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NEW MODEL ARMY
 
Unkaputtbar
New Model Army
25 Jahre gibt es sie nun, die Kultband aus dem englischen Bradford. Umtriebig sind Justin Sullivan und seine Mitstreiter stets gewesen, Studioalben haben sie dennoch bisher erst acht veröffentlicht. Pünktlich zum Dienstjubiläum erscheint nun das neunte, betitelt "Carnival". Eine typische NMA-Platte ist dabei herausgekommen, auf der mehr gerockt wird als sonst in der jüngeren Vergangenheit üblich, ein Album aber auch, auf dem NMA sich bisweilen darauf beschränken, mit den textlichen wie musikalischen Markenzeichen ihrer langen Karriere zu kokettieren.
Bei seinem subtilen ersten Alleingang "Navigating By The Stars" vor zwei Jahren hatte Sullivan gewissermaßen eine leere Leinwand vor sich, bei NMA dürfte es dem Briten mit der markanten Zahnlücke dagegen etwas schwerer fallen, immer wieder bei null anzufangen, schließlich hat die Band bestimmte Markenzeichen, auf die sie nur schwerlich verzichten könnte. "Die Frage ist nicht, was auf einer Platte sein sollte, sondern, was NICHT", entgegnet Sullivan beim Treffen mit Gaesteliste.de. "Was nicht darauf sein sollte, ist all das, was wir zuvor schon gemacht haben. Natürlich werden New Model Army immer eine Rockband sein, deshalb werden wir sicher immer auf schnelle Bassläufe, mitreißende Refrains, Northern Soul Beats und Moll-Akkorde zurückgreifen - weil wir das mögen, nicht, weil wir die gleiche Platte wieder und wieder aufnehmen wollen."

Schon einmal lagen fünf Jahre zwischen zwei New Model-Army-Studiowerken. Im Unterschied zur Veröffentlichungslücke in den 90ern waren Sullivan und die Seinen in den Jahren seit "Eight" schwer beschäftigt. "Wir waren nie richtig weg, aber wir waren mit anderen Dingen beschäftigt", nickt Sullivan. "Es fing an mit der [Raritäten-Compilation] 'Lost Songs', mit der wir uns einen Monat lang beschäftigen wollten, und letzten Endes brauchten wir sechs. Dann wollte ich drei Monate für meine Soloplatte verwenden, und auch für die benötigte ich sechs. Danach wollte ich dann sechs Monate auf Tour gehen, und daraus wurden zwei ganze Jahre. Wenn ich aber bedenke, dass ich mein ganzes Leben damit verbringen werde, Musik zu machen, erscheinen mir diese fünf Jahre als gar nicht so lang. Es gibt etwas, das man Business-Zeit nennen könnte, einen zeitlichen Rahmen, in dem gewisse Dinge gewöhnlich zu passieren haben, aber davon haben wir uns schon 1985 abgewendet."

Ungefähr zu jener Zeit begann sich auch das Besetzungskarussell bei der Band aus Bradford zu drehen. Inzwischen ist bekanntlich Justin Sullivan die einzige Konstante in der NMA-Saga, nachdem der Ende der 90er ausgestiegene Drummer Robert Heaton letztes Jahr an den Folgen eines Krebsleidens verstarb. "Das Fehlen von Kontinuität hat Vor- und Nachteile", glaubt Sullivan. "Manchmal wünschte ich mir schon, dass Robert [Heaton] oder Stuart [Morrow] noch dabei wären, aber es ist auch immer eine spannende Herausforderung, neue Leute einzuarbeiten." Denn spätestens seit der reibungslosen Ablösung Heatons durch Michael Dean weiß er auch, dass der Ausstieg eines Musikers kein Weltuntergang ist. "Robert war ein toller, sehr eigenständiger Drummer, der wusste, dass es beim Schlagzeugspiel um die Balance geht. Michael saß fünf Jahre als sein Techniker hinter ihm und wusste das auch. Als Robert krank wurde, sagte er zu mir: 'Richte Michael aus, dass seine Zeit gekommen ist.' Am ersten Tag unserer Proben dachte ich, dass das nie etwas wird, am zweiten Tag hatte ich schon das Gefühl, dass es doch klappen könnte, und am dritten Tag konnte ich schon kaum mehr einen Unterschied hören. Mit Michael habe ich nun eine ähnlich enge Beziehung wie mit Robert Mitte der 80er, als wir uns gegenseitig wunderbar ergänzt und angespornt haben."

Eine Veränderung im Line-Up gab es auch 2005, denn der langjährige Gitarrist Dave Blomberg hat die Band nach den Aufnahmen zu "Carnival" verlassen. Der Abschied von Blomberg nach 13 langen Jahren schmerzt Sullivan allerdings schon. "Die Sache mit Dave ist, dass es sehr lange dauerte, bis er sich wirklich in der Band eingefunden hatte, und danach war er ein wichtiger Faktor, aber was soll ich sagen... Bands sind Bands... Die letzten zwei Jahre mit ihm waren hervorragend, sein Gitarrenspiel war ausgezeichnet, und sein Stil passte perfekt zu uns. Wir wollten nicht, dass er geht, aber er ist ein allein erziehender Vater, er hat andere Prioritäten."

Sein Nachfolger Marshall Gill erlebte seine Feuertaufe kürzlich in Deutschland, als er ein zweites Konzert mit NMA vor 50 000 Menschen in der LTU-Arena zu Düsseldorf im Vorprogramm der Toten Hosen absolvieren musste. Nach dem Konzert hatte Sullivan noch unumwunden zugegeben, dass der neuen Besetzung mit Gill bis dato die Zeit zum Proben gefehlt habe, aber eine dreiwöchige USA-Tournee, die New Model Army im September absolviert haben, sollte auch dieses Problem aus der Welt geschafft haben. Feinen Konzerten in Deutschland sollte im Oktober, November und Dezember also auch ein Vierteljahrhundert nach der Gründung der Band nichts im Wege stehen, oder, wie Sullivan es ausdrückt: "Wenn die Konzerte in Deutschland anstehen, können wir ALLES spielen!"

Weitere Infos:
www.newmodelarmy.org
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-
New Model Army
Aktueller Tonträger:
Carnival
(Attack Attack/Rough Trade)
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