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THE OTHER
 
Lebendig
The Other
Im Sommer erschien ihr wunderbares neues Album "Fear Itself". Und wir waren und sind begeistert. "Hoch melodisch, maximal mitreißend und einfach ab dem ersten Hören großartig", stand in unserer Rezension. "Weil The Other hier wieder ganz, ganz tief in die Hymnen-Kiste gegriffen haben." Doch dass es zu diesem Album kam, war für Außenstehende gar nicht so sicher. 2013 verließ Gitarrist und Gründungsmitglied Sarge von Rock die Band, ein Jahr später schloss Fiendforce Records, das Label von Sänger Rod Usher und lange Zeit auch Heimat von The Other, seine Tore. Doch jetzt scheint alles gut, die Band ist neu formiert und in wenigen Tagen mit Christian Death und Nim Vind auf Hell Nights Tour. Über all das sprachen wir mit Rod Usher.
GL.de: Hand auf's Herz, hattest du vor ein paar Monaten damit gerechnet, einen so großartigen Brocken wie "Fear Itself" zu erschaffen?

Usher: Erst mal Danke schön, das ist natürlich ein tolles Feedback. Generell sind wir wirklich sehr zufrieden mit den Reaktionen auf unser Album, denn natürlich war die Ausgangssituation anfangs nicht gerade glücklich. Doch dann - mit Ben, Aaron und Pat neu in der Band - stellte sich plötzlich das erlösende Gefühl ein, dass wir hier gemeinsam etwas Gutes schaffen. Und da fiel mir ein Stein vom Herzen. Also ganz klar die Antwort: Nein, ich habe bis vor wenigen Monaten nicht damit gerechnet, dass wir ein Album veröffentlichen, was so positiv aufgenommen wird. Etwas früher hätte ich nicht mal damit gerechnet, dass wir überhaupt ein Album aufnehmen!

GL.de: Leute weg, Label dicht - wir haben uns Sorgen gemacht, wie dicht standen The Other vor dem Aus?

Usher: So nah vor dem Aus, dass ich schon mit anderen Menschen über gemeinsame Projekte gesprochen habe oder überlegt habe, mit neuen Musikern und unter anderem Namen weiter zu machen. Ich wollte die Band immer am Leben halten, aber leider hat in der Zeit der Umstellung auch noch unser Drummer Dr. Caligari die Lust an The Other verloren, so dass irgendwann ein echter Tiefpunkt erreicht war. Und jedes Mal, wenn man dachte, dass es jetzt aufwärts geht, kam ein neuer Schicksalsschlag. Zwei Dinge haben uns wohl zum Großteil am Leben gehalten: 1. Das Vertrauen unseres Labels, denn wenn wir den Plattendeal auch noch verloren hätten, wäre das der Todesstoß gewesen und 2. die nie endende Kommunikation mit unserer Hörern. Wenn du merkst, was Menschen von nah bis fern deine Band bedeutet, überlegst du dir drei mal, ob du hinwirfst.

Bei Fiendforce gestaltete sich das leider einfacher: Seit langem hat sich kein Album mehr vernünftig verkauft, wir mussten privat ständig dazu buttern, es gab immense Probleme mit unserem Vertrieb, es gab Bands, die undankbar und unfair waren. Und all das führte zu mangelnder Motivation bei Paddy und mir. Es ist sehr schade, wenn man sein Baby beerdigen muss, besonders, weil Fiendforce ja großen Anteil am Aufkommen der Horror Punk Szene hatte, aber es ist wie es ist. Ich hätte gerne weiter gemacht, aber es sollte nicht sein. Vielleicht irgendwann mal…

GL.de: Wie wichtig ist euch die Band und ist sie heute wichtiger als früher oder nicht mehr so dolle wie damals?

Usher: The Other ist das, was meinem Leben eine Aufgabe und einen Sinn gibt. Ich mache viele Dinge drumherum, auch engagiere ich mich für Menschen und Tiere, organisiere Konzerte, schreibe für Magazine und habe einen angenehmen Job. Aber die Band ist das Wichtigste. Dort kann man kreativ sein und bekommt Anerkennung. Dort kann man mit Freunden rocken und feiern und durch fremde Städte und Länder fahren. Ich würde gerne viel mehr touren, komponieren und aufnehmen, aber die Realität sind nun mal so aus, dass die nicht ganz großen Bands es heute schwieriger denn je haben. Wie auch immer: So wie ich sehen das - meines Wissens auch Doc, Ben, Pat und Aaron.

GL.de: Was muss ein Musiker / ein Mensch können und sein, um bei The Other mitmachen zu können?

Usher: Saufen! Mal im Ernst: Es muss ein Instrument beherrschen, kreativ sein, darf kein Rockstar sein, sollte etwas Allgemeinwissen und Intelligenz mitbringen und sich natürlich in den Alternativen Szenen zu Hause fühlen. Als wir Musiker suchten, haben sich viele beworben, die aus ganz anderen Szenen kommen und Session-Musiker sind. Das geht für uns gar nicht.

GL.de: Was macht The Other einzigartig?

Usher: Ich hoffe unser Sound. Ich kenne bewusst keine Band, die wie wir klingt. Klar, die einen sehen uns noch als Misfits-Clones, die anderen hören Danzig in unserem Sound, die nächsten Iron Maiden, Volbeat, Type O Negative oder was auch immer. Aber richtig festnageln kann uns keiner, sondern höchstens unsere Einflüsse benennen. Und allein damit haben wir doch etwas erreicht. Denk mal an all die Metalcore-Bands, die völlig gleich klingen…

GL.de: Und was unterscheidet "Fear Itself" trotzdem von den anderen The Other-Alben?

Usher: Viel und wenig. "Fear Itself" passt in den The Other-Kontext. Vielleicht ist es etwas näher an "New Blood", als an "The Devils You Know". Aber anderseits haben wir uns weiterentwickelt, die zwei Gitarren machen sich bemerkbar, die Songs sind dynamischer und variabler als je zuvor. Natürlich hat jeder Hörer sein Lieblingsalbum, bei mir ist es "Fear Itself"…so lange bist das Nächste kommt (schmunzelt)…

GL.de: Worauf auf "Fear Itself" seid ihr besonders stolz?

Usher: Da kann ich jetzt nur für mich sprechen, wobei auch die anderen sehr stolz auf ihre Leistung sein können. Gerade die neuen Jungs haben so einen guten Job gemacht und Dinge aus der Band geholt, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Die Gitarrenlicks von Ben und Pat, die gruseligen, unterschwelligen Töne, das Solo von Ben in "Doll Island" - das sind Dinge, die mich sehr freuen. Ich selbst bin stolz auf neue Gesangsideen und Melodien, auf andere Arten zu singen, auf Arrangement-Ideen und Refrains und darauf, dass Waldemar Sorychta und Dennis Köhne beim Sound das Beste aus der Band raus geholt haben.

GL.de: Wie viel Songs hattet ihr für das Album geschrieben und wann wusstet ihr "das sind die Songs, die wir nehmen wollen, das wird unser Album" und woran habt ihr das erkannt?

Usher: Wir haben genau so viele geschrieben, wie jetzt auf dem Album sind. Wir sammeln zwar Duzende Ideen, aber verwerfen sie schon, bevor sie komplett ausgearbeitet sind, bevor wir zu viel Zeit damit vergeuden.

GL.de: War das Schreiben und Aufnehmen in der neuen Besetzung komplett anders oder durchaus mit früher zu vergleichen?

Usher: Das war schon vergleichbar, außer, dass es leichter gefallen ist, weil jetzt einfach jeder beim Songwriting mitmacht. Mehr Ideen und mehr Können machen alles schneller und effizienter. Es war wirklich ein guter Prozess und ich freue mich schon auf's Songwriting für Album sieben.

GL.de: Du sagtest in einem Interview: "Wir sind auf gewisse Weise wieder punkiger geworden" - war das geplant oder ist das so passiert?

Usher: Das ist so passiert. Vielleicht war die Energie und Aufbruchsstimmung schuld. Bei ein paar Stücken haben wir bewusst etwas old-schooliger komponiert und gespielt, aber grundsätzlich wurden die Stücke so geschrieben, dass sie zu The Other passen aber ohne, dass man Scheuklappen haben musste.

GL.de: Wie viel beim Songwriting ist geplant, nimmt man sich gewisse Dinge vor oder kann - auch später beim Aufnehmen - alles passieren?

Usher: Wir schreiben die Songs komplett fertig und machen eine Vorproduktion. Dann bekommt Waldemar als Produzent die Spuren und kann seine Ideen dazu anmerken oder sogar direkt einspielen. Dann wird entscheiden, welche seiner Ideen wir tatsächlich umsetzen und noch Dinge an den Songs ändern. Dann wird aufgenommen und auch da können sich noch Melodien ändern.

GL.de: Fühlt ihr euch musikalisch eigentlich eingeengt oder könntet ihr theoretisch alles machen, wenn ihr es nur wollt?

Usher: Bis auf Reggae, Jazz, Death Metal, Grindcore, Rap, Metalcore, Kirmes-Techno, Schlager und viele andere Dinge können wir alles machen, was wir wollen. Spaß beiseite: Wir spielen das, was zu uns passt. Und da ist der Rahmen gar nicht so eng gesteckt, wie man denken könnte. Ein Song wie "German Angst" könnte - mit entsprechenden Vocals - auch von einer Black Metal Band kommen, so klingt er nach einem metallischen The Other-Song.

GL.de: Gibt es Sachen, die ihr noch unbedingt einmal machen wollt?

Usher: Auf Tour gehen mit KISS. In einem Film von Tim Burton mitspielen. In einem Stephen King-Buch erwähnt werden. In Süd-Amerika touren. In Japan touren. Ein Buch schreiben. Einen Spielfilm drehen.

Weitere Infos:
www.theother.de
www.facebook.com/theotherhorrorpunk
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigabe-
The Other
Aktueller Tonträger:
Fear Itself
(Steamhammer/SPV)
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