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GABBY YOUNG & OTHER ANIMALS
 
Modische Kinder
Gabby Young & Other Animals
Gabby Young ist nach dem Release ihrer durch Crowdfunding finanzierten Debüt-CD "We're All In It Together" und den begleitenden Live-Shows, in ihrer britischen Heimat innerhalb kürzester Zeit vom Geheimtipp zur Kategorie "Next Big Thing" aufgestiegen. Nun - "Next Big Things" gibt es im UK viele. Allerdings nicht so oft welche, für die dann, mangels Vergleich, eine eigene Kategorie erfunden werden muss. Im Falle von Gabby Young und ihrem vielköpfigen Musikantenkollektiv heißt dieses "Circus Swing". Damit ist dann nicht nur die kunterbunte musikalische Mischung des großen Kleinorchesters gemeint, bei der alles aus Pop, Jazz, Folkklore, Swing, Chanson, Polka, Mariachi und Vaudeville seinen Platz findet (und bei dem das Sägemehl quasi in der Luft hängt), sondern das Gesamtkunstwerk Gabby Young. Denn bei der Musik hört das Konzept Gabby Young noch lange nicht auf.
So entwirft die junge Dame ihre pittoresken Bühnenoutfits selber - bis hin zu Schminke, Schmuck und Hairdos - kümmert sich um alle künstlerischen Aspekte der Shows und des Artworks und hat soeben als zweites Standbein den Online-Kunsthandel "Gabberdashery" etabliert, bei dem die Werke befreundeter Künstler, insbesondere aus dem Bereich Fashion, ausgestellt und vertrieben werden, die Gabby dann auch bei ihren Shows in Form von Ausstellungen und per Merchandise featured.

Aber das Wichtigste bleibt dann am Ende doch die Musik. Und diese ist auf der zweiten Scheibe namens "The Band Called Out For More" eine ungemein lebendige, mitreißende Angelegenheit geworden. Wie entsteht denn eine solche Mixtur, bei der die ausgebildete Opernsängerin quasi als Dompteuse in der Manege zu stehen scheint? "Also, ich und mein musikalischer Partner, Stephen Ellis, der auch die Arrangements auf der Scheibe machte, hatten uns entschlossen, mit fertigen Songs ins Studio gingen und nur einige Loose Ends übrig zu lassen, mit denen wir dann spielen hätten können, denn wir mögen es zu experimentieren", erzählt Gabby, "also hatten wir alles ausgearbeitet und parat - und als wir dann ins Studio gingen, änderte sich alles und wir mussten sehr viel mehr experimentieren, als wir uns das vorgestellt hatten. Aber so funktioniert Musik einfach. Es ist nicht immer richtig, wenn man sich denkt, dass man genau weiß, was man will, weil da so viel passieren kann. Wir hatten auch viele Gäste, die auf dem Album spielen, einen Gospel Chor und zusätzlich einen Kinderchor, den wir in der Schule, in der Stephen unterrichtet, aufgenommen haben. Wir haben das Album auch selbst produziert, was eine großartige Erfahrung war. Stephen ist da eine große Hilfe, weil er so eine epische Vorstellung von meiner Musik hat, die er dann auch umzusetzen weiß."

Wie arbeiten Gabby und Stephen zusammen? So etwas "Episches" will ja gut organisiert sein. "Nun, wir leben zusammen und da kann ich ihm immer, wenn ich einen neuen Song habe, diesen gleich vorspielen und er hat dann auch immer gleich Ideen dazu, wie man das zu Ende bringt. Es kommt auch vor, wenn wir einen Song zusammen schreiben. Nimm zum Beispiel die Nummer 'Segment', die ich mir als kleine Folk-Vignette vorgestellt hatte. Er sagte aber gleich, dass er da ein episches Crescendo am Ende höre und so haben wir den Song gleich in dieser Richtung umgebaut. Er vergrößert sozusagen meine Ideen." Viele der Songs auf dem neuen Album beginnen als sachte Folksongs und türmen sich dann zu musikalischen Kathedralen auf. Wie wichtig ist denn das Drama generell für Gabby? "Drama ist mir schon sehr wichtig", führt Gabby aus, "nimm etwa 'Horatio'. Ich wollte einen Song schreiben, der eine Atmosphäre etabliert und ein Bild, das die Leute verstehen können. Da gehört Drama und Theatralik dazu - einfach weil ich die Leute auf eine Reise mitnehmen will und dazu irgendwo abholen muss." Da hilft es sicher, dass Gabbys Songs auch eine gewisse visuelle Note haben - zum einen wegen der pittoresken Präsentation und zum anderen, weil Gabby gerne mit Charakteren, Szenarien und Bildern hantiert. "Auf jeden Fall", bestätigt Gabby, "meine Lieblingskünstler sind auch solche, die mir Bilder anbieten und ich liebe es, wenn man sich Szenarien erträumen kann, wenn man Musik hört. Ich liebe es auch, wenn Leute zu mir kommen und sagen, dass sie dieses uns jenes in meiner Musik sehen können. Und ich mag auch Filme als solche." Arbeitet Gabby auch in diesem Metier? "Ich würde gerne, denn Stephen tut das bereits jetzt. Ich habe dabei geholfen, Musik für einen Doukmentar-Kurzfilm über einen Zirkus zu schreiben. Ich würde also gerne mal sowas machen und mein Traum wäre es dabei, mit Tim Burton und Danny Elfman zu arbeiten." Da könnte sie ja auch gleich die Kostüme machen.

Was hat es denn mit "Gabberdashery" genau auf sich? "Im Englischen ist ein 'Haberdashery' ein Laden, in dem man Stoffe und Nähmaterial kaufen kann", erklärt Gabby, "ich wollte 'Gabberdashery' zu einem Ort machen, an dem man Dinge, die aus diesen Utensilien entstanden sind, kaufen kann. Bei unseren Gigs habe ich - speziell in London - auch immer einen kleinen Markt, bei dem solche Sachen verkauft werden können. 'Gabberdashery' ist quasi die Online-Variante davon. Dort kannst du schöne Dinge aus den Bereichen Schmuck, Mode und Kunst kaufen. Das sind Dinge, für die ich auch stehe, die ich liebe und mir auch selbst kaufen würde. Dinge, die auch mit meiner Musik verbunden sind - aber nicht ausschließlich. Es geht immer um handgemachte Einzelstücke, die auch unsere Musik widerspiegeln." Wie zum Beispiel die einzigartige CD-Verpackung des neuen Werkes, bei der sich ein in der Hülle steckender Oktaeder in Form einer Blume oder eines Zirkuszeltes aufblättert, wenn man die CD entnimmt. Das ganze wieder zusammenzubekommen ist dann freilich wieder eine andere Sache... "Du hast es aber doch geschafft, oder?", lacht Gabby, "ich habe die Erfahrung gemacht, dass Männer damit weniger Schwierigkeiten haben als Frauen. Ich habe die Verpackung mit einem Architekten namens Andy Hau konstruiert, der mit Fotos unserer Fotografin Gem Hall gearbeitet hat. Es soll auch eine Art Spiel sein und zum Mitmachen anregen." Wie hat sich denn diese ganze Theatralik entwickelt? War das von vorneherein das Ziel, als Gabby begann Musik zu machen? "Nicht wirklich", gesteht sie ein, "ich mochte es allerdings immer schon, mich zu verkleiden und ich wollte das in meine Bühnenshow integrieren, weil das Ganze ein Erlebnis sein soll. Ich liebe es auch, bei dieser Gelegenheit Designs von befreundeten Modeschöpfern vorzustellen. Was aber am Tollsten ist, ist, dass unsere Fans da mitmachen und auch verkleidet zu den Shows kommen. Wir können so alle zusammen unsere Alter Egos ausleben."

Woran denkt Gabby denn, wenn sie ihre Songs live spielt? "Normalerweise an gar nichts", gesteht sie, "die Performance überwältigt mich sozusagen. Ich frage mich selbst manchmal, was da passiert oder was ich da eigentlich sage. Ich kann nur sagen, dass ich und die Band jede Menge Energie in die Performance stecken. Und wenn wir diese Energie dann vom Publikum zurückbekommen, dann ist das großartig. Kontrolle haben wir darüber aber nicht." Was inspiriert Gabby denn musikalisch? "Och das ist alles Mögliche", überlegt Gabby, "schon als Kind stieß ich früh auf Jazz und Folk und Chormusik. Später kam dann Weltmusik und Pop hinzu. Die Texte kommen dann eigentlich mehr oder minder zu mir. Ich habe auch darüber keine wirkliche Kontrolle. Ich denke, dass da mein Unterbewusstsein spricht. Es gibt auch immer wieder Texte, von denen ich selbst nicht weiß, was sie bedeuten und die sich mir selbst dann erst später erschließen, wenn ich sie live spiele. Dabei gibt es eine dreijährige Zeitspanne. Das heißt: Drei Jahre später verstehe ich erst, was mir damals widerfahren ist." Und wie wichtig ist dabei Humor? "Ich mache das nicht absichtlich, aber stelle immer wieder selbst fest, dass dieses und jenes recht amüsant ist. Ich tendiere dazu, mich selbst und nicht mal meine Musik so richtig ernst zu nehmen," Oh - das ist aber schon sehr ungewöhnlich. "Mag sein, aber ich denke, dass Musik spielerisch leicht sein sollte und man sich daran erfreuen sollte. Das gilt auch für Songs, die mir wirklich viel bedeuten. Auch denen erlaube ich ein eigenes Leben. Die sind ein wenig so wie Kinder für mich."

Gabby Young & Other Animals
Was macht Gabby denn, damit die Musik nicht zur Parodie wird? "Darüber denke ich nicht allzu ernsthaft nach", meint Gabby, "denn ich habe nicht wirklich etwas dagegen, wenn die Leute meinen, dass es eine Parodie sei. So lange sie es genießen, ist das okay." Geht es denn darum, Dinge zu erschaffen, die es vorher noch nicht gegeben hat? "Ich denke eher, dass das eine natürliche Entwicklung ist", schränkt Gabby ein, "wie gesagt, kontrolliere ich das ja nicht. Ich bin manchmal auch von den Ergebnissen überrascht. Ein Song wie 'Walk Away' ist zum Beispiel spontan um sechs Uhr morgens entstanden - was sehr ungewöhnlich für mich ist, da ich eigentlich nie so früh aufstehe. Er sprudelte einfach aus mir raus und ist für meine Verhältnisse auch ziemlich poppig und rockig geraten. Wenn ich mir vorher überlegt hätte, diesen oder einen anderen Song in diesem oder jenem Stil zu schreiben, dann hätte das nie funktioniert." Nun ja, Musik hat ja sowieso ein Eigenleben. Was ist Gabby aber wichtig? "Das ist auch immer wieder unterschiedlich", erklärt sie, "einige meiner Lieblingssongs mag ich wegen der Texte, denke aber, dass die Melodie ungemein wichtig ist. Wenn ich zu einem Song mitsinge und dabei lächeln muss, dann ist das schon ein gutes Zeichen. Es gibt aber so viele Dinge, die interessant sein können. Manchmal einfach nur der Beat manchmal die Performance, manchmal die Person, die den Song vorträgt. Es ist jedes Mal unterschiedlich."

Gibt es denn irgendetwas, was Gabby musikalisch nicht machen würde? "Ich weiß nicht", zögert sie, "ich bin kein Fan von Tanzmusik bzw. monotonen, durchgängigen Beats. Sowas finde ich langweilig. Ich möchte, dass meine Alben immer ein kunterbuntes Mischmasch darstellen. Jeder Song sollte anders klingen. Meine größte Angst ist, dass sich Songs gleich anhören könnten." Was war Gabby am Wichtigsten, die neue Scheibe betreffend? "Ich denke, dass ich Dinge auf der ersten Scheibe gelernt habe, die ich auf der zweiten umsetzen konnte. Zum Beispiel haben der Produzent und mein Team mich auf der ersten Scheibe bewogen, mich gesanglich zurückzuhalten und weniger extrem zu singen. Das finde ich im Rückblick schade und habe darauf geachtet, dass das auf der neuen Scheibe nicht so ist. Ich habe dieses Mal mehr losgelassen, was mich als Sängerin natürlich glücklich macht. Und die Musiker waren dieses Mal auch besser als auf der ersten Scheibe. Was mir auch wichtig war, war, dass wir uns treu geblieben sind und nur neue Facetten unseres Tuns zeigten - nicht aber uns komplett neu aufgestellt haben." Wie sieht sich die klassisch ausgebildete Gabby denn als Sängerin? "Ich liebe es, eine Geschichte zu erzählen und lege Wert darauf, deutlich zu singen. Das ist wahrscheinlich ziemlich Britisch von mir, aber ich mag es, wenn man die Texte verstehen kann. Ich achte aber drauf, Umgangssprache zu verwenden, um nicht abgehoben zu erscheinen und ich mag es, Farben und Zwischentöne zu verwenden. Dazu gehört auch, leise zu singen. 'Honey' singe ich z.B bei Live-Shows a-cappella aus dem Auditorium heraus. Dynamik ist aber auch wichtig. Manchmal singe ich dann wie eine Operndiva - weil das die kraftvollste Art ist, zu singen." Was ist dabei die größte Herausforderung? "Oh, das ist die Gefahr, meine Stimme zu verlieren", erklärt Gabby, "das ist wirklich schlimm und das passiert immer wieder - egal wie man das zu verhindern sucht; eine Erkältung kann einen einfach umhauen. Das Größte hingegen ist einfach auf der Bühne zu stehen und aufzutreten. Dann fühle ich mich unbesiegbar. Das ist eine magische Droge, ein riesiges High - wie auf Luft zu laufen. Wenn du das Publikum in der Hand hast, ist das einfach das Größte. Insbesondere, wenn die Leute deine Songs mitsingen können. Und wenn die Fans zu mir kommen und sagen, dass ihnen meine Musik geholfen habe, dann ist es das, was ich eigentlich erreichen will: Mit der Musik zu heilen. Das ist meine große Leidenschaft - dann habe ich das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben." Und was war das Ziel bei der neuen Scheibe? "Oh, ich denke, dass wir so viele verschiedene Dinge ausprobiert haben und es zwar ein großes Durcheinander ist, in dem aber jeder etwas finden kann." Und wer nichts findet, der kann ja noch auf Gabberdashery vorbei schauen...

Weitere Infos:
www.gabbyyoungandotheranimals.com
www.facebook.com/GabbyYoungandOtherAnimals
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Gabby Young & Other Animals
Aktueller Tonträger:
The Band Called Out for More
(India Media Group/Rough Trade)
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