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SEAFRUIT
 
Seefruchtsalat
Seafruit
"Alle Mitglieder von Seafruit kommen aus Sheffield", sagt Seafruit Frontmann Geoff Barradale, "wir sind ein sehr eklektischer Haufen von Leuten - mit total unterschiedlichen Hintergründen und musikalischen Interessen - sehr verschieden. Wir arbeiten alle an unterschiedlichen Projekten und wenn wir zusammenkommen, sind wir Seafruit. (Ursprünglich hieß die Band "Fruit" - aber: Der Name war bereits durch ein Side-Project von Kitchens Of Distinction vergeben) Deswegen klingt unsere Musik auch, wie sie klingt."
Damit hat er den Zustand der Band auch schon recht trefflich umschrieben. Ohne allerdings einen interessanten Aspekt zu erwähnen: Im Gegensatz zu den sonst üblichen Gepflogenheiten aus Britpop-Land, sind die Mitglieder der Band nämlich z.T. schon etwas älter (z.T. Familienväter). Was in dem Zusammenhang aber Sinn macht, denn somit klingen Seafruit um einiges organischer, als die üblichen Reißbrett-Bands, die vom Studio direkt an die Spitze der Charts schießen. Dieses "Schicksal" blieb der Band erspart, was u.a. für die notwendige Bodenhaftung sorgt. "Wir wurden von unserem ersten Label gedropped", meint Geoff dann zögerlich, "Gründe haben wir nie gehört, aber ich denke, es liegt daran, daß unsere Single nicht sofort ein Hit wurde." Auf dem neuen Global Warming Label fühlt man sich da besser aufgehoben, da dort die Labelpolitik von Musikliebhabern und nicht von Marketingstrategen gemacht wird. Es ist aber auch nicht unbedingt das Ziel von Seafruit, Hits zu schreiben. "Wir machen Musik, weil wir den kreativen Prozeß lieben. Du arbeitest ja auf einem Gebiet, wo das, was du hervorbringst, vorher noch nicht existierte. Das liebe ich,", schwärmt Geoff auf die Frage, was Seafruit denn brennen macht - schränkt dann aber wohlweislich ein: "Nun gut, wenn du von der Musik leben willst, wie wir, muß am Monatsende Geld da sein. Deshalb muß unsere Musik also auch irgendwie Erfolgreich sein." Was tut man denn da in bezug auf die musikalische Vielfältigkeit der Band, die ein einfaches einsortieren in marketingtechnische Schubladen verhindert? "Nun ja, solche Leute sind natürlich frustriert", überlegt Geoff, "und es ist wahrscheinlich der Grund, warum wir den Durchbruch auch nicht sofort geschafft haben. Uns ist dieser Umstand schon bewußt, aber wir nehmen das in Kauf. Wir werden uns nicht hinsetzen und irgend etwas fabrizieren, damit es ein Hit wird. Das machen andere Leute zur Genüge."
Seafruit
Wenn man sich Seafruit's Songs anhört - Rock- und Pop-Tracks mit mehr als einem Schuß "Glam", mit ausgearbeiteten Arrangements, großartig konzipierten Melodiebögen und emphatischen Texten, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier eine "larger than life"-Phantasiewelt geschaffen wird. "Da gibt es zwei Elemente: Einmal Platten machen und dann Live auftreten. Gute Platten reflektieren das Leben. Mit unseren Lyrics vergrößern wir z.B. bestimmte Aspekte - z.B. einen Streit mit der Freundin, der mittels der Worte wie ein Gemälde verklausuliert und überhöht wird ('Looking For Sparks'). Aber ich denke, der Live-Auftritt muß 'größer als das Leben' sein. Du mußt die Leute unterhalten. Du bist auf der Bühne, über den Leuten, da darfst du nichts zurückhalten." Was sie auch nicht tun: Geoff croont sich die Seele aus dem Leibe, Gitarrist Tom Hogg ist ein obercooler, pittoresker aber höchst effektiver Poser und Allround-Genie Joe Newman malträtiert den Synthesizer - auf dem er auch alle Baß-Linien spielt, wie ein wildgewordener Derrwisch. Ein wichtiges Standbein im Masterplan ist also die Live Performance. Das ist es, worin Seafruit richtig aufgehen, oder? "Richtig, wir wollen die Welt bereisen, unsere Musik präsentieren, Fan-Keimzellen bilden und von da aus aufbauen. Das wird ganz schön lange dauern, aber das ist uns auch klar." Wie wichtig ist es denn für Seafruit, englisch zu sein. Immerhin beginnt die CD mit Referenzen in dieser Richtung. "Oh, das ist ein Zufall. Das ist ein autobiographischer Song. Ich mag die Idee von Patriotismus überhaupt nicht. Ich mag das englische genauso wie die Arroganz der Franzosen oder die Organisation der Deutschen oder was immer. Es ist eine ganze Welt draußen. Ich wurde zwar in England geboren und die Art wie ich Songs schreibe wird davon beeinträchtigt, aber das ist es denn auch. Wir sind z.B. ja auch nur dann Briten, wenn jemand aus Schottland eine Goldmedaille irgendwo gewonnen hat. Es ist für mich nicht wichtig englisch oder britisch zu sein!"

Wie kriegt man denn die verschiedenen Eigenarten der Seafruits unter einen Hut? "Oh, es ist ein sehr fruchtbarer Prozeß. Es beginnt immer mit einer Idee eines Einzelnen. Die schauen wir uns dann an. Dann werden alle involviert und jeder verliert sich in dem Gedanken und tut das, was richtig ist, diese Idee auszubauen - anstatt etwa zu überlegen, was richtig für einen selbst wäre. Das ist ein sehr unkonventioneller Ansatz und man könnte das auch kritisieren, da wir mit anderen Vorgehensweisen auch bestimmt fokussiertere Alben machen könnten. Ich denke aber, daß es eine Stärke ist, da wir nur so die Platten machen können, die wir machen und lieben." Wollen wir Seafruit wünschen, daß das auch klappt. Eine neue CD erscheint bereits Anfang nächsten Jahres.

Weitere Infos:
www.seafruit.org
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
Seafruit
Aktueller Tonträger:
I Feel A Bit Normal Today
(Global Warming/Repertoire)

 
 

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