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LINDI ORTEGA
 
Die Freiheit der Spaghetti
Lindi Ortega
In Zeiten wie den unseren ist man ja manchmal mit Begriffen wie "Comeback" immer schnell zur Hand, wenn sich mal ein paar Monate niemand mit einer Veröffentlichung meldet. "Faded Gloryville", das letzte Album der kanadischen Songwriterin Lindi Ortega, erschien 2015. Das ist ja gar nicht mal so lange her - allerdings folgte dann nicht (wie bis dato gewohnt) im Folgejahr ein neues Album, sondern erst 2017 gab es mit der eigenartig düsteren EP "Til The Goin' Gets Gone" den nächsten Tonträger. Und dieser war eher Todes- als Lebenszeichen, zeigte ein verwischtes Cover-Foto mit Lindi auf einem Friedhof und enthielt Titel wie "Final Bow" und Townes Van Zandts "Waiting Around To Die". Fast, so schien es, war diese EP als Lindis Schwanengesang angelegt und die Gerüchte, dass sie das Musizieren ganz drangeben könnte, mehrten sich. Andererseits fand Lindi zwischenzeitlich auch ihr privates Glück und heiratete dann auch schließlich Daniel Huscroft. Das waren dann eher widersprüchliche Signale für die Fans, die erst jetzt, mit dem neuen Album "Liberty" zu einer Art Auflösung kommen, denn hier scheint Lindi eine Zeit des Umbruchs in Form eines Konzeptalbums mit einer fiktiven Story zu verarbeiten, das eine Reise vom Dunkel ins Licht beschreibt. Aber lassen wir Lindi das doch mal selber beschreiben...
"Ich habe in der Tat fast mit der Musik aufgehört", gesteht sie etwa, "aber ich habe auch geheiratet, zur Liebe und auf diesem Wege auch wieder zur Musik gefunden. Ich habe jetzt auch ein ganzes neues Team zusammengestellt, das mir bei dem ganzen geschäftlichen Kram helfen kann. Es war einfach alles seht geschäftig für mich - mit einer Menge von Änderungen." Was war denn der Grund dafür, den Abbruch der Musiker-Karriere in Erwägung zu ziehen? "Ich habe ja nur beinahe aufgegeben", zögert Lindi, "ich denke, dass sich so etwas viele Musiker irgendwann ein Mal überlegen und das ist ja nichts Neues. Im Grunde genommen war ich einfach pleite und ausgebrannt. Ich habe dann aber mit Michelle Szeto eine neue Managerin gefunden, und die hat mir dann geholfen, die Probleme zu lösen. Es ist ja nicht einfach, als Songwriterin zu arbeiten. Es wird auch nie einfach sein. Man muss sich dann vergegenwärtigen, dass der tägliche Kampf den Charakter stärkt. Das macht dich stärker und gibt dir ein Ziel."
Was hat denn eigentlich den Ausschlag gegeben, mit "Liberty" in eine neue Richtung zu gehen? Nicht nur, dass Lindi hier inhaltlich einen neuen Weg wählt, ihre Songs zu präsentieren - auch musikalisch gibt es neue Akzente, denn "Liberty" ist eine mehr oder minder unverhohlene Hommage an Ennio Morricone und den Spaghetti-Western-Sound. "Es waren eigentlich die Fans, die mich dazu inspirierten, ein Konzept-Album zu machen", berichtet Lindi, "ich ließ mich von den Geschichten inspirieren, die sie durchlebt und mit mir geteilt hatten. Ich wollte auf diese Weise auch ein Album machen, das anderen durch schwere Zeiten helfen könnte. Wie gesagt: Es waren die Fans, die das auslösten. Ich wollte einfach etwas für mich anderes und kreatives daraus machen. Die Charaktere, die in den Songs auftreten (wie zum Beispiel der Teufel), verkörpern dabei lediglich das Konzept. Und dieses Konzept ist eine Reise von der Dunkelheit ans Licht. Ich bin sicher, dass Teile von mir in diesen Songs stecken - sie sind aber keineswegs autobiographisch." Im Vergleich zu Lindis vorangegangen Alben ist das neue Werk musikalisch eher zurückhaltend inszeniert und bietet kaum noch Rock’n’Roll-Momente. "Musikalisch hat sich für mich aber eigentlich nichts geändert", erklärt Lindi, "ich mag immer noch die Musik, die ich immer schon gemocht habe. Ich denke auch, dass der Song 'You Ain't Foolin' Me' sogar eine Art Ode an Rock'n'Roll-Momente ist. Ich habe einfach das gemacht, was sich richtig anfühlte und nicht darüber nachgedacht, zwischen langsamen und schnellen Stücken zu unterscheiden." Wie kam es eigentlich zu dem Spaghetti-Western Setting? "Ich habe den Titelsong 'Liberty' zusammen mit meinem Freund Bruce Wallace geschrieben", beschreibt Lindi den Moment der Erleuchtung, "und da hatte ich sofort diese Spaghetti-Western-Produktion im Sinn. Ich habe dann einfach beschlossen, dass der Rest des Albums auch so sein sollte." Gehört dazu auch das Covermotiv, das Lindi in der Art eines Comics als gezeichneten Cartoon-Charakter zeigt - natürlich wie stets mit ihren roten Trademark-Stiefelchen? "Ach, ich dachte einfach, dass es mal Spaß machen würde, etwas anderes zu machen", führt sie aus, "der Künstler ist ein guter Freund von mir und ich mag einfach seine Arbeiten. Ich habe mich auch insofern ünerhaupt nicht geändert, als dass ich nichts gegen Humor habe - besonders dann, wenn er (wie in diesem Fall) etwas augenzwinkernd daher kommt."
Lindi Ortega
Auf der CD gibt es einen Track namens "Lovers In Love" - was sind denn Liebhaber, die nicht lieben? "Ach, nur so eine flüchtige Bekanntschaft halt - ein One Night Stand etwa. Das sind Leute, die zwar Liebe machen, sich aber nicht lieben." Als Tochter eines mexikanischen Vaters und einer irischen Mutter hat Lindi auch internationale Wurzeln. Es gibt demzufolge mit "Gracias A La Vida" auch erstmalig einen Song auf Spanisch auf dem Album. "Ja, genau", pflichtet sie bei, "ich habe das erstmals gemacht und festgestellt, dass ich es sehr mag. Es bringt mich meiner Herkunft näher. Ich würde das künftig gerne mal öfter machen." Als Produzenten suchte sich Lindi Ortega den jungen Americana-Experten Skylar Wilson aus Nashville (wo Lindi selbst ja auch lange Zeit lebte, bevor sie nun in Calgary beheimatet ist) aus - der zuletzt z.B. Justin Townes Earle oder Wanda Jackson betreute. "Ja er war großartig", schwärmt Lindi, "er hatte einige erstaunliche Ideen und wir haben sogar den Song 'The Comeback Kid' zusammen geschrieben." Das ist ja einer, der die Botschaft vermittelt, dass es jeder packen kann, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Hat das Experiment "Liberty" für Lindi Ortega denn funktioniert? Fühlt sie sich heute zum Beispiel befreiter? "Ja", überlegt sie zögerlich, "aber ich will ja eigentlich, dass sich alle anderen auch befreiter fühlen."
Weitere Infos:
www.lindiortega.com
twitter.com/lindiortega
www.instagram.com/lindi_ortega
www.facebook.com/lindiortegamusic
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Kate Nutt-
Lindi Ortega
Aktueller Tonträger:
Liberty
(Shadowbox/Membran)
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