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THE WHITE STRIPES
 
Ehrlichkeit und Wahrheit
The White Stripes
Nach dem Hype, nach den Konzerten, nach dem Erfolg und nach dem ganzen Rummel, den um Meg und Jack White alias The White Stripes nach der Veröffentlichung des Albums "White Blood Cells" entstanden ist, kann man anhand vieler Beispiele der Musikgeschichte annehmen, dass ein Nachfolge-Album entweder ein kompletter Reinfall oder einfach nur großartig werden wird. Die White Stripes haben mit "Elephant" letzteres geschafft - dieses Album hat alles, was man an dieser Band so liebt: Rock-Nummern, zärtlich-raue Balladen, den Blues, großes Entertainment, die kompromisslos hingebungsvolle Liebe zur Musik. Und mehr. Gaesteliste.de traf die beiden Protagonisten zum Gespräch, wobei sich wie sonst üblich Jack als redselig heraustellte und Meg sich eher den Zigaretten aus der rot/weißen Malboro-Schachtel widmete, angezündet mit einem rot/weißen Feuerzeug - wenn schon konsequent, dann richtig.
Im Vorfeld der letzten Platte hat es nur einige wenige Interviews mit der Band gegeben, es wurde daraufhin viel spekuliert und es entstanden obskure Gerüchte. Wie sieht die Band diese Entwicklung, besonders weil es jetzt zur neuen Platte anscheinend mehr Interview-Termine gibt?!? Jack: "Als das damals mit dem Rummel begann, und die Aufmerksamkeit auf uns geworfen wurde, wollten wir das alles eigentlich gar nicht - also haben wir so gut wie keine Interviews gegeben. Aber weil eben die Platte so erfolgreich war, hat die Presse einfach drauflos geschrieben. Jetzt wollen wir diese Aufmerksamkeit aber zu unserem Vorteil nutzen, denn wenn man schon über uns schreibt, dann wollen wir auch etwas mehr Anteil daran haben. So führen wir also unsere internen Kämpfe, wenn es darum geht, mit wem wir sprechen und mit wem nicht." Viele Bands geben vor Veröffentlichung eines neuen Albums öfters Sneak-Previews, man kann vieles online lesen oder sogar Songs vorab herunterladen. Die Informationen über "Elephant" indes waren sehr rar - war dies auch wieder einer dieser internen Kämpfe? Jack: "Die moderne Technologie, das Internet, TV und Radio, das alles beeinflusst natürlich die Leute, und alle wollen einen direkten Draht zum Künstler, sie wollen den Backstage-Pass, den sie nicht haben sollten - diese neue Technologie stellt ihnen das zur Verfügung, und man kann dann sagen, dass man das Album drei Monate vor der offiziellen Veröffentlichung besitzt. Ich mag das nicht, denn es ist fast so, als ob man versucht, den Künstler, den man liebt, zu manipulieren. Der Fan kontrolliert die Kreativität. Es ist so, als ob man sich in das Atelier eines Malers hinein schleicht, nur um das Bild zu sehen, bevor es fertig ist. 'Wartet, bis wir fertig und bereit sind, es euch zu geben' - das ist meine Meinung dazu." Verständlich, und um es käuflichen Pressemenschen zu erschweren, die neuen Songs vorab unter's Volk zu bringen, wurden ausschließlich Vinyl-Exemplare an die Journalisten verschickt. Wer das Vergnügen hatte, ein Konzert der letzten Tour mitzuerleben, der konnte dann doch schon ein paar neue Songs hören - auf diese Weise gab es einen kleinen Ausblick auf das neue Album. Apropos Konzerte: Durch die wachsende Popularität wurden die White Stripes des Öfteren von anderen Bands eingeladen, Gastauftritte zu absolvieren. Jack: "Wir sind große Yardbirds-Fans, und mit Jeff Beck zu spielen, war schon fantastisch. Vor allem die Proben - es gab da eine zweistündige Probe, und Jeff hat mir dann die Entscheidung überlassen, welche Songs wir spielen sollten und vor allem wie wir sie spielen sollten. Das war alles sehr bizarr, ich wusste fast gar nicht, was ich sagen sollte, denn für Meg und mich sind die Yardbirds große Idole. Einer meiner Lieblings-Yardbirds-Songs ist 'Psycho Daisies', und es gibt da diese Stelle, wo sich die Gitarren-Riffs gegenseitig abwechseln, und diese Stelle habe ich zusammen mit Jeff Beck gespielt - ich konnte es gar nicht glauben und musste fast heulen vor Freude!"
Für die Aufnahmen für "Elephant" sind Meg und Jack White nach London gegangen, und haben nur knapp 5 000 englische Pfund für die Platte ausgegeben - dafür würden sich andere Bands noch nichtmal aus dem Bett bequemen. Man hätte doch sicherlich die Möglichkeit gehabt, alles eine Nummer größer zu machen und viel mehr Geld auszugeben, oder? Jack: "Klar hätten wir das machen können, aber die Art, wie wir als Band funktionieren, zwingt uns dazu, sehr schnell und billig zu arbeiten, ohne teures Equipment - ich hasse Computer und ProTools, es zerstört jegliche Kreativität. Wir bringen uns in die Situation, dass wir etwas kreieren müssen, und das beinhaltet viel mehr Seele und Ehrlichkeit für uns, denn es ist kein 2-Millionen-Dollar-Album, das in neun Monaten mit einem L.A.-Produzenten eingespielt wurde. Wenn wir unter diesen gegebenen Umständen nichts hervorbringen, dann ist es nicht das Wahre. Bob Dylan hat mal gesagt: 'Wenn man es nicht in einem Take schafft, warum sollte man es überhaupt machen?' Er hat Recht!" Ein bisschen die Wahrheit verbogen haben die White Stripes direkt mit dem ersten Song, "Seven Nation Army", bei dem man meint, einen Bass zu hören, aber das ist - wie konnte es auch anders sein - "nur" eine Gitarre, die man durch ein Effektgerät gejagt und sie wie einen Bass hat klingen lassen. Aber das gehört alles zum Plan, denn die Band will alles, was im Kontext von zwei Leuten musikalisch möglich ist, ausloten, und dazu gehört dann auch schonmal, dass man einen Fake-Bass einspielt. [Apropos Bass: Redd Kross Bassist Steven McDonald hat übrigens "White Blood Cells" neu eingespielt, und hat zu allen Songs eine Basslinie hinzugefügt - das alles läuft unter dem Namen "Redd Blood Cells" und war als Tribut an die White Stripes gedacht. Die neuen Versionen hat es ausschließlich als Download auf der Redd Kross-Website gegeben.] Im September konnte man auf der White Stripes Website nachlesen, dass das Album komplett eingespielt worden ist, man aber absolut nicht sicher sei, wie das Ergebnis letztendlich sein würde - wie fühlt es sich denn heutzutage an? Jack: "Ich liebe es! Es fühlt sich an, als ob es das Beste ist, was wir seit dem ersten Album gemacht haben. Das erste Album wird immer meine Lieblings-Platte bleiben, und ich weiß nicht, ob wir es jemals toppen können, aber 'Elephant' ist prägnant und es festigt alles, was auch immer die White Stripes in dieser populären Kultur sind. Ich bin sehr stolz auf dieses Album." Das kann er auch sein, denn das Album beinhaltet alles, was man an den White Stripes so liebt: Es ist Rock N Roll, aber ohne den Großteil der vorhandenen Klischees, denn ist einfach ehrlich.
The White Stripes
Aufgenommen wurde das Album wie bereits erwähnt in London, und es scheint auch sonst einen großen Bezug zur Insel zu geben - z.B. sieht man Jack auf dem Plattencover mit einem Kricket-Schläger in der Hand, und dann gibt es ja auch noch den Gastauftritt von Holly Golightly im letzten Song, "It's True That We Love One Another". Jack: "Ja, ich versuche immer, dem Ort, an dem wir aufnehmen, Respekt zu zollen, und dieses Mal war es England. Holly war dabei, es gibt auch andere Referenzen zum Land und den Leuten, die uns viel Respekt und Liebe entgegengebracht haben. 'Elephant' ist definitiv ein englisches Produkt." Geben und Nehmen - das sollte das vorrangige Ziel bei einem Konzert sein. Die White Stripes waren fast ununterbrochen auf Tournee, haben währenddessen u.a. auch große Festivals gespielt. Mit "nur" zwei Leuten auf der Bühne kann das schonmal komisch aussehen, und vielleicht will sich die richtige Konzert-Atmosphäre - besonders bei den Menschen auf der Bühne - nicht richtig einstellen. Meg und Jack finden diese Situationen auch recht seltsam, vor allem, weil man oft einige Meter voneinander entfernt steht und nicht wirklich das Gefühl für ein gemeinsames Spiel bekommt. Wie hat man sich denn gefühlt, als man letztes Jahr im Rahmen der MTV Movie Awards einen Auftritt absolviert hat, bei dem es knapp 300 Statisten in rot/weißem Outfit gab, Jack mittendrin stand und Meg über allen gethront hat. Jack: "Es war schon sehr lustig, aber auf der anderen Seite auch sehr seltsam, denn wer hätte gedacht, dass dies alles auch solch einen Irrsin beinhalten würde?!?" Meg: "Ja, vor allem, als man uns vorab gebeten hatte, mal kurz die ganzen Leute zu begrüßen - die 300 Leute warteten also in diesem kleinen Backstage-Raum, alle in roten und weißen Klamotten, und Jack hat sich dann auf eine Art Podest gestellt und mit allen geredet und ihnen gezeigt, wie man den Roboter macht - das hatte was von einem Anführer einer Solidaritätsveranstaltung..." Und daraufhin zündete sie sich mit dem rot/weißen Feuerzeug eine weitere Zigarette aus der rot/weißen Schachtel an - wenn schon konsequent, dann richtig.
Weitere Infos:
www.whitestripes.com
www.whitestripes.net
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
The White Stripes
Aktueller Tonträger:
Elephant
(XL Recordings/Beggars Group/Zomba)
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