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Interview-Archiv

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JENNY LEWIS
 
"Musikmachen ist das Einzige, was ich kann!"
Jenny Lewis
Der Titel des neuen Albums von Jenny Lewis ist gut gewählt. "On The Line" heißt das vierte Solowerk der 42-jährigen US-Singer/Songwriterin, die als Frontfrau ihrer Band Rilo Kiley eine ganze Generation junger Indierockerinnen beeinflusst hat, und tatsächlich stand für sie in den fünf Jahren seit dem Vorgänger "The Voyager" wirklich vieles auf dem Spiel. Mit Anfang 40, das musste Lewis am eigenen Leib erfahren, wird der Weg für eine Frau in der Entertainmentindustrie schmaler - auch wenn sie im atlantiküberspannenden Gaesteliste.de-Interview versucht, dieser Tatsache eine positive Sicht abzugewinnen. "Ich habe nicht das Gefühl, dass der schmalere Weg etwas Schlechtes ist. Das bedeutet lediglich, dass du dich stärker auf deine Arbeit konzentrieren musst - denn das ist die echte Belohnung", sagt sie kämpferisch.
In der Tat unterstreicht ihr neues und vielleicht bislang bestes Album: Lewis hat ihren Weg gefunden - und das, obwohl ihr das Leben in den letzten Jahren immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen hat. Erst ging nach zwölf Jahren ihre Beziehung mit Musikerkollege Johnathon Rice in die Brüche, dann verließ sie ihre langjährige Heimat Los Angeles für einen Neuanfang in New York (wo sie sich u.a. mit dem Album ihres Side-Projects Nice As Fuck ablenkte), und schließlich musste sie den Tod ihrer Mutter verarbeiten, der sie erst in den letzten Jahren wieder nahegekommen war.

Nachdem sie in den 00er-Jahren mit Rilo Kiley und solo mit jeder ihrer Platten neue Wege gegangen war, fühlt sie sich inzwischen im zeitlosen Soundkosmos des handgemachten 70s-Westcoast-Soft-Rock ihrer langjährigen Heimat Los Angeles am wohlsten. Mit dem Geschick einer großen Entertainerin navigiert sie auf "On The Line" sagenumwobene Unterstützer wie Beck, Tom-Petty-Pianist Benmont Tench, Session-Legende Jim Keltner oder gar Beatle Ringo Starr durch ungeschminkt ehrliche, live im Studio eingespielte Songs, die emotional, aber nicht gefühlsduselig sind, und verpackt mit den nach Jahren der Songwriting-Kollaborationen erstmals wieder allein aus ihrer Feder stammenden Liedern eine neue Klarheit in Qualität der alten Schule, wenn sie smart-bittersüße Texte voller geistreichem Scharfsinn mit hinreißenden Melodien zusammenfließen lässt.

Mit Gaesteliste.de sprach Lewis über...

... ihre Fähigkeiten:

Meine Songs zu spielen ist praktisch das Einzige, was ich kann. Ich kann guten Kaffee machen, Eier kochen und meine Wohnung aufräumen, aber abgesehen davon ist Musikmachen wirklich das Einzige, was ich beherrsche (lacht).

... analoge Aufnahmetechnik

Natürlich muss erst einmal das Gefühl da sein. Wenn das nicht stimmt, ist es egal, mit welchem Equipment du aufnimmst. Trotzdem bin ich der Meinung, dass ein Neve-Mischpult einfach unglaublich klingt. Das Gleiche gilt für die Neumann-Mikrofone. Du kannst eine tolle Gesangsaufnahme auch mit einem Shure 57 oder 58 hinbekommen, aber das alte Röhren-Equipment hat einfach das gewisse Etwas. Das ist in etwa so wie der Unterschied zwischen Celluloid und Digital beim Film: Digital ist ein durchaus praktikables Medium, Celluloid aber ist viel verzeihender, schöner und gesättigter, und diese Qualitäten kann man digital (noch) nicht duplizieren.

... die All-Star-Band ihrer aktuellen LP

Ich kannte die meisten seit Jahren - außer Ringo. Jim Keltner und ich hatten einen gemeinsamen Freund, Gary Burden, einen großartigen Albumcoverdesigner, der viel für Neil Young gearbeitet hat. Er ist letztes Jahr verstorben, aber er hatte ein Talent dafür, die Generationen zusammenzubringen. Benmont Tench hatte ja zum Beispiel schon auf meinem letzten Album gespielt... Wir sind alle Teil der gleichen Community.

... Versagensängste bei den Sessions

Natürlich hatte ich Schiss, es zu versauen. Aber letztlich sind die meisten Ängste nicht real. Wenn du vor jemandem flüchten musst, dann ist die Angst echt, aber den ganzen anderen Scheiß, um den wir uns Sorgen machen, denken wir uns doch nur aus!

... das Glücklichsein

Mir gefällt die Vorstellung, dass die Möglichkeiten grenzenlos sind. Ich kann mit meiner Gitarre überall hingehen und meine Songs spielen, ohne dass ich irgendjemand sonst dafür brauche. Mir auf dieser Weise meiner Fähigkeiten, meiner Begabung oder wie auch immer du es nennen willst bewusst zu werden, empfinde ich als sehr befreiend.

... das Älterwerden

Je älter du wirst, desto wohler fühlst du dich in deiner Haut, gleichzeitig wird dir aber auch bewusst, dass das Leben ein großes Mysterium ist. Mit 20 denkst du, du weißt, wie der Hase läuft, und erst viel später stellst du fest, wie viele Nuancen es gibt. Du bemerkst die Grauzonen und die grauen Haare - auch wenn mir als Rotschopf die grauen Haare zum Glück erspart geblieben sind!

Weitere Infos:
www.jennylewis.com
www.facebook.com/JennyLewis
www.twitter.com/jennylewis
www.instagram.com/jennydianelewis
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Autumn de Wilde-
Jenny Lewis
Aktueller Tonträger:
On The Line
(Warner Music)
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