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BOMBAY BICYCLE CLUB
 
"Wir sind heute alle viel glücklicher!"
Bombay Bicycle Club
"Mein Vater hatte in den frühen Tagen der Band Jack mal gesagt, dass man seinen Lebensunterhalt besser als Klempner denn als Musiker verdient", erinnert sich Jamie MacColl im Gaesteliste.de. Heute kann der Brite herzhaft darüber lachen, schließlich ist seine Band in Sachen raffinierter Indierock viele Jahre in England das Maß aller Dinge gewesen. Vor etwa fünf Jahren war allerdings Schluss damit. Bombay Bicycle Club trafen Gipfel des Erfolgs ab - nach einem Nummer-1-Album in den Charts und einem letzten Auftritt in ihrer Heimatstadt London vor 20.000 Fans, bei dem kein Geringerer als Pink Floyds David Gilmour als Special Guest mit auf der Bühne stand. Die folgenden Jahre verfolgten Jack Steadman, Jamie MacColl, Ed Nash und Suren de Saram eigene Ziele, widmeten sich Soloprojekten oder gleich einem Leben abseits der Musik. Ganz losgelassen hat sie die gemeinsame Vergangenheit aber doch nicht. Deshalb gibt es nun, rund fünf Jahre später, mit dem augenzwinkernd betitelten Album "Everything Else Has Gone Wrong" das unerwartete Comeback.
GL.de: Jamie, was haben die fünf Jahre Pause bei euch bewirkt?

Jamie MacColl (lachend): Wir sind heute alle viel glücklicher! Das ist wohl die simpelste Art und Weise, wie man es beschreiben kann. Wir sind alle viel gelassener, speziell in Bezug auf die Band, aber auch ganz allgemein als Menschen. Auch bevor wir aufgehört haben, wussten wir schon zu schätzen, dass wir all das tun konnten, aber der Spaß an der Sache, der unbedingt notwendig ist, wenn du Musik machen und monatelang auf Tournee gehen willst, der war uns etwas abhandengekommen. Jetzt ist die Freude, die Positivität zurück, und für mich macht genau das den größten Unterschied aus. Eine weitere Veränderung ist, dass unsere Ambitionen nun nicht mehr ganz so riesig sind. Zuvor wollten wir unbedingt die beste und die größte Band sein, inzwischen sehen wir das etwas entspannter und erfreuen uns an der Art von Musik, die wir nun einmal machen, und sind dankbar dafür, dass wir die Möglichkeit haben, das hier alles tun zu dürfen.

GL.de: Fehlte der Spaß zuvor vielleicht auch ein wenig, weil ihr euch durch den Erfolg der Band eingeschränkt gefühlt habt?

Jamie MacColl: Ja! Jack hatte das Bedürfnis, ein bisschen mehr zu experimentieren. Er wollte eine Art von Musik machen, die er im abgesteckten Rahmen von Bombay Bicycle Club für nicht umsetzbar hielt. Wenn ich mir heute unser letztes Album anhöre, dann merke ich, dass da schon viel von seinen Absichten dringesteckt hat. Er hat damals versucht, viele seiner neuen Ideen mit der Band zu verwirklichen, und auch wenn das zu viel toller Musik geführt hat, war die Platte doch ein wenig überfrachtet. Ed hatte über die Jahre auch viele Songs geschrieben und wollte unbedingt eine Solo-Platte veröffentlichen, während ich stets der zögerlichste Musiker von uns vieren gewesen bin, da ich als Jugendlicher eigentlich nie eine Karriere ins Auge gefasst hatte. Mein Vater war ja Musiker und meine Mutter war Autorin, und ich hatte immer das Gefühl, dass es mich eher auf ihre Seite verschlagen würde, bis die Band so erfolgreich wurde. Als wir dann die Reißleine zogen, war meine Chance gekommen, etwas anderes auszuprobieren.

GL.de: Wie schwierig war es nach der langen Auszeit und nach all euren unterschiedlichen Aktivitäten, für die neue LP wieder eine gemeinsame Linie zu finden?

Jamie MacColl: Es war überraschend leicht, finde ich. Dies ist unsere erste Platte, auf der jemand außer Jack einen kompletten Song geschrieben hat, außerdem gibt es eine Reihe Gemeinschaftskompositionen. In dieser Hinsicht lief die Zusammenarbeit trotz der Pause erstaunlich reibungslos, zumal die anderen drei heute auch bessere Musiker sind als zum Zeitpunkt, an dem wir aufgehört haben. Ich bin immer noch der schlechteste Musiker in der Band, aber die anderen kompensieren das ganz gut (lacht)!

GL.de: Allgemeiner gefragt: Wonach sucht ihr in einem Song?

Jamie MacColl: Von Beginn an war es uns wichtig, dass die Songs so gut sind, dass man sie auf verschiedenste Weise interpretieren kann. Zum Beispiel: Fühlt es sich immer noch gut für uns an, wenn wir ein Lied akustisch spielen? Das war ja damals auch der Ausgangspunkt für unsere Entscheidung, unser Akustikalbum "Flaws" aufzunehmen: die Tatsache, dass wir alle Songs unseres Debüts auch unplugged gespielt haben und dabei festgestellt haben, wie befriedigend dieser Kreativprozess war.

GL.de: Im Waschzettel der Plattenfirma bezeichnest du das neue Album als optimistischer als seine Vorgänger. Wie ist das gemeint?

Jamie MacColl: Es geht darum, die Energie der Musik zu entdecken und Kraft aus Freundschaft und nicht-romantischer Liebe zu ziehen (wie im Song "People, People"), oder denk an die Zeile aus "Racing Stripes", mit der das Album endet: "This life will keep us going". Da steckt auch eine positive Botschaft drin. Allerdings möchte ich nicht zu viel in die Texte hineinlesen, denn wir haben die Platte nicht gemacht, um große Themen zu verhandeln. Wir sind einfach nicht diese Art von Band. Uns wird vieles erst klar, wenn ein Album bereits fertiggestellt ist, und ich denke, das geht vielen Bands so. Ich persönlich finde diesen Prozess echt spannend, denn du tauchst gewissermaßen in das Unterbewusstsein des Songwriters ein.

GL.de: Produziert wurde das Album von John Congleton. Was konnte er beitragen, was ihr nach all den Jahren nicht selbst hättet leisten können?

Jamie MacColl: Gute Frage! Bei der Zusammenarbeit mit John war uns der Sound eher nebensächlich. In erster Linie ging es uns darum, den Prozess der Albumaufnahmen aufzufrischen. Das letzte Album hatte Jack ja selbst produziert und ich denke, dass sowohl er als auch der Rest von uns damit einige Schwierigkeiten hatte. Für ihn war es schwierig, weil er alles auf einmal machen musste, für uns änderte sich die Dynamik, weil der Leadsänger gleichzeitig auch der war, der hinterm Glas im Kontrollraum saß. Das war keine besonders fruchtbare Atmosphäre. Gleichzeitig arbeitete er vor den Aufnahmen diese unglaublich ausgetüftelten und oft fast vollständigen Demos aus, was bedeutet, dass viele seiner Ideen, die er als Produzent der letzten Platte hatte, auch auf der neuen wieder auftauchen. John dagegen hat nicht nur einige fantastisch klingende Platten produziert, die wir lieben, er ist auch jemand, der sich nicht gerne an Regeln hält. Das war cool!
Gl.de: Entstanden ist ein Album, das im Vergleich zu den beiden letzten wieder deutlich gitarrenlastiger ist. Ein Glücksfall für dich als Gitarrist der Band?

Jamie MacColl: Ich werde dich nicht anlügen - natürlich ist es cool für mich, wieder mehr zu tun zu haben (lacht)! Der Unterschied ist dieses Mal, dass viel mehr Riffs das Herzstück der Songs sind. "Eat, Sleep, Wake" und das Titelstück haben bei den Strophen fast schon Metal-Gitarrenriffs. Einen Moment, in dem wir uns zusammengesetzt und beschlossen haben, bei diesem Album wieder mehr Gitarren und weniger Bollywood-Samples einzusetzen, hat es allerdings nicht gegeben. Der Grund war eher, dass Jack durch sein Soloprojekt die Chance hat, sein Faible für Hip-Hop, elektronische Musik und klassischen R&B anderweitig auszuleben. Natürlich finden sich diese Elemente auch auf unserer neuen Platte noch, aber im Mittelpunkt stehen nun wieder die geradlinigeren Indie-Gitarren-Nummern. Ich persönlich finde das großartig, denn ich denke, dass wir das richtig gut können! Warum sollten wir das also nicht tun?

Weitere Infos:
bombaybicycle.club
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-
Bombay Bicycle Club
Aktueller Tonträger:
Everything Else Has Gone Wrong
(Caroline/Universal)
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