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THE SECRET MACHINES
 
Wider die kurze Aufmerksamkeitsspanne!
The Secret Machines
Die Musik, die die Brüder Ben und Brandon Curtis sowie Josh Garza da fabrizieren, ist sicherlich nicht für Menschen mit einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne geeignet, denn die Herren lieben es, ihren psychedelisch angehauchten Sound auszubreiten und den Hörer mit auf eine intensive Reise zu nehmen. Ihre eigene Reise führte die Band von Texas nach New York, dort fanden sie den idealen Ort für neue Einflüsse und die entsprechende Kreativität, um die Songs für ihr Debüt-Album, "Now Here Is Nowhere", entstehen zu lassen. Ein äußerst lohnenswerter Trip.
Wenn man sich im Vorfeld über die Secret Machines bzw. über deren Musik mit anderen Schreiber-Kollegen unterhielt, konnte man fast eine Wette darauf abschließen, zu welchem Extrem die Meinungen tendieren würden. Für manche ist es eine hervorragende Band, für andere wiederum einfach nicht zu verstehen. Sänger und Gitarrist Ben Curtis kennt diese Situation: "Einige Leute sagen, unsere Musik würde so hoffnungsvoll und happy klingen, andere sagen mir, dass die Musik so paranoid und verängstigend sei, sogar Depressionen hervorrufend. Ich denke aber, die jeweilige Meinung sagt eher etwas über den Hörer selbst aus als über uns oder unsere Musik. Diese unterschiedlichen Meinungen zu hören, gibt mir momentan einen großen Kick..." Einen ebensolchen dürfte Ben auch bekommen, wenn er z.B. mit einem seiner großen Heroen auf der Bühne stehen kann (am Abend des Interviews spielte die Band im Hamburger Molotow und als Special Guest durften sie Michael Rother auf der Bühne begrüßen; Rother war früher Mitglied bei Kraftwerk, später gründete er mit Klaus Dinger NEU!, arbeitete mit diversen Can-Mitgliedern zusammen etc.). "Ja, das ist großartig", freut sich Ben. "Er hat unsere Platte gehört und fand sie toll - was natürlich ein großes Kompliment ist, denn schließlich haben uns viele seiner Sachen sehr beeinflusst und für mich persönlich ist er ein sehr wichtiger Musiker. Ich schätze vor allem die Tatsache, dass er - und einige andere deutsche Künstler - Musik gemacht hat, die ihrer Zeit weit voraus war und damals nicht wirklich akzeptiert wurde, aber in den 30 Jahren danach wieder unglaublich wichtig geworden ist. Und es ist großartig, dass er dies alles miterleben und vor allem hören kann, wieviele andere Bands er mit seiner Musik beeinflusst hat. Eigentlich können wir uns nicht vorstellen, dass es passen würde, Gast-Musiker während eines Konzertes auf der Bühne zu haben, weil wir drei während einer Show eine sehr feste Einheit bilden und sich alles auf einer sehr persönlichen Ebene abspielt, aber Michael Rother passt einfach hinein." Kein Einspruch von dieser Seite - in der Musik der Secret Machines finden sich viele Zitate aus Art-, Prog- und Krautrock wieder, ebenso viele psychedelische Elemente. "Now Here Is Nowhere", das Debüt-Album, hört sich demnach auch wie ein Trip an, und nicht, wie es bei vielen Erstlings-Veröffentlichungen nunmal so ist, wie eine eher wilde Zusammenstellung von Songs. "Das stimmt", meint Ben. "Die Songs auf dem Album stammen alle aus der Phase, als wir von Texas nach New York gezogen sind - wenn man diesen großen Unterschied persönlich miterlebt, stürzen natürlich viele neue Eindrücke auf einen ein, und diese Erfahrung haben wir in die Musik eingebaut. Außerdem hatten wir den Vorteil, dass wir alle schon in anderen Bands gespielt haben und dort teilweise schon Erfahrungen mit einer Debüt-Platte sammeln konnten, also wussten wir schon vorher, worauf man achten sollte und was man vermeiden sollte. Wir waren also im Grunde sehr gut darauf vorbereitet."
The Secret Machines
Trotzdem entschloss man sich dazu, mit "First Wave Intact" einen Neun-Minuten-Bastard an den Anfang der Platte zu stellen. Die Band war sich doch der Tatsache bewusst, dass die heutige Aufmerksamkeitsspanne nicht besonders groß ist? Ben: "Ja, schon, aber eins der schönsten Komplimente, die wir zu diesem Song bekommen hatten, war, dass man einfach nicht glauben mag, dass dieser Song wirklich neun Minuten lang ist! Klar fühlt es sich nach einer recht langen Zeit an, aber man denkt da eher an vier oder fünf Minuten - und nicht an fast zehn! (lacht) Und unsere Plattenfirma hatte auch nichts dagegen, so einen Song als Opener für ein Debüt-Album zu nehmen - sowas kommt ja auch nicht so oft vor, dass sie so etwas zulassen, vor allem nicht aus marketingtechnischer Sicht. Wir sind uns natürlich darüber im Klaren, dass unsere Musik zu einem gewissen Teil gut zu verkaufen sein muss, damit das Label weiterhin in uns investiert und damit wir dadurch als Band weitermachen können - und teilweise versuchen wir natürlich auch, zu den Leuten direkt zu gelangen, aber auf der anderen Seite wollen wir natürlich nicht oberflächlich sein. Wir wollen populäre Musik besser machen als sie momentan ist." Na, das ist doch mal eine Aussage, die wir sehr gerne unterschreiben. Die populäre Musik heutzutage kann sicherlich ein wenig Psychedelic und ernstgemeinte Absicht vertragen. Und wenn die Secret Machines zu dieser - wenn auch utopischen - Entwicklung beitragen können, dann ist mit Sicherheit mit ihrem Debüt-Album ein erster Schritt im Kampf gegen die kurze Aufmerksamkeitsspanne getan.
Weitere Infos:
www.thesecretmachines.com
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Phil Knott-
The Secret Machines
Aktueller Tonträger:
Now Here Is Nowhere
(Reprise/WEA)

 
 

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