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HER SPACE HOLIDAY
 
Das Ende einer gewissen Egozentrik
Her Space Holiday
Was gibt es besseres für eine geschundene Seele, als die persönlichen Probleme bzw. Erlebnisse in musikalischer Form zu verarbeiten und dabei auch noch bezaubernde, gefühlvolle Pop-Meisterwerke zu erschaffen? Marc Bianchi, der Kopf hinter Her Space Holiday, macht dies jetzt schon seit einigen Jahren, bemerkenswerte Beweise sind die Alben "Home Is Where You Hang Yourself", "Manic Expressive" und nun "The Young Machines". Marc hatte im letzten Jahr eine harte Zeit, es galt, persönliche (Beziehungs-) Probleme und andere Katastrophen wegzustecken. Doch er schaut positiv in die Zukunft, wie er im Gespräch mit Gaesteliste.de verriet.
"Ich bin momentan sehr optimistisch eingestellt - ich will versuchen, das Beste aus jeder Sekunde herauszuholen, weiterhin neue Songs aufzunehmen, zu schreiben und viel umherzureisen. Ich habe jetzt aber keine guten Vorsätze für 2004 gemacht, denn dieses Klischee führt doch nur Enttäuschung. Hinter der Veränderung, die ich mir vorstelle, steckt mehr als nur einen neuen Kalender zu kaufen. Wenn ich aber wirklich einen Plan für 2004 aufstellen soll, dann möchte ich auf jeden Fall versuchen, ein besserer Mensch zu werden, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen und die Dinge etwas nüchterner zu betrachten", sagt Marc. "The Young Machine" ist dafür sicherlich ein erster, guter Schritt, denn bei genauerer Betrachtung der Songs und vor allem der Texte, kann man sowohl das Ende von etwas Bestimmten und den Anfang von etwas Neuem erkennen. "'The Young Machines' hat definitiv diese beiden Seiten. Es ist hoffentlich das Ende einer gewissen Egozentrik. Ich habe in den letzten Jahren absichtlich ein isoliertes Leben geführt, ich habe den Kopf in den Sand gesteckt, Songs aufgenommen und bin auf Tournee gewesen. 'The Young Machines' ist - hoffentlich - meine Art, endlich von diesem kindlichen Trotz wegzukommen. Ich weiß nicht genau, wie dieser neue Anfang aussehen wird - hoffentlich wird es so sein, dass ich mehr auf Welt um mich herum achte und meine Rolle darin sehe, und nicht nur das, was zwei Schritte vor mir liegt."

Auf der einen Seite sind die tiefgründigen Texte, auf der anderen Seite ist die Musik an sich viel "leichter" geworden, die Stimmung hat sich aufgehellt, es tauchen immer wieder beschwingte Streicher-Arrangements auf. Marc: "Ursprünglich wollte ich eine Platte machen, die in allen Aspekten viel melodischer ist und viel Pop beinhalten sollte - als ich aber mit den Texten anfing, musste ich erkennen, dass es wohl doch nicht ganz so fröhlich zur Sache gehen konnte. Aber mir gefiel die Balance dieser beiden Seiten, und meiner Meinung nach hat genau dieses Gleichgewicht die Platte 'bekömmlicher' gemacht - wenn die Musik in der gleichen Tonlage wie die Texte gewesen wären, dann wäre es wohl ein Industrial- oder Thrash-Album geworden..." Dann doch lieber die Streicher. Der Kern von "The Young Machines" befindet sich im Song "My Girlfriend's Boyfriend" - dort heißt es: "You can't make someone love you with your songs". Kann so etwas funktionieren? Marc: "Diese besondere Zeile fasst das ganze Album zusammen. Es ist der Mangel an Verantwortung, den wir in Bezug auf unsere Taten und Gefühle haben, besonders wenn es um romantische Erwartungen geht. Ich denke, die Annahme, das jemand von außerhalb das Leben - sein eigenes - besser machen kann, ist allgemeingültig. Dieser jemand kann ein Freund, ein Lover, jemand aus der Familie, ein Pop Star oder jemand anders sein. Doch man erkennt einfach nicht, dass wir uns eigentlich nur um uns selbst kümmern können. Und das meine ich nicht in einer bitteren oder abgestumpften Weise, von wegen Liebe existiert nicht oder so etwas. Liebe existiert, aber sie wird uns in solch einer unlogischen Art und Weise beigebracht. Man muss unabhängig und gesund sein, bevor man sein Leben mit jemanden teilen kann. Wir machen uns machmal gegenseitig mit solch einem kindischen Mist fertig, dass diese Beziehungen einfach dazu verdammt sind, zu explodieren."

Her Space Holiday
Das mag sich wirklich auf den ersten Blick etwas verbittert anhören, aber es steckt schon viel Wahrheit in Marcs Aussage. Wie oft bekommt er denn zu hören, dass er endlich mit dem Gejammer aufhören und mit dem Leben beginnen soll? "Ein Leben beginnen?!? Was soll das denn heißen?", lacht Marc, "Sicherlich bekomme ich diesen Spruch des Öfteren zu hören, besonders von mir selbst. Als ich ungefähr zur Hälfte mit dem Album fertig war, musste ich erkennen, dass viele Textzeilen mich wohl nicht im besten Licht erscheinen lassen werden. Denk' mal darüber nach - die Welt befindet sich in solch einem tragischen Zustand, ich lebe in einem Land, das sich als Polizei für andere Länder aufführt und ich sitze hier und schreibe diese Songs über mein armes, müdes Herz. Das ist doch lächerlich. Aber es war genau das, was ich erst aus mir heraus bekommen musste, um die nächste Phase in meinem Leben zu beginnen. Also habe ich beschlossen, so lange weiterzumachen bis alles gesagt worden ist. Man braucht einfach dieses Gleichgewicht - auf der einen Seite seine eigenen Gefühle zu bestätigen, auf der anderen Seite die Welt da draußen nicht aus den Augen zu verlieren."

Wenn Marc nun mit diesen Songs auf Tour geht, und Abend für Abend die Texte singt und dadurch wieder an all die - teils schmerzhaften, teils schönen - Situationen erinnert wird, macht es alles nicht nur schlimmer oder ist es der einzige Weg, darüber hinweg zu kommen? Marc: "Es ist meistens so, dass bei den Konzerten ungefähr ein Jahr vergangen ist, seit ich diese Songs geschrieben habe bzw. diese Gefühle hatte. Dazwischen kann man sehr viel über alles nachdenken. Und wenn man etwas veröffentlicht, sei es ein Buch, ein Song oder ein Bild, gehört es nicht mehr dir selbst - es wird ein Teil der Geschichte von den Leuten, die diese Sache interpretieren. Wenn also jemand nach einer Show zu mir kommt und mir sagt, dass ein Song eine besondere Bedeutung für ihn hat, oder wie dieser jemand sich in den Texten wiederfindet, dann wird man von der ganzen Sache etwas losgelöst. Das vereinfacht die Sache ungemein."

Weitere Infos:
www.herspaceholiday.com
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Her Space Holiday
Aktueller Tonträger:
The Young Machines
(Mush/Wichita Recordings/V2)

 
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