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BLONDIE
 
"I'm not going to fucking Cleveland!"
Blondie
Was muss man über die wohl coolste Band der späten 70er noch sagen? Die New Yorker verkauften nicht nur mehr als 40 Millionen Platten von Klassikern à la "Heart Of Glass", "Atomic" oder "The Tide Is High", sondern formten ab 1976 aus punkiger Rotzlöffelmentalität (heute in verwässerter Version als "Girl Power" von den Spice Girls zelebriert), dem Sex-Appeal einer unvergleichlichen Frontfrau (ohne die Madonna heute alles andere wäre als ein Star) und ohrwurmigen Hymnen zwischen Pop, Punk, Funk, Disco und Reggae (nach deren Patentrezeptur heute noch die Hits der Cardigans funktionieren) ein ebenso anziehendes wie unkonventionelles Image. Doch 1982 zerbrach die Band an internen Spannungen und Druck der Plattenfirma - das Rock 'n' Roll-Syndrom. Jetzt, fast 17 Jahre später, sind sie wieder da mit einem neuen Album, "No Exit". Und da sitzen sie also wirklich in einem noblen Kölner Hotel, alle vier Originalmitglieder: Der visuelle Mittelpunkt, Sängerin Debbie Harry, Gitarreo Chris Stein, Keyboarder Jimmy Destri und Schlagzeuger Clem Burke.
GL: Wie fühlt man sich als Blondie im Jahre 1999?

Debbie (lacht): "Es ist wie ein deja-vu. Aber es ist auch eine Genugtuung, so viel Sympathie vom Publikum entgegengebracht zu bekommen."

Clem: "Jetzt ist alles anders. Kürzlich haben wir sogar den 'Inspiration Award' vom Q Magazine bekommen. Früher wäre so etwaws undenkbar gewesen. Es ist schön zu wissen, dass die Leute zumindest rückblickend unsere Sachen bewundern. Heute gibt es ja auch viele Bands, die uns als Vorbilder nehmen. Damals wusste niemand so recht, was er von uns halten sollte. Früher wusste ja auch keiner etwas mit Punk und New Wave anzufangen. Heute werden sogar Magisterarbeiten darüber geschrieben..."

GL: Warum aber überhaupt das Risiko der Reunion auf sich nehmen? Noch dazu mit neuen Songs anstatt mit "Greatest Hits"?

Clem: "Ohne eine neue Platte wäre es scheinheilig gewesen!"

Chris: "Das Neue war immer schon das einzige, was uns interessiert hat. Es hätte doch keinen Sinn, der Vergangenheit hinterherzulaufen. Viele Bands verbrauchen all ihre Ideen gleich beim ersten Mal. Wir nicht. Ich habe noch massig Ideen für neue Sachen!"

Debbie (reisst die Arme hoch): "Jaaaaaaa! Er hat noch massig Ideen! Wir sind gerettet!" (lacht)

Blondie
GL: Böse Zungen sagen: Bei denen ist doch der Lack ab, der Glamour ist weg. Warum das alles? Debbie ist 54, die soll besser zu Hause bleiben.

Chris: "Viel davon hat mit Sexismus zu tun. Nur weil Debbie eine Frau ist, darf sie nicht mehr auf der Bühne stehen? Sagt jemand zu Keith Richards: 'Dein Gesicht sieht aus wie eine abgefuckte Lederhandtasche?' Nein, das sagt keiner, obwohl's stimmt. Und bei Tina Turner sagen alle: 'Das ist was anderes. Das ist ja 'ne Schwarze!' Wir machen da keinen Unterschied."

Clem: "Wir waren auch in den 70ern keine Teenie-Bopper-Band. Wir waren damals schon alle über 30. Es ist ja nicht so, als wären wir damals so etwas wie Take That gewesen und würden jetzt wieder zusammenkommen."

GL: Wie seid ihr die neuen Songs angegangen. Habt ihr euch an den alten Hits orientiert?

Chris: "Nein, wir haben versucht, die alten Sachen zu ignorieren. Unsere Platten sind nie geplant gewesen. Wenn die neuen Stücke dennoch stilistische Ähnlichkeiten mit den alten aufweisen, liegt das nur daran, dass sie ja schließlich von den gleichen Leuten stammen!"

GL: Habt ihr jetzt bestimmte Ziele vor Augen, die ihr damals nie erreicht habt?

Chris: "Das einzige, was wir damals verpasst haben, war das Geldverdienen. Ansonsten bin ich rundherum zufrieden!"

Clem: "Es klingt vielleicht blöd, aber ich bin wirklich an der 'Rock N Roll Hall Of Fame' [der Ruhmeshalle des Rock in Cleveland, in die man erst nach einer 25jährigen Karriere per Juryentscheid aufgenommen werden kann] interessiert. Das wäre ein toller Schlusspunkt für unsere Karriere."

Chris (unterbricht ihn): "I'm not going to fucking Cleveland! Wenn sie damit 1966 angefangen hätten - okay! Aber weil es sie erst seit 5 Jahren gibt, hat sie keine Bedeutung. Ein Stern auf dem Hollywood Blvd. würde mich mehr beeindrucken. Das ist zwar der gleiche Blödsinn, aber Blödsinn mit Tradition."

GL: Und wenn euch die Jury 2001 nicht aufnimmt? Gibt es Blondie dann für alle Ewigkeit?

Alle: "Ja! (Pause) Vielleicht."

Weitere Infos:
www.blondie.net
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
Blondie
Aktueller Tonträger:
No Exit
(Beyond/BMG)

 
 

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