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PAT MACDONALD
 
Kleine Träume, große Songs
Pat MacDonald
Pat MacDonald hat ja schon so ziemlich alle Höhen und Tiefen des Showbiz durchlaufen. In den 80ern leckte er kurz am Ruhm, als er mit seiner damaligen Frau Barbara zusammen das Duo Timbuk 3 gründete und mit "The Future's So Bright, You Got To Wear Shades" einen Riesen-Hit hatte. Irgendwie so schien es, als könne dieses obskure Gespann mit Gitarre, Bass und Beatbox das System aushebeln. Allerdings war "Shades" das von Musikanten so gefürchtete "One Hit Wonder" und obwohl Timbuk 3 noch eine ganze Weile weiterkraxelten, ging das Projekt - zunächst privat, dann auch musikalisch - auseinander. Es folgte eine Pause, bevor Pat dann 1997 mit seiner Solo-CD "Sleeps With His Guitar" diese in die Brüche gegangene Beziehung musikalisch aufarbeitete. Seither machte er durch eine Reihe ausgezeichneter, z.T. wagemutiger CDs von sich hören (eine davon "Degrees Of Gone" z.B. mit Verstärkung der Berliner Inchtaboktables eingespielt). Sehr viel eingebracht hat ihm das nicht: In den USA ist Pat momentan ohne Plattenvertrag und die Scheiben wurden eher geachtet als gekauft. Natürlich lässt sich ein alter Haudegen wie Pat nicht unterkriegen: Nachdem er mit seiner zweiten Frau, Katherine, offensichtlich privat wieder seinen Frieden geschlossen hat, legte er dieses Jahr mit "Strange Love - PM Does DM" ein ganz besonderes Projekt vor: Pat MacDonald spielt Songs von Depeche Mode. Wie konnte es denn hierzu kommen?
"Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern", schmunzelt Pat, "meine Frau Katherine und ich waren in Austin, Texas. Zu der Zeit lebten wir in einem Wohnwagen. Es war im Winter und ich spielte 'Stripped' - das war bereits der dritte Song von DM, den ich gelernt hatte. Ich fragte Katherine, was sie davon hielte, wenn ich ein ganzes Album mit DM-Songs machte und sei meinte, es sei cool. Weißt du, ich habe so lange an 'Stripped' gearbeitet - und überhaupt an anderer Leute Songs, die ich für die Gitarre adaptierte - und dachte mir, dass es vielleicht sogar für andere Gitarristen von Nutzen sein könnte, wenn ich Songs wie diese herunterbreche und Möglichkeiten aufzeige, wie man so etwas auf der Gitarre spielen könnte." Pat beschreibt es so, als sei es verwerflich, Zeit damit zu verbringen, an anderer Leute Material zu arbeiten? "Na ja, das hat mit der Arbeits-Ethik zu tun. Man hat fast Gewissensbisse, wenn man so etwas macht und nicht seiner eigenen Aufgabe, dem Schreiben von Songs nachgeht. Experimente zu meinem Vergnügen sind okay, aber ich denke, man sollte dann auch andere daran teilhaben lassen. Aber zurück zur Geschichte von 'Strange Love': Ich erinnere mich daran, dass wir zusammen über die Straße gingen, um zum Flipnautic-Coffee-Shop in Austin zu gelangen. Da gibt es nämlich ein Münztelefon. Ich habe dort John Parish angerufen und ihn gefragt, was er von so einem Projekt hielte. Seine Reaktion war sehr ermutigend. Er erinnerte sich daran, dass wir in Barcelona mal ein paar DM-Songs zusammen gespielt hatten." John ist ein alter Kumpel von Pat, der bereits auf zwei seiner Scheiben mitarbeitete. "Ich weiß gar nicht mehr, wann wir uns getroffen haben", erinnert sich Pat, "es war acht oder neun Jahre her. Ich mochte sofort seine Art, die Dinge anzugehen. Ich traf ihn auf dieser Veranstaltung für Songwriter auf diesem Schloss in Frankreich. Wir sollten einen Song zusammen schreiben. Er hatte diesen winzigen Verstärker und spielte seine Gitarre so, dass sie richtig dreckig klang. Ich mochte das sofort. Ich denke, wir mögen die gleichen Sachen. Aber auf der anderen Seite hat er etwas, was ich nicht habe. Er hat einen anderen kompositorischen Ansatz. Er bringt also Sachen ein, an die ich niemals gedacht hätte, kleine Dinge..." Die aber im großen Ganzen den Unterschied ausmachen. Das, so hatte uns John selber auch einmal gesagt, sei es, worauf er immer besonders achte.
Was ist denn für Pat eine gute Cover-Version? "Nun", überlegt er, "das ist schwierig zu sagen, weil es verschiedene Ansätze gibt, die alle gut sein können. Manchmal z.B. führt es in eine neue Richtung, oder die Version kann sich über das Original lustig machen, es leicht nehmen. Wenn der Song ernst war, kann man schwarzen Humor hinzufügen. Ich spiele z.B. 'Strangers In The Night' in einer psychotischen Version. Ich verändere ein paar Worte und lasse den Sänger verzweifelt und neurotisch erscheinen. Das ist eine Art. Eine andere ist, den Song so straight wie möglich zu spielen - zu versuchen, das Herz des Stückes zu finden. Das ist das, was mich an den DM-Songs reizte. Ich mag, was Martin Gore macht, die Verbindungen, die er aufbaut. Ich würde also niemals einen seiner Songs zerstören. Es ist aber wirklich schwierig zu sagen, was richtig ist." Hat Pat denn Martins "Counterfeit"-Projekt gehört? "Erst kürzlich. Ich mag seine Version von 'Motherless Child'. Die zweite Scheibe ist noch besser, weil er weiter mit der Interpretation geht." In dem Zusammenhang: Was dachte Pat denn, als er erfuhr, dass Johnny Cash auch eine Cover-Version von "Personal Jesus" aufgenommen hatte? "'Ach du Scheiße', dachte ich mir, 'jetzt kannst du es nicht mehr auf die CD packen.' Ich hab's dann aber doch gemacht, weil das der erste Song ist, den ich von DM spielte und ich mochte ihn doch so. Als ich seine Version dann aber hörte, dachte ich, dass diese mehr nach DMs eigener akustischer Demo-Version klang, die eigentlich die ganze Sache für mich in Gang setzte. Es klang also verschieden genug. Ich denke heute, dass es ruhig noch mehr Versionen von 'Personal Jesus' geben könnte." Pats Version enthält eine Passage eines Nine Inch Nails-Songs. "Ich weiß auch nicht woher das kam, aber ich habe es immer schon gemacht und ich denke, es passt irgendwie." In welcher Weise kann die Scheibe denn nun anderen Gitarristen helfen? "Ich versuchte Songs zu nehmen, die schienen, als wären sie spezifisch für Synth-Pop geschrieben. Ich habe versucht, den Song darin zu finden. Es macht Spaß, Sachen zu finden, die nicht für die Gitarre gedacht sind. Andererseits ist es so, dass ich zuweilen Gitarrenriffs höre, wo gar keine sind. Ich war also versucht, diese Riffs nachzuspielen. Das ist besser, als etwa so etwas zu stehlen und in andere Songs einzubinden. 'Policy Of Truth' ist z.B. so ein Song." Was war denn der schwierigste Song und welcher hat am meisten Spaß gemacht? "'Fly On The Windscreen' war der schwierigste. Damit hatte ich richtig Probleme. Der Gitarrenpart ist schwierig zu spielen und Johns Drum-Part kam total unerwartet. Ich hätte niemals so einen kaputten Drum-Part erwartet, der dann so super passte. Deswegen wird John auch von anderen Drummern so geachtet. Ich war mir bei dem Song auch wegen der Vocals nicht so sicher. Ich musste sie nachher einspielen, weil es einfach nicht möglich war, sie live zur Gitarre zu singen. Der Song der am meisten Spaß machte, war 'Stripped' - er klingt einfach, aber es ist ein wunderschöner Song. Es macht Spaß ihn zu spielen."
Pat MacDonald
Nachdem Pat ja schon so einiges in seiner Karriere ausprobiert hat: Was wäre denn ein Projekt, das ihn noch besonders reizen würde? Pat überlegt eine Weile und meint dann: "Ich würde gerne mit ein paar Background-Sängerinnen arbeiten. Auf dieser Scheibe kann man es zwar nicht so gut hören, aber in letzter Zeit bin ich immer mehr an Stimmen interessiert. Ich mag es, Stimmen zu doppeln oder mit einer anderen Stimme zusammen zu singen. Auf dieser Scheibe singt Katherine. Hast du das gehört? Hat es dir gefallen? Sie hat überhaupt keine Ausbildung und es war schwierig für sie, das zu tun, aber ich denke, sie hat einen guten Job gemacht. Es wäre aber schön, wenn es da professionelle Unterstützung für sie gäbe. Ich und sie und vielleicht zwei andere Sängerinnen - das wäre etwas..." Man erkennt es schon: Pat ist kein Mann mit großen Träumen oder großen Ansprüchen. Er ist einer dieser Vollblut-Musiker, die offensichtlich gar nicht anders können, als Songs zu spielen. "Weißt du, das wichtigste überhaupt für mich ist es, live zu spielen", verrät er, "dabei ist es mir auch ganz egal, vor wieviel Leuten. Momentan versuche ich gerade eine Tour zusammenzubekommen. Aber das ist nicht ganz einfach. Ich habe schon so lange nicht mehr getourt und würde sehr gerne wieder einmal hier spielen. Das ist es, worauf ich momentan hinarbeite."
Weitere Infos:
www.patmacdonaldmusic.com
pmacd.timbuk3music.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Pat MacDonald
Aktueller Tonträger:
Strange Love - PM Does DM
(ulftone/edel)

 
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