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Interview-Archiv

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LILY & MADELEINE
 
Feinfühliger Folk-Pop aus dem Mittleren Westen
Lily & Madeleine
Zwei Teenager-Schwestern aus Indianapolis machen zusammen Musik und landen in kürzester Zeit mit ihren im Internet veröffentlichten Videos einen Überraschungserfolg, der ihnen letztendlich einen Vertrag beim von Sufjan Stevens mitbegründeten Label Asthmatic Kitty Records einbringt. Allein schon die Umstände verraten, dass es sich beim jungen Duo um etwas Besonderes handeln muss. Die zwölf schlicht arrangierten, empfindsamen Songs strahlen ein bemerkenswertes Maß an Reife und Sensibilität aus und werden sowohl von einem spielerischen Bedürfnis nach Harmonie sowie einer fragilen Anmut getragen. Kaum etwas erinnert dabei an jugendliche Naivität oder wirkt gar unerfahren. Auch in unserem Gespräch mit Lily & Madeleine in Berlin kommt diese Nachdenklichkeit zum Vorschein, als die beiden spürbar leidenschaftlich und wohl überlegt über ihre Arbeit sprechen. Es liegt so etwas wie ein unausgesprochenes Einvernehmen zwischen den beiden in der Luft. Vor ihrem Showcase am Abend trafen wir die beiden Schwestern, um mit ihnen über ihre ersten Gehversuche im Musikbusiness und ihr familiäres Glück zu sprechen.
GL.de: Ihr seid für ein paar Promo-Termine und Showcases in Europa und jeden Tag in einer anderen Stadt. Was habt ihr schon jetzt auf eurer Reise für euch persönlich mitgenommen?

Madeleine: Wir haben eines festgestellt: Schlafe, wann immer du kannst! Es ist so wichtig, ausgeruht zu sein. Wenn wir nur 24 Stunden in einer Stadt haben, ist es besser wir nutzen diese auch. Wir sind noch nie so weit gereist, was unsere Musik angeht. Dieses Jahr ist so viel bei uns passiert. Ich kann ehrlich sagen, dass wir noch nie so viel Spaß hatten, Konzerte zu spielen und auf interessante Leute zu treffen wie bei dieser Reise nach Europa. Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Karriere und trotzdem fühlt es sich so an, als würde sich alles sehr schnell bewegen. Es ist sehr überwältigend, aber vor allem wahnsinnig interessant für uns. Wir haben die Möglichkeit mit so vielen Menschen über unsere Musik zu reden, was uns sehr freut.

GL.de: Was ist das für ein Gefühl, hier vor einem Publikum zu spielen, obwohl das Album zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal veröffentlicht ist?

Lily: Wir haben vor kurzem eine Show in London gespielt. Ich war ganz überrascht, dass uns so viele Menschen sehen wollten, denn der Raum war brechend voll. Hinterher habe ich mich gefragt: "Wie um Himmelswillen haben die Leute nur von dem Konzert oder uns erfahren?" Es war verrückt und schön zugleich!

GL.de: Im Zusammenhang mit euch wird auch immer gerne auf euer noch zartes Alter hingewiesen. Wie viel von dem, was ihr gerade erlebt, ist Spaß, wie viel bekommt ihr vom Musikbusiness und dem damit verknüpften Ernst mit?

M: Momentan konzentrieren wir uns allein auf die Musik, aber ich bin schon daran interessiert, auch mehr über die geschäftliche Seite unseres Jobs zu erfahren und interessiere mich für grundlegende Dinge, die um den kreativen Prozess herum passieren, auch wenn es da für uns noch sehr viel zu lernen gibt. Wir sind froh darüber, dass unsere Manager alles Organisatorische abwickeln und uns ständig neue Möglichkeiten, wie z.B. für Interviews eröffnen.

GL.de: Immer mal wieder kommt es vor, dass gerade junge Künstler irgendwann der Trubel um ihre Person zu viel wird und sich das auch auf ihre Kreativität auswirkt. Habt ihr Bedenken, dass das Musikbusiness euch einmal auf so unliebsame Weise einnehmen könnte oder seht ihr der Verwantwortung gelassen entgegen?

L: Die Leute vom Label sind alle sehr nett und kümmern sich wunderbar um uns. Ich mache mir keine großen Gedanken darum, ob das ganze Musikbusiness sich in irgendeiner Form negativ auf mein Leben auswirken wird, gerade weil wir vergleichsweise jung sind. In den letzten Monaten ist zwar sehr viel passiert, aber ich habe nicht den Eindruck, dass alles deswegen an uns vorbei rauscht. Dazu haben arbeiten wir einfach mit zu vielen tollen Leuten zusammen, die uns sehr gut unterstützen.

Lily & Madeleine
GL.de: Mit 16 und 18 Jahren befindet ihr euch auf der Schwelle zwischen dem Teenager-Dasein und dem Leben als Erwachsene. Eure Musik dagegen klingt ausgesprochen reif für euer Alter. In welchen Momenten fühlt ihr euch noch wie Teenager und wann wird euch bewusst, dass ihr nicht mehr ganz so unbefangen durch's Leben geht?

L: Wir fühlen uns wirklich mal als Teenager, mal als Erwachsene und stecken ein wenig zwischen diesen Welten.

M: Ich bin zwar volljährig, aber fühle mich noch oft als Teenager. Nur, wenn ich Musik mache oder Interviews etc. gebe, merke ich doch, dass ich schon eine erwachsene Seite an mir habe. Es kommt immer auf die Situation an. Lily und ich nehmen unsere Arbeit sehr ernst, aber sind genauso albern und richtige Teenager, sobald wir zusammen sind. Wir mögen Snapchat und lesen Teenie-Magazine. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass wir noch ein wenig Zeit haben, um ganz erwachsen zu sein.

GL.de: Wie kommt es dann, dass eure Songs so ein großes Maß an Reife austrahlen, wenn doch noch Teenager in euch stecken?

M: Unsere Songs klingen vermutlich so erwachsen, weil unser persönlicher Musikgeschmack darauf abfärbt. Wir hören einfach sehr viel Musik, die ähnlich reif ist und mehr verspricht als der simple Popsong, der auf ein junges Publikum abzielt. Wir haben in dieser Hinsicht viel von unseren Eltern mitbekommen. Ich habe mit 13 zwar auch Radio-Popsongs gehört und Gefallen daran gefunden, aber ich habe mich genauso gut für Rock oder Folk interessiert. Es gab immer eine Nische wie diese, die letztendlich wohl auch einen so großen Einfluss auf unsere eigene Musik ausgeübt hat.

L: Unsere Familie unterstützt uns sehr bei allem, was wir tun, was großartig ist. Wir kommen sehr gut mit unseren Eltern klar, was vieles einfacher macht. Uns ist bewusst, was für ein Glück es ist, dass unsere Familie so intakt ist. Es gibt so viele Familien, in denen die Eltern geschieden sind oder getrennt leben. Unsere Eltern sind schon immer sehr liebevoll miteinander und auch im Umgang mit uns gewesen. Das ist wohl auch ein Grund, warum wir so hinter unserer Musik stehen können. Wir wissen um die Unterstützung, die wir erfahren, was sehr viel wert ist. Überhaupt hat alles, was wir tun, einen sehr familiären Charakter. Wir sind Schwestern und erleben alles gemeinsam, was toll ist, denn auf wen kann man sich besser verlassen als auf seine eigene Familie? Unsere Mutter ist auch sehr musikalisch und hat daher sehr viel Verständnis für das, was wir tun. Sie hat uns Immer ermutigt Musik zu machen, weil sie weiß wie viel uns das bedeutet.

GL.de: Hört man eure Songs, gewinnt man schnell den Eindruck, dass ihr stets auf sehr natürliche Weise miteinander harmoniert. Bedarf es da noch vieler Worte, wenn ihr zusammen Songs schreibt oder gibt es da so etwas wie ein schwesterliches Band zwischen euch, das euch musikalisch immer auf einen Nenner bringt?

L: Es stimmt, wir müssen nicht allzu viel miteinander kommunizieren, wenn wir zusammen Musik machen. Wir kennen unsere gegenseitigen Stärken und Schwächen recht gut, was es einfach macht, an einem Song zu arbeiten. Es ist meist ziemlich schnell klar, wer welche Gesangsharmonien übernimmt und dergleichen. Nur bei den folgenden Arrangements tauschen wir uns gerne intensiver aus. Alles andere passiert eher automatisch.

M: Normalerweise geben wir uns höchsten selber Ratschläge und holen die Meinung der anderen ein, aber wir lassen uns auch gerne von unserem Manager beraten. Er ist sehr weise und weiß unheimlich viel. Es klingt vielleicht komisch, aber er ist wirklich weise. Er hat sogar graue Haare, was seinen Worten noch mehr Gewicht verleiht. (lacht)

GL.de: Ihr wirkt, was eure Musik angeht, sehr selbstsicher. Dennoch habt ihr gerade einmal eine EP ("The Weight Of The Globe") und nun euer selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht und Dinge wie Studioaufnahmen etc. sind noch Neuland für euch. Inwiefern habt ihr die Erfahrungen im Rahmen der EP nun für euer Debüt nutzen können?

L: Die EP ist im Nachhinein nicht ganz so geworden, wie wir es beabsichtigt hatten. Einfach aus dem Grund, weil wir zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch so unerfahren und nur wenig mit dem ganzen Drumherum vertraut waren. Bei den Aufnahmen zum Album fühlten wir uns dahingehend schon viel sicherer und hatten deswegen auch mehr Kontrolle über alles.

M: Am Anfang wussten wir noch nicht so recht, was wir wollten, aber mit der Zeit haben unsere Vorstellungen immer klarere Formen angenommen. Zuerst war es schwer für uns, mit Außenstehenden über die eigenen Ideen zu kommunizieren. Wir mussten erst lernen, auch über das zu reden, was wir mit unseren Songs ausdrücken wollen. Musikalisch wussten wir schon immer, wo wir hinwollen, aber es war anfangs frustrierend, das dann auch verbal anderen Leuten zu erklären. Ich glaube aber, dass alles, was wir gemacht haben, richtig so war. Wir haben vielleicht zu Beginn nicht alles perfekt gemacht, aber auch diese Erfahrung hat uns weitergebracht.

L: Wir haben das Album in nur zwei Wochen aufgenommen. Bei der nächsten Platte hätten wir gerne noch mehr Zeit im Studio. Das Schreiben von Songs dauert meistens nicht so lange, aber bei den Aufnahmen braucht man doch einige Zeit, um alles nach den eigenen Wünschen zu formen. Da wir jetzt nur zwei Wochen Zeit hatten, fühlten wir uns manchmal schon ein wenig gehetzt. Zwar im positiven Sinne, aber trotzdem würden wir beim nächsten Mal gerne noch mehr Zeit im Studio verbringen.

GL.de: Euer Debüt ist im Farm Fresh Studio in Bloomington entstanden - einer umgebauten Kirche. Wie war es für euch, an so einem Ort aufzunehmen?

M: Die zum Studio umfunktionierte Kirche hatte etwas ganz Spezielles an sich, was das Aufnehmen dort sehr interessant gemacht hat. Die Räumlichkeiten sind sehr großzügig und offen gestaltet und gleich nebenan gibt es einen Friedhof, der zu einer ganz besonderen Atmosphäre beiträgt. Es hatte etwas Magisches, an sich an einem Ort mit so viel Geschichte zu sein.

L: Es war uns wichtig, dort aufzunehmen, weil es ein sehr heller Ort ist. Bei den Aufnahmen zu unsere EP war das Studio sehr dunkel, was man vielleicht auch an den Songs hört. Dieses Mal wollten wir gerne ein etwas freundlicheres Umfeld. Auch deshalb, weil man sich in einem so mit Licht durchfluteten Raum gleich viel produktiver fühlt. Die den Songs anhaftende Melancholie rührte sicherlich auch zu einem großen Teil daher, dass wir von so viel Dunkelheit umgeben waren. Das Album hingegen fühlt sich etwas leichter, befreiter und letztendlich auch glücklicher an.

GL.de: Ein Punkt, der bei euren Songs immer wieder sofort ins Auge springt, ist euer Gespür für Gesangsgharmonien, das dafür sorgt, dass euren Stimmen eine zentrale Rolle zugesprochen wird. Ist die Stimme euer wichtigstes Instrument?

L: Wir sind keine Experten, was unsere spielerischen Fähigkeiten an der Gitarre oder am Piano angeht. Daher ist es schon so, dass wir großen Wert auf unsere Stimmen legen und diese auch gerne eine zentrale Rolle im Song einnehmen.

M: Wir wollen unsere Fähigkeiten so gut es geht verbessern, aber haben uns, was den Gesang angeht, schon immer sehr sicher gefühlt. Ich schätze, wir wurden einfach geboren, um zu singen. Das soll gar nicht überheblich klingen, sondern einfach nur ausdrücken, dass es für uns das Natürlichste der Welt ist zu singen. Wir haben schon immer gerne gesungen!

GL.de: Habt ihr auch einmal Gesangsstunden genommen?

M: Als ich acht Jahre alt war, hatte ich ein paar Monate lang Gesangsstunden bei meiner Klavierlehrerin, aber ansonsten haben wir keinerlei Ausbildung in dieser Hinsicht gehabt. Ich frage mich manchmal, was ich wohl noch alles gelernt hätte, wenn ich immer noch Stunden nehmen würde, aber ich glaube auch so, dass ich einiges davon für mich und meine persönliche Entwicklung mitgenommen habe.

GL.de: Andere Mädchen in eurem Alter schreiben Tagebuch, ihr verarbeitet eure Erfahrungen in Songs. Während Tagebucheinträge privat bleiben, öffnet ihr euch mit euren Songs einem breiten Publikum. Wie sehr wägt ihr dabei ab, was ihr letztendlich von euch preisgebt?

L: Wir sprechen in unseren Songs zwar persönliche Themen wie Freundschaften und Beziehungen an, aber versuchen alles nicht allzu sehr auf uns selbst zu beziehen, sondern die Inhalte universal zu gestalten, damit sich auch andere Leute damit identifizieren können. Wir wollen niemanden unsere Gefühle etc. aufdrücken, sondern eher ein bestimmtes Stimmungsbild zeichnen, das den Anspruch hat, für Außenstehende greifbar zu sein.

GL.de: Mit der Vertragsunterzeichnung bei Asthmatic Kitty Records wurdet ihr in den Kreis eines der wunderbarsten Indie-Labels aufgenommen. Eine Herzensangelegenheit für euch?

L: Auf jeden Fall. Wir fühlen uns dort sehr gut aufgehoben. Gerade, weil es keines dieser riesigen Labels ist, sondern alles einen familiären Charakter hat. Der Fokus liegt wirklich auf der Kreativität und alle sind sehr bemüht, ein tolles Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem man sich frei entfalten kann.

M: Die Leidenschaft für die Sache selbst steht an oberster Stelle. Und das merkt man allen Beteiligten auch an. Man wird automatisch dazu ermuntert, kreativ zu sein und das Beste aus sich herauszuholen, wenn man von so vielen Menschen umgeben ist, die ihre Passion zum Beruf gemacht haben. Wir sind schon sehr lange Fans von Sufjan Stevens und nun sind wir auf seinem Label, was ganz wunderbar ist. Für uns ist damit ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen.

Weitere Infos:
www.lilandmad.com
www.facebook.com/pages/Lily-Madeleine/388036857941061
www.youtube.com/user/lilyandmadeleine
www.twitter.com/LilandMad
Interview: -Annett Bonkowski-
Fotos: -Ann Allister-
Lily & Madeleine
Aktueller Tonträger:
Lily & Madeleine
(Asthmatic Kitty/Soulfood)
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