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Interview-Archiv

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MULL HISTORICAL SOCIETY
 
Die kleinen Dinge
Mull Historical Society
Schluß jetzt. Seit zehn Minuten sitzen wir hier und reden über James Bond. Und das bloß, weil Colin McIntyre die Interviews zum ersten Album seiner Band Mull Historical Society im Hamburger Atlantic Hotel gibt. Dort, fällt ihm gleich ein, wird doch im Bond-Streifen "Tomorrow Never Dies" Teri Hatcher kalt gemacht, was selbstredend umgehend von Bond gerächt wird. Wer sich noch an solche Einzelheiten aus Filmen erinnert, scheint ein ziemlich detailverliebter Mensch zu sein.
"Oh ja", bestätigt McIntyre. "Wenn man in einer Kleinstadt aufwächst, bekommt man viele kleine Geschichten mit, viele Einzelheiten. Oft kann man ein großes Bild vor allem dann malen, wenn man sich diese kleinen Details genau ansieht". McIntyre stammt aus der Stadt Tobermory auf der schottischen Hebriden-Insel Mull. Ein malerisches, verschlafenes Hafennest, dessen Name Assoziationen an verqualmte Pubs weckt, in denen kauzige alte Männer Balladen über den Niedergang der Fischerei und unglücklich verliebte Bauernsöhne singen. Lieder über die Leiden des kleinen Mannes eben. So ein Song findet sich auch auf "Loss", dem Debütalbum der Mull Historical Society: "Barcode Bypass" erzählt vom Besitzer eines kleinen Tante-Emma-Ladens, dem eine große Supermarktkette so arg zusetzt, daß er am Ende einen Herzinfarkt erleidet. Ist McIntyre die moderne Version des schottischen Geschichtenerzählers? "Kann sein, daß diese Tradition Spuren hinterlassen hat", gibt er zu. "Die Schotten sind sich schon immer als Underdogs vorgekommen. Doch im Allgemeinen konzentriere ich mich einfach gerne auf bestimmte Menschen. Ich finde es recht interessant, genaue Charaktere zu zeichnen. Manche der Songs drehen sich um diese Leute, andere dagegen mehr um mich". Inspiriert wird er durch alles mögliche, kaum etwas fällt durch das Sieb seiner Wahrnehmung: "Oft ist es eine einzige Zeile in einem Buch oder einem Film, die mir die Idee zu einem Song liefert", sagt er. An materieller Unterversorgung leidet er sicher nicht, schließlich hatte er schon über 300 Songs geschrieben, bevor er "Loss" aufnahm.
Mull Historical Society
Wenn es darum geht, seine Geschichten musikalisch aufzubereiten, ist McIntyre so ziemlich jedes Mittel recht. Da bimmeln Wecker und trällern Chorknaben - Zutaten, die in der Popmusik eher selten auftauchen. McIntyre verspürt da keinerlei Berührungsangst. "Ich spiele gerne mit so etwas herum. Wenn ich den Eindruck habe, daß diese Elemente den Song bereichern, nutze ich sie, auch wenn's oder gerade weil's ungewöhnlich ist. Es ist eine Herausforderung für mich, Popsongs aus diesen Zutaten zu machen. Es geht aber nicht darum, möglichst schräg zu sein. Für mich ist das ganz normal und kommt mir nicht ungewöhnlich vor."

Es paßt schließlich auch perfekt ins Bild: Colin McIntyre, der detailversessene Pop-Braumeister, der gerade wieder einen neuen Song zusammenrührt und sich denkt: "Da fehlt noch was... ein Wecker!" Es sind diese kleinen Dinge, die die Songs der Mull Historical Society abrunden. So, daß sie am Ende mit vielen kleinen Einzelheiten gespickt sind, die man für sich betrachten kann. Oder man lehnt sich etwas zurück und genießt das ganze Bild.

Weitere Infos:
www.mullhistoricalsociety.com
Interview: -Christian Zeiser-
Fotos: -Alessio Pizzicannella-
Mull Historical Society
Aktueller Tonträger:
Loss
(WEA)
Druckversion
In die Hitliste

Mehr über Mull Historical Society:
Interview
Tonträger

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