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Interview-Archiv

Stichwort:



 
CLINIC
 
Beim Onkel Doktor
Clinic
Wenn man normalerweise in die Klinik geht, hat man ja so bestimmte Vorstellung: Daß einem weitergeholfen wird, daß die Leute, die dort arbeiten, wissen, was sie tun, daß die Krankenkasse die Kosten übernimmt...
In diesem Falle darf man sich da nicht so richtig sicher sein. Denn was einen in dieser Klinik erwartet, ist eine volle Dröhnung aus dem Füllhorn des Musikgesundheitsministers. Und der warnt: Lesen Sie vorher den Beipackzettel und fragen den Arzt und Apotheker. Einen Beipackzettel gibt es nicht und der Arzt und Apotheker hat auch keinen Rat. In diesem Falle ist das Hartley, Assistenzarzt mit der geschätzten Speizialisierung in Anästhesie und seines Zeichens neben Oberarzt Ade Blackburn der zweite Teil des kreativen Nucleus der Band. "Ich weiß auch nicht was ein 'Internal Wrangler' ist", antwortet er auf die diesbezügliche Frage, "wir wollten, daß man sich alles mögliche darunter vorstellen kann." Nun ja: Oder rein gar nichts. Inhaltlich kommen Clinic auch am ehesten nichtssagend 'rüber. "Ade bezeichnet seine Texte immer gerne als zweideutig", meint Hartley dazu, "es soll sich also jeder seinen Teil denken. Eine Botschaft haben wir nicht." Lediglich eine Marotte: Auf den verschiedenen Veröffentlichungen der Band tauchen dauernd irgendwelche Namenskürzel als Songtitel auf. Diese beziehen sich auf Charaktere, die es gibt oder nicht (zweideutig, also) und haben weiter keine Bedeutung.
Dennoch, so ganz ohne Behandlungsplan nähern sich die Herren Doktoren der Krankheit Musik nun doch nicht. Das ganze, prallbunte Pop- und Noise Universum, welches sich dem Hörer entgegenstülpt, ist nämlich nicht bloß das Symptom für beginnenden Wahnsinn, sondern: "Da steckt eine Menge Arbeit drin. Die Tracks sind alle ordentlich strukturiert und komponiert", erläutert Hartley das Vorgehen, "gejammt wird bei uns kaum. Wir basteln z.T. ganz schön lange an den Tracks herum, bis wir damit zufrieden sind." Das, was Clinic von anderen Bands unterscheidet ist a) daß sie das Timing ihrer Elaborate recht gut im Griff haben - immer dann, wenn's nervig zu werden droht, ist der Song auch schon vorbei. Das ist eine gute Therapie, denn b) geht es bei Clinic ziemlich bunt zu. Alles was nicht technisch unmöglich ist, findet sich im Medikamentenschrank auch wieder: Da geistern Elemente aus dem Krautrock mit Reggae-Harmonikas friedlich neben Velvet Underground Riffs und Dancefloor-Versatzstückchen. Herr Hartley erläutert die Krankengeschichte: "Worauf es uns ankommt, ist daß die Sachen alle schön organisch und handgemacht erscheinen. Deshalb gibt's auch wenig Sampler und so was. Was unsere Einflüsse betrifft: Wir mögen alle Art von Musik, insofern finden sich auch viele musikalische Ideen. Als wir jetzt neue Stücke aufnahmen, haben wir uns zunächst überlegt, was wir Neues machen könnten. Dann aber haben wir gemerkt, daß wir ja mindestens 7 verschiedene Musikstile zur Verfügung haben, wo andere nur einen haben. Da können wir ruhig noch ein bißchen weitermachen wie bisher."

Bei all den musikalischen Metastasen, die Clinic in Ihre Songs packen, könnte man das sogar so ausdrücken, daß sich die Band selbst kopieren könnte bis zum umfallen, und niemandem würde es auffallen. Trotz alledem: Über all der musikalischen Vielfalt liegt stets auch ein Hauch von Zugänglichkeit. "Ja, das war uns wichtig", bestätigt Hartley, "wir haben uns überlegt, was wir machen könnten, um uns vom Rest ein wenig abzusetzen. Und da haben wir dann irgendwann als Alternative zur Alternative den Pop entdeckt." Was ja sicherlich auch eine schöne Medizin ist. Das erkannte auch Altmeister John Peel, der die Band in seiner Praxis heavily featurete (das ist eine neue, effektive Behandlungsmethode um dem kränkelnden Muiskbiz neue Impulse zu verleihen). Wer im Live-Setting von Clinic allerdings weltbewegendes erwartet, wird enttäuscht werden. "Wir sind der Meinung", erläutert Hartley, "daß wir die Arbeit im Studio machen sollten. Live präsentieren wir dann das Ergebnis." Im Angesicht der Kostenexplosion im Gesundheitswesen ist dies sicherlich eine vertretbare Entscheidung. Denn so können die Lohnnebenkosten weiter gesenkt werden.

Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Pressefreigabe-
Clinic
Aktueller Tonträger:
Internal Wrangler
(Domino Records/Zomba)
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