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COUNTING CROWS
 
Blind Date mit Adam Duritz
Counting Crows
Ein bißchen seltsam war es ja schon: Da spielten Counting Crows im Mai die wohl längste Deutschland-Tournee ihrer gesamten Karriere - und taten das vor dem "falschen" Publikum. Denn weder bei den Pfingstfestivals Rock am Ring / Rock im Park noch im Vorprogramm von Santana in den größten Venues der Republik schienen Adam Duritz und Co. so richtig gut aufgehoben zu sein. Das sagt natürlich noch nichts über die musikalische Qualität aus, denn da gab es einmal mehr nichts zu meckern. Nun gut, für manche Ohren mögen die sechs Herren etwas zu mainstreamig klingen, und für andere verkörpern sie zu sehr die "All-American Band", aber wer auf zeitlos gute Rocksongs mit viel poppigem Ohrwurmfeeling steht, wird bekanntlich von der Band von der US-Westküste bestens bedient.
Denn gerade auf der "Aufwärmtour" für das dieser Tage erscheinende vierte Studio-Album "Hard Candy" beschränkte sich das Sextett auf's Wesentliche, sprich die Songs der neuen Platte, die beispielsweise bei "American Girls" das hymnische Flair ihrer Frühwerke erreichen, und die Klassiker à la "Mr. Jones" (dessen Zeile "I wanna be Bob Dylan" an dessen 61. Geburtstag extra Gewicht bekam) und "Round Here". Daß Adam und seine Gang die beiden dazwischen liegenden, kommerziell eher unbedeutenden Alben (fast) komplett ignorierten, spricht dabei nicht für Unausgewogenheit, sondern vielmehr für die gute Selbsteinschätzung der Band. Denn "Hard Candy" kann zwar auch nicht ganz an das sensationelle Debüt "August And Everything After" von 1993 anknüpfen, aber trotzdem haben es die Crows mit nur vier Alben geschafft, sich so eine eigene Nische freizuräumen, daß man fast froh ist, wenn sie sich nicht allzu sehr verändern. Denn obwohl sie auf dem neuen Album nur konsequent das fortsetzen, was wir schon vom Vorgänger "The Desert Life" kennen - durchdachtes Songwriting, ausgefeilte Arrangements, hörbare Spielfreude -, würde wohl niemand auf die Idee kommen, den Amerikanern das zum Vorwurf zu machen.

Gaesteliste.de traf den gut gelaunten Adam Duritz in einer Tour-Pause im edlen Ambiente des Hamburger Hotels Vier Jahreszeiten zum musikalischen Blind Date.

* Wilco "Thirteen"
(B-Seite, Reprise, 1996)

Jeff Tweedys großartige, relativ unbekannte B-Seiten-Version des Klassikers von Big Star. Wie sang Adam so schön? "I wanna be a Big Star"!

Adam Duritz (nach wenigen Sekunden): "Der Song ist klar, aber wer spielt ihn? Die Stimme klingt so vertraut... du mußt es mir sagen!"

Gaesteliste.de: Wilco!

Adam: "Oh! Das sind Wilco? Bevor der Gesang einsetzte, hatte ich kurz daran gedacht, daß sie es sein könnten! Ist dieser Song auf 'Yankee Hotel Foxtrot'? Ah, eine B-Seite? Wilco ist eine großartige Band, und Jeff ist ein toller Sänger. Leider habe ich es immer noch nicht geschafft, mir die neue Platte zuzulegen, deshalb ist 'Being There' immer noch mein Favorit."

* The Who "Can't Explain"
("Live At Leeds [Deluxe Edition]", Polydor, 2001)

Einer der ganz großen Rockklassiker - Song wie Band. Counting Crows wurden übrigens von Pete Townsend und Co. eingeladen, im Sommer einen Teil der US-Tour der Who zu supporten!

Adam (blitzschnell): "Wow! Den Song habe ich mit meiner allerersten Band gecovert. Und zwar ziemlich schlecht, wie ich vielleicht hinzufügen sollte. Mit The Who zu spielen wird das Größte sein. Meine Freunde und ich haben uns am Wochenende früher immer weggeschossen und 'Monty Python And The Holy Grail' und 'The Kids Are Alright' geguckt. Den Film muß ich 50-mal gesehen haben! Ich hätte den gesamten Film mitsprechen können! Diese Version ist von der Deluxe Edition mit den ganzen Extra-Songs, richtig? Die hab ich auch dabei, der helle Wahnsinn! Ich liebe The Who, und jetzt haben sie uns eingeladen, mit ihnen zu touren. Wir mußten noch nicht einmal darum betteln, sie kamen zu uns! Es gibt keine größere Ehre! Sie scheinen uns wirklich zu mögen, denn außer Robert Plant haben sie sonst keine andere Supportband für die Tournee eingeladen. Wir werden auf der Tournee das machen, was wir jeden Abend machen: Rausgehen und spielen. Wir erwarten nicht, daß wir The Who etwas vormachen können. Wir spielen, und wenn wir fertig sind, kann ich mir The Who anschauen, und zwischendurch werde ich mit ihnen rumhängen!"

* Bob Dylan & The Band "Tears Of Rage"
("Basement Tapes", CBS, 1975)

Zuerst erwähnte Adam Bob Dylan im Text von "Mr. Jones", nun trägt ein Song der neuen Platte sogar den Untertitel "Richard Manuel Is Dead". Zwei gute Gründe, Mr. Duritz den von Dylan und Manuel zusammen geschriebenen Klassiker zu Ohren zu bringen.

Gaesteliste.de: Du kannst dir wahrscheinlich denken, warum der Song hier auftaucht?

Adam (grinsend): "Weil du Bob Dylan magst? Nee, schon klar, worauf du hinaus willst! Übrigens ein wunderschöner Song."

Gaesteliste.de: Machst du dir viel Gedanken darum, ob oder welche Berühmtheiten du in deinen Songtexten erwähnen kannst oder "darfst"? Ist das in erster Linie als Hommage gedacht?

Adam: "In erster Linie geht es darum, daß sie die Funktion des Songs am besten erfüllen. Ich habe meinem Freund Marty [Jones, von dem der Song handelt] erzählt, wie gerne ich Songwriter wäre, aber er wollte viel lieber Funk Music spielen. Weil Dylan DIE Ikone des Songwritings ist, habe ich die Zeile in den Song eingebaut, abgesehen davon gab es keine tiefere Bedeutung. 'Richard Manuel' handelt davon, wie ich mich an dem Tag fühlte, als ich von seinem Selbstmord hörte. Der Song ist also eine Art Rückschau auf mein Leben, anhand des Todes meines Idols vor 15 Jahren."

* Billy Joel "Miami 2017
(Seen The Lights Go Out On Broadway)"
("Songs From The Attic, CBS, 1981)

Eine typisch amerikanische Hymne vom Piano Man, der mit Adam Duritz die Vorliebe zu teilen scheint, Städte und Orte in Songs zu verewigen. Jedenfalls gibt es auf dem neuen Crows-Album Songs wie "Miami", "American Girls" oder "Goodnight L.A.".

Adam: "Was ist das? Ich kenne den Song! [Als der Gesang einsetzt:] Oh! Die Platte habe ich sogar! Das ist der erste Song von dieser uralten Billy-Joel-Liveplatte, richtig? Die habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört, aber der Song ist wirklich gut! Billy ist ziemlich unterbewertet, er hat wirklich gute Songs!"

* Green Apple Sea "Summer Passing"
("All Over The Place", Skycap/Zomba, 2000)

Wenn jemand wie Stefan Prange nicht nur eine, sondern gleich zwei seiner Bands - Green Apple Sea und Perfect Blue Buildings - nach einem Songtext von Adam Duritz ("asleep in perfect blue buildings / beside the green apple sea") benennt, sollten wir den Meister persönlich fragen, was er davon hält!

Adam: "Wow! Die Bands heißen wirklich so? Das ist schon ein bißchen seltsam, aber irgendwie ist das fast so, als würde mir jemand einen Brief schreiben, das ist schon cool. Der Song ist auch wirklich gut, ich mag vor allem den Sound der Gitarre!"

* The Allman Brothers "Ramblin' Man"
("Brothers & Sisters", Capricorn, 1972)

Ein offensichtlicher Einfluß für Duritz & Co., nicht nur, weil sie - ähnlich wie die (Mit-) Erfinder des Jam-Band-Sounds - schon vor dreißig Jahren wie die Crows heute auf drei Gitarreros und eine Hammond-Orgel zurückgegriffen haben.

Adam: "Na ja, wenn du drei Gitarristen hast, liegen die Vergleiche mit den Allman Brothers und Lynyrd Skynyrd natürlich irgendwie in der Luft. Aber wir haben darüber ehrlich gesagt nie großartig nachgedacht, obwohl wir die Allman Brothers natürlich sehr mögen. Das hier ist eine Riesennummer. Duane Allman ist ein Killer-Gitarrist. Mit den Sachen von Derek And The Dominos kenne ich mich etwas besser aus, aber diesen Song liebe ich über alles!"

* Dido "Thank You"
("No Angel", Arista, 2000)

Eine der schönsten Pop-Singles des letzten Jahres, die sich auf ähnliche Tugenden und Traditionen beruft wie Adam, aber dennoch völlig anders klingt.

Adam (nach wenigen Sekunden): "Oh, Dido! Ich habe die Platte nicht, deshalb kann ich nicht so viel dazu sagen. Was ich wirklich mag, ist der Eminem-Song, auf dem sie singt! Der Song ist erschreckend gut! Das ist ein Fall von unglaublich gutem Songwriting! Was auch immer man von dem Typen halten mag, als Songschreiber ist er phänomenal! Ich bin echt erstaunt, wie gut er ist. Als ich 'Slim Shady' hörte, dachte ich: 'Na ja, ganz unterhaltsam, aber irgendwie ziemlich blöd', aber als dann das Album mit 'Stan' ["Marshall Mathers LP"] herauskam... die Texte sind unglaublich gut! Ich habe mir die Platte angehört und gedacht: 'So etwas würdest du nie auf die Reihe bringen.' Der Typ ist super! Ich kann's kaum erwarten, seine neue Platte zu hören. Gerade im HipHop gibt es eine Menge toller Texter!"

* Lee Majors "The Fall Guy" [ "Ein Colt für alle Fälle"]
("Televisions Greatest Hits 6", Tee Vee Toons, 1996)

Titemusik der grottenschlechten Kultserie, bei der Hauptdarsteller Majors auch gleich selbst zum Mikro griff.

Adam (nach 30 Sekunden): "Das ist die Titelmusik aus 'The Fall Guy'! Ist das wirklich Lee Majors selbst?"

Gaesteliste.de: Letzte Frage: Ihr habt schon des öfteren Songs in Filmen gehabt, aber würdest du gerne mal eine Titelmusik für eine Fernsehserie schreiben?

Adam (freudig erregt): "Mein Haus-Mitbewohner spielt in der Band The Gigolo Aunts, und wir schreiben andauernd irgendwelche Titelmelodien und schicken sie an die Serienproduzenten. Ich liebe die Idee, einen absoluten Wegwerf-Popsong im Drei-Minuten-Format zu schreiben. Wir schreiben die ganze Zeit an diesen 40-Sekunden-Stücken für's Fernsehen. Wir hatten dieses großartige Stück 'Have A Bad Day Mister So-and-So', das wäre perfekt gewesen für die Serie 'Smallville', und wir waren wirklich sauer, daß ausgerechnet unsere Freunde von Remy Zero letztendlich den Auftrag bekommen haben. Wir haben Musik für 'Josie And The Pussycats' gemacht, das war fast das gleiche. Und unsere neue Single 'American Girls' ist kurz davor, die Titelmusik der neuen Serie von David Kelley zu werden, der 'L.A. Law', 'Ally McBeal' und 'The Practice' gemacht hat. Das ist schon toll, obwohl es noch schöner wäre, wenn sie uns endlich mal einen Song speziell für eine TV-Serie schreiben lassen würden! Das haben wir noch nicht geschafft, aber wir geben uns die allergrößte Mühe! Als Songwriter macht es mir unglaublich viel Spaß, Songs einfach nur so zum Spaß, ohne große Hintergedanken zu schreiben. Ich hätte gerne die Musik zu 'Spiderman' oder 'The Underdog' geschrieben. 'The Fall Guy' wäre nicht so weit oben auf der Liste gewesen, aber na ja!"

Gaesteliste.de: Vielen Dank für das Gespräch!

Adam: "Das hat wirklich Spaß gemacht, ein 'interview' mal auf diese Weise zu führen. Ich glaube, ich brauche jetzt unbedingt die Billy-Joel-Platte auf CD, ich hab sie nämlich zu Hause nur auf Vinyl, hahaha!"

Weitere Infos:
www.countingcrows.com
Interview: -DJ Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
Counting Crows
Aktueller Tonträger:
Hard Candy
(Geffen/Motor/Universal)
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