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PINEY GIR
 
Not In Kansas Anymore
Piney Gir
Wenn ein Tonträger "Peakahokahoo" heißt und von einem Act namens Piney Gir stammt, dann macht das ja zumindest einmal neugierig. Zumal die Musik auf besagtem Werk eine absolut erfrischende Mischung aus 80s Synthie-Sounds, Schrammel-Pop und Lounge-Cocktail-Jazz darstellt. Erste Nachforschungen ergeben, dass sich hinter besagter Piney Gir eine junge Dame namens Angela Penhaligon verbirgt, die mit einer seltsamen Mischung aus Südstaaten-Twang und Cockney-Slang spricht und die hauptberuflich bei einer Plattenfirma arbeitet, ansonsten aber ständig abwesend ist, weil sie permanent irgendwo auftritt. Vorzugsweise im Dirndl. Das macht dann noch neugieriger. Wer oder was ist denn ein Piney Gir und ein Peakahokahoo?
"Nun, der Begriff Piney Gir entstand, als ich noch ganz, ganz klein war", verrät Piney / Angela, die übrigens jeden Satz mit einem bestätigend dahingehauchten "yeahhh" abschließt, "als mich die Leute fragten, was denn mein Name sei, antwortete ich, dass ich 'Piney' hieße. Kein Mensch weiß, woher das kam. Ich hatte es mir einfach ausgedacht. Und 'Gir' kommt daher, dass ich damals noch nicht 'girl' sagen konnte. Ich war immer 'Piney Gir'. Und ich dachte, dass das ein guter Name für meine Bühnen-Persona wäre." Nun, da sind wir aber erleichtert, dass das nicht etwa etwas mit dem deutschen Begriff "Peiniger" zu tun hat! "Wow, so etwas gibt es?", wundert sich Angela. "Das eröffnet ja eine ganz neue Bedeutung." Zweifelsohne. Und was ist ein "Peakahokahoo"? "Das stammt aus derselben Quelle", meint Angela nicht unerwartet, "ich dachte, das sei Vogel - ein Cousin vom Pfau (peacock). Ich wollte den damals fangen, indem ich einen Milchkarton aufstellte und ein Erdnussbutter-Sandwich drunterlegte, weil ich dachte, dass der Vogel so etwas möge. Leider fing ich niemals einen. Ich erwischte indes einen Waschbären. Auf dem Cover der CD ist aber zumindest ein Bild des Vogels. Wenn du mal so einen siehst, dann gib mir bitte Bescheid." Nun gut: Irgendwie passt das alles auch zu der Musik, die Piney macht. Diese hat auch diese erfrischende kindliche Naivität, die alles in Frage stellt und bei der auch alles möglich ist. Wie hatte es denn dazu kommen können? D.h.: Welche musikalische Laufbahn hat Piney hinter sich? "Ja, ich war vor einigen Jahren in einer Band namens Vic 20, die immerhin eine Single auf Mute herausbrachte - dem Label, wo ich heute arbeite" erzählt sie, "vorher habe ich aber klassische Musik studiert und aufgewachsen bin ich mit der Kirchenmusik." Das sind freilich Dinge, die man aus Pineys Musik heute nicht mehr heraushört. Wie setzt sie diese Erfahrungen denn in ihrer eigenen Musik um? "Also ich bin dankbar für meine musikalische Ausbildung", stellt sie voran, "ich denke, dass mir das ein Verständnis dafür vermittelt hat, wie Musik funktioniert und zusammenpasst. Vielleicht benutze ich nicht all die schicken Sachen, die ich gelernt habe, aber das Grundverständnis der musikalischen Theorie macht es zum Beispiel einfacher für mich, Stücke zu schreiben. Ich glaube aber nicht, dass man unbedingt klassisch ausgebildet sein muss, um gut sein zu können."
Wie gerieten denn Cover-Versionen von "Que Sera" und "My Generation" auf das Album? "'Que Sera' erinnert mich an meine Großmutter", meint Piney, "wir haben den Song in der Küche gesungen, wenn wir Kuchen zusammen gebacken haben. Ich dachte, dieses Stück wäre die perfekte Einleitung für meinen eigenen Song, 'Girl', der ja ziemlich zornig ist. Und 'My Generation' habe ich ausgesucht, weil ich gerne eine Rock-Geschichte aus den 60s aus der Sicht einer Frau umsetzen wollte. Und zwar mit Mitteln der Elektronik auf eine moderne Art, so dass am Ende eine ganz andere Bedeutung herauskommt. Außerdem drückt dieser Song ja auch dieses rebellische Feeling aus, das ich auch gerne verwende. Für mich war das eine große Herausforderung." Interessanterweise gibt es ja keinen Song in der Art von "My Generation" für die aktuelle Generation, nicht? "Ja, stimmt", pflichtet Piney bei, "ich denke aber, jede Generation braucht so etwas. Und da nehme ich dann eben das, was es gibt." Was ist denn eigentlich das Konzept hinter Piney Gir? Kein Konzept zu haben, vielleicht? "Ja, vielleicht ist da gar kein Konzept", räumt Piney ein, "vielleicht ist es einfach eine Sammlung von Songs. Ich vergleiche das immer mit einem Mix-Tape für deinen besten Freund. Es mag nicht alles aus derselben Richtung stammen, aber es ist alles gut. So würde ich meine Scheibe gerne sehen - mit einem wenig Jazz, ein wenig Country, ein wenig Rock'n'Roll - alles auf einer CD. Mir gefällt es, wie so etwas deine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt." Wie kam es dazu, dass sich Piney für die Elektronika als Mittel ihrer Wahl entschied? "Einfach deswegen, weil ich elektronische Musik mag", gesteht Piney, "die ersten Scheiben, die ich mir kaufte, waren von Depeche Mode, Erasure oder The Cure. Ich mochte das und ich bin dabei geblieben." Und das mit einer gewissen Konsequenz: Soeben hat Piney auf der letzten Erasure Tour den Support gemacht. Heißt das, dass Pineys Songs auch so etwas wie eine Hommage an die o.a. Acts sind? "Nun, ich bin von diesen Bands beeinflusst", zögert Piney, "ich weiß nicht, ob ich es Hommage nennen würde. Aber natürlich beeinflusst dich das, was du in deiner Jugend gehört hast, wenn du selber Musik machst." Und woher kommen die anderen Einflüsse? Zum Beispiel die jazzigen Sachen. "Nun, ich stamme aus Kansas City und da gibt es eine lange Jazz-Tradition", verrät Piney, "weil Count Basie daherkommt. Und Ella Fitzgerald lebte lange dort und Charlie Parker stammt aus Kansas. Es gab also immer Jazz in meiner Heimatstadt. Und ich muss sagen, dass ich das auch mag."

Nun ist es ja zweifelsohne so, dass sich Piney definitiv nicht mehr in Kansas befindet - eher auf der gelben Backsteinstraße. Und dort gibt es auch Rock'n'Roll, nicht wahr? "Nun, ich habe als Teenager natürlich auch mal eine Rock-Phase durchlaufen", meint Piney, "da stand ich auf Guns'n'Roses und Kiss und so etwas. Da rede ich mir gerne ein, dass das Songs wie 'Jezebel' und die eher rockigen Sachen auf meiner CD beeinflusst haben. Es macht nämlich Spaß, auch mal Krach zu machen." Wie schreibt Piney denn eigentlich ihre Songs? Stilistische Dünkel scheinen da ja keine große Rolle zu spielen. "Ich denke, dass ich da in der glücklichen Lage bin, mich nicht anstrengen zu müssen", erklärt Piney, "denn für gewöhnlich materialisiert sich ein Song in meinem Kopf. Der muss dann da raus, aus meinem Kopf, weil ich ansonsten ein wenig verrückt würde, weil der Songs sich da immer im Kreise dreht. Manchmal muss ich noch ein wenig an den Texten arbeiten, weil die nicht immer gleich mitkommen. Der Song ist aber für gewöhnlich da." Das ist ja ein ziemlich natürlicher Prozess. "Nun, ich will's ja nicht beschreien, aber ich denke, schon, dass es so ist." Wenn das alles praktisch von selbst passiert: Was ist denn schwierig für Piney Gir? "Nun, ich bin nicht gut mit technischen Dingen", gesteht Piney, "wie zum Beispiel mit ProTools oder so. Da brauche ich Hilfe." Und was ist am wichtigsten für Piney Gir? "Gosh", stöhnt Piney so ganz und gar unenglisch, "ich denke es sind Phasen. Ich habe letztlich so viele Auftritte gehabt, so dass ich jetzt unbedingt wieder ins Studio möchte. Wenn ich dann aber wieder mal im Studio bin, möchte ich baldestmöglich wieder auf Tour gehen. Das alles schaukelt sich gegeneinander auf. Das ist ja immer wichtig, wenn man neue Sachen gemacht hat, diese auch live zu spielen." Wie wichtig ist denn der Humor in Pineys Konzept (oder "Nicht-Konzept")? "Oh ich denke, dass es wichtig ist, dass man sich selber nicht so ernst nimmt", lacht sie, "ich bin nämlich der Meinung, dass Musik Spaß machen soll. Und da muss man manchmal ein wenig ironisch sein." Ein gutes Beispiel dafür ist z.B. der Song "Boston", der nichts mit der Stadt gleichen Namens zu tun hat. "Nee - aber erinnerst du dich noch an die Rock-Gruppe Boston? Mich hat das Riff des Stückes ein wenig an Boston erinnert. Und außerdem dachte ich, dass 'Boston' ein lustiger Name für ein Stück sei."

Piney Gir
Wann hat Piney denn gemerkt, dass sie nicht mehr in Kansas ist? "Ich bin vor sieben Jahren nach England gezogen", verrät sie, "und ich finde, dass in Europa ein sehr viel offener Zugang und Interesse zu bzw. an Kunst herrscht. Ich finde es spannend, wie dies die Kreativität nährt. Speziell London, wo ich lebe, ist ein sehr spannender Ort. Das ist ein interessanter Kontrast zu Kansas, das sehr entspannt und freundlich ist. Beide Orte haben ihre Vorzüge. Aber ich finde Europa halt nun mal liberaler. Ich bin zwar nur deswegen hierhergezogen, weil ich nicht wusste, was ich sonst hätte tun sollen, schätze das Leben hier aber inzwischen sehr." Und wie sieht die Zukunft aus? Die nun erscheinende Scheibe ist ja bereits ein Jahr alt. "Nun, ich arbeite gerade an einem Hörbuch, für das ich einen elektronischen Soundtrack schreibe. Dann habe ich gerade das Gitarrenspielen gelernt und bin dabei, neue Stücke für ein neues Album zu schreiben und außerdem habe ich vor, eine Country-Scheibe einzuspielen - teilweise mit Cover-Versionen, teilweise mit neuem Material. Und auf jeden Fall will ich im Herbst auch auf Tour kommen..." Es war ja auch irgendwie nicht anzunehmen, dass es Piney Girs Art ist, sich auf irgendwelchen Lorbeeren auszuruhen. Wer nach einer quirligen Alternative zu dem sucht, was er gerade hört (eigentlich egal, was das nun sein mag), der sollte Piney Gir mal prüfend in Erwägung ziehen.
Weitere Infos:
www.pineygir.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Piney Gir
Aktueller Tonträger:
Peakahokahoo
(Truck/Cargo)
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