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ERIK COHEN
 
Der Mann mit der Kapitänsmütze
Erik Cohen
Es war Ende 2012, als ein gewisser Erik Cohen das Video zu "Chrom" ins Internet stellte. Und die Geschichte ihren Lauf nahm. Denn dieser trockene, souveräne Rock N Roll-Ohrwurm, der so verdammt cool war, war der Startschuss einer ebenso coolen Kampagne. Klingt nach Werbung, ist aber eigentlich Punkrock in Perfektion. Denn Erik Cohen ist nicht nur der Mann ist, der zuvor als Jack Letten auch bei Smoke Blow singt. Es zieht sein neues Ding auch in feiner DIY-, also in feinster Punkrock-Manier recht alleine durch. Er schreibt die Songs, er gründete ein eigenes Label, er produzierte das neue Album, er ist der Mann, mit der Kapitänsmütze. Auch wenn er natürlich Hilfe für "Nostalgie für die Zukunft" bekam. Freunde helfen bei der Promotion, alte Smoke Blow-Kollegen spielen in seiner Band, Smoke Blow-Produzent Ulf Nagel half beim Mix. Und so weiter und so fort. Aber auch das ist Punkrock.
Im Gegensatz zur Musik. Cohen spielt sich wie schon auf der EP auch auf seinem Album durch dunklen Rock N Roll, bedient sich im Wave und sogar NDW, erinnert an die 1980 Jahre und wenn er Lust auf Pop hat dann spielt er Popmusik. In unserer Rezension zum Album warfen wir Namen wie die Sisters Of Mercy, Alice In Chains, aber auch Peter Maffay in den Raum und nannten es "eine äußerst kurzweilige und grandios vielfältige - es gibt unpeinliche Balladen wie 'Kapitän' oder 'Dirigent', es gibt rockige Brocken wie 'Omega Man' und 'Chrom' und es gibt es lässige Pop-Hymnen wie 'Kosmonaut' oder 'In Bewegung' - Platte, die sicher schon jetzt zu den schönsten und sympathischsten Veröffentlichungen des Jahres zählt." Da ist es selbstverständlich, dass wir beim Kapitän persönlich nachfragten.

GL.de: Du hast jetzt vieles anders als andere gemacht, vieles in eigene Hände genommen und in den vergangenen Monaten einiges bewegt - bist du zufrieden, was und wie es passiert ist oder hattest du anderes erwartet oder erhofft?

Erik Cohen: Ich bin mit dem eingeschlagenen Weg bislang sehr zufrieden. Das Arbeiten nach einem selbst kontrollierten "Schritt-Für-Schritt"-Prinzip ist in meiner Situation - also Vollzeitjob, Familie und nebenberuflicher Musiker - durchaus sinnvoll, auch wenn es Zeit in Anspruch nimmt, die ich eigentlich nicht habe. Nur mache ich mir selbst schon genug Druck und bin froh, dass da nun nicht noch zusätzlich dreimal die Woche jemand von außen an die Tür klopft. Dafür, dass ich nochmals ganz von vorne beginne, bin ich sicherlich schon ganz gut unterwegs. Ich halte es aber generell so, dass ich mich nicht von einer Art "Wunschdenken" leiten lasse, sondern den gegebenen Realitäten anpasse und meine Überlegungen und Schritte ganz natürlich danach ausrichte.

GL.de: Eigenes Label, das Album selbst produziert. Traust du anderen nicht oder machst du es selbst einfach besser?

Erik Cohen: Eine solche Platte hätte ich niemals auf einer "regulären" Ebene aufnehmen können. Es hat extrem viel Zeit und eine gute Portion Wahnsinn in Anspruch genommen, bis die Songs schlussendlich aufgingen. Ich musste es auch notgedrungen selbst in die Hand nehmen. Alles andere hätte sicherlich nicht so funktioniert bzw. hätte ich mir das finanziell auch niemals leisten können. Vieles läuft und lief nach dem "Trial-and-error"-Prinzip und wir sind über jahrelanges Sammeln von Erfahrungen und Equipment in die Position gelangt, auch ohne dickes Studio und namhafte Produzenten etwas Konkurrenzfähiges schaffen zu können. Die langwierigen Arbeiten an "Nostalgie Für Die Zukunft" haben zudem für zusätzliches Know-How gesorgt. Unser Bassmann Björn und ich sind mittlerweile ein recht eingespieltes Team.

GL.de: Würde es "Nostalgie für die Zukunft" und Erik Cohen auch in dieser Form geben, wenn es Smoke Blow nie gegeben hätte? Oder direkt: kannst du dein Ding nur so durchziehen, weil man dich auch als Jack Letten kennt?

Erik Cohen: Sagen wir es so: Es hätte Erik Cohen in dieser Form wohl nicht geben können, wenn ich nicht über 15 Jahre auf einem einigermaßen professionellen Level in einer Band gespielt und hauptverantwortlich Songs geschrieben hätte. Es ist ja ganz natürlich, dass man sich im Laufe der Jahre auf unterschiedlichsten Ebenen verbessert, weil man fortwährend dazu lernt. Mein Ding ziehe ich jedoch durch, ohne dass ich im großen Stil darauf aufmerksam mache, dass man mich auch als Jack Letten kennt. Zumal das eine mit dem anderen nur marginal etwas zu tun hat. Ich muss und möchte mich neu beweisen.

GL.de: Wie ähnlich sind sich das Album "Nostalgie für die Zukunft", das jetzt erscheint, und das Album, das du am Anfang des Ganzen im Kopf hattest?

Erik Cohen: Das ist so kaum zu beantworten, weil die Entstehung des Albums ein langer und natürlicher Prozess war, in dessen Rahmen ich mich auch als Künstler noch einmal völlig neu definieren musste. Ganz zu Beginn habe ich lose an ein dunkles Wave-/Indie-Rockalbum in englischer Sprache gedacht, das jedoch schnell wieder verworfen und dann noch ohne wirklich fertiges Bild im Hinterkopf angefangen, Songs in deutscher Sprache zu skizzieren, Demos aufzunehmen und diese dann fortwährend verfeinert. Ich habe mich konsequent ohne irgendwelche Scheuklappen ausprobiert und alles zugelassen, worauf ich in bestimmten Momenten Lust hatte. Irgendwann hat es dann einfach geklickt und hat sich gut angefühlt. Und jetzt bin ich dadurch glücklicher Weise an einem Punkt, wo ich für mich ziemlich genau weiß, was ich langfristig machen möchte. War halt 'ne längere Reise, aber das war rückblickend gut so.

Erik Cohen
GL.de: Was muss man über "Nostalgie für die Zukunft" noch wissen?

Erik Cohen: Es ist einfach Rockmusik. Sie soll Bock machen. Und zwar langfristig. Hört die Platte dreimal hintereinander. Der Rest ergibt sich.

GL.de: Es scheint, als ob du dir wenige musikalische Grenzen gesetzt hättest. Oder tatsächlich gar keine und es könnte in Zukunft auch Hitpop oder Hitrap geben?

Erik Cohen: Ich lasse sicherlich auch künftig grundsätzlich erst mal alles zu und probiere mich jenseits von Genre-Barrieren aus. Ich merke nach mehrmaligem Hören der eigenen Demos in der Regel früher oder später, ob ich zu weit gegangen bin. Man kann also immerhin einigermaßen sicher sein, dass ich mich nicht hinstelle und auf vermeintlich coole und freigeistige Sound-Gedanken aus bin, nur weil ich meine, etwas tolles Neues bringen zu müssen. Ich bin ja durchaus auf ein ästhetisches Klangbild bedacht und es muss natürlich alles zu Erik Cohen passen und gut abfließen.

GL.de: Wie geht's mit RYL NKR Recordings weiter? Wird da mehr als nur Musik von Erik Cohen erscheinen?

Erik Cohen: RYL NKR haben mein langjähriger Partner und ich als Plattform für mich bzw. für Erik Cohen gegründet. Ich möchte nicht ausschließen, dass wir irgendwann auch mal eine Platte "von außen" bringen, weil es ja immer sein kann, dass etwas außergewöhnlich gutes passiert. Aber davon ausgehen kann man nicht unbedingt. Es müsste wie angedeutet schon was sein, dass uns so umhaut, dass wir quasi alles dafür tun wollen würden.

Weitere Infos:
www.facebook.com/erikcohenofficial
soundcloud.com/erikcohenofficial/licht
youtu.be/puXL_3u1DL8
youtu.be/PWsnQ_nr-AU
youtu.be/_szjGpxF8Z8
Interview: -Mathias Frank-
Fotos: -Erik Weiss-
Erik Cohen
Aktueller Tonträger:
Nostalgie für die Zukunft
(RYL NKR/Rough Trade)
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