalem Unterton in der Stimme hinzu: "London gllt immer als eine der Städte, in denen man als Musiker leben muss, um es vielleicht zu etwas zu bringen, aber ich empfinde es nicht als Pflicht dort zu arbeiten. Wir werden vielleicht noch ein Jahr dort verbringen und dann weiterziehen. In eine kleine, holländische Stadt wie Utrecht, zum Beispiel."

Die Wunschliste einmal weitergesponnen, kommen der Band auf Nachfrage noch ein paar weitere Dinge in den Sinn, die das Leben süßer machen würden, wie zum Beispiel eine Villa in Südfrankreich oder gar ein ganzer Weinberg. Ebenso wie eine persönliche Masseuse, die einem auf Tour die Muskeln so lockert, dass der nächsten Show nichts im Wege steht. Vom individuellen Wunschdenken hin zum gemeinschaftlichen Verlangen nach niedrigeren Mieten in London, die das Leben der Band und vermutlich vielen anderen Kreativen erheblich erleichtern würde. Bei diesem Punkt sind sich alle einig, denn so schön es auch ist, mitten in einem kulturellen Schmelztigel an Songs zu arbeiten, genauso beschwerlich gestaltet sich teilweise die Wohnsituation, die einem bei einem unregelmäßigen Einkommen schon mal in die Knie zwingen kann. Mehr als Teilzeit-Jobs sind nämlich nicht drin, wenn man im Auftrag der Musik ständig unterwegs ist und sich so leidenschaftlich der Kunst widmet, aber noch nicht zu den ganz Großen gehört.

Kein Wunder also, dass das Debüt des internationalen Viererpacks schon im Titel die Süße verlangt, die sich so manch einer im Leben wünscht. Dennoch bekamen die Worte "Sugar Now" erst im Nachhinein eine größere Bedeutung, wie uns Bassist Alejandro Romero verrät: "Ursprünglich hatte der Albumtitel keine tiefergehende Botschaft, doch je mehr wir uns damit befassen, desto öfter wirkt er für uns wie eine Art Forderung bzw. einem Wunsch nach den süßen Dingen im Leben. Lust for life!". Schelmisch hält Sänger João inne und plädiert generell für mehr "Zärtlichkeit" im Leben bevor Schlagzeuger Josua Oldershaw weiter ausführt: "Meiner Meinung nach geht mit dem Klang des Albumtitels ein allgemein sehr positives Gefühl einher. Man wird bei den Worten 'Sugar Now' nicht sofort sein Leben umkrempeln wollen, aber die darin enthaltene Botschaft drückt doch auf eine angenehme Art und Weise etwas Sorglosigkeit aus."

Diese fanden die Freunde und musikalischen Weggefährten bei den Aufnahmen ihres Debüts im sonnigen Lissabon. Ein Ort, der laut Aussage des Frontmanns das Gefühl, das die Band mit ihren Songs erzeugt, ziemlich gut widerspiegelt. So kommt es nicht von ungefähr, dass die Koffer gepackt wurden und sich alle in ein Studio in eben jene Stadt verzogen, um gewissenhaft Stunde um Stunde dem richtigen Sound nachzujagen. Ein großes Unterfangen für eine noch junge Band, die vorab erst die kurze Distanz in EP-Form bespielt hatte. Trotz einiger Ähnlichkeiten fiel das Resultat am Ende jedoch mit einem entscheidenden Unterschied hinsichtlich der Produktion aus, erklärt uns Joshua: "Wir mochten die Vorstellung, zwischen unserer ersten EP und dem Album in Hinblick auf ihren Klang eine bestimmte Kontinuität zu erzeugen. Das Album ist aber seiner Produktion nach dennoch größer und etwas ausgefeilter geworden."

Die Grundlage dafür war aber vor allem ein nicht unerheblicher Richtungswechsel in der Spielweise, die sich die Band in vielen Proben erst aneignen musste. Den Stein ins Rollen brachte dabei ihr Produzent Rusty Santos, beteuert Alejandro uns gegenüber: "Wir bekamen im Studio öfter zu hören, dass wir den Songs mehr Raum und damit Luft zum Atmen geben sollen, was wir letztendlich auch umgesetzt haben. Mit unserem Produzenten Rusty zusammenzuarbeiten, hat uns gut getan. Es ist toll, jemanden um sich zu haben, der sich so aufopferungsvoll deinen Songs widmet und dem wir die nötigen Freiheiten gewähren konnten sich auszutoben, wenn er eine Idee hatte."
Cristobal And The Sea
Wo früher noch dicke Effekte die Musik des Quartetts überlagerten, herrschte auf einmal der Antrieb, es mit mehr Klarheit zu versuchen und die Songideen verhältnismäßig ungefiltert in die Praxis zu übertragen. Wieder einmal klopft die Band dafür ihrem Produzenten auf die Schulter und so kommentiert Sänger Jaão Seixas den Schachzug im Studio mit viel Lob für diesen Schritt: "Rusty war vorab bei ein paar unserer Proben dabei gewesen, um uns spielen zu sehen. Er schlug vor, dass wir uns von all unseren Special Effects verabschieden sollten, denn er wollte unsere Songs so pur wie möglich hören und nicht durch bestimmte Effekte verzerrt. In dem Moment haben wir gemerkt, wie sehr wir uns von diesen Effekten abhängig gemacht haben. Wir waren auf einmal gezwungen, unsere Songs auf eine völlig neue Art und Weise zu spielen. Es hat uns so gut gefallen, dass wir dabei geblieben sind und die Platte in dieser Form aufnahmen."

In vielerlei Hinsicht warfen sich Cristobal And The Sea für ihr Debüt "Sugar Now" demnach den unnötigen Ballast von den Schultern und schufen mit ihren Songs eine kleine poppig-unschuldig klingende Oase, die in den richtigen Moment auch mal funky wird und die leicht melancholische Verträumtheit in den Hintergrund rückt.

Weitere Infos:
www.cityslang.com/cristobal-and-the-sea
www.facebook.com/cristobalandthesea
www.twitter.com/cristobalband
www.soundcloud.com/cristobal-and-the-sea
Interview: -Annett Bonkowski-
Fotos: -Thomas Neukum-
Cristobal And The Sea
Aktueller Tonträger:
Sugar Now
(City Slang/Universal)
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