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Interview-Archiv

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STEVE WYNN
 
Crossing The Bridge
Steve Wynn
Schon seit Jahren unterhielten sich Steve Wynn und Chris Eckman von den Walkabouts (die sich übrigens erst über ihre Aktivitäten in Europa kennengelernt hatten) darüber, eine gemeinsame Scheibe aufnehmen zu wollen. Chris Eckman wollte ursprünglich eine Akustik-Scheibe angehen, während Steve Wynn die Gelegenheit nutzen wollte, vom Typus her andere Songs zu schreiben, als jene, die er für seine Band, The Miracle 3, verfasste. Das Ergebnis dieser Anstrengungen - "Crossing Dragon Bridge" - liegt nun vor - und geht weit über das angedachte Konzept hinaus. Es ist im Prinzip eine kongeniale Zusammenarbeit geworden, in der Steve Wynn sich als Songwriter und Sänger weiter aus dem Fenster lehnte, als man das von ihm gewohnt ist (im Vorfeld sprach er davon, an die Sache wie ein Method-Actor herangehen zu wollen), während Chris Eckman für die Arrangements und soundtechnischen Aspekte verantwortlich zeichnete.
"Ich wollte ja schon lange mal mit Chris Eckman zusammenarbeiten - und jetzt, nach dem Abschluss meiner Rock-Trilogie mit den Miracle 3, schien mir dann der geeignete Zeitpunkt zu sein", erzählt Steve, "denn ich wollte eine Scheibe machen, die sich auch wirklich wie eine Solo-Scheibe und nicht wie ein weiteres Band-Album anfühlt." Die neuen Songs erscheinen dabei ein wenig autobiographischer, als sonst bei Steve Wynn üblich, nicht wahr? "Nun, einige Songs sind schon nah am Wasser gebaut. 'Manhattan Faultline' z.B. ist sehr autobiographisch und 'When We Talk About Forever' ist ein Song, den ich extra für meine anstehende Hochzeit mit Linda Pitmon geschrieben habe. 'Annie & Me' handelt von einer sehr realen Jugendfreundin - wobei ich einige Details geändert habe. Aber weißt du was: Auch wenn ich über erfundene Charaktere schreibe, schreibe ich doch irgendwo auch über mich selber. Wenn ich meine Charaktere Dinge tun lasse, die ich selber nicht tun würde, dann nur deshalb, weil mir das hilft, abstrakte Probleme oder Konzepte zu begreifen." Worauf konzentrierte sich denn der Songwriter Steve Wynn? "Wir hatten keine Agenda", überlegt er, "allerdings als es klar war, dass ich an Material für eine Scheibe mit Chris Eckman in Slovenien schrieb, hörte ich mir Musik aus der Region und auch Chris' Musik an." Was war denn die größte Herausforderung, die neue Scheibe betreffend? "Das Schwierigste für mich war, bei den Arrangements mit Raum und Leere umzugehen", führt Steve aus, "es ist einfacher, immer neue Dinge hinzuzufügen als das Meiste aus wenigen vorhandenen Elementen herauszuholen. Man muss dann stärker überlegen, was man eigentlich sagen möchte und wie man es sagen möchte. Das ist allerdings eine nette Herausforderung." Wie entstanden denn die besagten Arrangements? "Nun, einer der Gründe, warum ich mit Chris arbeiten wollte, war seine Fähigkeit für Streicher arrangieren zu können. Ich ließ ihn also sein Ding machen. Natürlich hat er mir die Arrangements vorgestellt, bevor er nach Prag ging, um das Orchester zu dirigieren - aber ich hatte Vertrauen darin, dass sie schon gut sein würden - und das waren sie auch. Wir haben uns viel über Paul Buckmaster unterhalten - das ist der Arrangeur für Elton John und andere in den 70s - und ich denke, das das die Stimmung war, die er anstrebte."
Chris Eckmann beschreibt die Zusammenarbeit so: "Wir haben sehr stark zusammengearbeitet, so dass es am Ende nicht mehr darum ging, wer welche Idee hatte. Es war sogar schwer, sich im Nachhinein daran zu erinnern. Die Ideen flogen uns beiden nur so zu. Auf jeden Fall ist Steve der dynamischste Künstler, mit dem ich je als Produzent zusammengearbeitet habe. Er ist an jedem Aspekt beteiligt und versucht dabei immer, Dinge zu erforschen und zu verbessern. Sein Energie-Level fand ich schon sehr erstaunlich, da ich doch selbst schon auf einem recht hohen Niveau arbeite. Es war meine Idee, mit einem Chor zu arbeiten, weil Chormusik etwas ist, an dem ich in den letzten Jahren Gefallen gefunden habe - weil meine Frau in einem wunderbaren Chor ist. Ich habe mich auch angeboten, die Streicher zu arrangieren - obwohl Steve selbst von Anfang an sehr daran interessiert war. Es ist auch so, dass ich viele Instrumente in meinem Studio herumstehen und wenn es mal etwas langsamer zur Sache ging, habe ich Steve eines in die Hand gedrückt. Er war immer willens, das mal auszuprobieren." Wofür steht die besagte "Dragon Bridge"? "Die Drachenbrücke ist eine der drei Hauptbrücken in Ljubljana und ich habe sie auch tatsächlich oft überquert in den 20 Tagen, in denen ich dort war", verrät Steve, "aber eine Brücke zu überqueren ist auch eine einfache Metapher dafür, eine Reise an einen neuen Ort zu unternehmen - was ich mit dieser Scheibe schließlich auch machte." Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Chris Eckman? "Ich bin jeden Tag in sein Studio gegangen und habe begonnen, meine Songs zu spielen", erläutert Steve das Prozedere, "er schien daran interessiert zu sein, einfach das zu dokumentieren, was ich tat und er ermutigte mich, so viel wie möglich selbst zu spielen: Gitarre, Bass, Keyboards und mehr. Das war so, als arbeitete ich zu Hause an Demos - nur mit einem besseren Tontechniker. Chris ist insofern wirklich der beste Produzent, als das er dich dazu bringt, zu tun was er möchte - und dich dabei glauben lässt, es sei alles eine Idee." Chris Eckmann erinnert sich folgendermaßen an seinen Input: "Mein offizieller Titel was der des Co-Produzenten und Aufnahmetechnikers sowie die des Streicher und Chor-Arrangeurs und Musikers. Damit hatte ich zu tun. Steve war diesbezüglich recht großzügig und treuherzig. Er ermutigte mich sogar, mich bei grundsätzlichen Dingen einzubringen." Wie arbeitete Chris denn als Produzent? "Das kommt drauf an", überlegt Chris, "wenn eine Band involviert ist, betrachte ich mich als eine Art Cheerleader oder des Teufels Advokat. Es geht darum, Dinge vorzuschlagen oder zu klären. Bei Terry Lee Hales letztem Album hatte ich den Auftrag, den klanglichen Rahmen des Albums zu entwickeln. Sound-Design finde ich sehr spannend. Speziell die Möglichkeiten, wie akustische und elektronische Instrumente miteinander agieren können. Oder wie abstrakte Ideen mit traditionellen, erzähl-orientierten Songs kombiniert werden können. Das habe ich bei Steves Album auch gemacht. Und bereits während ich aufnehme, bearbeite ich bereits den Sound, um eine bestimmte Richtung hinzubekommen." Welchen Ansatz verfolgte Chris bezüglich der Arrangements? "Unser Haupt-Anliegen war, die Scheibe so unterschiedlich von einem Band-Album wie möglich zu machen und die Stimme und die Geschichte in den Mittelpunkt zu stellen. Ich habe aber definitiv nicht vorgeschlagen, irgendetwas an den Songs selbst zu ändern. Steve ist offensichtlich ein fantastischer Songwriter und seine Stücke sind immer handwerklich solide ausgearbeitet."
Steve Wynn
Welche Inspirationen gab es für die Charaktere auf dem neuen Album - davon gibt es dieses Mal ja gar nicht so viele, während Steve ansonsten mit solchen nicht spart. "Nun, wie gesagt: Die Stories sind ja meist über mein Leben und meine Gedanken über komplexe Themen. Du hast Recht: So viele neue Typen gibt es dieses Mal nicht. Ich dachte, dass es jetzt mal an der Zeit wäre, mich nicht hinter erfundenen Geschichten zu verbergen." Welche Art von Musik inspiriert Steve Wynn heutzutage? "Das ändert sich von Tag zu Tag", erklärt er, "ich höre mir gerade Howlin' Wolfs britische Sessions an und sie klingen sehr gut. Ich mag die neue Single von Janet Jackson. Und lange, langweilige Jams von Grateful Dead. In anderen Worten: Alles, was mich irgendwie überrascht. Alle vorhersehbar guten Sachen sind in meinem Kopf abgespeichert. Auf die muss ich aber nicht so oft zugreifen." Nachdem diese Scheibe gegessen ist: Welche unerfüllten musikalischen Träume gibt es denn noch für Steve Wynn? "Also ich habe im letzten Herbst gerade eine aufregende Scheibe zum Thema 'Baseball' mit Linda, Peter Buck und Scott McCaughey (von R.E.M.) gemacht. Ich weiß gar nicht, ob die hier rauskommen wird, aber ich freue mich schon darauf, damit zu touren. Dann zeichnet sich am Horizont natürlich auch die nächste Miracle 3-Scheibe ab. Aber zunächst werde ich meine Tour zu 'Crossing Dragon Bridge' fortsetzen, denn ich denke, mit dieser Scheibe reist es sich ganz gut." In vielerlei Hinsicht ist "Crossing Dragon Bridge" Steves Rückkehr zu den klassischen Gefilden eines Songwriters - die er ja mit seinen letzten Scheiben zugunsten aufregender, lauter und düsterer Rocksongs weniger oft besucht hatte. Und sie zeigt einen Steve Wynn, der sich immer noch als suchender in der Welt des Songwriting bewegt - wobei es äußerst spannend ist, ihn auf dieser Suche als Zuhörer zu begleiten.
Weitere Infos:
www.stevewynn.net
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Steve Wynn
Aktueller Tonträger:
Crossing Dragon Bridge
(Blue Rose Records/Soulfood)
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