GL.de: Es scheint, als hättet ihr euch dieses Mal sehr viel mehr im Studio ausgetobt als sonst. Ist dem so?
Jake Duzsik: Das stimmt. Auf "Get Color" haben wir uns sehr stark an unserem Live-Sound orientiert und alles in einer Art Live-Demo aufgenommen. Dieses Mal sind wir es ganz anders angegangen. "Death Magic" ist vielmehr eine richtige Studioplatte geworden, die uns beim eigentlichen Aufnahmeprozess mehr beschäftigt hat. Die Songs sind im Detail erst direkt im Studio entstanden und nicht wie sonst schon vorab. Gewissermaßen war das Studio für uns ein weiteres Instrument bei der Umsetzung unserer Ideen.
John Famiglietti: Teilweise stand unsere Studio-Wahl wohl im Widerspruch zu dem, was wir eigentlich gebraucht hätten. Wir haben so viel Zeit in den verschiedensten Studios verbracht. Am Ende war das technisch beste und schönste Studio aber nicht das, was uns bei den Aufnahmen wirklich voran gebracht hat. Unser Produzent (The Haxan Cloak) wurde während dieser Zeit so etwas wie ein weiteres Bandmitglied für uns. Auf dem Weg dahin wurden wir so einige Male unsanft von den komischsten Umständen zurückgeworfen, was unsere Arbeit anging. Studio-Termine wurden gecancelt oder Leute tauchten plötzlich nicht mehr auf, weil sie andere Verpflichtungen hatten.
GL.de: Zwischenzeitlich habt ihr auch noch am "Max Payne 3"-Soundtrack gearbeitet. Wie hat sich das auf euren eigenen Sound ausgewirkt?
Jack Duzsik: Es ist nahezu unmöglich für uns als Band an etwas wie dem "Max Payne 3"-Soundtrack zu arbeiten, ohne dass wir dabei nicht in irgendeiner Form in unserer Arbeit beeinflusst werden. Wir haben während dieser Zeit so viele verschiedene Sounds entwickelt, dass wir einiges davon auch für unsere eigenen Songs mitgenommen haben.
John Famiglietti: Ein Teil der neuen Songs wäre ohne den Soundtrack wohl viel atmosphärischer ausgefallen. Darauf hatten wir alle keine Lust, so dass uns dieser Umstand wohl davor bewahrt hat.
Jack Duzsik: Wir haben so viele Brian Eno-Ambient-Tracks gemacht, dass wir wirklich genug davon hatten und unbedingt etwas anderes machen wollten.
GL.de: Das Thema Sterblichkeit spielt auf dem neuen Album eine zentrale Rolle. Wie sehr beschäftigt ihr euch im Zuge dessen, auch über die Musik hinaus, mit dem Tod?
Jack Duzsik: Ich denke sehr viel über den Tod nach. Die Songtexte auf "Death Magic" machen das ohne Zweifel deutlich. Ich könnte versuchen, Songs über Parties zu schreiben, aber das würde ich vermutlich nicht hinbekommen. Wir sind nun einmal keine Band, die über das Ausgehen am Wochenende singt. Der Tod kommt auch auf unseren anderen Alben zur Sprache, aber dieses Mal behandeln wir diese ganze Thematik noch viel direkter. John Lennons erste Soloplatte war hinsichtlich seiner Lyrics so herrlich unmittelbar. Diesen Ansatz habe ich auch für die neuen Songtexte gewählt. Mir ist die Umsetzung viel einfacher gefallen als gedacht. Für mich hätte es keinen Sinn gemacht, mich mit dem Tod auseinanderzusetzen und die Texte unter Symbolik zu begraben. Ich wollte Klarheit und keine Verschleierung des Inhalts.
GL.de: Um aktuell nicht den Hitzetod zu sterben, badet ihr dafür samt euren Kaltgetränken förmlich in Eiswürfeln...
Jack Duzsik: In Europa ist es viel schwerer an Eiswürfel zu kommen, wenn man Getränke bestellt. Für uns als Amerikaner ist das sehr wichtig. Die Kühlschränke hier drüben sind gefühlt auf Zimmertemperatur eingestellt. Bei uns sind sie immer extrem kalt eingestellt. Ich brauche zu Hause eine Eiswürfel-Maschine, weil ich auf der Stelle Eis haben will.
GL.de: Die Dürre in Kalifornien verbietet demnach noch nicht den exzessiven Gebrauch von Eiswürfeln, wie ich sehe.
John Famiglietti: Die paar Eiswürfel werden die Dürre schon nicht noch weiter ins Chaos stürzen. Immerhin habe ich meinen Whirlpool abgeschaltet, wenn ich schon nicht da bin. Normalerweise fülle ich ihn randvoll mit Eiswürfeln! Um Wasser zu sparen, gehe ich aber immer draussen in meinem Garten pinkeln (lacht).
GL.de: Für die neuen Stücke habt ihr euch mit The Haxon Cloak zusammengetan. Warum passt diese Kollaboration für euch wie die Faust auf's Auge?
John Famiglietti: Wir mochten seine Sachen schon lange und haben eine Zusammenarbeit mit ihm ins Auge gefasst. Er schien uns geeignet dafür, unseren Sound voranzutreiben. Die Intensität und Lautstärke, die dabei entstanden ist, war genau das, was uns vorab vorschwebte.
GL.de: Neben der textlichen Klarheit ist auf den neuen Songs noch eines sehr viel deutlicher geworden - der Gesang. Warum begrabt ihr ihn nicht, wie gewohnt, unter einer Menge Lärm?
Jack Duzsik: In den Anfangszeiten der Band habe ich mir kaum Gedanken um meine Stimme gemacht. Wohl auch, weil die Songs gar nicht so viel Melodiösität hergegeben haben und ich stimmlich darauf reagieren musste. Heute kommen wir immer mehr dahin, dass mir auch als Sänger mehr abverlangt wird. Da wird mir dann schon ab und zu bewusst, dass ich kein Bruce Springsteen bin. Meine Selbstwahrnehmung hinsichtlich meines Gesangs ist über die Jahre viel sensibler geworden. Wenn ich ein besserer Sänger wäre, hätte die Band wahrscheinlich mehr Erfolg. Verdammt, manchmal sind unsere Songs so eingängig, was ihre Melodie angeht und ich wünschte mir, dass ich am Mikrofon mehr Möglichkeiten hätte, um dem gerecht zu werden.
Benjamin Jared Miller: Viele unserer Fans hat es nie gestört, dass wir in der Vergangenheit vergleichsweise wenig Wert auf Melodien oder auch den Gesang gelegt haben. Sie haben genau diese Tatsache an den Songs geschätzt.
Jack Duzsik: Wir sind nach wie vor eine Noise-Band, nur wissen wir diese Dinge mittlerweile besser auf unseren Alben einzusetzen. Früher hätte es überhaupt keinen Sinn für uns gemacht, uns übermäßig viel mit dem Gesang zu beschäftigen. Wir wollten laut und ungehobelt sein. Es ist dennoch schön, dass wir uns über die Zeit weiterentwickelt haben, ohne unsere Wurzeln völlig zu vernachlässigen. Wir haben Melodien schon immer als einen wichtigen Teil des Songwritings gesehen, nur wussten wir lange Zeit nicht, wie wir dieses Element in unsere Songs mit einbauen können. Außerdem wäre es live physisch gar nicht möglich gewesen, die Vocals so klar hinzubekommen. Alles war immer sehr laut und ich versuchte erst gar nicht da mitzuhalten. Wir wollten schließlich genau so ohrenbetäubend sein.
GL.de: Noch eine abschließende Frage - wird es ein weiteres Remix-Album geben?
John Famiglietti: Wir hoffen sehr, dass wir auch Remixe für die neuen Songs veröffentlichen werden. Das hängt allerdings ganz von der Qualität ab.
Jack Duzsik: Es wird vermutlich so um die sechs Jahre daurern bis das Remix-Album erscheint (lacht).
Benjamin Jared Miller: Das nächste Studioalbum wird dafür zwei Monate später veröffentlicht!