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FEE.
 
Welt mit Kinderaugen
Fee.
Also gleich mal vorweg: Der Punkt am Ende ist Bestandteil des Namens von "Fee." ist wichtig, denn ansonsten hätte man seine liebe Not, Fee. - die Songwriterin - überhaupt irgendwie finden zu können. "Ein Zimmer Küche Bad" ist das Debütalbum der Frankfurter Songwriterin. Eine richtige Newcomerin ist sie aber dennoch nicht, denn mit ihrer Band Neoh war sie von Berlin aus längere Zeit aktiv, bevor sie sich dann entschloss, als Solo-Künstlerin ihr Glück zu versuchen und als Support-Act - etwa für Katie Melua - aber auch als Headlinerin ihr Material peu a peu zusammenzutragen und dann mit ihrer EP "Lieber liegen" und ihrem Video "Eigentlich" auch erste Lebenszeichen von sich gab. Aber lassen wir sie doch mal selbst erzählen...
"Nun ja, wir waren ca. 2012 mit Neoh bei einem großen Label gesignt und wir wurden dann ganz klassisch durch Berlin geschickt, um Songwriting-Sessions mit irgendwelchen Produzenten, die irgendwann ein Mal einen Hit gelandet hatten, zu absolvieren", erzählt Fee., "und das war zwar eine spannende Zeit von anderthalb Jahren, in denen ich fast nichts anderes gemacht habe, als Songs zu schreiben und zu produzieren. Aber dann wurde doch kein Album rausgebracht, weil das Label immer noch nicht der Meinung war, dass wir Hits geschrieben hätten. Das ist ja mittlerweile ein Klassiker, der vielen Bands passiert." Moment mal: Neoh sind also gar nicht wegen ihrer Musik gesignt worden? "Das habe ich mich dann - ehrlich gesagt - auch gefragt", räumt Fee. ein, "ich glaube, dass es ein bisschen so das Gesamtpaket gewesen war, was denen gefallen hat. Wir waren sehr ambitioniert und haben vorher schon sehr viel aus eigener Kraft gemacht." Nun gut: Wie Fee. sagt: Das ist heutzutage schon fast normal bei der Industrie. Wie funktionierte dann die Transition von der Band-Musikern zur Solo-Künstlerin? "Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich aus diesem Vertrag raus möchte", erklärt Fee., "denn das war nicht meine Art, wie ich Musik machen wollte. Ich wollte meine Songs selber schreiben - so wie vorher auch - weil diese Songs mir sehr viel mehr gegeben habe, was ich heute auch merke." Das heißt also, dass die Band Neoh sich dann auflöste? "Ja, wir sind dann irgendwann aus dem Vertrag rausgekommen und haben noch mal versucht, uns wieder zu fangen. Aber das haben wir nicht mehr hinbekommen, denn wir waren alle auch ein bisschen durch mit den Nerven und dann bin ich aus der Band ausgestiegen, obwohl die Jungs noch weiter machen wollten." Einen Vorteil hatte die Sache natürlich schon: Fee. wusste dann ziemlich genau, wie das Business funktioniert - sowohl von der geschäftlichen, wie auch von der kreativen Seite aus gesehen.

Was hat sich denn danach in Bezug auf das Songwriting geändert? Zumindest klingen die neuen Songs persönlicher, oder? "Auf jeden Fall", bestätigt Fee., "am Anfang war es so, dass ich in der Band die Texte alleine geschrieben habe und wir die Musik dann zusammen gemacht haben. Da waren die zwar auch schon persönlich, aber da war ich ja noch am Anfang und habe auch immer gedacht, dass ich mit Anfang 20 noch nichts zu erzählen habe. Es gab schon ein paar persönliche Geschichten - aber manche waren auch fiktive. Jetzt ist es so, dass es alles Themen sind, die mich beschäftigen, zu denen ich einen persönlichen Bezug habe, die ich selber erlebt habe, die sehr autobiographisch sind. Wenn ich mir heute noch Sachen ausdenken würde, wäre mir das zu abstrakt. Nach der Band-Erfahrung war ich ja auch wieder frei, weil mir kein Label mehr gesagt hatte, worüber ich zu schreiben habe." Das gab es also? "Ja, die haben etwa gesagt: 'Schreib doch mal nicht über Liebe - davon haben wir ja genug -, sondern schreib doch mal darüber, wie du mit deiner Freundin feiern gehst'", erinnert sich Fee., "und ich habe mir dann gesagt, dass ich doch gar nicht so feiern ginge und welche Freundin es sein sollte. Das war wirklich nicht meins. Als ich dann meine eigenen Songs geschrieben hatte, hatte ich einen Riesen-Output, der letztlich schon während ich in der Band war, dazu führte, dass ich mir überlegte ein Solo-Projekt starten zu wollen."

Was die Solo-Songs auszeichnet - im Studio wie auf der Bühne -, ist der charmante Humor mit einer gehörigen Portion Selbstironie, der diese durchzieht. Ist das die Weise, auf der sie das Leben sieht? "Also ehrlich gesagt gehe ich komplett planlos an die Sache ran", gibt Fee. in Bezug auf ihr Songwriting zu, "ich sage also nicht: 'Jetzt schreibe ich aber mal was mit einem Augenzwinkern.' Das entsteht alles gleichzeitig bei mir. Es gibt ja viele Kollegen, die alles in einem Notizbuch aufschreiben. So etwas mache ich nicht. Bei mir ist das so, dass ich Bock habe, Gitarre zu spielen oder rumzusingen und dann setze ich mich hin und probiere rum, bis ich eine Idee habe. Es entstehen dann die Akkorde zeitliche mit den Melodien und dem Text und natürlich auch das Thema." Das heißt also, dass Fee. dann von der Inspiration abhängig ist? "Ja, denn meistens ist es so, dass ich - während ich an etwas arbeite - gar nicht so genau weiß, worüber ich eigentlich schreibe", räumt sie ein, "sondern vielleicht sogar erst am Ende des Songs merke, was ich da gerade vielleicht verarbeitet habe. Dass ich viele augenzwinkernde Sachen habe, über die man schmunzeln kann - wie zum Beispiel 'Einzimmerwohnung' -, das liegt einfach daran, dass ich so auch drauf bin." Das heißt, die Welt ist also lustig? "Ich sehe die Welt jedenfalls sehr gerne auch mal mit Kinderaugen", erläutert Fee., "ich denke mir dann oft, dass die Leute manchmal zu lange Gesichter machen. Ich denke mir manchmal, dass unsere westlichen Probleme - meine natürlich auch - doch manchmal einfach nur Luxusprobleme sind, wenn man die im Kontext betrachtet. Ich finde deswegen, dass man diese nicht allzu ernst nehmen sollte." Dann darf man aber auch keine großen Ansprüche haben, oder? "Natürlich nervt es manchmal, wenn du auf der Suche nach deiner Einzimmerwohnung bist und du keine findest, weil du Musikerin bist und dir keiner eine Wohnung geben will oder du dir keine leisten kannst. Aber auf der anderen Seite muss man sich halt sagen: 'Meine Güte - dann wohne ich halt in einer WG.' Man darf sowas halt nicht immer so verbittert sehen. Es gibt halt solche und solche Momente. Manchmal bin ich auch melancholisch - sowas findet sich ja auch auf der CD - und manchmal sehe ich halt alles gelassener."

Bisher haben wir uns ja nur über die Inhalte unterhalten. Was ist für Fee. denn musikalisch von Belang? "Also Songs können ja verschieden klingen", überlegt sie, "ich schreibe meine Songs ja grundsätzlich erst mal auf der Gitarre und bringe sie erst dann ins Studio, wo wir dann basteln wir das Arrangement darumherum. Mittlerweile mache ich auch Demos allein zu Hause, wo ich das Schlagzeug programmiere, den Bass spiele oder Keys drüberlege und das sind dann erste Skizzen, die ich mit dem Produzenten und meiner Live-Band durchgehe. Ich finde aber schon, dass man sich sehr auf die textliche Stimmung eines Songs einlassen muss, um zu wissen, wie das Arrangement sein sollte. Das wichtigste bei der Produktion war mir dann auf jeden Fall, dass echte Instrumente verwendet wurden und dass alles handgemacht ist." Interessant ist - auch bei Live-Konzerten -, dass alles Songs irgendwie unterschiedlich klingen; und nicht ein Song in Variationen angeboten wird. Gehört das auch zum Konzept? "Ich achte beim Songwriting da jetzt nicht drauf", räumt Fee. ein, "aber wenn ich meine Setlist schreibe, achte ich schon darauf, dass da nicht gleichartige Songs aufeinander folgen." Und das reicht dann? "Ich habe mir live ja noch nie zugehört, aber vielleicht ist es dann ja auch so, dass das Ganze zu einer langen Geschichte wird, die mal so und mal so klingt?"

Fee.
Viele von Fee.s Songs haben einen Titel, der aus einem einfachen Begriff besteht: "Herzschlag", "Kleinstadtlichter", "Sorry", "Süden", "Nichts" oder natürlich auch "Eigentlich". Ist das die Essenz des jeweiligen Songs oder der Begriff, von dem der Song ausgegangen ist? "Nee - ich will einfach einen Titel haben, an den sich die Leute erinnern können und an dem man den Song erkennen kann", erklärt Fee., "ich schaue dann, welches das prägnanteste Wort im Text ist und wähle dieses als Titel aus." Das Thema wird aber dennoch auf diese Weise recht effektiv eingedampft. Das bedeutet aber auch, dass Musik für Fee. nicht unbedingt größer als das Leben sein muss und mit großartigen Effekten aufgebauscht werden muss, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen? "Mir reicht es auf jeden Fall, wenn ich das normale Leben wiedergebe", meint Fee. sehr bestimmt, "ich strebe nicht an, für ein bestimmtes Publikum Songs zu schreiben, sondern nehme die Inspiration aus dem, was ich erlebe. Wenn sich dann viele Leute dafür interessieren, dann ist das natürlich ein superschönes Feedback und ich würde auch lügen, wenn ich sagen würde, dass ich das scheiße fände, aber wenn es nicht einträfe, dass ich ein großes Publikum finde, dann würde ich auch nicht deswegen aufhören. Ich nehme es echt wie es kommt und finde, dass beides (ein großes wie auch ein kleines Publikum) total seinen Reiz hat. Natürlich ist es schwieriger und braucht mehr Kraft für ein kleines Publikum zu spielen, aber ich finde es auch toll, wenn ich Leute, die auf meine Konzerte kommen, wiedererkennen kann und mit denen reden kann und so ein bisschen kennenlernen kann. Ich beantworte auch immer Anfragen auf Facebook."

Sagen wir mal so: Mit einem solchen Konzept ist dann natürlich auch der Erfolg in gewisser Weise garantiert - so oder so. Das ist für Fee. auch besonders wichtig, da sie keinen Plan B auf Tasche hat. Für eine Einzimmerwohnung mit Küche und Bad hingegen sollte es eigentlich dann reichen. Fee. stellt ihre Scheibe zunächst auf zwei Release-Konzerten mit ihrer Band vor: Am 16.04.18 im Nachtleben in Frankfurt und am 24.04.18 im Häkken in Hamburg.

Weitere Infos:
www.feemusik.de
www.facebook.com/feemusik
www.instagram.com/feemusik
www.youtube.com/feemusik
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Vero Bielinski-
Fee.
Aktueller Tonträger:
Ein Zimmer Küche Bad
(O-Tone/edel)
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