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BOYSETSFIRE
 
Alles unter Kontrolle
Boysetsfire
Fix was los im Hause Boysetsfire. Sänger Nathan Gray bringt ein Solo-Album raus und geht anschließend damit und mit BSF-Gitarrist Chad Istvan auf Tour. In Köln veranstaltet die Band ein eigenes Festival, nennt es Family First und lädt sich dafür unter anderem Funeral For A Friend, Chuck Ragan und Adam Angst ein. Jetzt haben sie ein neues - außergewöhnlich gutes! - Studio-Album am Start und schon in wenigen Tagen geht es für Hardcore-Veteranen wieder auf Tour. Genügend Gründe also, einmal bei BSF-Bassist Robert Ehrenbrand nachzufragen.
GL.de: Wie reagiert man als Band, wenn der Sänger sagt "Ich mach eine neue Platte - aber ohne euch"?

Robert: Nathan ist eine unglaublich umtriebige und kreative Persönlichkeit. Ich finde es super spannend und schön, dass er seine vielen musikalischen und lyrischen Interessen auslebt und gerade auch textlich ist es wichtig für ihn, ein Projekt zu haben, das nur er ist. Denn wenngleich BSF wie eine enge Bruderschaft fungieren, so müssen die Texte doch uns alle repräsentieren. Ein Song zum Beispiel über Vegetarismus würde in diesem Kontext keinen Sinn machen, da wir nicht alle Vegetarier - so wie ich - sind oder nicht mehr sind. Das habe ich mir dann thematisch für mein Punk-Nebenprojekt Lifeline aufgehoben. Insofern macht es durchaus Sinn, dass Herr Gray hier Outlets für seine vielen Ideen findet. Wir unterstützen ihn zu 100%.

GL.de: Wie findest du "NTHN GRY”?

Robert: Inspirierend. Wer Nathan so gut kennt wie ich, weiß, dass es ihn unglaublich gut repräsentiert und sozusagen die "andere Seite der BSF-Medaille ist”, wenn man so will. Beides ist zu 100% er, aber eben in einem anderen Kontext. Ich finde seine Solo-Sachen richtig super.

GL.de: Zwei von euch waren mit dem Album auf Tour. War das ein Thema in der Band, hat man sich ausgetauscht und wollten die anderen genau wissen, wie es war?

Robert: Wir tauschen uns intern über alles aus was in unseren Leben geschieht. Selbstverständlich stand ich mit Nathan und Chad in Kontakt während ihrer Tour, wie auch sonst immer. In München dann war ich auch selbst den ganzen Tag vor Ort und habe das getan, was ich am Besten kann: im Weg sein und laut lachen.

GL.de: Bekommt man da Lust, auch mal wieder die winzigen Clubs zu spielen?

Robert: Um ehrlich zu sein fühle ich mich derzeit mit Boysetsfire umfassend musikalisch ausgelastet. BSF war meine Lieblingsband, bevor ich 2003 beigetreten bin, und ich bin einfach sehr dankbar und froh, mit meinen besten Freunden Musik zu machen. Meine restliche Energie stecke ich derzeit lieber in den Kampfsport, meinen Podcast KAMPFGEIST (findet man auf iTunes… der Podcast widmet sich den Themen Musik und Kampfsport zusammen mit dem Rapper Roger Rekless) oder aber meiner Familie. Ich bin rundum glücklich mit BSF als meinen musikalischen Outlet derzeit.

GL.de: Aber Bock auf die eigene Tour hast schon oder?

Robert: Wahnsinnigen Bock. Die beiden Family First Konzerte haben uns echt den Mund wässrig geacht und wir hätten gleich weiterspielen können hahaha…wir freuen uns sehr auf die anstehende Europa-Tour. Klar ist es jedesmal für jeden von uns hart, die Familie einige Wochen nicht zu sehen, aber Musik ist ein so großer und wichtiger Teil unserer Leben, dem es ab und an dann einfach Zeit und Energie zu widmen gilt.

GL.de: Ihr habt spannende Supports dabei - waren das eure Wünsche und wie wichtig sind Support-Bands für einen Headliner?

Robert: Wir suchen die Bands, mit denen wir spielen, sehr genau aus. Und um ehrlich zu sein, sehe ich das gar nicht so, dass wir hier wichtiger wären, nur weil wir zuletzt spielen. Es geht mir um ein stimmiges Paket mit super Bands, die oftmals auch Freunde von uns sind. Auf der anstehenden Tour z.B. sind Great Collapse und diese Band besteht aus langjährigen Freunden wie zum Beispie Thomas, dem Sänger von Strike Anywhere - und SA wiederum sind eine meiner absoluten Lieblingsbands aller Zeiten. Es ist eine große Ehre GC und auch Silverstein dabeizuhaben. Es geht auf der Tour definitiv um alle drei Acts und nicht nur um eine der Bands. Unity!

GL.de: Gibt's das 2016 das Family Fest 2?

Robert: Das steht noch nicht fest, aber einfach ignorieren kann man so ein traumhaftes Ereignis natürlich nicht. Wir hatten eine großartige Zeit und es würde mich sehr freuen, wenn wir das irgendwann wiederholen könnten. Aber wie alles bei BSF muss sich das organisch ergeben. Wir planen nicht mehr allzulange voraus. Wir sehen einfach was passiert und haben Spaß. Sich ganz verrückt machen, mit Plänen und Agendas und Zielen, sollen sich andere Bands, das ist null unser Ding.

GL.de: Wie war die Premiere? War alles so, wie ihr es euch vorgestellt habt?

Robert: Weit jenseits von allem, was wir uns zu träumen gewagt hätten. Ich denke, unser neues Video zur Single "One Match" fängt das super ein.

GL.de: Was habt ihr anders als andere gemacht, was war euch wichtig?

Robert: Wiederum ging es uns nicht um monetäre oder karriere-technische Ziele, sondern rein darum, welche Freunde wir dabeihaben wollen, um dieses Familiengefühl auch wirklich umzusetzen, das wir in der Band haben. Alle Bands, die dabei waren, sind Freunde von uns und das hat den gesamten Tag verschönt. Die Stimmung war toll. Keine ekligen Rocker-Egos, sondern echter Zusammenhalt und halt mit den vielen Besuchern gemeinsam eine tolle Zeit haben. Family First also!

GL.de: Eure neue Platte wirkt auf mich irgendwie musikalisch gelöst, locker, stressfrei - fast schon hemmungslos - siehst du das ähnlich?

Robert: Alles perfekte Begriffe... das hätte ich nicht besser umschreiben können. 100% richtig.

GL.de: Was habt ihr anders gemacht, was ist total neu?

Robert: Die Frage könntest du bestimmt besser beantworten, hahaha… Also, raus mit der Sprache: Was ist neu? Hahaha! Im Ernst: Wir hatten das Start-Riff von "Savage Blood" rumfliegen und nahmen das als Startpunkt der Platte. Die Platte ist uns SEHR wichtig, denn sie repräsentiert eine musikalische Reise und hängt eng mit dem Vorgänger "While A Nation Sleeps" zusammen. Ich habe jetzt ein paarmal den Vergleich des vielbeschworenen Tunnels benutzt: "While A Nation Sleeps" war eher der Tunnel oder die Wunde und die neue Platte ist eher das Licht oder das Heilen der Wunde. Sie hat einen sehr viel positiveren Unterton und das hat sich ganz organisch entwickelt. Solange diese textliche und musikalische Reise so spannend bleibt wie auf unseren letzten Alben, ist es ein Traum in dieser Band zu spielen. Wir halten unsere Stilmerkmale, verleugnen unseren Sound und unsere musikalische Herkunft nicht und dennoch habe ich die Hoffnung, dass wir nicht auf der Stelle treten. Ich denke auch, dass die Produktion uns sehr gut gelungen ist. Unser Gitarrist Chad hat die Platte wieder im Alleingang produziert und er wird immer besser und ist wirklich der perfekte Mann unseren Sound einzufangen. Ich bin sehr stolz auf seine Arbeit als Produzent.

GL.de: Wie ist sie entstanden? Nach dem Plan oder eher spontan?

Robert: Wir hatten nach der Entstehung von "While A Nation Sleeps" und unserer Reunion einfach so viel Spaß, daran zusammen zu schreiben, dass wir relativ schnell nach dem Release von "While A Nation Sleeps" wieder Riffs hin- und hergeschickt haben. Das war wie alles in unserem kleinen Universum ungeplant und hat sich so ergeben, dann waren plötzlich ganze Songs da als Demo-Versionen und schon hat es ernsthaft nach Studiotermin ausgesehen. Es muss sich richtig anfühlen, erst dann sind wir bereit, es zu machen. Das ist der Schlüssel, um BSF wirklich zu verstehen. Wir machen NICHTS aus der Hoffnung heraus, damit größer, reicher, bekannter zu werden, es geht uns darum, das zu erhalten, was wir über 21 Jahre erschaffen haben: Beste Freunde, die vollkommen ohne Einflüsse von außen genau die Musik machen, auf die sie Lust haben. Das kann dann mal ein düsteres, kantiges Album wie "WANS" sein, ein Bad Religion-Cover als Country Song oder halt ein positiveres und vielleicht melodischeres Werk wie unsere neue Platte.

GL.de: Worum geht es auf dem Album, was müssen wir wissen?

Robert: Wie schon angesprochen, haben wir auf früheren Alben sehr oft auf Missstände - emotional, politisch oder spirituell - hingewiesen, also den Finger auf die Wunde gelegt. Diesmal liegt der Tenor eher auf dem sich befreien von Dogma oder Situationen, die negativ sind bzw. darüber hinauswachsen "BEFREIUNGSSCHLAG" trifft es glaube ich ganz gut, das ganze Album zu umschreiben. Für mich persönlich war es wie ein Soundtrack zu einer eigenen inneren Entwicklung bzgl. meiner Liebe zum alten Indien und der damit einhergehenden Meditation. Ich habe mich die letzten Jahre frei gemacht von vielem, was als dogmatisch angesehen werden könnte und habe eine neue, offene, freie Herangehensweise an diese meine Spiritualität gefunden, was mir sehr gut tut und mich sehr viel weiter bringt, als darüber nachzudenken, ob ein Satz in einem alten Buch wörtlich gemeint ist oder eben nicht. Fuck Dogma! Wir alle sind interessiert und inspiriert von ganz unterschiedlichen Ideen oder Visionen, aber die Platte hat diesen Unterton, dass man für sich selbst denken und fühlen soll und als Mensch wachsen kann, genau wie als Community oder auch als Nation.

GL.de: Was war euch wichtig und was wolltet ihr vermeiden?

Robert: Was uns wichtig ist, sind unsere tiefen Freundschaften innerhalb der Band und das Gefühl, dass wir uns nicht wiederholen. Klar erkennt man einen BSF-Song an den wichtigen Merkmalen wie zum Beispiel an Nathans Gesang, aber es war uns wichtig, uns als Musiker und Songschreiber weiter zu entwickeln. Das treibt uns an. Und ich finde es ist uns gelungen, da das neue Album doch ein paar Aspekte hat, die es so noch nicht gab von uns. Einige der Songs sind so das energievollste und auch melodischste, was es bisher von uns zu hören gab, denke ich.

GL.de: Eigenes Label, selbst produziert, mehr Kontrolle geht ja kaum. Oder geht es gar nicht um Kontrolle? Und: Ist das der Weg für die Zukunft oder könnt ihr euch vorstellen, auch mal wieder Arbeit und Verantwortung abzugeben?

Robert: Niemals! Wir haben jetzt 21 Jahre dafür gekämpft, soviel Kontrolle zu haben, um uns nie wieder verbiegen zu müssen bzw. Kompromisse eingehen zu müssen. Daher bleibt alles genauso wie es ist. Wir haben uns echt total befreit von allen Einflüssen außerhalb der Band. Das einzige was gilt und zählt, ist die Meinung der Bandmitglieder und unserem engsten Kreis wie zum Beispiel unserem Manager Oise, den ich spirituell gesehen zur Band zähle. Auch deshalb ist es so passend, dass das neue Album schlicht "Boysetsfire" heißt. Es fühlt sich ein bisschen wie das Ende von einem 21-jährigen "Krieg" für unsere Selbstbestimmung an hahaha...finally just Boysetsfire!

Weitere Infos:
www.boysetsfire.net
www.facebook.com/BOYSETSFIREofficial-118834371506603/timeline/
twitter.com/boysetsfire302
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigabe-
Boysetsfire
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