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THE DATSUNS
 
Direkt aus der Hölle
The Datsuns
Interviewtag. So heißt die Erfindung, bei der sich Rockstars in oft zu teuren Hotels in plüschigen Polstermöbeln fläzen und dabei im Halbstundentakt bis zu einem Dutzend Vertretern der Presse pro Tag von den Heldentaten ihr neues Album betreffend berichten. Das einzige Problem, das die Musiker an solchen Tagen haben, ist für gewöhnlich, dass der Weißwein nicht richtig gekühlt ist oder der pochierte Lachs nicht so schmeckt wie bei Mama, denn Konzerte, die mit stressigem Aufbau und langwierigem Soundcheck verbunden wären, gibt es an solchen Tagen nicht. Neuseelands neueste Rock-Offenbarung, The Datsuns, sind dagegen ganz einfach auf Tour, und trotz der kleinen Pannen und Katastrophen, die ein ganz gewöhnlicher Konzerttag so mit sich bringt, geben die vier auf dem Hof des Gebäude 9 in Köln noch rund ein Dutzend Interviews, ohne groß zu murren. Na gut, FAST ohne zu murren.
"Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich einfach ein Interview aufzeichnen sollte und mir dann bei allen weiteren Gesprächen einfach einen Walkman um den Hals hänge, der die Antworten abspult", witzelt Gitarrist Christian. Wie seine drei Mitstreiter Dolf, Matt und Phil heißt er mit Nachnamen Datsun - obwohl sie keine Geschwister sind! Aber warum auch nicht, das hat schließlich den Ramones auch nicht geschadet! "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es jedenfalls noch so, dass uns bei allen Interviews die gleichen Fragen gestellt werden. Aber solange du uns nicht fragst, wie wir auf den Bandnamen gekommen sind, bist du auf der sicheren Seite, hahaha!" The Datsuns - derzeit everybody's darling in England - sind eine der lautesten, dreckigsten, aber gleichzeitig aufregendsten Rrrrockbands seit langem. Sänger und Bassist Dolf brüllt sich in bester Kreissägenmanier durch die Songs, die passenderweise Titel wie "Motherfucker From Hell" oder "Freeze Sucker" heißen - selbst beim Konzert im kleinen Gebäude 9 konnte man spüren, dass diese Band in naher Zukunft höchstwahrscheinlich in großen Hallen nicht mehr vor einem schwarzen Vorhang, sondern mit gigantischer Lightshow und pyrotechnischen Special Effects Kiss zu Bestzeiten in nichts nachstehen wird: Stadionrock in spe! Auch wenn die Datsuns nicht immer umwerfend originell sind und die englischen Hypes bekanntlich auch äußerst kurze Halbwertzeiten haben - wer Rrrrock in der klassisch-klischeehaften 70er-Jahre-Variante will, bekommt von den Datsuns genug davon! Für die Monstersingle "In Love" waren übrigens Carrie Ann Smith und Marcie Bolan von der Detroiter Rock 'n' Roll-Hoffnung The Von Bondies als Backingsängerinnen im Studio zu Gast. "Wir haben die Von Bondies im März in Texas bei SXSW kennen gelernt, uns mit ihnen sofort angefreundet und sie dann kurz darauf auf Tournee in England wieder getroffen", erinnert sich Christian. "Wir haben einfach viel zusammen rumgehangen, und sie waren gerade bei uns, als wir die Platte aufgenommen haben. Und weil die Mädels wirklich klasse singen, haben wir sie gefragt, ob sie auf unserer Platte dabei sein wollten, und sie sagten natürlich ja! Es war einfach ein glücklicher Zufall, dass sie gerade dort waren, als wir die Backing Vocals aufnahmen. Es ist nicht so, dass wir händeringend nach Gästen für unsere Platte gesucht haben."

Aufgenommen wurde die Platte in den Londoner RAK-Studios unter der Regie des für seine Garagenproduktionen einschlägig bekannten Liam B. Watson (Produzent von Thee Headcoatees, Television Personalities, Holly Golightly, The Flaming Stars oder The Kills), eine ganz schöne Umstellung für eine Band, die aus dem beschaulichen Örtchen Cambridge auf der neuseeländischen Nordinsel kommt, gut zwei Stunden von der Metropole Auckland entfernt. Dennoch sehen es die vier heute als Vorteil, ihre Band nicht in New York oder Los Angeles gegründet zu haben, wo man sofort kritisch beäugt worden wäre. "Neuseeland ist ein geographisch so isolierter Fleck, dass man zwar immer von einer internationalen Karriere träumt, aber nicht wirklich daran glaubt", sagt Drummer Matt, und Christian ergänzt: "In den ersten Jahren spielte das wirklich überhaupt keine Rolle. In unserer Stadt gibt es eine Menge Schulen und eine Menge Seniorenheime, es ist also ein guter Platz, um aufzuwachsen oder alt zu werden, aber dazwischen kannst du nicht viel machen - obwohl es eine wirklich schöne Stadt ist. Also haben wir uns einfach zusammengetan, um Musik zu machen - ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, berühmt zu werden."

The Datsuns
Ein Gedanke, an den sich The Datsuns angesichts von Titelstories in England gewöhnen müssen. Ende November jedenfalls müssen sich The Hellacopters warm anziehen, um auf ihrer Tournee durch deutsche Lande nicht von ihrer Supportband aus Neuseeland an die Wand gespielt zu werden. Dass The Datsuns allerdings nicht nur auf der Bühne alle Rock 'n' Roll-Klischees verinnerlicht haben, sondern auch nach der Show keine Kompromisse machen, bewiesen sie auf ihrer Frühjahrstournee in den Staaten: "Wir haben mit den White Stripes und Brendan Benson eine Show in Providence, Rhode Island, gespielt und waren im Begriff, in unsrem Van auf den Parkplatz unseres Hotels zu fahren. Es war Ostern und Dolf sah draußen einen Hasen vorbeilaufen", erinnert sich Christian. "Plötzlich schrie er: 'Ich muss den Hasen jagen, ich werd' ihn kriegen!' Er war völlig nüchtern, riss die Schiebetür auf, sprang aus dem noch fahrenden Van heraus und rannte dem Hasen hinterher. Matt dagegen hatte nach der Show eine ziemlich gute Zeit gehabt und schon ein paar Drinks intus, aber er wollte unbedingt auch auf Hasenjagd gehen. In seinem leicht angetrunkenen Zustand war er leider nicht mehr ganz so agil wie Dolf, und als er aus dem Bus heraussprang, landete er mit dem Gesicht zuerst auf dem harten Boden. Dummerweise hatte er dabei eine volle Flasche Whiskey in der Hand. Die ging beim Aufprall natürlich zu Bruch, und Matt rammte sich die Scherben in den Arm. Ich schaute zum Fenster raus und schrie zu unserem Manager, der am Steuer saß, herüber: 'Halt den Wagen an, Matt hat sich verletzt!'. Aber unser Manager sagte nur gelassen: 'Nee, das geht jetzt nicht, wir müssen erst eine Parklücke finden, hier kriegt man so schwer einen Platz!' Nachdem wir geparkt hatten, kamen wir natürlich sofort zurück und sahen Matt dort in einer Lache aus Blut und Whiskey liegen, mit Glassplittern im Arm. Beinahe hätte ihn sogar noch der Bus von Brendan Benson überfahren, die kurz hinter uns angekommen waren! Matt musste für vier Stunden ins Krankenhaus, wo die Wunde gereinigt und genäht wurde. Und das alles 24 Stunden vor dem wichtigsten Konzert der Tour im ausverkauften Bowery Ballroom in New York City! Matts letzte Worte vor der Abfahrt zum Krankenhaus waren: 'Hat irgendjemand den verdammten Hasen gefangen?', hahaha!"

Aha! War das also eine ganz normale Geschichte aus dem Tourtagebuch der wilden Datsuns? "Na ja, manchmal passieren solche Sachen halt, wenn du unterwegs bist", meint Matt vielsagend und fügt grinsend an: "Normalerweise ist es aber nicht ganz so extrem. Sonst wäre ich wohl schon tot!"

Weitere Infos:
www.thedatsuns.com
Interview: -Carsten Mthrfckr Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
The Datsuns
Aktueller Tonträger:
The Datsuns
(V2/Zomba)

 
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