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KAT FRANKIE
 
Nach eigenen Regeln
Kat Frankie
Zugegeben: Unterbeschäftigt ist Kat Frankie nicht gerade - auch wenn seit der letzten CD der Wahlberlinerin "Please Don't Give Me What I Want" nun fast schon wieder fünf Jahre ins Land gegangen sind. Zusammenarbeiten mit Get Well Soon, Clueso oder Keøma verkürzten den Fans die Wartezeit auf das neue Werk "Bad Behavior", das Kat nun im Folgenden auch wieder auf eine ausgedehnte Tour führen wird. "Bad Behavior" ist dabei insofern ein typisches Kat Frankie-Album geworden, als dass es wiederum vollkommen unberechenbar daherkommt. Es scheint, dass sich die Australierin mit jedem weiteren Werk vollkommen neu aufstellen möchte - oder doch zumindest die Suche nach dem musikalischen Ideal auf konstruktive Weise auslobt und eben alles Mögliche ein Mal ausprobiert. So gefällt auf dem neuen Werk der relaxte Mix aus melancholischen Balladen und mitreißenden Up-Tempo-Pop-Nummern, die angesiedelt sind in einem organisch angehauchten E-Pop-Setting.
Gab es denn einen Masterplan Kats der diese Beobachten bestätigen könnte? "Es gibt da Unterschiedliches", meint Kat - übrigens konsequent auf Deutsch, "zum einen möchte ich mich nicht wiederholen - denn sonst machte die Sache keinen Sinn. Außerdem wollte ich auch in textlicher und musikalischer Richtung offener sein und experimentieren, ich wollte auch mehr produzieren und ich wollte einfach Spaß haben. Es waren also viele Sachen - aber hauptsächlich habe ich einfach Lieder geschrieben und nicht so sehr an ein Konzept gedacht." Ein schönes Beispiel für die Experimente ist der Titel "Back To Life", bei dem Kat mit einem Pitch-Shifter hantiert, was dazu führt, dass sich ihre Stimme sehr viel tiefer angehört, als normal. Die Londonerin Lapsley hat dieses Gimmick ja gerade zum Prinzip erhoben. "Lapsley kenne ich gar nicht", meint Kat, "man kann diesen Effekt auch mit unterschiedlichen Methoden machen. Ich habe es fünf Halbtöne höher aufgenommen als normal, und dann auf diese Weise gepitched. Als ich dieses Lied aufgenommen habe, habe ich auf verschiedene Weis experimentiert - z.B.meine Stimme geschnitten oder mit Effekten versehen. Denn als ich das Stück ganz normal gesungen habe, fand ich es ein wenig zu offensichtlich und habe deswegen diesen Effekt gewählt. Ich dachte, das das cool klänge, weil ich das Gefühl hatte, dass ich nicht ich selbst, sondern ein Charakter sei. Das fand ich interessant." "Charakter" ist dabei ein gutes Stichwort - denn das bedeutet ja, dass Kat nicht immer über sich selbst singt, oder? "Natürlich nicht", erklärt sie bestimmt, "ich mache sowas natürlich auch - aber es geht ja um die poetische Freiheit. Ich schreibe natürlich über mich selbst, aber ich nehme auch Beziehungen von meinen Freunden oder so etwas - und das wird dann alles zusammen gemischt." Warum heißt die Scheibe denn eigentlich "Bad Behavior"? "Die Bedeutung ändert sich und ist vielseitig", erklärt Kat, "es geht in dem Titelstück um schlechtes Benehmen in einer Beziehung - aber für die Platte habe ich an 'Bad Behavior' gedacht, weil es für mich darum geht, dass ich immer mein eigenes Ding machen will - egal was andere denken -, aber manchmal manifestiert sich das als schlechtes Benehmen: Wenn man den Regeln nicht folgt, wenn man protestiert und wenn man Erwartungen nicht entspricht. Ich habe mir aber gedacht: Egal, ich mache das trotzdem." Was bedeutet, dass man mit dem Medium Musik, eigene Regeln implementieren kann, nicht wahr? "Eigene Regeln, ja", stimmt Kat zu, "das war hauptsächlich die Idee hinter dem 'Bad Behavior'-Projekt." Gehört zu diesen Regeln auch, sich von den eigenen "Wurzeln" wegzubewegen? Immerhin startete Kat Frankie ja dereinst mit Folksongs. "Ja, natürlich", bestätigt sie, "ich wollte auch bei meinen Konzerten nicht immer hinter einer akustischen Gitarre stehen - denn die akustische Gitarre habe ich anfangs eigentlich nur genommen, weil sie da war, denn eigentlich hatte sie meine Schwester zum Geburtstag bekommen. Davon bin ich mittlerweile total gelangweilt. Ich wollte mich auf der Bühne mehr bewegen und tanzen dafür musste ich passende Lieder schreiben. Ich bin auch seit ein paar Jahren mehr an der Produktion interessiert." Da gerät die Gitarre dann ins Hintertreffen? "Ja, die Songs habe ich manchmal mit den Keyboards geschrieben und manchmal mit der Loop-Station und manchmal mit dem Bass - das war neu für mich." Was ist der rote Faden, der auf der neuen Scheibe alles zusammenhält? "Oh - das ist schwierig", überlegt Frankie, "die Lieder sind nicht so melancholisch wie früher und vielleicht auch nicht so ernst gemeint. Es gibt immer noch dramatische und melancholische Stücke, aber ich hoffe, es gibt ein wenig mehr Licht darin. Zumindest die Produktion und die Arrangements betreffend."
Die Texte bilden ja eigentlich auch einen roten Faden - auf eine poetische Art und Weise. "Die Texte sind mir auch sehr wichtig", bestätigt Kat, "die Texte müssen zusammen mit der Musik entstehen, so dass das eine nicht ohne das andere sein kann, auch wenn ich die Texte durchaus als Poesie betrachte." Ist es eigentlich wichtig, dass die Texte gut klingen? "Das ist mir sehr wichtig", pflichtet Kat bei, "bei den letzten Scheiben waren die Texte ein wenig abstrakter. Dieses Mal sollten sie konkreter und klarer sein." Was nicht bedeutet, dass man als Zuhörer immer genau sagen kann, was Kat meint. "Nein, das bedeutet es nicht", führt Kat aus, "ich finde es schade, wenn die Leute Musik hören und die Texte dazu lesen - weil für mich beides zwingend zusammen gehört. Ich liebe es zum Beispiel, wenn die Leute etwas anderes verstehen, als ich ursprünglich gemeint habe - weil so der Hörer seine eigene Verbindung zu dem Song aufbaut. So oft kommen Leute nämlich zu mir und fragen - ob es es in dem Song um dieses und jenes geht. Dann denke ich oft: Nein - aber das ist ja eigentlich viel geiler. Wenn ich also so etwas gefragt werde, dann sage ich immer: 'Ja, es geht um genau das, was du verstanden hast' - denn ich will diesen Prozess nicht zerstören." Was zeichnet denn einen guten Song für Kat Frankie aus? "Spannung", meint sie ziemlich plötzlich, "Spannung und Release. Das bedeutet, dass erst mal die Spannung aufgebaut, dann losgelassen und dann wieder aufgebaut wird. Man kann das Instinktiv machen - dann ist man ein großes Talent - oder man kann das mit Technik machen. Das finde ich auch toll. Ich würde sagen, man weiß es, wenn man es hört. Mir ist es dabei eigentlich egal, mit welchen Instrumenten man das erreicht. Was mir am Ende wichtig ist, ist dass es irgendwie interessant ist."

Wie findet man denn heutzutage zu einer eigenen musikalischen Identität? "Das Problem heutzutage ist, dass es so viele Acts gibt, die von Produktionsfirmen betreut werden und die dann austauschbar sind. Mir ist schon klar, dass das jede Generation sagt, weil es ja nicht wirklich neue Sachen gibt. Aber es geht auch darum, dass heutzutage alles so globalisiert ist und es auch in Deutschland diese Pop-Schule gibt und alles immer homogener wird. Ein gutes Bespiel dafür ist der Eurovision Song Contest. Letztes Jahr fand ich diesen sehr traurig, weil durch die Globalisierung der Industrie alles so homogen war. Ich erfreue mich immer an Leuten, die ihren eigenen Weg gehen. Diese Leute sind dann die, die nächste Generation beeinflussen - die Weirdos, die Learners und die Freaks."

Kat Frankie
Kat Frankie ist dann wohl alles in einer Person. Was hört sich denn so jemand zur Inspiration an? "Jetzt höre ich gar keine Musik, weil ich gerade für die Tour probe und das genug Musik für mich ist. Zur letzten Platte habe ich fast alles gehört. Solange z.B. oder die Dirty Projectors, aber auch Stücke von meinen Freunden. Aber ich muss sagen, dass ich heute kein echter Fan mehr bin. Das Problem ist, dass wenn man jung ist und eine Band entdeckt - und vielleicht sogar Musik zum ersten Mal entdeckt -, dann ist das etwas ganz anderes, als wenn man Musik hört, wenn man älter ist. Und dann gibt es noch ein Problem: Dadurch, dass ich Musikerin bin, höre ich immer auf Produktionsdetails oder auf die richtigen Noten. Da ist es manchmal dann schwer, das Lied zu hören." Da ist es ja vielleicht sowieso am Besten, wenn man sich an seine eigenen Regeln hält. Das gilt natürlich auch für die anstehende Tour im März, auf der Kat Frankie das neue Album mit einer kompletten Band präsentieren wird.
Weitere Infos:
www.katfrankie.com
www.facebook.com/katfrankiemusic
www.instagram.com/kat_frankie
twitter.com/katfrankie
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Sabrina Theissen-
Kat Frankie
Aktueller Tonträger:
Bad Behaviour
(Grönland/Rough Trade)
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