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CLIENT / TOAST HAWAII
 
Bekannte Unbekannte
Client / Toast Hawaii
Der Electro-Pop aus den 80ern ist momentan wieder schwer angesagt, vielerorts plukkern alte, wieder abgestaubte Analog-Synthies aus den Boxen, die Band-Mitglieder sind oft komplett durchgestylt, ganz so wie in den old days. Da kommen Client und das neue Label Toast Hawaii gerade richtig - toller Electro-Pop, (ost-)europäisch angehaucht, mit äußerst sympathischem weiblichen Gesang, und im Hintergrund sind alte Bekannte. Zwar zeigen sie auf Fotos und Cover-Artwork keine Gesichter und nennen sich Client A, Client B und im Falle von Toast Hawaii Client F, aber dem investigativen Musik-Journalismus von Gaesteliste.de bleibt natürlich nichts verborgen: Client A ist Kate Holmes, früher Mitglied bei Technique; Client B ist Sarah Blackwood, früher Sängerin von Dubstar; Client F ist Andrew Fletcher, der Mann hinter den Tasten und Geschäften bei Depeche Mode. Gaesteliste.de traf die drei Klienten zum Gespräch.
Gehört die Namens-Maskerade und das Nicht-Zeigen der Gesichter zum großen Masterplan, um von der musikalischen Vergangenheit abzulenken, oder was steckt dahinter? Client A: "Die Leute sollen uns wegen dem, was wir hier und jetzt machen, mögen und kennenlernen, und nicht wegen unserer Vergangenheit..." Client B: "...oder aufgrund unseres Aussehens, was ja nunmal so oft im Musikgeschäft passiert." Ist es dann clever, wenn man auf den Fotos nur die Hinterteile der Damen und andere Körperteile außer den Gesichtern präsentiert? Client B: "Hm, naja, einen kleinen Widerspruch gibt es da schon, denn ich bin gegen das Sex Sells-Ding, aber wenn man sich dann das Artwork ansieht..." Client A: "Wir haben es anfangs sehr androgyn angelegt - auf den ersten Fotos, die wir gemacht hatten, konnte man nicht unbedingt sofort erkennen, ob wir weiblich oder männlich waren. DJ Brass, die Fotografin, hat dann die 'Hintern'-Fotos geschossen, und wir fanden das klasse. Alle anderen zeigen ihre Titten und Gesichter, wir nicht. Client ist da hart an der Grenze - das mit den 'Hintern'-Fotos ist schon gefährlich. 'Normale' Leute werden denken: 'Oh, das sind zwei Hintern.' Leute, die etwas 'darker' sind, können vielleicht mehr dahinter entdecken, denn wir sind eigentlich recht 'dark', vor allem, wenn es um die Songtexte geht." Als Gaesteliste.de Client B vor Jahren während ihrer Zeit bei Dubstar zum Interview traf, erzählte sie über Songtexte, dass es schön wäre, wenn der Zuhörer seine eigene Geschichte aus den Texten ziehen kann und etwas für sich entdecken kann. Client A: "Soweit ich weiß, durfte Sarah bei Dubstar nicht besonders viel machen, und Client B, ihr Alter Ego, ist eine brilliante Texteschreiberin. Sie bringt wirklich das gewisse Extra in die Texte." Client B: "Es ist so wichtig, dass die Leute sich mit den Texten identifizieren können - und dass, obwohl wir nicht unbedingt immer über Liebe schreiben. Auf dem Album gibt es z.B. eine Geschichte über Schlaftabletten-Süchtige, und auch sonst herrschen die etwas 'dunkleren' Themen vor - aber so etwas finde ich wichtig, dass man unter der Oberfläche viel mehr finden kann." Client A: "Hm, wenn ich gerade über die Songs auf dem Album nachdenke, dann haben sie doch fast alle mit Sex zu tun...'Price Of Love' handelt von Prostitution, 'Client' ebenso, dann einen Song über Sado Maso, 'Love All Night' erklärt sich von selbst, 'Here And Now' handelt von gescheiterten Beziehungen - bei denen man zwar sehr verletzt wurde, aber dennoch nach vorne sieht -, bei 'Happy' geht es darum, dass man nicht immer so miesepeterig sein und auch mal lachen sollte...hm, viele unserer Songs handeln von Sex, aber Sex ist eben allgegenwärtig, sei es aus freien Stücken oder gegen Bezahlung, es ist nicht gut, es nicht schlecht, Sex ist ein Teil des Lebens. In den Songtexten englischer Bands geht es meist so langweilig zu, wenn es um Sex geht - da hört man nur 'Uh, Baby, uh'. Wir wollen einen Schritt weiter gehen, ein wenig provozieren und es einfach ein wenig interessanter gestalten." Interessant ist auf jeden Fall auch die Client-Website, auf eine mystische Art und Weise... Client A: "Unsere Website hat uns auch so etwas wie einen Startschuss gegeben - wir haben anfangs nur ein paar Bilder und ein paar Tracks draufgepackt, und plötzlich hatten wir so um die 30 000 Hits pro Monat - was für eine Band, die bisher nichts veröffentlicht hatte, großartig ist. Für eine unbekannte Band ist eine gut gemachte Website sehr hilfreich, für eine etablierte kann es leicht zu einem Problem kommen, vor allem wegen der Musik-Piraterie." Client B: "Es wäre auch klasse, wenn die Leute Client selbst entdecken, z.B. durch Mund zu Mund-Propaganda, denn wir wollen die Band nicht allen in den Rachen schieben und auf Teufel komm raus überall promoten." Aber wenn man jemanden wie Client F im Hintergrund hat, wenn man ein Label hat, das nicht unbedingt auf das Geld angewiesen ist, scheint es doch alles ein wenig einfacher zu sein, oder? Client A: "Ja, die Fletch-Connection ist schon klasse und hilft natürlich ungemein - das können und wollen wir nicht abstreiten." Client B: "Wobei man sagen muss, dass Andy alles eher ruhiger angehen möchte, Client A alles sofort machen möchte und ich irgendwo in der Mitte bin - das ergibt eine gute Mischung."
Client / Toast Hawaii
Die Chemie stimmt also schonmal - eine wichtige Voraussetzung, wenn man als Band mit einem Label und umgekehrt zu tun hat. Toast Hawaii ist ein komplett neues Label mit bisher nur einem Act: Client. Da kommt zunächst die Frage auf, wie man denn auf so einen Namen für sein Label kommt? Andrew: "Als wir mit Depeche Mode in den 80ern in den Hansa Studios in Berlin insgesamt drei Platten aufgenommen hatten, gab es dort im Gebäude ein Restaurant, und ich habe fast jeden Tag Toast Hawaii gegessen. So etwas gab es bei uns in England nicht, und fand' es großartig. Ich habe sogar mal eine Art Solo-Album dort aufgenommen, das auch 'A Toast Hawaii' betitelt war - es war aber nur zum Spaß und sehr Rock N Roll. Berlin ist schon eine besondere Stadt, speziell für Depeche Mode, und ich musste mir ja irgendeinen Namen für das Label ausdenken - er ist ein wenig exotisch, und man sollte, wenn man sich Gedanken über einen Label-Namen macht, nicht seinen Sinn für Humor verlieren. Ich habe übrigens seit Jahren kein Toast Hawaii mehr gegessen..." Die Idee, ein Label zu gründen, hatte Andrew schon seit Ewigkeiten, nur hat meist die nötige Zeit gefehlt. Andrew: "Ja, ich wollte das schon seit Jahren machen. Depeche Mode ist meine Liebe und mein Job, und klar gibt es dort auch zeitliche Lücken, und in diesen Lücken muss man, wenn man ein Label gründen will, eine Band finden und sie an den Start bringen. Toast Hawaii ist etwas, das ich sehr ernst nehme, aber ich sehe das auch sehr realistisch - es wird nicht Virgin oder sowas werden, denn ich habe einfach nicht die Zeit dafür. Ab November 2003 bin ich z.B. wieder zwei Jahre unterwegs...aber ich freue mich darüber, dass ich Client entdeckt habe, vor allem deswegen, weil man so eine Band von einem 'Baby'-Level aus begleiten kann, was eine tolle Sache ist. Mit Depeche Mode ist alles viele Stufen größer, weil wir ja nunmal eine der größeren Bands im Geschäft sind. Daher ist es toll, mal wieder mit einer Band zu arbeiten, die man von den ersten Demos an begleiten kann. Es gibt übrigens eine Parallele von Depeche Mode zu Client: Geschäftsmäßig halte ich das mit Client genau wie mit Depeche, es passiert alles auf einer Freundschafts-Ebene und wir haben keinen Vertrag abgeschlossen." Mute Records ist für Andrew ohnehin das perfekte Label überhaupt, besonders was die Einstellung in Richtung Band-Entwicklung angeht - die Bands werden zu nichts gezwungen und können sich auf natürliche Art entwickeln. Diese Einstellung will Andrew auch bei Toast Hawaii verwirklichen, und deswegen hält er nichts davon, direkt mit Client alle nur möglichen Türen einzurennen und sie auf allen Märkten in der ersten Reihe zu platzieren. Alles soll seiner natürlichen Entwicklung folgen, aber es soll natürlich auch das bestmögliche Ergebnis erzielen, vor allem musikalisch. Toast Hawaii besteht momentan nur aus Andrew und einer Bekannten, das Büro wurde ihnen auch günstig von Freunden überlassen. Wie sieht er denn seine Rolle als A&R, besonders wegen der zeitlichen Begrenzung durch Depeche Mode? Andrew: "Ich denke nicht, dass ich bei Toast Hawaii viele andere Bands signen werde - eben wegen dieser zeitlichen Einschränkung. Ich habe knapp zehn Jahre gebraucht, um jemanden mit der Qualität von Client zu finden - es ist nicht so, dass mir nichts angeboten wird, im Gegenteil: Ich weiß nicht, wie die Leute das machen, aber es passiert mir immer wieder, dass mich Leute auf der Straße anhalten und mir CDs in die Hand drücken - so als ob sie morgens eine Vorahnung gehabt hätten, dass sie im Laufe des Tages Andy Fletcher in Köln oder sonstwo über den Weg laufen werden...'Oh, da ist er ja...' Natürlich höre ich mir die Sachen an, aber ich bin nicht so sehr an fertigen Bands interessiert - ich möchte an der Entwicklung teilhaben, ich möchte ihnen helfen, sich zu verbessern, und es muss nicht unbedingt elektronische Musik sein - die Songs müssen einfach stimmen." Hätte er denn eine Band wie Depeche Mode, so wie sie um 1978/1979 geklungen hat, gesignt? Andrew: "Daniel Miller [Mute-Boss] hat uns anfangs auch nicht direkt gesignt, er hat uns ignoriert...ich sehe Client in etwa so wie wir damals waren, jung und recht ungeschliffen, eine Band, die sich in Ruhe entwickeln konnte - diese Ideologie verfolge ich, ich möchte Bands auf lange Sicht hin aufbauen." Wenn nur mehr Plattenfirmen-Menschen diesen gesunden Weg mit ihren Bands gehen würden...
Weitere Infos:
www.client-online.net
www.toasthawaii.com
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Client / Toast Hawaii
Aktueller Tonträger:
Price Of Love
(Toast Hawaii/Mute/EMI)
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