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SONIC YOUTH
 
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Sonic Youth
"Wir haben für uns selbst immer sehr hohe Erwartungen, wenn wir an neuen Stücken arbeiten, aber wir sind auch in so viele verschiedene Projekte eingebunden, daß wir manchmal einfach nur arbeiten, arbeiten, arbeiten. Dann ist es mehr Routine als der Versuch, irgendetwas zu toppen. Es ist ganz einfach unser Leben, deshalb veröffentlichen wir auch so viel." Das sagte uns Thurston Moore vor vier Jahren. Und ein bißchen schien es so, als würde die Routine bei Sonic Youth zwanzig Jahre nach der Gründung der New Yorker Kultband ein wenig die Oberhand gewinnen. Schließlich hatten sich Thurston, seine Gattin Kim Gordon, Lee Ranaldo und Steve Shelley nach ihrem bisher poppigsten Album "Washing Machine" von 1995 vor allem den Veröffentlichungen ihrer Experimental-Reihe auf dem bandeigenen Label Sonic Youth Records gewidmet, und so kam es, daß die beiden letzten Major-Label-Platten "A Thousand Leaves" und "NYC Ghosts & Flowers" eher die Beiprodukte der experimentelleren Arbeiten gewesen zu sein schienen als umgekehrt.
Mit "Murray St.", dem dieser Tage erscheinenden neuen (Major-)Album, gelingt der Band der Drahtseilakt zwischen eingängigen (Alternative-) Popsongs und dem typischen "No-Wave-Sound" endlich wieder ausgezeichnet. "Wir haben den ganzen letzten Sommer damit verbracht, Witze darüber zu machen, daß wir jetzt endlich eine klassische Rockplatte aufnehmen würden. Das hat dann wohl irgendwie abgefärbt", bestätigt Kim im Gespräch mit Gaesteliste.de lachend. "Fünf der sieben Songs hat Thurston auf der Akustikgitarre geschrieben, insofern war von vorne herein klar, daß die Platte sehr song-orientiert sein würde. Ansonsten entstehen unsere Songs ja zumeist beim Jamming."

Egal, ob mit dem sperrig new-wavigen "Plastic Sun" von Kim Gordon, Thurston Moores launisches Rockmonster "Rain On Tin" oder Lee Ranaldos Elf-Minuten-Epos "Karen Revisited" - welches Register Sonic Youth auch ziehen, sie tun es meisterhaft. Inzwischen übrigens ganz offiziell zu fünft und nicht mehr nur zu viert. Jim O'Rourke, schon seit einiger Zeit als Kollaborateur (beispielsweise auf "SYR 3") und als Co-Produzent (beim 2000er Album "NYC Ghosts & Flowers") im Sonic-Youth-Umfeld zu finden, gehört nun ganz offiziell zur Band, sowohl im Studio als auch auf der Bühne. "Nach all den Jahren hat uns ein bißchen Veränderung einfach gut getan", sagt Kim und erklärt damit, warum bei der Band nach zwanzig Jahren als Quartett nun der Bedarf nach einem fünften Mann bestand. "Jims Aufnahme in die Band war keine große Sache. Wir hatten mit ihm ja schon auf früheren Platten zusammengearbeitet und hatten ihn daraufhin eingeladen, letztes Jahr mit uns auf Tournee zu gehen. Alles passierte also sehr natürlich. Wir kommen mit ihm einfach sehr gut aus, und er hat eine sehr interessante Arbeitsweise. Im Gegensatz zu uns vieren hat er einen ganz anderen musikalischen Background, weil er eben ein ausgebildeter Musiker ist, obwohl wir natürlich sehr ähnliche Sachen hören und gut finden."

Gut finden ist auch das Stichwort für die offizielle Homepage der Band. Erst spät (nämlich zum letzten Album) gestartet, hat die Band in enger Zusammenarbeit mit einigen Überfans inzwischen eine der komplettesten und informativsten Bandsites im gesamten WWW zusammengebastelt, auf der es neben den bekannten Standards von Fotos über Biografie und Tourdaten auch unveröffentlichte Songs im mp3-Format, eine Studio-Webcam, eine unglaubliche, von einem Fan erstellte "Gigography" und vieles mehr gibt. Da scheint die Band jenseits des "Alle haben eine Homepage, also warum wir nicht auch"-Gedankens richtig Zeit investiert zu haben, oder? "Das Ganze ist eine Kombination aus vielen verschiedenen Dingen", erklärt uns Kim. "Unser Freund Chris Habib, der so ein typisches 'Computer-Whizz-Kid' ist, hat die Site für uns gestaltet. Inzwischen melden sich bei uns immer mehr Leute mit Ideen, was man noch ergänzen könnte. Wir finden es wichtig, auf diese Weise eine Informationsquelle zu bieten, bei der sich die Interessierten selbst ein Bild machen können, ohne sich auf die Medien verlassen zu müssen. Außerdem bin ich der Überzeugung, daß es den Kids mehr Spaß macht, den Dingen selbst auf den Grund zu gehen und nicht alles von Anderen vorgekaut zu bekommen."

Sonic Youth
Anfang Juli bereits kommen Sonic Youth übrigens für vier Konzerte nach Deutschland und werden dabei anders als bei den Tourneen der letzten Jahre auch vermehrt alte Stücke spielen, die schon seit Jahren auf keiner Setlist der Band mehr zu finden waren. Und zwar zwangsläufig, "weil ja nur sieben Stücke auf der neuen Platte sind", wie Kim spitz bemerkt. Von Nostalgie ist also bei Sonic Youth auch nach 20 Jahren nichts zu spüren. Daß "Murray St." erst jetzt und mit einiger Verspätung erscheint, hat ebenfalls gute Gründe. Die Murray Street - und damit auch das dort angesiedelte bandeigene Studio - wurde nämlich nach der Katastrophe des 11. September erst einmal für die Öffentlichkeit gesperrt. Kurzfristig hatte die Band überlegt, das Studio zu wechseln, sich letztendlich aber doch entschieden, die Platte mit Verzögerung zwar, aber dennoch unbeirrt im eigenen Studio fortzusetzen. Eine Entscheidung, die sich hörbar gelohnt hat, denn welche andere Band schafft es schon, im zwanzigsten Jahr ihrer Plattenkarriere ihr vielleicht bestes Album überhaupt zu veröffentlichen? Und genau deshalb hat auch Lees schon vor geraumer Zeit geäußertes Fazit weiterhin Gültigkeit: "Wir machen haargenau die Musik, die wir machen wollen, und haben einen Major- und einen Indiedeal. Uns mögen Leute, die normalerweise nur reine Indie-Musik hören. Auch sie können an der SYR-Serie durchaus Gefallen finden. Na gut, wir sind keine Millionäre, aber abgesehen davon sind wir doch in einer wirklich ausgezeichneten Position, oder?"
Weitere Infos:
www.sonicyouth.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
Sonic Youth
Aktueller Tonträger:
Murray St.
(Geffen/Motor/Universal)
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