GL.de: Mit 16 und 18 Jahren befindet ihr euch auf der Schwelle zwischen dem Teenager-Dasein und dem Leben als Erwachsene. Eure Musik dagegen klingt ausgesprochen reif für euer Alter. In welchen Momenten fühlt ihr euch noch wie Teenager und wann wird euch bewusst, dass ihr nicht mehr ganz so unbefangen durch's Leben geht?
L: Wir fühlen uns wirklich mal als Teenager, mal als Erwachsene und stecken ein wenig zwischen diesen Welten.
M: Ich bin zwar volljährig, aber fühle mich noch oft als Teenager. Nur, wenn ich Musik mache oder Interviews etc. gebe, merke ich doch, dass ich schon eine erwachsene Seite an mir habe. Es kommt immer auf die Situation an. Lily und ich nehmen unsere Arbeit sehr ernst, aber sind genauso albern und richtige Teenager, sobald wir zusammen sind. Wir mögen Snapchat und lesen Teenie-Magazine. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass wir noch ein wenig Zeit haben, um ganz erwachsen zu sein.
GL.de: Wie kommt es dann, dass eure Songs so ein großes Maß an Reife austrahlen, wenn doch noch Teenager in euch stecken?
M: Unsere Songs klingen vermutlich so erwachsen, weil unser persönlicher Musikgeschmack darauf abfärbt. Wir hören einfach sehr viel Musik, die ähnlich reif ist und mehr verspricht als der simple Popsong, der auf ein junges Publikum abzielt. Wir haben in dieser Hinsicht viel von unseren Eltern mitbekommen. Ich habe mit 13 zwar auch Radio-Popsongs gehört und Gefallen daran gefunden, aber ich habe mich genauso gut für Rock oder Folk interessiert. Es gab immer eine Nische wie diese, die letztendlich wohl auch einen so großen Einfluss auf unsere eigene Musik ausgeübt hat.
L: Unsere Familie unterstützt uns sehr bei allem, was wir tun, was großartig ist. Wir kommen sehr gut mit unseren Eltern klar, was vieles einfacher macht. Uns ist bewusst, was für ein Glück es ist, dass unsere Familie so intakt ist. Es gibt so viele Familien, in denen die Eltern geschieden sind oder getrennt leben. Unsere Eltern sind schon immer sehr liebevoll miteinander und auch im Umgang mit uns gewesen. Das ist wohl auch ein Grund, warum wir so hinter unserer Musik stehen können. Wir wissen um die Unterstützung, die wir erfahren, was sehr viel wert ist. Überhaupt hat alles, was wir tun, einen sehr familiären Charakter. Wir sind Schwestern und erleben alles gemeinsam, was toll ist, denn auf wen kann man sich besser verlassen als auf seine eigene Familie? Unsere Mutter ist auch sehr musikalisch und hat daher sehr viel Verständnis für das, was wir tun. Sie hat uns Immer ermutigt Musik zu machen, weil sie weiß wie viel uns das bedeutet.
GL.de: Hört man eure Songs, gewinnt man schnell den Eindruck, dass ihr stets auf sehr natürliche Weise miteinander harmoniert. Bedarf es da noch vieler Worte, wenn ihr zusammen Songs schreibt oder gibt es da so etwas wie ein schwesterliches Band zwischen euch, das euch musikalisch immer auf einen Nenner bringt?
L: Es stimmt, wir müssen nicht allzu viel miteinander kommunizieren, wenn wir zusammen Musik machen. Wir kennen unsere gegenseitigen Stärken und Schwächen recht gut, was es einfach macht, an einem Song zu arbeiten. Es ist meist ziemlich schnell klar, wer welche Gesangsharmonien übernimmt und dergleichen. Nur bei den folgenden Arrangements tauschen wir uns gerne intensiver aus. Alles andere passiert eher automatisch.
M: Normalerweise geben wir uns höchsten selber Ratschläge und holen die Meinung der anderen ein, aber wir lassen uns auch gerne von unserem Manager beraten. Er ist sehr weise und weiß unheimlich viel. Es klingt vielleicht komisch, aber er ist wirklich weise. Er hat sogar graue Haare, was seinen Worten noch mehr Gewicht verleiht. (lacht)
GL.de: Ihr wirkt, was eure Musik angeht, sehr selbstsicher. Dennoch habt ihr gerade einmal eine EP ("The Weight Of The Globe") und nun euer selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht und Dinge wie Studioaufnahmen etc. sind noch Neuland für euch. Inwiefern habt ihr die Erfahrungen im Rahmen der EP nun für euer Debüt nutzen können?
L: Die EP ist im Nachhinein nicht ganz so geworden, wie wir es beabsichtigt hatten. Einfach aus dem Grund, weil wir zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch so unerfahren und nur wenig mit dem ganzen Drumherum vertraut waren. Bei den Aufnahmen zum Album fühlten wir uns dahingehend schon viel sicherer und hatten deswegen auch mehr Kontrolle über alles.
M: Am Anfang wussten wir noch nicht so recht, was wir wollten, aber mit der Zeit haben unsere Vorstellungen immer klarere Formen angenommen. Zuerst war es schwer für uns, mit Außenstehenden über die eigenen Ideen zu kommunizieren. Wir mussten erst lernen, auch über das zu reden, was wir mit unseren Songs ausdrücken wollen. Musikalisch wussten wir schon immer, wo wir hinwollen, aber es war anfangs frustrierend, das dann auch verbal anderen Leuten zu erklären. Ich glaube aber, dass alles, was wir gemacht haben, richtig so war. Wir haben vielleicht zu Beginn nicht alles perfekt gemacht, aber auch diese Erfahrung hat uns weitergebracht.
L: Wir haben das Album in nur zwei Wochen aufgenommen. Bei der nächsten Platte hätten wir gerne noch mehr Zeit im Studio. Das Schreiben von Songs dauert meistens nicht so lange, aber bei den Aufnahmen braucht man doch einige Zeit, um alles nach den eigenen Wünschen zu formen. Da wir jetzt nur zwei Wochen Zeit hatten, fühlten wir uns manchmal schon ein wenig gehetzt. Zwar im positiven Sinne, aber trotzdem würden wir beim nächsten Mal gerne noch mehr Zeit im Studio verbringen.
GL.de: Euer Debüt ist im Farm Fresh Studio in Bloomington entstanden - einer umgebauten Kirche. Wie war es für euch, an so einem Ort aufzunehmen?
M: Die zum Studio umfunktionierte Kirche hatte etwas ganz Spezielles an sich, was das Aufnehmen dort sehr interessant gemacht hat. Die Räumlichkeiten sind sehr großzügig und offen gestaltet und gleich nebenan gibt es einen Friedhof, der zu einer ganz besonderen Atmosphäre beiträgt. Es hatte etwas Magisches, an sich an einem Ort mit so viel Geschichte zu sein.
L: Es war uns wichtig, dort aufzunehmen, weil es ein sehr heller Ort ist. Bei den Aufnahmen zu unsere EP war das Studio sehr dunkel, was man vielleicht auch an den Songs hört. Dieses Mal wollten wir gerne ein etwas freundlicheres Umfeld. Auch deshalb, weil man sich in einem so mit Licht durchfluteten Raum gleich viel produktiver fühlt. Die den Songs anhaftende Melancholie rührte sicherlich auch zu einem großen Teil daher, dass wir von so viel Dunkelheit umgeben waren. Das Album hingegen fühlt sich etwas leichter, befreiter und letztendlich auch glücklicher an.