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THE DATSUNS
 
Alles wieder auf Anfang
The Datsuns
Nein, den Aufstieg zur Stadionrockband, den wir The Datsuns nach unserer letzten Begegnung vor rund zwei Jahren durchaus zugetraut hätten, haben die vier Neuseeländer nicht geschafft. Dafür aber haben sie mit ihrem dritten Album "Smoke And Mirrors" ihre bisher abwechslungsreichste und beste Platte eingespielt - nie kam die Band ihrer ursprünglichen Vision näher als mit diesem Album. Das The Datsuns dabei streckenweise sehr nach Led Zeppelin zu "III"-Zeiten klingen, mögen ihnen einige Kritiker als fehlende Eigenständigkeit ankreiden, allerdings muss man sich auch fragen: Könnte sich eine Rock N Roll-Band ein besseres Vorbild suchen? Gaesteliste.de traf den bestens aufgelegten Gitarristen Christian Datsun vor dem ausgezeichneten Konzert seiner Band im Kölner Underground.
Neustart

Christian: "Auf gewisse Art fühlt es sich für uns so an, als würden wir jetzt wieder ganz am Anfang stehen. Und das ist etwas sehr Gutes. Das Schöne an der neuen Platte ist, dass sich die Leute, die sie hören und kaufen, nun zum ersten Mal völlig auf die Musik konzentrieren können, ohne dass sie - im positiven wie negativen Sinne - von außen beeinflusst werden, wie das bei den ersten beiden Alben der Fall war. Bei der ersten Platte gab es einen so fürchterlichen Hype, dass wir gar nicht begreifen konnten, was da alles über uns hereinstürzte. Die zweite Platte haben wir dann zwischen zwei Tourneeabschnitten eingespielt, und alles war immer noch ziemlich chaotisch. Dann kam der unausweichliche Backlash, und alle, die uns zuvor großartig gefunden hatten, hassten uns auf einmal. Bevor wir die neue Platte in Angriff genommen haben, gönnten wir uns eine rund einjährige Auszeit, und jeder von uns hatte die Gelegenheit, seine Gedanken zu sortieren und ein Stück Normalität wiederzuerlangen. Anschließend haben wir dann eine Menge Songs geschrieben und eine Platte aufgenommen, und jetzt machen wir endlich wieder das, was wir am liebsten mögen: Wir stehen auf der Bühne."

Backlash

Christian: "Wir haben erwartet, dass es so kommen würde, deshalb waren wir nicht überrascht. Natürlich ist es schöner, wenn die Leute dir sagen, dass du toll bist, aber weil wir mit Rückschlägen gerechnet haben, traf es uns nicht so hart. Wir haben damals so oder so fast den Verstand verloren, deshalb machte es eigentlich keinen großen Unterschied. Erst jetzt, wo wir mit ein bisschen Abstand zurückblicken, können wir die Situation besser einschätzen. Was wir damals gedacht haben? Nicht viel, denn wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, uns einfach über Wasser zu halten und die endlosen Tourneen zu überstehen."

Tourleben

Christian: "Es gibt Situationen, wenn du acht Monate am Stück auf Tour gewesen bist, in denen alle deine Klamotten stinken, du deine Freundin seit Monaten nicht gesehen hast (du fragst dich dann ständig: 'Hab ich überhaupt noch eine Freundin?') und du dich mit deinen Bandkollegen streitest. Da fragst du dich dann schon, warum du das alles machst, aber sobald du am nächsten Abend raus auf die Bühne gehst und eine tolle Show spielst, ist das alles vergessen und du weißt gar nicht mehr, worum es bei dem Streit fünf Minuten vorher überhaupt gegangen ist. Wenn du zum ersten oder zweiten Mal in eine Stadt kommst, ist natürlich alles noch ganz aufregend, beim dritten oder vierten Mal denkst du eher: 'Ach, das war doch der Club, der keine Dusche im Backstage hatte oder eine schlechte Bühne', und du beschwerst dich über Kleinigkeiten, es gibt viele ups and downs, denn letzten Endes bist du ja doch froh, dass du's machst! Wenn die guten Erfahrungen nicht überwiegen würden, wären wir heute nicht hier! Mir gefällt es, immer wieder in die gleichen Städte zurückzukehren, denn auch wenn wir nie viel Zeit haben, kann ich mich an vielen Orten inzwischen ganz gut zurechtfinden. In einigen Städten habe ich Freunde, ich weiß, wo man hingehen kann, ich weiß auch, wovon man lieber die Finger lässt, wenn man nicht in eine Kneipenschlägerei verwickelt werden will und so weiter. Wir haben unsere Lektion gelernt und wissen jetzt, wie wir uns mit dem Leben auf Tour arrangieren können."

Liveshows

Christian: "Wir werden oft gefragt, ob wir es leid sind, die alten Songs zu spielen, aber ich liebe die Stücke der ersten Platte immer noch. Ernsthaft - es gibt keinen einzigen unserer Songs, den ich nicht mehr spielen wollen würde. Gäbe es keine Zeitbeschränkung, hätte ich nichts dagegen, alle drei Platten hintereinander weg zu spielen. Dadurch, dass wir jetzt drei Platten haben, von denen wir Songs auswählen können, ist unser Programm viel abwechslungsreicher, man könnte auch sagen runder, kompletter als früher. Es gibt jetzt mehr Höhen und Tiefen, alles ist viel dynamischer. Das einzige Problem besteht darin, die richtigen Songs auszuwählen, die wir spielen."

The Datsuns
Produzent

Christian: "Der Grund, warum wir die zweite Platte mit einem Produzenten von außerhalb gemacht haben, nachdem wir die erste selbst produziert hatten, war schlicht und ergreifend, dass sich uns die Chance bot, mit John Paul Jones zu arbeiten, und du lehnst einfach nicht ab, wenn ein ehemaliges Mitglied von Led Zeppelin mit dir zusammenarbeiten will. Einer der Gründe, warum wir länger als geplant gebraucht haben, um die dritte Platte zu veröffentlichen, war die Produzentenfrage. Wir wollten das Album in Eigenregie produzieren, denn wir hatten die Songs zusammen und wussten genau, was wir damit machen wollten. Die Plattenfirma wollte uns allerdings unbedingt einen Produzenten aufdrängen. Also haben wir uns mit einigen Produzenten in L.A. getroffen, aber alle, die wir mochten, fanden nicht die Gunst des Labels und umgekehrt. Das Ganze ging sechs Monate lang so, sechs Monate, in denen wir liebend gerne schon aufgenommen hätten. Unter anderem haben wir mit Nick Launay - hätte er es zeitlich möglich machen können, hätten wir sehr gerne mit ihm zusammengearbeitet - gesprochen, mit George Drakoulias und Joe Baresi und auch mit einigen trendigen Briten, wobei Letztere ganz sicher die komplett falsche Entscheidung gewesen wären. Nach sechs Monaten hitziger Diskussionen, in denen wir zwei A&R-Typen verbraucht haben, entschlossen wir uns, eine EP selbst zu produzieren, und als die Plattenfirma die hörte, sagte man uns: 'Okay, in Dreiteufelsnamen, produziert das Album auch selbst!' Wir hatten einfach den längeren Atem!"

Led Zeppelin

Christian: "Hahaha, du findest, die neue Platte klingt mehr nach Led Zeppelin als die zweite? Ich würde sagen, dass du damit richtig liegst. Als wir das zweite Album in Angriff nahmen, dachten wir alle: Wunderbar, wir werden mit John Paul Jones eine völlig abgefahrene Led-Zeppelin-Scheibe machen, schließlich lieben wir alle diese Band. Es stellte sich allerdings heraus, dass er darauf gar keine Lust hatte. Sein Geschmack ist ja ziemlich breit gefächert. Ich würde auf jeden Fall zustimmen, dass die neue Platte mehr Led-Zeppelin-Einflüsse aufweist, vor allem die Kombination von akustischen und elektrischen Elementen wie bei 'Waiting For Your Time To Come' oder 'Stuck Here For Days'. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie es dazu kam. Vielleicht liegt es einfach daran, dass wir selbst mehr daran interessiert waren, die Platte so klingen zu lassen, als John Paul Jones das beim Vorgänger gewollt hatte."

Sound

Christian: "Mit der neuen Platte haben wir endlich unseren Sound gefunden. Ich mag die ersten beiden Platten, aber sie sind straight-ahead Rock N Roll. Daran ist nichts auszusetzen, wir lieben diese Art von Musik, aber dieses Mal haben wir es geschafft, ein paar Dinge mehr auszuprobieren. Die Platte hat viel mehr Tiefgang, sie klingt wie ein richtiges Album, und für mich steckt darin mehr von den Datsuns als in den ersten beiden. Das mag vielleicht für einige seltsam klingen, denn die meisten denken wohl immer noch, dass uns unsere erste Platte perfekt beschreibt, weil sie ein solch klares Rock N Roll-Statement war, aber aus unserer Sicht klingt diese dritte Platte viel mehr nach dem, was uns vorschwebt und was wir sind. Nach zwei reinen Rock N Roll-Platten war es einfach an der Zeit, ein bisschen eklektischer zu werden, egal, ob das nun eine bewusste Entscheidung war oder nicht. Weil wir uns eine längere Auszeit gegönnt hatten, ergab es sich einfach, dass wir uns mehr Gedanken machen konnten und vermehrt neue Dinge ausprobiert haben. Wenn wir direkt nach der Tournee zur zweiten Platte wieder ins Studio gegangen wären, hätte es bei den Aufnahmen sicher geheißen: 'Das klingt interessant, aber wir haben keine Zeit, das auszuprobieren, lasst uns lieber schnell fertig werden!' Abgesehen davon sind wir jetzt auch einfach in der Lage, bestimmte Dinge umzusetzen, an die wir bei der ersten Platte noch gar nicht hätten denken können. Alles, was wir auf dieser neuen Platte gemacht haben, hätten wir auch schon gerne in der Vergangenheit realisiert, aber wir hätten einfach nicht gewusst, wie wir es hätten anstellen sollen!"

Weitere Infos:
www.thedatsuns.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigabe-
The Datsuns
Aktueller Tonträger:
Smoke And Mirrors
(V2/Rough Trade)
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