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ELLEN SUNDBERG
 
Zigarettengeheimnisse
Ellen Sundberg
Manchmal sind Plattenfirmen ja doch zu etwas gut. Als nämlich die Schwedin Ellen Sundberg 2013 ihr Debüt-Album "Black Raven" veröffentlichte, fiel wohl auch jemand beim Label auf, dass ihre Musik - obwohl durchaus mit einer eigenen Note gesegnet - viel von dem ausdrückte, was gemeinhin der sogenannten Americana-Richtung zugeschrieben wird. Kurz entschlossen nutzte man also die Business-Kontakte, verfrachtete Ellen und ihre Musiker in die USA und ließ ihr zweites Album"White Smoke & Pines" von Israel Nash Gripka - einem der jungen Wilden des Genres - produzieren, den Ellen zuvor auf ihrer ersten internationalen Tour supported hatte. Da das dann so gut geklappt hatte, wiederholte man das Experiment für die neue Scheibe dann gleich wieder. Dieses Mal ging es nach Woodstock in die Dreamland-Studios (wo auch Bob Dylan schon vor sich hinwerkelte) und dort entstand dann das nun vorliegende, dritte Album "Cigarette Secrets". Auf diesem geben sich dann Garth Hudson von The Band und Richard Lloyd, der legendäre Television-Gitarrist die Ehre und verzierten das Album mit ihren Gastbeiträgen. Da allerdings Ellen Sundberg keineswegs eine Marionette ist, die sich nach Belieben verkuppeln und sich den Sound von Kollegen aufoktroyieren ließe, produzierte sie das neue Album - mit Unterstützung von Sanken Sandqvist, dem Chef von BMG-Schweden - dann auch selber. Nicht, dass Ellen - in musikalischer Hinsicht - überhaupt auf die Unterstützung erfahrener Kollegen angewiesen wäre, denn bereits jetzt - im Alter von gerade mal 23 Jahren - hat sie ihre eigene Stimme als Musikern durchaus bereits gefunden. Nur mal als Beispiel: Eines ihrer Markenzeichen ist, dass sie gelegentlich Zeilen auf schwedisch in die ansonsten englischsprachigen Texte einfließen lässt.
Wie kam es denn dazu, dass Ellen ihre Songs in den USA aufnehmen konnte? Das ist ja für Außenstehende bekanntlich nicht ganz einfach. "Nein, das stimmt", pflichtet Ellen bei, "ich habe ja auch noch keine Shows in den USA gespielt. Bei diesem Album, 'Cigarette Secrets', hat mein Label BMG-Schweden vorgeschlagen, in dieses coole Studio Dreamland in Woodstock zu gehen. Sie haben das auch alles organisiert und ich habe einfach mitgemacht. Das war eine coole Sache, denn dort hat ja auch schon Bob Dylan gearbeitet, den ich sehr verehre und den ich als eine meiner Haupt-Inspirationsquellen bezeichnen würde. Wir hatten fünf Tage Zeit in dem Studio. Das heißt, dass wir in Schweden alles vorbereitet hatten, so dass wir dort schnell arbeiten konnten. Die Atmosphäre dort war dann ganz toll." Wie hat Ellen eigentlich ihren spezifischen Stil entwickelt - der ja durchaus Americana-Elemente enthält, ohne sich allerdings an den klassischen Gernres wie Country-, Folk- oder Blues festzumachen. "Also immer wenn ich Songs schreibe oder Songs aufnehme, klingen diese so, wie sie klingen", meint Ellen, "ich weiß aber nicht, warum diese so klingen - es passiert einfach so. Natürlich hängt es damit zusammen, mit wem ich gerade zusammen arbeite - mit wem ich spiele und wer produziert - aber das ganze passiert stets sehr natürlich. Ich habe mir diese Art zu spielen und zu schreiben einfach im Haus meiner Eltern angewöhnt."

Ellen hat einen spezifischen Stil, die Gitarre stakkatoartig zu bearbeiten - fast wie bei einem Dulcimer oder einem Hackbrett. "Ich spiele eine sogenannte Tenor-Gitarre, die nur vier Saiten hat, aber nicht wie eine Ukulele, sondern wie eine Gitarre gestimmt ist. Diese - und meine alte Martin-Gitarre von 1965 - bestimmen meinen Sound." Worüber singt Ellen Sundberg eigentlich? Damit ist nicht gemeint, dass ihre Texte unverständlich sind, sondern dass sie ihre Texte in blumige Metaphern und Bilder hüllt, die von außenstehenden nicht einfach entschlüsselt werden können. "Das ist eine gute und eine schwierig zu beantwortenden Frage", räumt sie ein, "und ich würde sagen, dass es auf dieser Scheibe viel um das Touren geht, denn ich war viel auf Tour in Schweden. Es geht aber auch um das Reisen im allgemeinen - um das tatsächliche Reisen wie auch um das persönliche Wachsen und Entwickeln als Reisender, denn ich denke schon, dass man auf Reisen wächst und sich als Person weiter entwickelt. Man erlebt viele Dinge und man verbringt viel Zeit mit anderen Leuten. Für mich geht es - denke ich - auch noch um das Erwachsenwerden; einfach auch deswegen, weil im letzten Jahr viel mit mir passiert ist."

Es geht also in Ellens Songs weniger als um ein musikalisches Tagebuch, sondern eher um Geschichten, die auf einem musikalischen Tagebuch aufsetzen? "Oh ja, ganz genau", pflichtet Ellen bei, "für gewöhnlich schreibe ich etwas nicht sofort, nachdem es passiert ist, sondern ich verarbeite das erst mal innerlich. Das kann schon mal ein paar Wochen dauern. Wenn es dann verarbeitet ist, kommt es schon irgendwie zu Tage. Und dann noch etwas: Ich schreibe auch gerne über die Natur. Denn ich komme aus Nord-Schweden, wo es viele Wälder und Berge gibt und ich mag es, das aus meinen Songs heraushören zu können."

Ellen Sundberg
Auf der Scheibe gibt es zwei Songs mit dem Titel "Lament" ("Klage"), die recht unterschiedlich sind. Worüber beklagt sich Ellen und warum gibt es gleich zwei Songs dieses Themas? "Nun, der eine Song entwickelte sich musikalisch aus dem Outro des anderen", verrät Ellen, "ich schreibe da über Dinge, von denen ich denke, dass sie in unserer Welt einfach falsch laufen." Wobei der eine Song eher universell und der andere eher persönlich angelegt ist? "Ja, exakt", bestätigt Ellen, "ein Mal aus persönlicher Sicht und ein Mal allgemein gehalten." Ellen hat des Weiteren ein Faible für farbenfrohe Wortschöpfungen wie "Radio Shadows" oder "Cigarette Secrets". Wie kommt sie denn auf so etwas? "Soll ich dir das verraten?", zögert sie, "nun - ich hatte gerade einen neuen Freund getroffen und war auf dem Weg nach Norwegen, um dort zu arbeiten. Dort gab es keinen Mobilfunkempfang und mein Freund sagte zu mir, dass ich mich in meinem Radio-Schatten gut amüsieren solle. Da dachte ich mir, dass das doch ein guter Songtitel wäre und machte eine Art Liebeslied daraus. Und 'Cigarette Secrets' entstand auf meiner letzten Tour, als die Freundin meines Gitarristen zu ihm sagte: 'Lass uns nach draußen gehen und eine Zigarette rauchen' - wobei sich dabei 'Cigarette' anhörte wie 'Secret'. Also habe ich einen Song über das Tourleben daraus gemacht - und welche besonderen Beziehungen man dort aufbauen kann."

Was ist denn in den USA so alles passiert? Immerhin geschieht es ja nicht alle Tage, dass man mit Legenden wie Garth Hudson oder Richard Lloyd zusammen spielen kann. "Ja, das war auch eine Idee des Labels", räumt Ellen ein, "Garth Hudson lebt ja in der Nähe und kam am letzten Tag unserer Aufnahmen vorbei. Nun ja - er ist ziemlich alt und sehr langsam. Wir hatten uns vorgestellt, dass er ein wenig Orgel spielen könnte - er hatte aber sein Akkordeon mitgebracht. Dann wollte er aber zunächst nur im Regieraum sitzen und sich mit dem Tontechniker darüber unterhalten, wie alles aufgebaut war und über den Klang von Kirchenorgeln fachsimpeln. Es war dann sehr schwer ihn dazu zu bewegen, doch endlich mal etwas zu spielen - was dann aber doch geklappt hat. Nun ja: Ich glaube, er hatte einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall und hat sich davon nicht so recht erholt. Es war aber trotzdem eine coole Erfahrung ihn zu treffen, weil er ja immerhin eine lebende Legende ist. Und was Richard Lloyd betrifft, so war Sanken Sandqvist ein Mal der Drummer in seiner Band als er seine Karriere begann. Ich hatte natürlich 'Marquee Moon' gehört, kannte aber Richard noch nicht persönlich. Er hatte dann aber Richard gefragt, ob er nicht etwas beisteuern könnte und wir haben das dann in Brooklyn aufgenommen. Richard hat dann einige wirklich schöne Gitarrenlicks für die Scheibe beigesteuert - und wir haben in einer Session auch noch eine Coverversion von 'Marquee Moon' aufgenommen - das war ziemlich cool."

Ellen Sundberg singt ihre Songs mit einer gewissen Hingabe, die erkennen lässt, dass sie ihre Sache durchaus ernst meint. Was möchte sie denn als Sängerin erreichen? "Als Sängerin?", fragt sie verwundert, "also diese Scheibe - 'Cigarette Secrets' - ist voller Energie - das sollte aber auch so sein. Weil ich aber nicht dieselbe Scheibe mehrmals machen möchte, werde ich auf meiner nächsten Scheibe einmal etwas anderes ausprobieren. Auch weil es ermüdend ist, immer auf diese energische Weise zu singen. Also könnte ich mir etwas Ruhigeres für die nächste Scheibe vorstellen. Aber was mein Ziel betrifft, das ich als Sängerin anstrebe, so möchte ich sagen, dass ich einfach verschiedene Dinge ausprobieren möchte."

Wie geht es weiter mit Ellen Sundberg? Denn es ist ja nicht anzunehmen, dass sich das Tempo in Zukunft verlangsamen wird. "Wie ich schon sagte, möchte ich stimmlich neue Dinge ausprobieren - aber auch musikalisch. Wir arbeiten gerade an neuen Demos. Das werden dann produktionstechnisch immer noch 'große' Songs sein - aber vielleicht nicht ganz so intensiv, wie die letzten. Das könnte dann vielleicht in Richtung Folk gehen, weil das ja nahe liegt - ich bin mir da aber noch nicht ganz sicher. Wir werden sehen, was dabei heraus kommt." Vorausgesetzt, wir können das atemberaubende Tempo von Ellen Sundberg mit halten...
Weitere Infos:
ellensundberg.com
www.facebook.com/ellensundbergartist
twitter.com/EllenSundberg
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Ellen Sundberg
Aktueller Tonträger:
Cigarette Secrets
(BMG Rights Management)
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