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16 HORSEPOWER
 
Southern Discomfort
16 Horsepower
Düster dreinblicken konnten die Jungs ja immer schon. Jetzt, auf dem offiziellen Glitterhouse-Debut hat das Quartett aus dem Süden der USA auch ein entsprechend adäquates Werk abgeliefert. Jean Yves Tola, Gründungsmitglied neben Sänger David Eugene Edwards erklärt uns, was es damit auf sich hat.
Das Album heißt "Secret South", worum geht es denn da? "Das hat damit zu tun, daß wir im Süden leben" - David ist in Frankreich geboren und spricht mit französischem Akzent, er ist also ein Zugereister - "es geht nicht um Geheimnisse im strikten Sinne, sondern um dieses besondere Feeling des Südens. Da ist nichts so wie es scheint, alles ist mehrdeutig, düster, geheimnisvoll." Auf dem Debut-Album, "Sackcloth & Ashes", ist ein Foto der Band, die vor einem Baum steht, an dem lauter silberne Pfännchen hängen. Irgendwie erinnert dieses Bild an "Blair Witch Project". "Das ist ein gutes Stichwort", meint Jean, "und es ist genau das, was der Begriff "Secret South" bedeutet. Diese Pfännchen sind Pfannkuchenpfännchen. Die werden zum Trocknen in den Baum gehängt. Gleichzeitig dienen sie so als Vogelscheuche und des weiteren haben sie auch noch eine spirituelle Bedeutung. Das ist typisch für den Süden." "Blair Witch Project" ist auch in anderer Hinsicht ein gutes Stichwort. Denn ein bißchen Musik von 16 Horsepower hätte stimmungsmäßig ganz gut dazu gepaßt. "Findest Du? Nun ja, wir haben uns schon oft überlegt, Filmmusik zu machen. Wir sind da aber sehr wählerisch." Der Sound des neuen Albums unterscheidet sich doch sehr von den Vorgängern. Er ist rauher als das Debut und vielschichtiger als die zweite Scheibe. "Also für uns klingt diese Scheibe schon ziemlich clean", wirft Jean ein, "das ist aber genau der Sound, den wir suchten. Wir mieteten uns dieses Haus in den Bergen, schleppten unser Equipment da hin und machten in aller Ruhe unsere Aufnahmen. Immerhin wollten wir mit diesem Material ja ein neues Label suchen. Ich kann jedenfalls sagen, daß das der Sound ist, nach dem wir immer gesucht haben."
16 Horsepower
16 Horsepower waren früher bei A&M. Dieses Label wurde im Rahmen großangelegter Gesundschrumpfungsprozesse gesundgeschrumpft und daher stand die Band von jetzt auf gleich ohne Plattenvertrag da. Das war die Chance für Glitterhouse, den lange umworbenen Act, zu ergattern. Das war sicherlich ein kluger Schritt, denn mit der ungewöhnlichen Mixtur aus Drama, Religion, Voodoo, Folk, Rock und psychedelischen Elementen liegt die Band voll im aktuellen Glitterhouse Trend. Wie entsteht denn eigentlich dieses Gebräu? "Nun, das ist so, daß David und ich die Songs schreiben", erläutert Jean, "wir schreiben aber nicht im Team, sondern separat. Das Interessante dabei ist, daß wir uns musikalisch sehr gut ergänzen." Erklärt das auch die ungewöhnlichen Arrangements? Dort stehen Rock-Gitarre, Streichbaß, Fiddle und Banjo ziemlich gleichberechtigt nebeneinander. "Das mit dem Banjo war David's Idee", erklärt Jean, "und das kann man ihm gar nicht hoch genug anrechnen. Das Banjo ist ein ziemlich unterbewertetes Instrument. Was die anderen Arrangements betrifft: David und ich haben manchmal unabhängig von einander die gleichen Ideen. Es geht immer um Sound oder Atmosphäre. So verwendet David z.B. die Geige um ein bestimmtes Feeling zu erzeugen. Wenn es wirklich um Technik geht, holen wir Gastmusiker dazu. Immerhin ist die Geige ein anspruchsvolles Instrument." Und wie steht es ums Inhaltliche? In den Texten strotzt es ja geradezu vor wortgewaltigen Aphorismen voller biblischer Grandezza. "Der religiöse Aspekt ist uns schon wichtig", meint Jean, "David nimmt diese Sache auch sehr ernst - das ist kein Gimmick. Wir sind auch spirituelle Menschen - nicht was die Institution Kirche angeht, allerdings. David liest die Bibel und kennt sich damit aus. Das ist auch eine großartige Inspirationsquelle mit kraftvollen Themen und Bildern." Und ist es nicht leichter, blumige, poetische Gedanken, Aphorismen, Metaphern - große Gefühle - mittels bereits seriös etablierter Formalismen auszudrücken? "Schon möglich", räumt Jean ein, "die Bibelsprache ist eine sehr kraftvolle und intensive. Man kann Emotionen und Empfindungen sehr gut damit ausdrücken." ...ohne lächerlich zu wirken. So kommen die Stücke von 16 Horsepower denn manchmal auch in der Intensität leidenschaftlicher Gebete 'rüber. (Eine Sache, die ja z.B. auch Nick Cave sehr interessiert).

Natürlich bedarf es dafür auch charismatischer Charaktere - wie dies z.B. David Eugene Edwards einer ist. Dem nimmt man solcherlei epische Theatralik auch dankbar ab. Hilft es dabei eigentlich, daß seine Stimme der des seligen Jeffrey Lee Pierce vom Gun Club sehr ähnlich ist? "Wir werden oft mit dem Gun Club verglichen", gibt Jean zu, "allerdings finde ich nicht, daß wir musikalisch wie Gun Club klingen. Wir haben aber kein Problem damit. Wir mögen Gun Club, sind damit aufgewachsen, er ist wirklich eine Inspirationsquelle für uns. Man muß zu seinen Vorbildern stehen." ...so lange man diese nicht kopiert - wovon 16 Horsepower weit entfernt sind. Mit ihrer speziellen Variante des düsteren, energetischen Southern-Spiritual-Folk-Rock (wenn's so was gibt) haben sie sich eine eigenwillige und effektive Nische erspielt. Freuen wir uns auf die anstehende Tour.

Weitere Infos:
listen.to/16horsepower
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-

Aktueller Tonträger:
Secret South
(Glitterhouse)

 
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