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DONOTS
 
Pop im Herzen, Dreck im Blut.
Donots
Wunderbar. "Coma Chameleon" war kein Ausrutscher nach oben. Das Album war nur der Anfang. Vor zwei Jahren klangen die Donots plötzlich anders, besonders. Und aus diesen netten Poppunkern aus Ibbenbüren wurde eine verdammt noch mal großartige Band. Nun der Nachfolger. "The Long Way Home". Wieder anders, aber wieder besonders. Und mit dem vollen Programm. Pop, Punkrock, Wave, manchmal auch Folk. Daraus haben sie eine Menge Tolles gemacht. Die erste Single "Calling" ist nicht weniger als eine Granate von Song. Kopfhörer auf, ab in die Bahn, Leute gucken. Ideal, muss man mal machen. "Forever Ends Today" klingt düster, ruhig, aber dabei wunderschön, "Dead Man Walking" ist das punkrockige Highlight, "Let It Go" kommt akustisch und gehört in den Pub. Jeder Song hat seine Berechtigung, jeder Song ist sein eigener Chef. Wir sprachen mit Sänger Ingo Donot.
Wie fühlt man sich als Donot im Jahr 2010?

Ingo Donot: Ganz ehrlich - mindestens genauso gut wie bei der ersten Show ever im Jahr 1994. Vielleicht sogar noch viel besser. Wir freuen uns immer noch wie ein Rudel Junghunde über jede Minute, die wir als Band gemeinsam verbringen dürfen, denn wir haben es wieder mal geschafft, uns mit der neuen Platte selbst zu überraschen und können schon wieder die Pfoten kaum still halten, wenn wir an die anstehende Clubtour denken. Es regiert immer noch die gleiche gesunde Naivität wie früher, allerdings gepaart mit dem Wissen um gewisse Musikindustrie-Strukturen. Wir sind ja mit Solitary Man Records seit ein paar Jahren unsere eigene Plattenfirma und können von daher noch viel mehr kanalisieren, in welche Richtung es gehen soll. Das muss man für sich zu nutzen wissen.

Hätte ihr euch vor 16 Jahren vorstellen können, ein Album wie "The Long Way Home" zu machen?

Ingo Donot: Eine gute Frage. Wir haben uns schon sehr gewandelt seit Mitte der Neunziger, aber was uns immer geeint hat und das auch noch heute tut, ist die Liebe zu guter, handgemachter Musik mit Drive. Wir haben in 16 Jahren eine Menge gelernt und gehen natürlich heute schon anders an unser Songwriting ran. Kompakt ist das ganze immer noch, aber ich glaube, wir hätten uns damals schon gewundert, wie sehr wir 16 Jahre später experimentieren. Dafür muss man schon erstmal erwachsener werden. Ich glaube aber, wir hätten "The Long Way Home" tierisch gefunden, weil unsere Vorlieben für 80s Wavepop, Singer / Songwriter und Folk und halt Punkrock oder Rock im Allgemeinen immer noch die gleichen sind. Wir sind sehr begeisterungsfähig, was Musik angeht und ich denke, wir sind auch weltgrößte Fans von unserer eigenen Musik. Kann man sowas überhaupt sagen?

Und was hattet ihr damals erwartet oder gehofft, wo ihr 2010 steht?

Ingo Donot: Wir haben nie wirklich unsere Schritte gezielt zu Ende geplant. Es gab niemals sowas wie einen 16-Jahres-Plan oder so. Heute planen wir für den Release-Zeitraum einer Platte. Aber zu weit in die Zukunft wollen wir überhaupt nicht denken. Haben wir nie, werden wir nie. Diese gesunde Spur Zufall muss im Spiel sein. Genauso wie die Naivität, den Moment regieren zu lassen. Wenn der Moment gut ist, ganz egal ob auf der Bühne oder bei der Labelarbeit, dann ist das alles, was wir wissen müssen. Dass der gute Moment jetzt schon 16 Jahre anhält und mit der neuen Platte schon wieder viele weitere gute Momente auf uns warten, ist natürlich ein netter Nebeneffekt.

Was hätten die Donots von damals von den Donots von heute gehalten?

Ingo Donot: Ich glaube, wir hätten gedacht: "Wow, super Musik! Aber mit denen sollten wir besser nicht touren - die trinken uns bestimmt den Kühlschrank leer..."

Welchen Stellenwert nimmt die Band in eurem Leben ein? Wichtiger oder unwichtiger als damals?

Ingo Donot: Die Band wird uns immer wichtiger. Musikalisch können wir uns richtig austoben, das Reisen macht Spaß und jeder Tag ist unglaublich interessant. Außerdem verdienen wir mit der Band und dem Label in Europa und Japan unseren Lebensunterhalt. Natürlich ist das auch wichtig. Wir wären aber immer so ehrlich zu sagen, dass wir aufhören würden, wenn uns das ganze keinen Spaß mehr machen würde. So wichtig kann auch Geldverdienen nicht sein. Für Eike zumindest hat sich der Lebensfokus aber schon noch ein wenig weiter gedreht: Der ist bereits stolzer Familienvater und rein rechnerisch wird seine zweite Tochter genau am gleichen Tag das Licht der Welt erblicken wie "The Long Way Home". Ich glaube, wir haben am 26. März eine Menge zu feiern.

Ihr habt jetzt schon Live- und Best-Of-Sachen veröffentlicht - auf was arbeitet man da noch hin?

Ingo Donot: Diese Releases sind uns bei weitem nicht so wichtig wie neue Studioalben. Das hatte mit einer Menge Altlasten und früherer Labelpolitik zu tun und ich halte auch als Fan von anderen Bands nicht viel von Best Of-Alben. Wir arbeiten auf neue Songs hin. Und auf Touren an sich. Und das ist genug Antrieb für ein Dauergrinsen und Hummeln im Hintern. In unserem Fall ist der Weg das Ziel. Wir mögen es, unterwegs zu sein und dass das ganze in dieser Familienkonstellation so fantastisch klappt, ist Motivation genug. Jedes Mal, wenn wir im Studio oder im Tourbus sitzen, fühlt sich das an wie ein Kindergartenausflug. Der Link zum Albumtitel "The Long Way Home" liegt da auf der Hand. Solange Bewegung in der Kiste drin ist, sind wir zufrieden.

Erzähl' mal was über die Entstehung der Platte.

Ingo Donot: Produziert hat dieses Mal Vincent Sorg, ein alter Freund von uns aus Ibbenbürener Anfangstagen, der unsere zweite DIY-Platte "Tonight’s Karaoke-Contest Winners" aufgenommen hat. Er produziert mittlerweile gute Kollegen von uns wie Die Toten Hosen. Es war uns immer schon ein Herzenswunsch, mit ihm mal ein ganzes Album zu machen. Das ist sich aber zeitlich irgendwie nie so ganz ausgegangen. Er hat dann u.a. auf "Coma Chameleon" mal drei Songs produziert und auch diverse B-Seiten und Compilation-Tracks gehen auf sein Produzenten-Konto. Dieses Mal hat’s dann endlich geklappt und schon haben wir also wieder einen guten Grund mehr, die Platte "The Long Way Home" zu nennen. Wir haben uns unfassbar viel Zeit gelassen, Vince hat sehr akribisch unsere Vorproduktion seziert und wirklich nur die allerbesten Teile der Demos zugelassen. Aufgenommen haben wir im Principal Studio bei Münster. Das heißt, wir sind abends immer heimgefahren, konnten Songs auch mal zwei Wochen liegenlassen und dann auf Wiedervorlage nehmen, verbessern. Ich glaube, man hört der Platte an, dass wir auf sehr positive Art und Weise in uns ruhen.

Warum ist sie eure bisher beste Platte?

Ingo Donot: Es ist fast schon Verschwendung gewesen, wie viele Demos wir in die Tonne getreten haben, um bei einem Bodensatz von den 15 allerbesten Songs auszukommen, die wir wiederum nochmal auf elf Songs für das Album runtergekürzt haben. Es ist kein Song drauf, zu dem wir ein nur ganz gutes Gefühl haben. Die sind alle wirklich das beste, was wir derzeit aus uns rauskitzeln können. Das hier sind elf Songs, die so sehr Donots sind wie nie zuvor und die gleichzeitig wieder mal unseren musikalischen Horizont erweitert haben. Auf "Coma Chameleon" und bei Singles wie "Stop The Clocks" haben wir damit schon begonnen und dieses Mal haben wir das auf die Spitze getrieben: Wir haben bei jedem einzelnen Song geschaut, was dieser braucht, um perfekt zu sein. Fremdinstrumente ausprobieren, Teile verwerfen, Teile neu recorden, wenn die noch nicht ganz perfekt waren. Noch nie waren wir so kritisch und haben uns so sehr den Westfalen-Hintern für die Aufnahmen aufgerissen.

Schifferklavier, Streicher, Klavier - gab’s keine Grenzen?

Ingo Donot: Experimente sind unser neues Steckenpferd. Der Zweck heiligt die Mittel, wenn durch den Zusatz von z.B. einer Tuba oder einer Mandoline noch mehr Intensität erzeugt wird. Wir schauen nicht mehr so sehr nach einem klanglichen Überbau auf die gesamte Albumlänge gesehen. Jeder einzelne Song muss maximiert werden und Abwechslungsreichtum ist glaube ich das tollste, was einer Platte passieren kann.

Im Info stand was davon, dass sogar Guidos Brille als Instrument genutzt wurde...

Ingo Donot: Zumindest hat der Mann hinter der Brille den Großteil der Riffs und Songs für das Album angeliefert. Die Brille selbst haben wir dann doch nicht rhythmisch zerschlagen, um mehr Atmosphäre zu erzeugen. Das passiert dann vielleicht auf der nächsten Platte... Die könnten wir dann ja auch "The Blind Way Home" nennen...

Macht ihr eine Platte, um auf Tour zu gehen, oder geht ihr auf Tour, weil ihre eine neue Platte habt?

Ingo Donot: Sobald wir im Studio sind, freuen wir uns schon tierisch auf die dazugehörige Tour. Und wenn du dann in vollgekritzelten Backstageräumen hockst, hast du schon wieder total Bock auf die nächste Studiosession. Beides ist uns wichtig, beides macht Spaß. Aber natürlich hat sich das Live-Business insgesamt gewandelt und man macht heutzutage eher eine Platte, um eine Tour zu promoten. Da sind wir dann abwechslungsweise mal nicht mehr so 80er...

Habt ihr es schon mal bereut, euer eigenes Label gegründet zu haben?

Ingo Donot: Nein, das ist nach wie vor die vielleicht beste Idee, die wir in der gesamten Bandlaufbahn jemals hatten. Solitary Man Records ist das größte Maß an Freiheit, das wir uns vorstellen können. Aus unserem Deal mit Gun Records, einem Unterlabel der BMG / Sony, haben wir uns damals rausgeklagt, um wieder bei uns anzukommen und unsere eigenen Ideen umzusetzen, unsere eigenen Zeitpläne zu schmieden und uns selbst zu repräsentieren. Wir haben natürlich seitdem viel mehr Arbeit auf der Uhr, aber das fühlt sich trotzdem toll an. Wenn man aus eigenem Stand was hinbekommt, ist das das allerbeste Gefühl. Wir arbeiten nur noch mit Freunden und Familie zusammen, sowohl in Japan als auch in Europa. Das scheint sich rumzusprechen: In Japan haben wir mittlerweile so schöne Bands auf Solitary Man veröffentlichen dürfen wie Placebo, Dropkick Murphys, Boysetsfire, Beatsteaks, Toy Dolls und mehr. Und solange uns der Kaffee nicht ausgeht, ist die Labelarbeit auch nicht tödlich...

Nervt es manchmal, immer als die "netten Jungs" bezeichnet zu werden?

Ingo Donot: Nein, überhaupt nicht. Wir haben westfälisches Gemüt, sind sehr gesellig und treten erstmal allen Leuten sehr offen gegenüber. Ich finde es fürchterlich, wenn Bands auf Teufel komm raus ein Bad Boy-Image haben müssen oder sich die Frisuren aufbrezeln oder Kajal tragen, nur um irgendwelche Klischees zu bedienen und damit zu verkaufen. Da bleibe ich lieber nett und ehrlich.

Und: Seid ihr jetzt endgültig eine Popband?

Ingo Donot: Weil wir in der ersten Single "Calling" einen 80er Jahre Synthesizer benutzen? Weil wir Mut haben, auch mal ruhiger zu sein in Songs wie "Forever Ends Today"? Weil wir immer noch kompakt arrangieren und Melodien schreiben, die catchy sind? Ja, ich schätze dann sind wir gerne eine Popband. Aber das ist ja auch nur eines der Herzen, die in unserer Brust schlagen. Songs wie "Dead Man Walking" oder "Make Believe" werden auch weiterhin rausgekotzt. Und live sieht das auch in Zukunft anders aus als bei Popbands. Den Drive, den Schweiß, die Spucke und die Arschrakete können wir auf der Bühne sowieso nicht abschütteln. Da bleibt auch weiterhin alles ungeplant. Da gibt es keine Choreographien. Und das ist auch gut so. Pop im Herzen, Dreck im Blut.

Weitere Infos:
www.donots.de
www.myspace.com/donots
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigabe-
Donots
Aktueller Tonträger:
The Long Way Home
(Solitary Man/Indigo)
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