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MARKUS RILL
 
Sündenpreis-Erhöhung
Markus Rill
Markus Rill hat es geschafft. Wo viele andere deutsche Songwriter, die sich der Amerikana Musik verschrieben haben, immer wieder beweisen müssen, dass sie dieses Genre überhaupt beackern dürfen, ist der Mann aus Süddeutschland, der aber sein musikalischen Lehrzeit in Texas verlebte - zumindest bei seinen eingeborenen Kollegen - als gleichberechtigter Partner akzeptiert. "Im Mai 2005 habe ich Seattle das Northwest Folklife Festival gespielt", erzählt Markus, "da hat mich ein Filmproduzent aus Seattle gesehen, der mittlerweile schon drei meiner Songs für seine Kinofilme verwendet hat. Und mein Song 'Dying Bed' kam bei der International Songwriting Competition aus 15 000 eingereichten Songs ins Finale der Americana-Kategorie (12 Songs). Von der Jury, in der u.a. Tom Waits, Loretta Lynn, Amy Ray von den Indigo Girls saßen, wurde ich mit einer 'honorable mention' ausgezeichnet. Fred Eaglesmith kam ins Finale der Folk-Kategorie und hat auch 'ne ehrenhafte Erwähnung bekommen... Ich war der einzige Nicht-Muttersprachler im Finale."
So richtig verwunderlich ist die Sache aber nicht. Mal abgesehen davon, dass Markus das handwerkliche gut drauf hat und akzentfrei amerikanisieren kann, klingen seine Aufnahmen - insbesondere das neue Material - so dermaßen originär, dass kein Zweifel daran herrschen kann, wo - im übertragenen Sinne - Markus' Herz schlägt. Soeben veröffentlichte Markus nun seine neue CD, die bezeichnenderweise den Titel "Price Of Sin" trägt. Das heißt: Besser man kauft sich das Werk noch dieses Jahr, bevor sich der Preis der Sünde durch die Mehrwertsteuer-Anhebung erhöht. Doch Ernst beiseite: Die neue Scheibe ist im Prinzip eine Abkehr von Markus bisherigen Scheiben, da er das ganze neue Material im akustischen Ambiente ansiedelte. Wie steht Markus heutzutage zum Rock'n'Roll? "Es gibt grundsätzlich nix geileres auf der Welt als Rock'n'Roll", meint Markus fast wehmütig, "Elvis, Jerry Lee... da geht nix drüber. Und live macht es oft auch viel Spaß, rockige Nummern zu spielen - oder zu hören. Aber dieses Mal kamen eben überwiegend ruhige Songs aus mir raus. Ich habe ein paar rein akustische oder fast rein akustische Platten, die zu meinen absoluten Lieblingsplatten zählen. Mir geht zum Beispiel 'Solitary Man' von Johnny Cash viel tiefer rein als etwa das 'Unchained'-Album, auf dem er von Tom Petty & The Heartbreakers begleitet wird. Musikalisch wichtig ist mir in erster Linie, einen guten Song zu schreiben - der kann Richtung Country, Rock, Folk oder Blues gehen. Und dann ist es toll, mit hervorragenden Musikern zu arbeiten, die den Song mal so umsetzen, wie man sich's gedacht hatte oder auch mal einen ganz anderen Dreh geben. Die Blue Rose-Leute haben die Platte gehört und nicht lange gefackelt - das hat mich sehr gefreut." Sind die neuen Songs irgendwie anders geschrieben worden, als die bisherigen? Was muss man beachten, wenn man akustisches Material bearbeitet? "Ich habe in den vergangenen Jahren ein bisschen Fingerpicking gelernt", verrät Markus, "meine ersten Fingerpick-Songs waren 'Dying Bed' und 'Where Do We Go From Here?' auf 'Hobo Dream'. Ich habe viel Spaß gehabt, weiter daran zu arbeiten ... und Fingerpicking-Songs werden eben fast zwangsläufig etwas ruhiger. Dazu kam, dass ich ne Reihe von Solo-Auftritten und ne kleine Duotour gespielt habe. Man schreibt dann etwas anders, als wenn man für eine Band schreibt. Aber wie gesagt, das kam ganz natürlich in den letzten Jahren so aus mir heraus - ich musste mich da nicht zensieren oder mit Vorsatz schreiben. Ich finde, je besser ein Song ist, umso weniger Firlefanz braucht er drumherum. Ist ja ne alte Faustregel, dass ein Song dann richtig gut ist, wenn er auch nur mit Gitarre oder Piano funktioniert. (Natürlich gibt's auch Ausnahmen von dieser Regel.) Mir war's eben wichtig zu sehen, ob diese Songs auch mit sehr wenigen Zutaten funktionieren. Und trotzdem wollte ich ein abwechslungsreiches Album hinbekommen."
Was ist denn der Preis der Sünde, wer zahlt den und warum ist das Thema der Scheibe? "Der Preis der Sünde wird wohl vom Sünder bezahlt", meint Markus ernüchtert, "in dem Song 'The Price You Pay For Sin' wird der Preis wie folgt definiert: 'You leave behind the kid that you were way back when...' Du verlierst also deine Unschuld. Oder du verlierst etwas, das dir sehr sehr wichtig ist, wie z.B. in 'Broken Puppet' oder 'Wash Away The Stain'. Zum Titel des Albums wurde das, als mir klar wurde, dass sich fast alle Songs mit dem Thema beschäftigen... wie lebe ich mit den Fehlern, die ich gemacht habe bzw. den Sünden, die ich begangen habe... oder wie kann ich der Versuchung widerstehen und derartige Fehler vermeiden." Markus' Stimme ist ja heutzutage weicher denn je. Isst er gelegentlich Kreide oder wie kommt das? Wohin möchte Markus als Sänger? Was ist beim Singen wichtig? "Ach, ich definiere mich eigentlich gar nicht als Sänger", meint er eher bescheiden, "ich habe auch keine Ziele, die sich rein auf den Gesang beziehen. Wichtig ist mir nur, den Song glaubhaft rüberzubringen. Dazu braucht's mal Power wie z.B. bei '3.05 am' vom letzten Album und mal einen eher behutsamen Ansatz. Die Songs von 'Price Of Sin' sind doch überwiegend nachdenklich - also hab ich versucht, dieses Gefühl, diese Atmosphäre auch mit dem Gesang zu vermitteln." Auf der neuen Scheibe befindet sich auch der Song "Me & Bonnie Parker" über die Räuberbraut Bonnie Parker - aber nicht Clyde Barrow ist der andere Protagonist, sondern ihre Jugendliebe. Woher kam die Inspiration hierfür? "Ich hatte schon lange ein Faible für Songs, die sich um reale Personen oder reale Gegebenheiten drehen wie z.B. 'Me & Billy The Kid' von Joe Ely, 'Shades Of Gray' von Robert Earl Keen oder diverse Dylan-Songs. Dann hab ich im Frühjahr 2004 Valerie Smith mit ihrer Bluegrass-Band einige Male gesehen und sie hatte auch einige Songs über Outlaws im Programm. Irgendwie bin ich dann auf Bonnie Parker gekommen. Ich hatte zuerst den Refrain zu dem Song im Kopf und habe dann etwas recherchiert und war höchst verblüfft, dass es in ihrem Leben tatsächlich einen Mann gab, der wie geschaffen war, den Erzähler für meinen Song abzugeben. Soweit ich weiß, sind alle Namen und Fakten in dem Song korrekt. Auch die Tätowierung oberhalb des Knies. Stimmt alles. Den Film mit Warren Beatty und Faye Dunaway habe ich übrigens noch nie gesehen."
Markus Rill
Woher kommt das Thema mit dem Tanz auf dem Friedhof und was soll es aussagen? Ein Friedhof ist ja eben normalerweise NICHT der Ort, an dem man singt und tanzt. Außer vielleicht in New Orleans... "Also die Antwort auf diese Frage würde sehr persönlich", zögert Markus, "viel möchte ich eigentlich nicht dazu sagen. Ich denke, dass der Song selbsterklärend sein sollte. Zur Hintergrundinfo: In dem Song geht's um meine Mutter, die nicht so wahnsinnig viel Spaß in ihren letzten Lebensjahren hatte, deshalb war ihr Tod dann auch ne Art 'Befreiung' nach Krebskrankheit und Schlaganfall und in diesem Sinne ist der Titel zu verstehen. Ich vermisse sie sehr, aber im Grunde weiß ich, dass es ihr jetzt vielleicht besser geht. 'I celebrate your life and the fact that you're free - that's why I'm singin' and dancin' tonight in the cemetery.'" Ist der Text zu "My Love Runs To You" nicht ein wenig sentimental? Oder ist dies vielleicht eine Fingerübung in Richtung Hank Williams / Willie Nelson-Simplizität? Braucht es eigentlich viel Mut, einen solchen Text vorzutragen? (In Anbetracht dessen, dass hierzulande des Öfteren über so etwas gelächelt wird.) "Ich weiß nicht, ob der Song sentimental ist. Eine Fingerübung ist er nicht. Das ist echt, das hab ich so empfunden. Zum ersten Mal wollte ich für jemanden einen Song schreiben und singen, der das aussagt: 'I love you and this is real'. Überhaupt sind diesmal sehr persönliche Songs auf der Platte. Mein Leben gab in den letzten Jahren einige Turbulenzen her, die ich in Songs verarbeiten konnte / wollte / musste." Gibt es einen besonderen Grund, warum die "Zusatzinstrumente" wie z.B. die Fiddle oder das Cello so unauffällig in den Hintergrund gemischt wurden? "Wir hatten im Mix immer nur das Ziel, den Song bestmöglich rüberzubringen und die Geschichte, die in dem Song erzählt wird, in den Mittelpunkt zu stellen", erklärt Markus, "die Balance, die George und ich im Mix gefunden haben, haben wir jeweils als die beste empfunden. Da gibt's ne sehr schöne Aussage, in einem Dokumentarfilm über Springsteens Studioarbeit. Bei der Diskussion, ob und wie laut Streicher in einem bestimmten Song eingesetzt werden sollen, sagt Springsteen: 'The song is a narrative. If anything interferes with the narrative, we're fucked.' So ist das!" Und was ist an dieser neuen Scheibe das Wichtigste? "Dass sie echt ist. Die Songs sind echt und sehr persönlich. Und wir haben weitestgehend live aufgenommen. Auf acht von zwölf Songs haben wir den Live-Guide-Vocal behalten - nicht, weil er perfekt ist, sondern, weil er die Stimmung des jeweiligen Songs rübergebracht hat." Und wie geht es weiter für Markus Rill? "Ich denke im Moment noch nicht ernsthaft daran, wie die nächste Platte werden könnte. Ich bin mit diesem Album sehr glücklich und möchte nun daran arbeiten, dass die Leute auf diese CD aufmerksam werden. Ich würde mir wünschen, auch außerhalb Deutschlands ein größeres Publikum zu finden und auch meine Aktivitäten in den USA zu forcieren."
Weitere Infos:
www.markusrill.net
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Markus Rill
Aktueller Tonträger:
Price Of Sin
(Blue Rose Records/Soulfood)
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