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EMIL BULLS
 
Mir san mir!
Emil Bulls
Wieder sind zwei Jahre vergangen und wieder erscheint ein neues Album der Emil Bulls. Wieder ist es gut und wieder ist es ein Schritt nach vorne. Noch weniger NuMetal, noch mehr bullsche Atmosphäre. Noch immer gut für Freunde der Deftones, doch noch eigenständiger, noch intensiver, noch besser. "The Southern Comfort" ist ein Hit.
In den letzten zwei Jahren ist eine Menge passiert. Man hat nicht nur ausgiebig getourt und Festivals gespielt, man hat auch den Major-Deal verloren. "Wir haben das Angebot von Motor nicht angenommen, weil es unserer Meinung nicht gut genug war. Danach haben wir uns auf's Land zurückgezogen und haben in drei Wochen zirka 50 Songs geschrieben und daran gearbeitet. Wir hätten eigentlich drei Alben machen können. Eines wie 'Porcelain', ein pures Rock-Album oder ein Pop-Album. Wir haben dann die besten Songs der drei genommen und daraus 'The Southern Comfort' gemacht", erzählt Bulls-Gitarrist Moik im Gespräch mit Gaesteliste.de. Die anderen Songs aber sind nicht umsonst enstanden, denn neben den Optionen, sie als B-Seiten zu verwenden, sie zum Download anzubieten oder die Stücke für das nächste Album zu nehmen, überlegen die Bulls auch "ein paar akkustische Songs auf eine EP zu pressen, die es dann nur auf Tour gibt." Bis es zu der kommt, gibt es das neue Album. Auf dem gibt es dann tatsächlich typische Bulls-Hits, aber auch eine Menge heftiges und eine Menge poppiges Zeug. Noch nie waren die Münchner so vielseitig. "Wir haben uns gesagt, dass es uns egal ist, was wir für Songs schreiben, auch wenn sie nicht zu den alten Sachen passen. Wir nehmen jede Idee und versuchen daraus einen guten Song zu machen. Ganz egal, in welche Richtung der dann geht."
Neuer Deal plus neue Einstellung = neuer Druck? Oder ist der auf einem Indie vielleicht kleiner? "Das neue Album ist mir persönlich wichtiger und ich verspürte auch mehr Druck, weil bei Pirate einfach alle supernett sind und sich um uns bemühen und wir natürlich wollen, dass sich das dann auch rechnet und erfolgreich wird", erzählt Moik. "Aber natürlich ist bei einem Indie-Label erfolgreich was anderes als bei einem Major-Label und das Budget ist geringer, doch ich will das Bestmögliche für das Album. Ich hoffe einfach, dass 'The Southern Comfort' die nötige Aufmerksamkeit bekommt und nicht untergeht und wir im Herbst wieder eine schöne Tour spielen können und die Leute dahin kommen, um die neuen Songs zu hören." Erste Gelegenheiten ergeben sich übrigens auf dem Taubertal- und Summer Breeze-Festival. Moik: "Wir spielen auch einige kleine Festivals, die mir fast lieber sind, weil sie viel persönlicher sind, man mit anderen Bands abhängen kann und die Leute nicht so genervt wie bei den großen sind." Zurück zur Platte und zurück zu den Wünschen und Erwartungen von Moik. Die Zeiten sind gut. Emo und Screamo und neuer Metal sind noch immer angesagt, und auch deutsche Bands wie die Beatsteaks und Sportfreunde gehen seit einiger Zeit durch die Wand. Ein klarer Vorteil für die Emil Bulls. "Ich würde es mir wünschen", bleibt Moik aber ruhig. "Natürlich haben deutsche Künstler größere Chancen als vor drei Jahren und ich würde mir wünschen, dass wir etwas von dem Kuchen abbekommen. Doch wir sind durch unsere Vergangeneit leider etwas negativ vorbelastet. Wenn ich so Kommentare von Presseleuten lese, die von 'großkotzig' schreiben und uns immer noch 'Take On Me' vorwerfen. Zwar haben wir bei der neuen Platte nichts gemacht, um irgendwelchen Leuten zu gefallen, sondern nur das, worauf wir Lust haben, doch diese Vorurteile gilt es trotzdem abzubauen und ich hoffe, dass wir das mit diesem Album schaffen." Endgültig verstummen sollten auch die Vergleiche und nervigen Titulierungen wie "NuMetal-Kapelle" oder "Deftones-Kopie". "Über solche Sachen kann ich schon lachen", zeigt sich Moik gelassen. "Weil ich es einfach nicht so empfinde. Wir steckten von Anfang in dieser NuMetal-Ecke drin, hatten aber eigentlich nie was mit NuMetal zu tun. Und die neue Scheibe ist ja noch weiter entfernt. Was wir natürlich nicht abstreiten können ist, dass wir von diesem Boom profitiert haben und dass die Deftones eine unserer Lieblingsbands waren und sind. Jede Band orientiert sich am Anfang der Karriere an seinen Vorbildern und daher kann ich mir auch nichts vorwerfen. Wir hatten immer unseren eigenen Stil und werden weiterhin schöne Alben machen." Wenn sie nur annähernd so schön wie die letzten beiden werden, stehen die Emil Bulls vor einer rosigen Zukunft...
Emil Bulls
Das Jetzt ist München. Hier kommen die Bullen her, hier fühlen sie sich wohl, danach haben sie ihr Album genannt. Nach der südlichen Gelassenheit. Und nicht nur danach: "Der Titel drückt einmal unser Gefühl auf der neuen Scheibe aus, dieses Mir-san-mir-Gefühl, wie man in Bayern sagt. Wir machen, worauf wir Lust haben. Wenn wir in Bayern 'The Southern Comfort' übersetzen, heißt es 'bayerische Gemütlichkeit'. Und dann ist der Titel eine kleine Homage an 'The Great Southern Trendkill' von Pantera und ein Tribut an Dimebag Darrel. Wir haben einfach ewig lange in vielen Sitzungen mit viel Bier nach einem Titel gesucht, der unser Gefühl widerspiegelt und irgendwann kamen wir auf 'The Southern Comfort'. Der gleichnamige Whiskey steht bei uns übrigens auch auf der Catering-Liste", lacht Moik. Er redet mit leichtem Akzent. Seine Kollegen vermutlich auch. Alle kommen aus dem Freistadt. "Ich weiß nun nicht, ob Bayern wirklich inspierend ist, aber als wir am Chiemsee an den neuen Songs geschrieben haben, hat uns das natürlich schon beeinflusst. Aber ich bin genauso gern in Hamburg wie in München." Ein Münchner ist aber auch ihr neuer Boss. Star-Komiker Michael Mittermeier ist der Chef von Pirate Records und auf dem fühlen sich die Emil Bulls wie oben schon erwähnt verdammt wohl. "Wir haben ewig lang gesucht und Demos verschickt und die Piraten sind dann auf uns zugekommen und haben uns gesagt, dass es ihnen gefällt. Erst wollten sie nur einen Vertriebs-Deal mit uns machen, was wir aber abgelehnt haben. Und einen Monat später, als sie dann neue Demos gehört hatten, wollten sie es doch machen. Das ist ein kleines Team, vom dem einer eh nie da ist, der Mittermeier natürlich, und die anderen sind super nett und wir haben sehr viel Freude. Alle sind motiviert und arbeiten richtig gut." Zuvor waren die Bulls bei Motor, sie waren Label-Mates von Rock-Größen Marilyn Manson, Rammstein und Limp Bizkit, jetzt sind sie wieder auf einem kleinen, jungen Indie und Kollegen von Keimzeit, Underwater Circus und Somersault. Doch für Moik ist das kein Rückschritt: "Mir ist es wichtig, die motiviert sind, das war bei Motor halt überhaupt nicht der Fall. Daher ist es für mich ein Schritt nach vorne!"

Thema Deutschquote. Moik ist nicht dafür: "Es wird einfach zu viel das Gleiche gespielt und da ist es egal, ob man eine Quote einführt oder nicht. Wenn doch, wird eben immer das Gleiche von der Quote gespielt. Ich würde mir einfach mehr Abwechslung wünschen, sowohl im Radio als auch im Musik-Fernsehen. Wenn ich Reporte von MTV kriege, was wieviel gespielt wird und wieviel Videos letztendlich gespielt werden, ist das super erschreckend. Das sind nicht viele." Auch die Bulls haben ein Video zu "Newborn" gedreht, das man sich auf der Bulls-Homepage ansehen kann. Aber bei Viva zur Prime Time sieht man es selten. "Es wäre schon schön, wenn es öfter gezeigt werden würde, doch das wird schwierig zu erreichen sein. Derzeit läuft es, bei Viva Plus, Rockzone bei MTV und wenn du Glück hast, kannst du es bei Burger King sehen. Das ist zwar ein anderes Medium, aber sicher nicht schlecht." Doch der Bulls-Sechsaiter ist damit zufrieden. Weil er sich nicht verbiegen muss. "Wir würden inzwischen keine Kompromisse mehr eingehen, um öfter zu laufen." Nicht mehr sagt er und meint damit die Cover-Version des A-Ha-Hits "Take On Me". Eine gute Version, keine Frage. Doch gerade Cover-Versionen sind nicht immer einfach für eine Band. Stichwort Alien Ant Farm oder The Bates. "Wir haben den Song schon ewig lang live gespielt, aber ich persönlich wollte es nie aufnehmen."

Weitere Infos:
www.emil-bulls.de
Interview: -Mathias Frank-
Fotos: -Julian Reich-
Emil Bulls
Aktueller Tonträger:
The Southern Comfort
(Pirate/Sony BMG Music)
jpc-Logo, hier bestellen

 
 

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