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MAD SIN
 
Ein globales Phänomen
Mad Sin
Wer hätte damit gerechnet? Wer hätte gedacht, dass aus dem jungen Köfte, der in der Fußgängerzone musizierte, mal der Boss einer der größten Psychobilly-Bands der Welt werden würde? 20 Jahre ist das jetzt schon her und Mad Sin sind aus der Weltgemeinde der Tollen-Träger, Slapp-Sympathisanten und Rock N Roll-Junkies nicht mehr wegzudenken. Dieser Tage erschien nun das neueste Album der Band aus Berlin und auf diesem feiern sich die Musiker eiskalt selbst. Eine gewöhnliche Platte reichte ihnen dafür nicht, "20 Years In Sin Sin" musste schon eine Doppel-CD werden. Auf der einen Seite gibt es rare Tracks, Cover-Versionen und neue Nummern, auf der anderen ein komplettes Live-Konzert. Ein Jubiläum und eine neue, unterhaltsame und vielschichtige Veröffentlichung - es gab also gleich mehrere Gründe, mit Köfte zu reden.
Da wäre zum einen natürlich die Live-CD, die so etwas das Herzstück von "20 Years In Sin Sin" darstellt. Auf dieser nämlich gibt es all die Songs, die Mad Sin zu dem gemacht haben, was sie heute sind. Ein globales Phänomen nämlich. So ist es nicht verwunderlich, dass die Show im letzten Jahr in Hollywood vor einigen tausend Fans aufgenommen wurde und nicht in einem Keller in Kreuzberg. "Wir waren in den Staaten auf Tour und die Show in Hollywood war schon so etwas wie das Highlight. Aber natürlich war das Ganze im Vorfeld geplant, exakt diese Show aufzunehmen, was gleichzeitig auch ein Risiko war", sagt Köfte. "Wir waren vorher lange auf Tour und hatten kaum Off-Days, außerdem haben wir nicht - wie man es gewöhnlich macht - drei oder mehr Konzerte aufgezeichnet, sondern nur dieses eine. Und wenn da was schief gegangen wäre, hätten wir ne Menge Kohle in den Sand gesetzt. Aber die Location war perfekt, die Stimmung in Kalifornien unschlagbar und am Ende haben wir zwar nicht alle Songs aufs Album bekommen, die wir uns vorgenommen haben, aber es ist trotzdem gut gegangen." Das Ergebnis kann sich mehr als hören lassen, runde 15 Nummern - darunter Kracher wie das ultimative Highlight "1000 Eyes", "Fuel For Brains", "Psychotic Night" oder "Communication Breakdown" - haben den Weg auf den Silberling gefunden, dazu gibt es beste Emotionen, herrliche Ansagen und natürlich ganz viel Psychobilly-Geschichte. Nicht minder hörenswert ist natürlich auch die zweite, die Studio-CD, an der jeder Mad Sin-Freund seine helle Freude haben wird. "Es war uns zu mager, zu unserem Jubiläum nur eine Live-Platte aufzunehmen, so ganz nach dem Motto 'Wir müssen was machen, also machen wir ein Live-Album', oder eine schnöde Best Of mit einem neuen Song und fertig", erinnert sich ein äußert redseliger Köfte, dem man nur ein Stichwort geben muss, damit er munter drauf los redet. "Also war uns schnell klar, dass wir auch noch andere Tracks aufnehmen werden. Auf der anderen Seite war aber auch klar, dass wir keine neue reguläre Platte machen würden. Also haben wir ein paar Cover-Versionen (Ton Steine Scherben, Tall Boys, Adam Ant, Ideal) aufgenommen und B-Seiten und Sampler-Beiträge ausgesucht, auf die wir einfach Lust hatten und die zusammen mit den sechs neue Songs passen, die wir für die Platte geschrieben und die auch zum Teil schon in unserem Live-Set sind ('Pigfarm' und 'Sindicate Deluxe'). Und so haben wir wie ich finde eine wertige Veröffentlichung am Start, die für uns schon etwas Besonderes ist. Im Winter werden wir dann am neuen Album arbeiten, auf dem diese neuen sechs Tracks natürlich nicht enthalten sein werden. Denn mit solch billigen Tricks arbeiten wir nicht."
Mit billigen Tricks hätte man es auch nicht zu einer Psychobilly-Institution gebracht, die weltweit ihre Fans hat. Wie das geht, erklärt Köfte und kommt zu der überraschenden Aussage, dass das gar nicht zwingend an ihnen selbst lag: "Als wir angefangen haben, waren wir in Berlin zwar mit die ersten, die das gemacht haben, aber es gab einige riesige Psychobilly-Szene, die weltweit verknüpft war und es heute noch ist. Heute natürlich auch via Internet, aber damals gab es massig Fanzines und einen irren Zusammenhalt. Wenn du beispielsweise in London einen anderen Teddyboy getroffen hast, war klar, dass du bei ihm pennst. Die Szene war also international und so haben wir fast von Anfang an international gespielt, was sich mit der Zeit natürlich immer weiter entwickelt hat. Wir fahren beispielsweise bald nach Australien und spielen im Februar in Brasilien. Aber wir hatten eben auch von Anfang keinen Bock, wie so viele andere Underground-Bands aufzugeben, weil die Leute in Deutschland eben anfangs nicht viel mit uns anfangen konnten. Weiß du, in Deutschland gilt der Prophet aus dem eigenen Lande doch nichts. Da gibt es Die Ärzte oder die Toten Hosen und mittlerweile Rammstein, den Rest will kaum jemand hören. Das war und ist uns aber egal, wir haben weitergemacht und eben nicht nur in Deutschland gespielt. Dabei haben wir niemals mit dem Gedanken gespielt, irgendwann mal Rockstars zu werden, oder sogar damit gerechnet, von unserer Musik leben zu können."
Und so dauerte es seine Zeit, bis aus dem Hobby der Beruf wurde. Verbogen haben sich Mad Sin, bei denen inzwischen auch Pete von den Nekromantix spielt, aber niemals. Lediglich verbessert haben sie sich. Und irgendwann merkten das nicht nur die Musiker selbst, sondern auch die anderen. Unter anderem die Macher von Count Orlok Records. "Erst Mitte der 90er Jahre haben wir gemerkt, dass vielleicht doch etwas mehr gehen könnte", blickt Köfte zurück. "Damals haben wir 'God Save The Sin' gemacht und das war eigentlich unser erstes richtiges Album, für das wir uns wirklich Gedanken gemacht haben. Das war dann schon etwas mehr und es passierte auch was. Anschließend nämlich haben wir das Angebot bekommen, einen Song für den Ärzte-Tributsampler 'Götterdämmerung' zu machen, wir haben mit Faith No More, den Misfits oder Gwar gespielt und dann kam auf einmal ein Major auf uns zu. Da waren wir zwar nur für das Album 'Sweet And Innocent? ... Loud And Dirty!', aber in der Zeit haben wir die ganzen Mechanismen verstanden, es ging um Werbung, Budgets und es war eine wichtige Erfahrung." Inzwischen sind Mad Sin bei I Used To Fuck People Like You unter Vertrag und damit sind sie sehr zufrieden. "Wir werden sicher niemals sagen, dass wir niemals wieder auf ein Major gehen, aber ich glaube es eher nicht. Abgesehen davon, dass wir gar nicht wissen, wie es mit der Label-Welt in Zeiten von Internet, Downloads und so weiter geht. Ich denke zum Beispiel, dass sich einiges ändert, Radiohead haben es ja grad vorgemacht." Davon ist das Dortmunder PLY-Label aber noch nicht betroffen, die Firma scheint stetig zu wachsen, immer mehr und immer größere Bands unter Vertrag zu nehmen und immer mehr Erfolg zu haben. Das sieht auch der Sänger so. "Früher waren ja die Bones und Mad Sin die großen Namen, aber die neue Broilers zum Beispiel verkauft sich wie Sau. Der große Vorteil bei PLY ist aber natürlich auch, dass alles, was sie machen - ganz egal ob das jetzt Punkrock ist oder Stoner oder Psychobilly oder Hardcore ist -, qualitativ hochwertig ist und es einfach geile Bands sind." Eine von diesen ist Mad Sin und denen möchten wir an dieser Stelle und abschließend noch einmal ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren. Und zu der neuen Platte. Auf die nächsten 20!
Weitere Infos:
www.madsin.com
www.myspace.com/madsin
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigabe-
Mad Sin
Aktueller Tonträger:
20 Years In Sin Sin
(I Used To Fuck People Like You In Prison/SPV)
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