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Interview-Archiv

Stichwort:



 
FEEDER
 
...und das Leben geht weiter
Feeder
Stichtage gibt es in jedermanns/-fraus Leben einige. Manche davon ändern alles zum Positiven, andere lassen die Welt für einen Tag oder länger stehen bleiben und wieder andere lassen sie vollends zusammenbrechen. Was Stichtage in jedem Fall gemeinsam haben: Sie verändern das Leben. Oder sie beenden es - wie im Fall von Jon Lee, seines Zeichens Drummer von Feeder, der Anfang diesen Jahres Selbstmord beging und damit das Leben der verbleibenden Bandmitglieder Grant Nicholas (Gesang, Gitarre) und Taka Hirose (Bass) von Grund auf änderte.
Szenenwechsel: Es ist mittlerweile Oktober, wir befinden uns im Wiener Hotel Triest und haben uns gerade auf einer komfortablen Couch neben einem relaxt und positiv gestimmt wirkenden Mr. Nicholas niedergelassen, der in Sachen Promotion für das neue Album "Comfort In Sound" unterwegs ist. Seit Lees Tod ist noch nicht einmal ein Jahr vergangen und auch die Veröffentlichung des Vorgängeralbums "Echo Park" liegt mit dem Release-Datum 2001 noch nicht ewig lange zurück... "18 Monate waren es in Großbritannien", korrigiert Nicholas, und fragt dann etwas unsicher nach, ob ich ein ganzes Jahr für eine wirklich so kurze Zeitspanne halte. Für Feeder sei das nämlich definitiv nicht der Fall, erklärt er dann, bisher hätte er alle Feeder-Alben innerhalb eines Jahres geschrieben, nur dauere es meistens etwas länger bis ein Album tatsächlich veröffentlicht werde. Gleichzeitig sei er sich natürlich im klaren darüber, dass niemand so früh eine neue Platte erwartet hat: "Es gab keinen Plan oder irgendeine Art von Druck, ein neues Album zu produzieren, es ist einfach so passiert. Wenn du ein Album fertig hast und dir denkst, dass die Leute es hören sollten, ist es schwierig es zurückzuhalten." Natürlich fühle es sich komisch an, hier zu sein und Interviews zu geben, weil man ein neues Album herausbringt - schließlich habe man den Drummer der Band verloren. "Trotzdem fühlt es sich richtig an. Ich weiß nicht, wie es funktioniert oder warum es so ist, aber ich finde es gut, dass wir als Band weitermachen und es fühlt sich auch gut an, über die neue Platte zu sprechen." In der englischen Musikpresse war aufgrund der neuen Veröffentlichung des öfteren von einem Comeback die Rede und davon, dass Feeder nun älter und weiser klängen als zuvor. Nicholas kann diesen Kommentaren nur teilweise beipflichten: "Natürlich bin ich jetzt älter, aber bei 'weiser' bin ich mir nicht so sicher. Worauf es ankommt, ist glaube ich die Menge an Erfahrungen, die man mit steigendem Alter sammelt. Wahrscheinlich war gemeint, dass dieses Album auch Songs enthält, die ältere Leute ebenso ansprechen wie die jungen Rock- oder Indie-Kids." Von einem Comeback könne aber nicht die Rede sein, schließlich seien Feeder nie wirklich "weg vom Fenster" gewesen. Er selbst hatte auch nie den Idee, mit dem Produzieren von Musik aufzuhören oder ein Solo-Album aufzunehmen. Dazu sei die Band viel zu klein - "jetzt ja noch kleiner als früher" - und nehme einen viel zu wichtigen Teil in seinem und Hiroses Leben ein, als dass man aufgeben hätte wollen - schließlich gäbe es noch so viel mehr zu erreichen. "Klarerweise würde ich mir wünschen, dass Jon das alles mit uns erleben könnte," meint der Sänger und Songwriter nachdenklich, "aber das geht eben nicht. Wenn du bei den Proben dabei gewesen wärst, bevor Jon zurück nach Amerika ging, dann hättest du gesehen, dass die Stimmung genial war. Wir waren alle so positiv drauf, Jon war glücklich und die Musik klang großartig! Es ist echt hart zu wissen, dass wir das nie wieder so fortsetzen werden können und der Gedanke daran wird von Tag zu Tag schmerzhafter, schließlich war Jon nicht nur der Drummer bei Feeder, sondern auch ein guter Freund." Das Geschehene führte jedenfalls dazu, dass sich Grant Nicholas noch mehr als sonst aufs Schreiben konzentrierte und sich sogar regelrecht ins Aufnahmestudio einschloss - eine Art Fluchtversuch, wie er im Nachhinein feststellt, und vielleicht auch der Grund dafür, dass jetzt, nach nur neun Monaten, ein neues Album fertiggestellt sei. Auf die Texte möchte er nicht näher eingehen, die solle man sich schon lieber selbst anhören. Bei manchen der Songs könne man - sofern man die Geschichte von Feeder kennt und weiß, was passiert ist - wahrscheinlich schon heraushören, dass sie sich um Jon drehen, aber prinzipiell gehe es ja einfach darum, dass einem ein Lied gefällt und so könnten manche Stücke auch einfach als Liebeslieder interpretiert werden: "Das ist ja das, was ich an Musik so liebe. Wenn ich mir eine Platte kaufe, ist es nicht immer wichtig, dass ich genau weiß, was sich der Künstler beim Schreiben der Songs gedacht hat. Klar, manchmal ist das schon schön, aber es geht doch eigentlich darum, was sich jeder Einzelne denkt, welche Bilder im Kopf des Hörers entstehen. Das ist es doch, worum es bei Musik und Texten geht, oder?" Sobald die Qualität der Lyrics kritisiert wird, ist es Nicholas aber dennoch wichtig, den Unterschied zwischen "Echo Park" und "Comfort In Sound" hervorzuheben. Bei "Echo Park" ging es bloß darum, einfache, lustige und poppige Rock-Songs zu produzieren, "throw-away Songs" eben. Dieses Album sei anders, die Texte auf "Comfort In Sound" fände er gut und ausdrucksstark, aber prinzipiell sei ihm diese Art von Kritik auch egal, da es sich ohnehin nur um einzelne, persönliche Meinungen handle. "Mir ist es wichtig, über die Dinge zu singen, die mir etwas bedeuten - das können Tagebucheinträge sein oder Momentaufnahmen von Gefühlen und Erinnerungen. Und ja, vielleicht wirken manche dieser Ideen und Gedanken sehr simpel, dennoch es ist mir lieber so, als bloß ein paar sehr clever klingende Zeilen von einem Blatt Papier abzulesen."
Feeder
Die Frage, ob die ständigen musikalischen Vergleiche mit den Foo Fighters schon langsam nerven, verneint der Sänger. Der leise Einwurf eines ebenfalls anwesenden Kollegen, der meint, dass er sich nicht getraut hätte, diese Frage zu stellen, wird mit einem Lachen beantwortet: "Wieso denn nicht, die Frage ist doch berechtigt! Aber nein, solche Vergleiche gibt es doch immer, mal sind es die Smashing Pumpkins, dann wieder Radiohead. In unserem Fall rührt der Vergleich wahrscheinlich auch von der Zusammenarbeit mit Gil Norton [Producer der Pixies und Foo Fighters] her. Dave Grohl hat zum Beispiel mit Gil zusammengearbeitet, weil er die Pixies mag. Aber ich glaube schon, dass man uns mit den Foo Fighters vergleichen kann. Dave Grohl und ich scheinen auch tatsächlich ähnliche Songschreiber zu sein, wenn es um so Rock-Zeugs geht - er mag eben auch gute Melodien und harte Gitarren. Aber von allen aktuellen amerikanischen Bands freue ich mich so oder so am meisten für die Foo Fighters, dass es sie noch gibt. Von dem, was die NuMetal-Szene hervorbringt, halte ich nicht viel, im Gegensatz dazu sind die Foo Fighters 'old school', da gibt's noch dieses klassische Songwriter-Element und das mag ich." Ach ja, einen Unterschied gibt's da doch noch: Die Foo Fighters haben einen Drummer, Feeder nicht mehr. Oder doch wieder? Für "Comfort In Sound" setzte sich jedenfalls Mark Richardson (Skunk Anansie), ein langjähriger Freund der Band, hinters Schlagzeug. Er war der erste, der Nicholas als möglicher Ersatz eingefallen war, "obwohl es für Jon keinen Ersatz gibt, denn Jon war einfach Jon Lee, den kann man nicht einfach so ersetzen." Da die Suche nach einem neuen Schlagzeuger aber unumgänglich war, wollte man zumindest jemanden finden, der gut und (Tour-)erfahren war und gleichzeitig auch etwas mit Feeders Musik anfangen konnte. Richardson half also aus und machte dabei seinen Job so gut, dass er mit auf die nächste Tour gehen wird und wahrscheinlich auch bald offiziell als neues Bandmitglied gelten darf - eine Entscheidung, die man - aus Gründen der Fairness sowohl gegenüber Richardson als auch gegenüber sich selbst - nicht sofort an die Öffentlichkeit tragen wollte. Die zwanzig Minuten in der luxuriösen Hotel-Suite sind schon beinahe um, eine letzte Frage bleibt noch zu stellen: Handelt es sich bei der Zeichnung auf dem Album-Cover um einen Engel, gibt es da vielleicht eine Art versteckte Botschaft? "Ich weiß es nicht genau," gibt Grant Nicholas verschmitzt zu, "da müsstest du das Mädchen fragen, das die Zeichnung gemacht hat. Sie ist eine japanische Künstlerin, deren Arbeiten ich zufälligerweise in einem Buch entdeckt habe. Da uns die anderen Cover-Entwürfe nicht gefielen, wir aber ihre Zeichnungen wunderbar fanden, kontaktierten wir ihren Agenten in New York und verwenden ihre Zeichnungen jetzt auch für alle kommenden Veröffentlichungen. Ich glaube ehrlich gesagt, dass es sich um eine Art Insekten-Mädchen handelt, aber wir fanden auch, dass es wie ein Engel aussieht."
Weitere Infos:
www.feederweb.com
www.roadrunnerrecords.de/artists/Feeder/
Interview: -Kerstin Kollmann-
Fotos: -Pressefreigaben-
Feeder
Aktueller Tonträger:
Comfort In Sound
(Echo Label/Roadrunner Records)

 
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