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MADISON VIOLET
 
Unter der Oberfläche
Madison Violet
Immerhin drei Jahre ist es her, dass das kanadische Duo Madison Violet die letzte CD "The Good In Goodbye" vorlegte. Insofern wunderte es dann auch nicht, dass Brenley McEachern und Lisa MacIsaac nun wieder eine ihrer immens erfolgreichen Touren ansetzten und eine neue CD ankündigten. Die Fans stellten sich also schon ein Mal auf eine angenehm temperierte Fortführung dessen ein, wofür Madison Violet im Laufe der letzten 15 Jahre standen: Akustisch geprägten Folkpop auf Americana- und Bluegrass-Basis. Fast, so schien es, waren Madison Violet schon zu zuverlässig geworden, denn eigentlich hatten Brenley und Lisa doch schon alles aus der selbstgewählten musikalischen Nische herausgeholt. Das hatten die Damen aber auch schon selbst bemerkt. Die kurz nach der Tour erscheinende neue CD, "Year Of The Horse", stellt jedenfalls musikalisch alles auf den Kopf, was Madison Violet bislang gemacht hatten.
In Zusammenarbeit mit dem italienischen Pop-Produzenten Tino Zolfo entstand ein Album, das die Mädels von einer ganz anderen Seite zeigt, als bislang gewohnt. "Nun, bisher haben wir ja immer Alben gemacht, bei denen wir mit unserem Material ins Studio gegangen sind und der Produzent es dann so gelassen hat wie es war", erklärt Brenley, "wir wollten aber mal etwas anderes ausprobieren, denn wir wussten ja, dass wir eine solche Scheibe jederzeit wieder aufnehmen könnten." Deshalb entstand also "Year Of The Horse" als Pop-Scheibe? "Ja, denn das Jahr des Pferdes ist im chinesischen Kalender ein Jahr der Veränderungen", erklärt Lisa, "und wir haben ja jetzt auch eine Menge Veränderungen in unserer Musik. Wir haben uns einfach von dem inspirieren lassen, was wir in unserer Jugend gerne gehört haben und das war britische Pop-Musik." Bislang schienen Madison Violet aber doch eher von nordamerikanischer als von britischer Musik inspiriert zu sein - wie passt das denn zusammen? "Nun ja, in den letzten zehn Jahren haben wir auch viel Gillian Welch oder Cat Stevens gehört - aber insbesondere britische Musik, die wiederum von amerikanischer beeinflusst ist, wie z.B. Nick Lowe finden wir sehr interessant", ergänzt Lisa, "und letztlich ist es doch am Wichtigsten, dass man jede Art von Scheibe machen kann, die man machen will." - "Allerdings basieren die Stücke alle nach wie vor auf unseren Harmonien und inhaltlich sind bestehen die Themen nach wie vor aus Geschichten aus unserem persönlichen Umfeld", erklärt Brenley. Was durch die poppigen Arrangements und Grooves vielleicht ein wenig überdeckt wird? "In der Tat", bestätigt Brenley, "wir haben auf dem Album zum Beispiel einen Song namens 'Same Sun'. Wenn du nur auf die Musik und die Grooves und die Melodien achtest, meinst du vielleicht, es sei ein fröhlicher Pop-Song - es ist aber ein Stück über die Nach, an dem mein Bruder starb. Und dann haben wir einen Song namens 'Hang On Mama', den ich für meine Mutter schrieb, als sie im Krankenhaus lag und wir nicht wussten, ob sie das überleben würde. Was alles nicht heißen soll, dass man nicht zu den Songs tanzen könnte..."

War diese Art von Balance zwischen verspielter Leichtigkeit und inhaltlicher Relevanz ein angestrebtes Ziel? "Ja, es ist auch uns so gegangen, dass wir die Songs ohne die inhaltliche Tiefe nur ungern gehört hätten", fügt Brenley hinzu, "was sich für uns nie verändert hat, ist der Umstand, dass wir selbst manchmal nicht wissen, wovon die Songs handeln, die wir schreiben, weil sie ein gewisses Eigenleben führen. Das wird uns manchmal erst Jahre später klar und das ist auch für uns sehr spannend. Es geht immer um grundlegende Wahrheiten in den Songs." - "Ich habe zum Beispiel einen Song über einen längeren Aufenthalt in Ohio geschrieben, wo ich wohnte, weil ich an einem Musical namens 'Dream A Little Dream' beteiligt war", ergänzt Lisa, "Brenley hat mich dort besucht und wir haben ein wenig Sightseeing gemacht. Das war eine sehr gute Erfahrung für mich, in einer so anderen Umgebung zu leben, so dass ich jetzt einen Song darüber schreiben konnte."

Kommen wir mal zu einem interessanten Punkt: Bislang legten Madison Violet ja sehr viel Wert auf die "handgemacht Qualität" ihrer Musik. Woher kommen denn auf ein Mal die elektronischen Elemente, die sich in den Arrangements der neuen Songs finden? "Nun, Tino Zolfo, der Produzent, sammelt alle möglichen Arten von Keyboards. Jedes Mal, wenn wir ins Studio kamen, gab es weniger Platz zum Sitzen, weil er ständig neue Instrumente anschleppte. Es stellte sich heraus, dass die Sounds der 80er nicht nur uns, sondern auch Tino beeinflusst haben." - "Das war ein großartige Erfahrung uns gewesen, bei der wir viel gelernt haben", ergänzt Brenley, "wir sind so auch auf neue musikalische Möglichkeiten gestoßen, auf die wir alleine nie gekommen wären, weil Tinos Art zu arbeiten doch sehr unterschiedlich von der unseren ist." - "Speziell das neue Material hat ein gewisses Eigenleben", fügt Lisa hinzu, "vor allem wegen der Variationsmöglichkeiten. Wir sind öfters abends nach Hause gegangen und dachten, die Songs seien schon fertig - und als wir dann am nächsten Tag wiederkamen, haben wir mit Tino dann doch noch dieses und jenes ausprobiert und dann haben sich die Stücke in eine ganz andere Richtung entwickelt. Nicht nur die Songs hatten ein Eigenleben, sondern auch Tino. Er ist so etwas wie ein Wissenschaftler, der immer einen Schritt weiter denkt. Manchmal war es schwierig, überhaupt mit der Bearbeitung der Songs aufzuhören. Ach so - noch etwas: Sobald wir die Songs herausgebracht haben, führen die Stücke sowieso ein eigenes Leben, denn dann können wir ja nicht mehr beeinflussen, was damit passiert." Wie kam eigentlich der Kontakt zu Tino zustande? "Über unser Management", verrät Brenley, "wir haben das gleiche Management wie unser Landsmann Hawksley Workman, mit dem er bereits zusammen arbeitete, den ihn dann empfohlen hat. Wir haben ihn dann getroffen und waren von seiner Energie und Begeisterung überzeugt, so dass wir am Ende beschlossen haben, das Album mit ihm zusammen zu machen."
Madison Violet
Was war denn - das alles eingedenk - die größte Herausforderung bei der neuen Scheibe? "Offen für alle möglichen Ideen zu sein", meint Lisa, "es ging darum, Vorurteile zu vermeiden und Ideen erst mal auszuprobieren als sie gleich zu verwerfen. Wir mussten lernen, über unseren musikalischen Tellerrand zu blicken." - "Und für mich war es am schwierigsten, unsere Fanbase nicht zu verschrecken. Am Ende versuchten wir, die Fans nicht zu entfremden, sondern zu erreichen, dass sie mit uns wachsen." Und wie geht es musikalisch weiter? "Also, momentan bin ich nicht bereit, ein weiteres Folkalbum zu machen, sondern möchte mich weiter fortentwickeln, offen zu sein und das passieren zu lassen, was passieren soll", erklärt Brenley, "ich weiß aber nicht, wie das nächste Album werden wird. Vielleicht passiert ja wieder etwas, wodurch alles anders wird. Das ist ja das schöne am Leben." - "Nun, momentan touren wir ja gerade mit der neuen Scheibe", wirft Lisa ein, "und da sind momentan ein paar Remixe unserer Songs in Arbeit. Das ist etwas, womit wir bislang noch nie etwas zu tun hatten und was so fremd für uns ist, dass wir es schon wieder interessant finden. Es ist in der Tat sehr aufregend, was da passiert. Wie schon gesagt: Die Musik entwickelt ein Eigenleben - auch hier. Wir haben also keine Idee, was genau die Zukunft bringen wird." Nun ja - erst ein Mal müssen ja auch die Fans erst ein Mal Madison Violet 2014 verarbeiten...
Weitere Infos:
www.madisonviolet.com
twitter.com/madisonviolet
instagram.com/madisonviolet
www.facebook.com/madisonviolet
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ivan Otis-
Madison Violet
Aktueller Tonträger:
Year Of The Horse
(India Records/Big Lake Music/Rough Trade)
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