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ANGER 77
 
Die Dinge gehen, wie sie gehen
Anger 77
Wenn man sich so die Charts ansieht, könnte man ja glatt meinen, die Leute hätten Angst vor Gitarren bzw. richtigen Bands. Das hat ja alles dann so einen handgemachten Charakter, der vielleicht mal auf der Bühne daneben gehen kann, vor allem, wenn man mal einen falschen Ton spielt. Das trifft ja auf den Großteil der Projekte, die sich in den Charts tummeln, nicht zu, da ja so ziemlich alles elektronisch perfektioniert ist. Anger 77 aus Erfurt zeigen mit ihrem neuen Album "Keine Angst" aber, daß man als Band, und nicht als Projekt Nummer 23452, durchaus bestehen kann, auch wenn es nicht einfach ist. Aber was ist im Leben schon einfach?!?
Anger 77
Sigi (Gesang): "Wir haben als Band eine Menge Phasen durchgemacht, die schwierig waren, wir haben uns am eigenen Schopf wieder rausgezogen, natürlich auch mit Hilfe von Freunden. Ich habe mir früher immer viel Sorgen gemacht und viel Angst vor vielen Sachen gehabt, wobei es gar nicht notwendig war. Das ist auch so eine Art Botschaft an die Leute - die müssen keine Angst haben. Die Dinge gehen, wie sie gehen." Obwohl die neuen Songs größtenteils letztes Jahr im Sommer entstanden sind, und auch in Spanien aufgenommen wurden, scheinen die Texte doch recht düster zu sein - woran lag das? Sigi: "Ich glaube, daß die Grundaussage der Texte auf 'Keine Angst' eigentlich eher positiv ist, sie sind im Vergleich zur vorigen Platte schon viel fröhlicher. Es ist eigentlich immer so mein Grundansatz gewesen, nicht ganz so lustig die Dinge zu sehen, sondern eher ernster. Aber ich denke, daß es bei den Texten auf 'Keine Angst' sehr oft auch den Silberstreif am Horizont gibt, außer natürlich bei 'Angst'. 'Angst' ist eine konkrete Situationsbeschreibung, dort gibt's keine Hoffnung. Aber wenn ich sage, man soll keine Angst haben, dann heißt es, daß es sogar in dem Moment noch Hoffnung gibt, also selbst das geht irgendwann vorbei und man kann da auch wieder rauskommen."
Anger 77
Wenn man schon ein Album auf dem Buckel hat, verfügt man ja logischerweise schon ein paar Erfahrungen, was das Songschreiben und vor allem das Aufnehmen angeht - worin seht ihr die Unterschiede zwischen den beiden Alben? Ludwig (Gitarre): "Die Herangehensweise war diesmal allein schon durch den Zeitfaktor ganz anders gewesen. Für das erste Album arbeitest du dein ganzes Leben lang, d.h. wir konnten aus dem Vollen schöpfen, bei dem zweiten Album kommt das berühmte Problem, viel getourt, ohne Ende getourt, keine Zeit gehabt, neue Songs zu erarbeiten, und plötzlich ist da der Drang, ein neues Album machen zu wollen, aber man muß erstmal gucken, was man für Songs machen möchte bzw. man muß sie erstmal schreiben - und das war der erste fundamentale Unterschied. Der zweite ist, daß das erste Album für unseren Geschmack doch sehr statisch geworden, dadurch, daß wir einen sehr starken Einsatz von Drumcomputern gehabt haben. Wir haben versucht, beim neuen Album etwas dynamischer zu arbeiten, es ist mehr Dynamik und Wärme in den Songs, es ist nicht mehr so kühl." Sigi: "Es hat auch mehr mit unserer Live-Präsenz zu tun. Weil wir halt so viel live gespielt haben, ist die Band auch als Live-Band mehr gewachsen, und dadurch sind auch viele Sachen direkt live eingespielt, also zumindest die Grund-Tracks, Gitarren, Schlagzeug und Bässe, daß man das zusammen eingespielt hat."
Anger 77
Heutzutage reicht es ja nicht mehr aus, nur ein Album zu machen, sondern man ist ja als Band praktisch dazu gezwungen, ein Video zu drehen, damit es auf den entsprechenden Sendern gespielt wird - ist das nun lästig oder kann so etwas auch Spaß machen? Ihr habt ja neulich vom Olaf Heine den Song 'Komm her' in's Video-Format gebracht. Ludwig: "Es kann auch Spaß machen, so ein Video zu drehen, es ist ja nicht nur eine stressige Angelegenheit, und das in Amerika hat sehr viel Spaß gemacht, vor allem auch, weil du mit sehr vielen professionellen Leuten zusammengearbeitet hast und bei diesem Dreh unheimlich viel lernen konntest, einfach so für deine Arbeitseinstellung zu diesem Entertainment, und es gehört halt dazu. Es ist eben heutztage der Standard und notwendig." Sigi: "Für mich war das ein langer Entwicklungsprozeß. Wir haben ja zum ersten Album auch schon zwei Videos gedreht, und ich bin da anfangs eher so herangegangen, daß ich das ziemlich nervig fand, daß das also jetzt ein Muß ist, daß jetzt nicht gesagt wird, wenn du als Künstler der Meinung bist, du willst das auch noch visuell umsetzen, dann kannst du das gerne tun, aber heutzutage, um überhaupt mithalten zu können, muß es gemacht werden. Dann kommt dazu, daß es horrend viel Geld kostet, daß oft ein so'n Filmchen irgendwie soviel kostet wie die komplette Studio-Produktion einer Platte, was ich sehr pervers finde. Da bin ich am Anfang mit sehr gemischten Gefühlen herangegangen, man muß aber jetzt sagen, daß man sich daran gewöhnt hat, denn es gehört einfach wirklich dazu, als Musiker ist man ein Gewohnheitstier wie alle anderen Menschen auch, und ich hab jetzt mittlerweile Spaß dran gefunden, zumal wir in dem Video [Komm her] auch echt schauspielern konnten. Wir wissen jetzt zwar nicht, wieviel davon übriggeblieben ist, aber wir wurden auf jeden Fall von Olaf dort in Situationen gesetzt, wo er sagte: 'So, jetzt spiel mal das und das!', und das hat echt Spaß gemacht, also irgendwie mal nicht nur den Song zu performen, sondern einfach auch mal versuchen, schauspielerisch tätig zu sein." Ludwig: "Du kannst dabei auch eine Menge lernen für deine Live-Performance, z.B. die Art, wie du dich in so einem Video bewegst, wenn Du z.B. im Video herumläufst, und du hast kein Instrument in der Hand, das ist ja für einen Instrumentalisten auf der Bühne etwas völlig komisches, und du lernst einfach, wie komisch das vor der Kamera aussieht und du fängst an, dafür zu trainieren."

Auf der Cover-Rückseite des neuen Albums prangt auch u.a. der Copy Kills Music-Banner - wie seht ihr die ganze Sache? Sigi: "Es gibt ja da unterschiedliche Auffassungen. Also, wenn ich eine Band richtig gut finde, dann will ich auch die Original-CD haben, weil es für mich ethisch eine andere Sache ist. Ich habe selber privat keine einzige gebrannte CD, weil ich mir eh keine CDs zulege, wo ich sage, gut, das höre ich mir jetzt mal so an, sondern mir wirklich nur Zeug kaufe, das ich richtig gut finde. Ich denke, da wird's 'ne Menge Leute geben, die genauso drauf sind. Ich weiß nicht, vielleicht ist es ja so, daß durch das Brennen einfach mehr Leute sich eine relativ unbekannte Band wie uns einfach mal anhören?!?" Ludwig: "Der Verbreitungsgrad ist vielleicht größer, da kann halt nur darauf hoffen, daß die Leute sagen, ja, ich find die Musik gut, die mein Kumpel mir da gebrannt hat, aber ich will das jetzt schon mit Original-Cover und mit Fotos und Texten haben. Das bedenkliche dabei ist, glaube ich, daß Musik noch mehr inflationäre Massenware wird. Es erscheinen ja eh schon hunderte von CDs pro Woche in Deutschland, und wenn dazu noch alle kopiert werden und dann so mit dem Edding schnell draufgeschrieben wird und das liegt dann irgendwo alles herum, dann wird das alles wertlos. Da kann man dann nur drauf hoffen, daß die Kids, die das machen, halt irgendwann auch sagen, nee, das ist mir schon etwas wert, die 25 oder 30 Mark gebe ich aus, weil ich die Band ganz gut finde."

Anger 77 sind auf jeden Fall die paar Mark wert - sei es live auf der Bühne oder auf CD. Mal sehen, ob die Band auch als Fußball-Experten etwas taugen. Hier ist der Fußball-Tip für den 3. Spieltag der Saison 2000 / 2001 (05./06.09.2000) vom Gitarristen Ludwig:

[Spiel Tip (Ergebnis)]
SC Freiburg - 1. FC Köln 1:2 (0:0)
Kaiserslautern - VfB Stuttgart 0:0 (1:0)
Leverkusen - Unterhaching 3:0 (1:0)
Schalke 04 - Energie Cottbus 1:2 (3:0)
Bayern München - VfL Wolfsburg 3:1 (3:1)
Eintracht Frankfurt - Hansa Rostock 0:2 (4:0)
Borussia Dortmund - 1860 München 2:1 (2:3)
Hertha BSC - VfL Bochum 2:0 (4:0)
Hamburger SV - Werder Bremen 3:1 (2:1)

Die Antworten per RealAudio anhören...

Weitere Infos:
www.emimusic.de/artists/anger77/index.html
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Anger 77
Aktueller Tonträger:
Keine Angst
(EMI)
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