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KENT
 
spielen nicht wie flasche leer!
Kent
der schwedische fussball ist momentan ziemlich schlecht, aber dafür gibt es jede menge interessanter bands aus dem kühlen norden, wo die naturschönen wohnen. kent ist eine dieser bands, und ihre aktuelle cd "isola" sollte einen spitzenplatz in jeder bundesliga erhalten. 12 unglaublich schöne gitarren-rock-pop-songs, alles ein wenig 80s, und daher mit sehr viel gefühl vorgetragen. letztens haben sie ein auswärtsspiel in köln bestritten, und bevor kent als klarer sieger hervorgingen, habe ich sänger joakim und bassist martin zur teamsitzung getroffen...
ok, die übliche standardfrage vorweg - wann, wo, wie und weshalb wurde kent gegründet?!?

martin: es begann so ca. 1988, als joakim und ich noch zur schule gingen, und als ich dort sami (gitarre, keyboards, bass) kennenlernte, haben wir uns zusammengesetzt und angefangen, gitarre zu spielen, gegenseitig platten und cd's auszuleihen. 1990 haben wir es dann endlich geschafft, instrumente und equipment auszuleihen oder zu stehlen - der klassische weg halt! von der ersten probe an dachten wir, dass wir die beste band schwedens werden würden - was natürlich totaler schwachsinn war, denn damals hatten wir noch gar nicht begriffen, wie scheisse wir eigentlich waren, und von nichts ahnung hatten. aber ein wenig selbstbewusstsein schadet ja bekanntlich nie...

stimmt schon. nun, die ersten cds von kent wurden nur in schweden und in schwedischer sprache veröffentlicht, und jetzt habt ihr euer europäisches debut "isola" in zwei versionen aufgenommen und veröffentlicht - einmal in englischer und einmal in schwedischer sprache! wie kam es zu dieser entscheidung?

joakim: das mit den englischen lyrics hatten wir immer schon im kopf. wenn ich einen song schreibe, dann sitze ich meistens zu hause mit der gitarre und spiele ein wenig darauf herum, und dann "leiht" man sich schonmal eine zeile aus einem song, der z.b. gestern auf mtv gesendet wurde, nur um etwas zu singen. und diese zeile ist dann meistens in englisch. als wir "isola" aufgenommen hatten, waren wir dann letztendlich bereit, alles auch in englisch auszuprobieren, und da wir ja schon sehr erfolgreich in schweden waren, dachten wir nun daran, das ganze auch mal in anderen ländern zu testen.

waren die aufnahmen sehr schwierig? gab es da schonmal den ein oder anderen schwedisch-englischen gesangs-cocktail?!?

j.: während der aufnahmen nicht so sehr wie jetzt auf der tour! wir haben jetzt einige gigs hier in europa gespielt, und letztens in kopenhagen habe ich plötzlich auf schwedisch gesungen, aber nicht die original lyrics, sondern irgendetwas neues, was mir in dem moment halt so eingefallen ist! wenn man schwedische und englische gigs spielt, kann man da schonmal durcheinander kommen...

im booklet zur cd steht als co-schreiber bei den lyrics chris gordon (baby chaos) - welche rolle hat er gespielt, und willst du weiterhin mit ihm arbeiten?

j.: als ich anfing, die englischen texte zu schreiben, hatte ich das gefühl, dass ich jemanden brauchte, der mich korrigierte, wenn ich absoluten nonsens fabrizierte. also haben wir chris gefragt, ob er mal über die texte fliegen und manche sachen so umschreiben könnte, dass sie sinn machen. einige dinge kann man einfach nicht 1:1 in's englische übersetzen, denn so könnte der eigentliche sinn völlig verfehlt werden. chris ist ein alter freund unseres produzenten, und so kam die zusammenarbeit zustande.

denkst du, dass du alles so im englischen zum ausdruck gebracht hast, wie es auch im kopf gemeint war?

j.: ja, ich denke schon, denn daran haben wir sehr hart gearbeitet. die entscheidung, eine andere sprache zu benutzen, ist sehr einfach, doch der weg dorthin sehr hart!

die texte scheinen beschreibungen von gefühlen zu ähneln - stimmt das?

j.: irgendwie schon. ich denke, wenn leute anfangen, texte zu schreiben, dann sollten sie nicht nur diese platten sprüche wie "baby, i love you - i miss you" etc. schreiben, sondern auch mal versuchen, diese sachen zu umschreiben. ich würde es toll finden, wenn die leute einen song zufällig im radio hören, und dann anfangen, darüber nachzudenken - "was war das gerade, worüber hat er gerade gesungen?!?". so etwas macht texte interessant, und nicht diese platten sprüche.

was noch auffällt, ist diese "1-wort-angewohnheit" - kent ist ein wort, die meisten titel der songs bestehen nur aus einem wort etc. - ist das zufall oder magst du die kurzen statements?!?

j.: nun, ich mag song-titel sehr gerne. es kommt oft vor, dass ich zuerst einen song-titel habe, und dann erst die eigentlichen lyrics schreibe. ich benutze die titel oft als zusatz-information zum song, aber er braucht nicht unbedingt im lied vorkommen. wir haben da z.b. einen song namens "bianca", in dem geht es um leute, die ohne zu arbeiten alles haben und werden wollen und einfach nur glamourös sein wollen, und die erste person, die mir zu diesem thema eingefallen ist, war bianca jagger.

der letzte song auf dem album, "747", ist exakt 7:47 minuten lang - absicht?!?

m.: das war unser produzent! wir haben ihm gesagt, dass der song zwischen 8-9 minuten lang sein sollte, und als er ihn dann abgemischt hat, meinte er, dass es doch recht lustig wäre, ihn genau auf 7:47 minuten auszublenden...747 war irgenwie eine magische zahl - im song geht es ja ein wenig um das flugzeug 747, die länge beträgt genau 7:47 minuten und wir haben da ein sample auf dem song, dieser sample hatte zufälligerweise auch noch die bezeichnung "sample #747" im computer!

spiegelt der kent-sound eure plattensammlung wieder?

j.: ein wenig schon, aber ich denke, man kann nie genau sagen, was die leute einer band zu hause hören. natürlich klaut man sich hier und da mal ein gitarren-stück oder einen drum-sound...

m.: ...der beste weg, etwas zu klauen ist, dass man versucht, sich an diesen bestimmten teil zu erinnern und so nachzuspielen, wie du es meinst, dass es richtig ist. so spielst du natürlich nie das original nach, sondern machst es zu einem teil, den du geschaffen hast, gerade eben, weil es nicht wie im original gespielt wurde! du stiehlst also nicht die einzelnen noten, sondern einfach nur das gefühl, das du hattest, als du den song gehört hast!

in vielen reviews eurer platten liest man häufig, dass eure songs sich sehr nach den 80ern anhören, und dass ihr glatt als 80s-band durchgehen würdet - wie denkt ihr darüber?

j.: ich bin in den 80ern aufgewachsen, und ich mag diese ära. viele sagen, dass diese zeit scheusslich war, und das es kein kompliment sein kann, wenn etwas danach klingt. da kann ich nicht zustimmen, und die 80er werden wiederkommen, genau wie damals die 70er wieder aufgeblüht waren. es ist also kein wunder, wenn demnächst jede band nach sister of mercy klingt...aber wir mögen diese bands wie z.b. the cure, depeche mode etc. sehr...

m.: vielleicht ist es ja auch mehr die melancholie dieser dekade, die evtl. in unseren songs etwas durchkommt.

eure single "if you were here" war ja ein recht grosser erfolg nicht nur in schweden - bekommt man so etwas direkt mit?

j.: nun, wenn man die sprache nicht spricht, kann man natürlich auch nicht die reviews lesen oder das hören, was die leute im radio über uns sagen, also ist es relativ schwierig, so etwas mitzubekommen. man ist auch immer nicht gerade dort, wo etwas passiert, und wir haben nicht gewusst, wie erfolgreich wir in schweden waren, bevor wir auf einem festival mit 25.000 leuten aufgetreten sind - da wurde uns zum ersten mal bewusst, dass wir doch recht erfolgreich geworden sind. plötzlich war dann "if you were here" überall auf mtv zu sehen...

könnt ihr euch noch an den moment erinnern, wo das video zum ersten mal auf mtv lief?

m.: ja, das war damals in der "mtv exclusive"-sendung, die es bei uns im schweden auf mtv gibt. das war schon recht seltsam, und jetzt ist man es schon fast gewohnt, ab und zu unsere gesichter auf mtv zu sehen...

j.: als wir damals mit der band anfingen, war es ein absoluter traum für mich, irgendwann mal einen unserer songs dort auf mtv zu sehen, und vor allem den namen kent auf diesem logo, das bei jedem song eingeblendet wird, zu finden. leider haben sie ja vor kurzem die logos geändert, ganz ohne die alte bunte grafik - aber wir haben es doch noch geschafft, unseren song mit den alten logos zu sehen!

kann man euren erfolg messen?!? schaut ihr auf platten-verkäufe? oder reicht es schon, seinen namen auf mtv zu sehen...

j.: platten-verkäufe ist ein weg, den erfolg zu messen, aber das ist nicht so einfach nachzuvollziehen, denn es ist nur eine zahl. vielleicht spürt man es, wenn man alle diese verkauften platten auf einmal auf den kopf bekommt...aber wir denken da nicht jeden moment dran - wenn wir das tun würden, dann würden wir doch total durchdrehen, wie z.b. wacko jacko...

gab es bis jetzt mal eine situation, wo ihr gedacht habt: "kerl, das war vielleicht komisch!"?

j.: wir haben mal auf einem festival gespielt, und als wir mit unserem auto nach hause gefahren sind (das festival war nicht weit von unserer stadt entfernt), liefen uns mädchen hinterher und ein mädchen kam zu sami's seitenfenster, das heruntergekurbelt war, und sie fing hysterisch an zu schreien: "gib mir dein kaugummi". sami war zuerst sehr geschockt, hat es ihr dann gegeben, sie hat es sofort in ihren mund genommen und war überglücklich! das war sehr seltsam! dann haben wir mal ein video von einem mädchen bekommen, das unbedingt in einem unserer videos mitspielen will, und in ihrem video liest sie, ganz in schwarz gekleidet, ein wirklich seltsames gedicht vor, und das ganze zimmer war in schwarz gestrichen, überall kerzen und im hintergrund lief noch seltsamere musik.

wie war denn die reaktion der leute auf den gigs hier in europa und vor allem in england?

j.: bis jetzt war es ein totaler erfolg! überall waren die leute sehr begeistert, und auch in england war es sehr klasse. wir hatten zuerst ein paar hemmungen, dort zu spielen, denn london ist nunmal die stadt, aus der die musik kommt, die du immer schon gehört hast, und nun sollst du selbst dort spielen! wir haben zwar nur in einem kleinen club mit ca. 400 leuten gespielt, aber es war restlos ausverkauft und draussen standen nochmal so um die 200 leute herum, die nicht mehr reindurften!

was man auch immer wieder liest, ist das schwedische bands meistens englischer klingen als bands, die aus england kommen - woran liegt das?

Kent
j.: ich denke, dass wir eigentlich sehr schwedisch klingen!

m.: es hängt aber auch davon ab, in welchem land wir uns gerade befinden - wenn wir in england sind, sagt man uns, dass wir sehr schwedisch klingen. sind wir dann hier in deutschland, holland oder belgien, sagt man uns, dass wir sehr britisch klingen...

ok, letzte frage: wer gewinnt die fussball-wm?

m.: wahrscheinlich gewinnen die deutschen mal wieder!

j.: unsere mannschaft ist zur zeit sehr, sehr schlecht. ich weiss auch nicht, wieso auf einmal alle so schlecht geworden sind. die meisten scheinen säufer geworden zu sein, und bekommen dann kein spiel mehr auf die reihe! das sind alles loser geworden...

m.: genau wie wir!

naja, so schlecht wie die schwedische (oder deutsche) mannschaft spielen die jungs absolut nicht - zum alkohol-konsum kann ich jetzt nichts sagen...

[Erstveröffentlichung in Gästeliste #1, August 1998]

Weitere Infos:
www.kent.nu
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigabe-

Aktueller Tonträger:
Isola
(BMG)
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