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MANTA RAY
 
Bush ist eine Pest
Manta Ray
Bei Titeln wie "Take A Look" (auch der Titel der neuen EP), "Estratexa" oder gar "Ausfahrt" ahnt man es schon: Manta Ray sind irgendwie anders. Das Quartett aus dem spanischen Gijon, das jetzt über das rührige Acuarela Label auch hierzulande offiziell erreichbar ist, hat sich einem ganz eigenen Weg verschrieben, der sich nicht so recht in Worte kleiden lässt. (Weswegen diese übrigens bei Manta Ray auch eher eine untergeordnete Rolle spielen). Irgendwo zwischen Krautrock, Avant-Garde, Elektronik, College- und Post-Rock schlängelt sich das Quartett so durch. Dass da stilistisch so einiges geht, so verrät uns Frank Rudow, der "Sample-Man" und zufälligerweise deutsche Bassist der Truppe, liegt daran, dass man sich schon lange kennt und eine solide musikalische Entwicklung durchlaufen hat, im Laufe derer dann so einiges hängengeblieben ist. "'Estratexa' heißt 'Strategie'", erklärt Frank zunächst mal den Titel der aktuellen CD, "und es gibt einige Gründe, warum wir das Album so nannten. Der Hauptgrund ist aber der Labelwechsel. Wir waren in Spanien fünf Jahre bei einem anderen Label und haben dort eigentlich alles erreicht, was wir als Band erreichen können. 'Estratexa' ist unsere vierte eigene CD. Wir haben aber noch viel mit anderen Bands zusammengearbeitet - einer spanischen namens Schwarz, einer französischen namens Diabolorum, und dann mit Chris Brokaw und Thalia Zedek [die in Spanien - wie Howe Gelb - auch auf Acuarela sind]."
Ist es in Spanien eigentlich üblich, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten? So etwas kennt man ansonsten ja eher weniger. "Das ist in Spanien schon so, dass man versucht auf diese Art neue Wege zu gehen. Die Indie-Landschaft ist in Spanien zwar ziemlich dünn, aber so entstehen halt doch immer wieder viele neue Sachen." Frank ist seit 10 Jahren in Spanien ansässig und kennt sich demzufolge gut aus. Wie ging denn eigentlich die musikalische Entwicklung von Manta Ray vonstatten? Denn wie gesagt kann man ja so einige Einflüsse heraushören. "Die Band gibt's ja bereits seit '92. Damals orientierte man sich sehr an amerikanischen Rock Bands wie Pixies, Sonic Youth oder Pavement - indem man deren Sound emulierte. In Asturien - das liegt zwischen dem Baskenland und Galizien - haben wir eine sehr hohe Arbeitslosigkeit und es regnet oft. Das ist die Mischung aus Seattle und Liverpool. Die Gründe, in einer Band zu spielen, liegen u.a. darin begründet. Ab '95-'96 hat sich eine Art Sound in der Stadt entwickelt - Viva Las Vegas [die kürzlich auch eine Split Single mit Chris Brokaw machten], Australian Blonde [von denen es eine ganze CD mit Steve Wynn als Sänger gibt] oder Mousse - da gibt's viele Musikprojekte, die sehr interessant sind. Wir haben auch dazu beigetragen, die asturianische Sprache wiederzubeleben. Das ist eine alte spanische Sprache keltischer Abstammung, die unter Franco unterdrückt wurde." Auf der EP findet sich ein kurzer Track namens "Demasiado Liquido", auf dem die baskische Folklore Sängerin Anari ein Gastspiel gibt. Gibt es denn noch weitere spanische Spuren in der Musik von Manta Ray? "Bei der neuen Scheibe hört man das nicht so - da geht's eher in Richtung Post-/Krautrock - aber es gibt tatsächlich auch spanische Einflüsse in unserer Musik: 'Anada' z.B. basiert auf einem spanischen Wiegenlied - in unserer Version natürlich eher albtraumhaft auszulegen. 'Estratexa' basiert auf traditionellen Rhythmen. Es ist aber eher so eine Art moralischer Aspekt, das in unsere Musik einfließen zu lassen."
Welche Bedeutung haben denn in diesem Zusammenhang die Texte? "Wir haben ja nur vier Stücke auf der Scheibe mit Texten. Texte kann man fast gar nicht sagen, es sind ja eher kurze Slogans. Wir benutzen die Stimme nicht als Sinnträger, sondern als weiteres Instrument. Unsere Stücke entstehen in Jam-Sessions. Da ist die Stimme dann weniger von Bedeutung - weil der Sänger auch der Gitarrist ist. Wir versuchen einen Freiraum zu lassen für den Hörer, damit er sich seinen eigenen Reim machen kann auf das, was wir eigentlich sagen wollen - vielleicht angeregt durch den Titel." Ist das der Grund, warum manche Titel programmatische Züge tragen, wie z.B. "Rosa Parks"? "Der Titel ist dann ja doch die einzige Möglichkeit uns auszudrücken und ich denke auch, dass das sehr wichtig ist. Wir haben die Platte im Winter 2001 begonnen als das ganze Weltchaos losbrach und wir haben sie fertiggestellt, als die Prestige unterging, wovon wir sehr betroffen sind. Daher kommt es auch, dass die Scheibe sehr düster, aggressiv und brutal anfängt. Es ist schwer einen Titel für ein fertiges Instrumentalstück zu finden. Nimm z.B. 'Ebola' - das hieß vorher 'Bush Junior' und da haben wir uns gedacht Ebola und George Bush ist ja doch irgendwie das Gleiche - wie eine Pest."
Manta Ray
Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit, sich auszudrücken: Das Video zu "Estratexa" (auszugsweise enthalten auf der neuen EP "Take A Look" zeigt Bilder aus dem spanischen Bürgerkrieg, die direkt auf Picassos Guernica verweisen). Wie sieht's denn mit der Melodie aus? Wie bei überwiegend instrumental orientierten Bands oft üblich, gibt es auch bei Manta Ray keine richtigen Melodien. "Das liegt am 'Droning'", erklärt Frank, "das ist dieser 'Buckel', der sich ständig wiederholt, wobei sich doch Veränderungen bemerkbar machen. Eine Wellenbewegung. Wir haben eine sehr abstrakte Art Melodien einzubinden und die dann zu vernebeln. Oft beginnen wir ja auch mit einer Art Nebel, aus dem dann der Song durch die Wolken bricht. Es ist schwer zu sagen, warum das so ist. Vermutlich aufgrund unserer langen Entwicklung, die dieses abstrakte Verständnis hervorgebracht hat." Welche Funktion hat denn das Moment der Monotonie? Es gibt gar ein Stück, das "Monotonía" heißt. "Das ist schwer zu sagen. Die Zeit und die Geschwindigkeit und der Weg, den man gehen möchte, spielen eine große Rolle. Wir spielen unsere Tracks live ein. D.h. wenn wir live spielen, re-interpretieren wir die Stücke. Dabei verändern sie sich natürlich auch. Meinen Sampler benutze ich dabei weniger wie einen Sequenzer, sondern als Instrument. Meine analogen Instrumente sind dabei auch noch schwer zu kontrollieren, so dass ich es auch immer einfach habe zu variieren und zu improvisieren. Ich denke, dadurch wird die Monotonie aufgebrochen." Wohin soll denn für Manta Ray die Reise hingehen? "Das ist eine Geschichte, die weitergeschrieben wird. Mit dem Labelwechsel haben wir eine größere Illusion gewonnen. Wir sind guten Mutes. Die Scheibe wurde auch in Russland veröffentlicht und das ist natürlich unglaublich für uns. Ich würde gerne mal mit Howe Gelb zusammenarbeiten. Das ist ein faszinierender Typ, den ich sehr gerne mag und den ich auch sehr gut kenne - und einmal hatte ich ihn auch schon fast so weit, aber er hat ja immer so wenig Zeit. Und was Produzenten betrifft, wären Steve Albini, John McEntire oder Jim O'Rourke Traumkandidaten." Na, gerade letzterer hat doch bestimmt noch sehr viel weniger Zeit. "Genau - außerdem würde das vermutlich auch sehr viel Geld kosten. Da nehme ich doch lieber weiter zu Hause auf."
Weitere Infos:
www.mantaraysite.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Manta Ray
Aktueller Tonträger:
Take A Look
(Acuarela/Skycap/Zomba)
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